Freitag, 24. Februar 2012

Aid al-Qarni - Der saudische Guttenberg

Ein Beitrag von Katharina Mühlbeyer

Aid al-Qarni gehört zu den populärsten Predigern Saudi-Arabiens. Er hat Millionen Anhänger, seine Bücher sind Bestseller. Doch nun hat ihn eine junge saudische Schriftstellerin des Plagiats überführt, wie das saudische Kultur-und Informationsministerium kürzlich bestätigte. In seinem Buch mit dem Titel „Verzweifle nicht“ soll al-Qarni mehrere Passagen aus Salwa al-Oudedans Buch „So bekämpften sie die Verzweiflung“ übernommen haben, ohne dies zu kennzeichnen. Nun muss er nicht nur eine Geldstrafe bezahlen, auch sein Buch soll vom Ladentisch verschwinden, der weitere Vertrieb untersagt werden.

Dieses Urteil, ja der ganze Fall, ist erstaunlich, geht es doch um weit mehr als Fragen geistigen Eigentums. Es geht auch um eine Frau, die sich im konservativen Saudi-Arabien etwas traut, was wohl nicht viele wagen würden: ihre Rechte einzuklagen, auch gegen die Männerfront aus Religion und Politik. Und es geht um einen schillernden Islamisten, der in den vergangenen 30 Jahren eine fundamentale ideologisch-politische Wandlung durchlaufen hat und dessen Position nun ins Wanken zu geraten scheint.

Dienstag, 21. Februar 2012

Referendum am Sonntag: Syrien in schlechter Verfassung

Vor einem Jahr wäre diese Nachricht eine Sensation gewesen: Syrien gibt sich eine neue Verfassung, in der die Baath-Partei auf ihren Führungsanspruch verzichtet, alle Verweise auf den Sozialismus gestrichen und die Herrschaft des Präsidenten auf zwei Amtszeiten begrenzt wird. Doch elf Monate nach Beginn des Aufstands gegen das Assad-Regime können diese Versprechungen weder die syrische Opposition, noch den Großteil der internationalen Staatengemeinschaft überzeugen.

Erinnerungen an den Algerienkrieg: Kolonialer Schatten über Algier und Paris

Ein Gastbeitrag von Sofian Philip Naceur
2012 jährt sich Algeriens Unabhängigkeit zum 50. Mal. Doch in Paris und Algier tut man sich mit einer ehrlichen Aufarbeitung von Kolonialzeit und -krieg schwer, die politisierte Erinnerungskultur verhindert die Aussöhnung.

Montag, 20. Februar 2012

Elections in Yemen: The roadblock to change

Ein Gastkommentar von Will Picard
On February 21, Yemen will hold a presidential election that will defy almost every notion of what an election should be. Contrary to Yemeni law, the “election” will feature only one candidate, whose victory has been decided ahead of time; but even if the election’s result is certain, its effects are difficult to predict.

Donnerstag, 16. Februar 2012

Mali`s Tuareg rebellion: A catastrophe in the making

 Ein Gastbeitrag von Alex Thurston
Mali’s presidential elections, now little more than two months away, were supposed to mark the country’s triumph as a young and stable democracy. Mali approaches a milestone – the second peaceful transfer of power from one elected leader to another – that many political scientists consider the definition of a consolidated democracy. Outgoing President Amadou Toumani Touré, who has served since 2002, had hoped to leave his country a legacy of peace, infrastructural development, and prosperity derived from mining and other growth industries. Touré, often known by the abbreviation “ATT,” has faced serious political and security crises during his rule, including a bitter row over the country’s new family code and attacks by Al Qaeda in the Islamic Maghreb (AQIM). Yet as of this fall, ATT’s legacy appeared basically intact.

Dienstag, 14. Februar 2012

„Zu Gast bei tunesischen Islamisten – Interview mit Rachid al-Ghannouchi“

Ein Gastbeitrag von Tahir Chaudhry
Anfang Januar 2012 reiste eine Gruppe von vier Studenten der Islamwissenschaft von der Christian-Albrechts-Universität Kiel nach Tunesien, um die politische Lage des Landes ein Jahr nach der Revolution zu analysieren. Tunesien ist das Land, das im Winter 2010 der Ausgangspunkt für eine Protestwelle in großen Teilen arabischen Welt war. Höhepunkt der Exkursion war ein Treffen mit dem Islamistenführer Rachid al-Ghannouchi, der der Vorsitzende der islamistischen Ennahda Partei ist, die als Wahlsieger aus der ersten demokratischen Wahl in Tunesien nach dem Sturz von Ex-Diktator Ben Ali hervorging. Man geht davon aus, dass er der Marionettenspieler hinter den führenden Funktionären der neuen Koalitionsregierung in Tunesien ist.

Montag, 13. Februar 2012

Umbruch bei der Hamas: Alleskönner für den Spagat gesucht

Die arabischen Revolutionen zwingen die Hamas zu einer Neujustierung ihrer Organisationsstruktur. Insbesondere die anhaltende Gewalt in Syrien veränderte die jahrzehntelang stabilen politischen Verhältnisse und brachte die Hamas in ein Dilemma. Sie kann sich einerseits aus Rücksicht vor dem verbündeten syrischen Regime nicht dem Aufstand anschließen, kann sich aber andererseits aus Rücksicht vor den oft islamistisch gefärbten Widerstandsgruppen auch nicht auf die Seite des Regimes schlagen. Um nicht zwischen die Fronten zu geraten, verlässt nun die Hamas-Führung um Khaled Mashaal das politisch isolierte Land.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Der saudische Journalist Hamza Kashgari: Satanische Tweets

Bis zum vergangenen Wochenende war Hamza Kashgari ein junger aufstrebender Journalist aus Saudi-Arabien. Obwohl erst 23 Jahre alt schrieb er regelmäßig eine eigene Kolumne in der Tageszeitung al-Bilad, auf Twitter scharte er eine illustre Fanschar um sich. Doch nun hat die Regierung sämtlichen Zeitungen verboten, Kashgaris Texte weiter zu veröffentlichen, tausende Facebook-User fordern seinen Tod und der junge Mann musste ins Exil nach Südostasien fliehen. Angeblich wurde er mittlerweile in Malaysia festgenommen, das hat die dortige Polizei mittlerweile bestätigt. Hamza Kashgari befindet sich in großer Gefahr. Was ist passiert?

Mittwoch, 1. Februar 2012

Netanjahu gewinnt Vorsitz des Likud: Der große Steuermann

Benjamin Netanjahu hat am vergangenen Dienstag zum fünften Mal seit 1993 den Vorsitz des Likud gewonnen. Israels Ministerpräsident kann nun entspannt auf das innenpolitische Tohuwabohu blicken, meint Dominik Peters.