Mit dem Zuschlag für die WM 2022 ist in Katar das
Fußballfieber ausgebrochen. Das Emirat möchte jetzt auch seine
Frauen-Nationalmannschaft stärken. Dabei soll eine deutsche
Frauenfußball-Legende helfen.
Platz Nummer 135, zwischen Liberia und Lesotho – das ist die
aktuelle Weltranglistenposition der katarischen
Frauenfußball-Nationalmannschaft. Für ein Land, das in zehn Jahren die
Weltmeisterschaft der Männer ausrichtet und in dem der Sport traditionell eine
große Rolle spielt, ist das erbärmlich. Der Katarische Fußballverband will
Abhilfe schaffen – und greift zu einem außergewöhnlichen Mittel: „Wir stehen
seit längerer Zeit mit Birgit Prinz aus Deutschland in Kontakt. Wenn alles
glatt geht, wird sie ab Juli zwei Jahre lang für unsere Nationalmannschaft
spielen“, sagte der Präsident des Katarischen Fußballverbands, Scheich Hamad
Ibn Dschasim Al-Himaar, gestern der katarischen Tageszeitung Gulf Times.
Birgit Prinz beendete erst vor vier Tagen mit einem
Abschiedsspiel ihre Fußball-Karriere in Deutschland. Die 34-jährige ist die bis
heute erfolgreichste deutsche Fußballerin, in 214 Spielen für die Nationalelf
erzielte sie 128 Tore, in den Jahren 2003, 2004 und 2005 war sie
Weltfußballerin sowie acht Mal Deutschlands Fußballerin des Jahres. Hinzu kommen zwei WM-Titel, drei olympische Medaillen
und fünf Europameister-Titel. Offiziell erklärte
sie, die Zeit des Leistungssports sei für sie vorbei, und sie wolle sich als
Sport-Psychologin beruflich neu orientieren. Mit der Ankündigung al-Himaars ist
das jetzt aber in einem anderen Licht zu sehen.
Es ist wohl kaum die sportliche Perspektive, die Prinz nach
Katar zieht – die Nationalmannschaft hat zwischen Oktober 2010 und Anfang 2012
kein offizielles Spiel bestritten. Dann verlor sie im Februar mit 0:2 gegen die
Mannschaft Afghanistans. 2010 setzte es unter anderem eine 0:18-Niederlage
gegen Palästina und eine 0:17-Pleite gegen Bahrain, beides nun wirklich keine
Granden des internationalen Frauenfußballs. Stattdessen dürfte der katarische
Verband seinem „großen Wunsch“, so al-Himaar, mit dem einen oder anderen
Petro-Dollar Nachdruck verliehen haben. In Katar ist sie dabei in guter
Gesellschaft – mehr als 80 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer. Und: Prinz
stünde in Katar ganz sicher weniger in der Kritik als zuletzt bei der
Weltmeisterschaft in Deutschland 2011, als die Öffentlichkeit rätselte, ob sie
wohl schon zu alt sei für die aktuelle Spielergeneration.
Bisher war noch das Kopftuchverbot des Weltfußballverbands
FIFA ein Problem für den katarischen
Frauenfußball. Das Verbot galt seit 2007, Grund war die Verletzungsgefahr.
Allerdings entschied die FIFA Anfang März, dass muslimische Frauen in Zukunft
wieder mit speziellen Sport-Hijabs spielen dürfen, offiziell wird das
Exekutiv-Komitee darüber im Juli bei seiner Sondersitzung in Kiew abstimmen –
also gleichzeitig mit Prinz‘ geplantem Umzug an den Golf. Möglicherweise wird dann auch Prinz für Katar
mit Kopftuch spielen.
Das einzige bürokratische Hindernis ist im Moment noch, dass
man auch im Frauenfußball im Laufe eines Lebens nur für ein Land offizielle
Länderspiele bestreiten darf. Al-Himaar zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass
man bei ebenjener Sondersitzung in Kiew „Mittel findet, um die Funktionäre der
anderen Länder von einer Lösung zu überzeugen.“ Eine Ausnahmeregelung, etwa für Fußballer, die in einen anderen
Kontinentalverband auswandern, sei denkbar. Der Einfluss Katars auf die
FIFA nicht unterschätzen. Auch die Vergabe der Fußball-WM 2022 kam zwar sehr
überraschend, aber die Mehrheit war letztlich eindeutig. Es ist davon auszugehen, dass auch das Problem der Staatsbürgerschaft keines sein wird.
Auch Mohamed bin Hamman, der Beinahe-FIFA-Präsident, der
wegen Korruptionsvorwürfen im Mai 2011 von seinen Ämtern beim
Weltfußballverband zurücktreten musste, zeigte sich erfreut. „Dafür, dass sie
eine Frau ist, ist Birgit Prinz eine außergewöhnliche Fußballerin.“ Nun sei er
zuversichtlich, dass der Frauenfußball in Katar endlich die Rolle spielen
könne, die er seit langem verdiene. Er deutete an, dass man sich auch bemühe, die
Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2019 nach Katar zu holen. „Jetzt bauen wir
schon die ganzen Stadien für die Männer-WM, da wäre es ja auch gut, wenn darin
jemand Fußball spielt“, sagte bin Hamman. Katar wäre das erste arabische Land,
das eine Frauenfußball-WM ausrichtet. Als Geste des guten Willens, so bin
Hamman weiter, habe er mit dem regierenden Emir Hamad bin Chalifa al Thani
vereinbart, spätestens 2013 das Frauen-Wahlrecht im Emirat einzuführen.
Birgit Prinz wird nicht der erste Fußballstar von Weltrang
sein, der in Katar spielt – vor ihr ließen auch Mario Basler, Gabriel Batistuta
oder Marcel Desailly ihre Karriere am Golf ausklingen.
2 Kommentare:
Hallo Bodo Straub,
ein gelungener April Scherz - die Prinz vom Golf. Falls ich mich irre, bitte ich um Quellennachweis und Kontaktaufnahme
energoeast@hotmail.de
Den Kataris wäre es wohl zu zutrauen.
Hallo Anonym,
nein, es war ein Aprilscherz, alles richtig verstanden. Zuzutrauen wäre es ihnen womöglich, aber Frau Prinz wohl eher nicht...
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