Freitag, 29. Juli 2011

Ein syrischer Soldat berichtet: "Die Regierung belügt uns Soldaten"

In dieser Woche hat uns die folgende Nachricht eines syrischen Freundes erreicht. Er leistet derzeit seinen Wehrdienst ab und gibt uns einen kleinen Blick in die Lage, in der sich viele syrische Soldaten derzeit sehen. Wir können nicht alle Angaben unseres Freundes überprüfen, kennen ihn aber als verlässliche Person und sehen keinen Anlass, am Wahrheitsgehalt seiner Aussagen zu zweifeln.

Ich sterbe, genau wie alle Syrer.

Niemand in der Welt will den Syrern helfen, wir werden niedergeschlagen vom herrschenden System, von der Assad-Familie, von der Mafia. Glaub mir, die Syrer müssen bluten und sie töten uns. Mein bester Freund Ahmad wurde vor drei Tagen getötet. Wir dienen beide in der Armee, wir sind Panzerführer und er wurde getötet. Ich habe seit zwei Tagen nicht geschlafen, muss immer an ihn denken und kann nicht glauben, was gerade passiert. Die syrische Regierung tötet Menschen, nennt sie Bazillen, Unruhestifter und Kriminelle und das alles nur um ihre Unterdrückung zu rechtfertigen. Sie betrügen, lügen, verstümmeln Leichen, töten Menschen, plündern Häuser, verhaften Menschen und foltern sie in dem sie Methoden anwenden, die gegen die Menschlichkeit verstoßen.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Buchrezension: “Der Iran-Konflikt und die Obama-Regierung”

Ein Gastbeitrag von Neslihan Dogan
Der Politologe Ali Fathollah-Nejad hat die amerikanische Außenpolitik gegenüber dem Iran unter der Obama-Regierung in seiner Publikation mit dem Titel “Der Iran-Konflikt und die Obama-Regierung – Alter Wein in neuen Schläuchen?” unter die Lupe genommen und sie auf Veränderungen gegenüber der Vorgängerregierung unter George W. Bush untersucht.

Freitag, 22. Juli 2011

Preisexplosion auf dem israelischen Wohnungsmarkt: Teuer Wohnen

In Israel formiert sich Widerstand – gegen astronomischen Mietpreise. Vor allem junge Menschen sind betroffen. Der Protest nahm seinen Anfang in Tel Aviv und hat sich nun über das ganze Land ausgebreitet. Politiker bekunden ihre Solidarität mit der Bewegung und versprechen sich dem Problem anzunehmen.


Die Azhar nach der Revolution: Im neuen Gewand zu alter Größe

Ein Gastbeitrag von Sebastian Elsässer

Ahmad al-Tayyib wählte die große Bühne. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet hatten im Frühjahr 2011 eine Handvoll Azhar-Gelehrte über Wochen mit mehreren Dutzend namhaften säkularen Intellektuellen, darunter auch Christen, zusammengesessen und über die Zukunft Ägyptens diskutiert: Was sollen die Grundlagen der neuen Ordnung sein? Wie soll das Verhältnis von Islam und Staat definiert werden? Und welche Rolle soll die Azhar-Institution im neuen Ägypten spielen? Obgleich es den Intellektuellen zweifellos gelungen war, dem Dialog ihren Stempel aufzudrücken, wandte sich der Großscheich selbst am 20. Juni an die nationale Öffentlichkeit, um das Ergebnis vorzustellen: die »Erklärung der Azhar und einer Elite von Intellektuellen zur Zukunft Ägyptens«.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Israelisch-griechische Beziehungen: »Die Griechen lachen uns an, wir umarmen sie«


Die israelisch-griechischen Beziehungen sind so eng wie lange nicht mehr. Nach fast fünf Jahrzehnten eisernem Schweigen nähern sich Athen und Jerusalem nun im Rekordtempo an. Auslöser dafür ist eine Männerfreundschaft.

Von Dominik Peters

Dienstag, 19. Juli 2011

Kommentar zu Flotilla und Flightilla: Wie im Kindergarten

Gaza-Flottilla und Flightilla waren unnötige symbolische Aktionen, denen Israel einfache, aber genauso unnötige Realpolitik gegenüberstellte. Am Ende haben alle verloren.

Ein Kommentar von Bodo Straub.

Montag, 18. Juli 2011

Al-Qaida im Jemen: Zinjibar oder der letzte Grund

Ein Gastbeitrag von Mareike Transfeld
Baut sich al-Qaida in Zinjibar einen islamistischen Mini-Staat? Über das, was sich tatsächlich im Süden des Landes abspielt, lässt sich nur spekulieren. Doch die Regierung muss sich einige unangenehme Fragen stellen lassen.

"Widerstand ist eines Christen Recht und Pflicht“ - Interview zum Kairos Palestine Dokument

Liebe Leserinnen und Leser,
im Dezember 2009 veröffentlichten prominente palästinensische Christen das „Kairos Palestine Document“. Inspiriert von südafrikanischen Kirchenvertretern, die sich in den 1980er-Jahren gegenüber dem Apartheid-Regime positionierten und bereits damals den Begriff "Kairos" (griechisch: "Jetzt ist die Zeit") verwandten, stellt das Dokument eine theologische Auseinandersetzung mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt dar, aus der konkrete politische Handlungsempfehlungen geschlussfolgert werden. Das Dokument, das unter anderem ökonomische Sanktionen gegen Israel fordert und von einem „Apartheid-System“ spricht, hat großes internationales Aufsehen erregt.

Lukas von Nordheim, gegenwärtig tätig bei der Friedrich-Ebert Stiftung in Ostjerusalem, sprach mit Rifat Odeh Kassis, dem Koordinator und Sprecher von „Kairos Palestine“ über das Dokument. Der aus der Nähe von Bethlehem stammende Kassis leitet unter anderem die NGO „Defence for Children International“, die sich für Kinderrechte weltweit einsetzt.

Herr Rifat Kassis, was sind die drei wichtigsten Aspekte des Dokuments „Kairos Palestine – A Moment of Truth: A Word of Faith, Truth and Love from the Heart of the Palestinian Suffering“, das christliche Palästinenser unter Ihrer Leitung im Dezember 2009 veröffentlicht haben?

Rifat Odeh Kassis: Drei Fakten unterscheiden "Kairos Palestine" von anderen Dokumenten: Es ist auf Arabisch geschrieben, es richtet sich an unser Volk, und verwendet keinen Diplomatenjargon.

Zum ersten Punkt: Normalerweise sind solche Schriften von Christen, NGOs und anderen Gruppen auf Englisch verfasst. Das vermittelt den Eindruck, dass wir uns in erster Linie an die internationale Gemeinschaft und nicht an unser Volk richten. Deshalb wirft uns die israelische Propaganda vor, die Palästinenser hätten zwei verschiedene Diskurse: einen arabischsprachigen für das Volk, in dem sie sich radikal äußern und einen englischsprachigen, der sich an die Außenwelt richtet und in dem der Diskurs abgemildert wird. Wir haben das Dokument auf Arabisch geschrieben, um unsere Leute mit der Botschaft „Liebt Eure Feinde!“ herauszufordern.
Zweitens sagen wir unseren Leuten: Seid geduldig, standhaft und leistet Widerstand – natürlich gewaltlos. Christen in Palästina gelten und geben sich oft passiv (...), als diejenigen, deren Religion nur von Liebe handelt. Sie wissen schon: Liebe Deine Feinde! Wenn Dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte auch die andere hin." Aber wir brechen mit diesem Stereotyp in unserem Dokument und sagen: Widerstand – natürlich gewaltfreier Widerstand –  ist eines Christen Recht und Pflicht. Seid standhaft und geduldig! Das sind starke Worte in unserer Gemeinschaft.

Freitag, 15. Juli 2011

Mordfall Hariri: Das Dilemma der internationalen Strafjustiz

Ein Gastbeitrag von Jakob Hensing
Das UN-Sondertribunal zur Aufklärung des Mordes am libanesischen Premierminister Hariri offenbart einmal mehr das Dilemma der internationalen Strafjustiz. Statt Stabilität durch Gerechtigkeit verheißen die aktuellen Haftbefehle dem Zedernstaat eine neue Zerreißprobe.

Donnerstag, 14. Juli 2011

Was macht eigentlich die Wissenschaft?

Ein Nachtrag zum Kommentar "Panzer für Frauen" von Philipp Dehne

Im Zusammenhang mit dem Verkauf der Leopard-II-Panzer drängt sich noch eine andere Frage auf, nämlich die nach der Rolle der Wissenschaft in der öffentlichen Debatte. Sicherlich haben sich einzelne Experten wie Volker Perthes oder Guido Steinberg, die an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politikberatung agieren, in den Medien kritisch zu Wort gemeldet. Aber hat man ansonsten eine Reaktion von Wissenschaftlern, die sich mit der Region auseinandersetzen, vernommen? Die Eingrenzung dieser Gruppe von Wissenschaftlern ist schwierig. Für viele Islamwissenschaftler sind zeitgenössische Themen nicht zentral und die wenigsten Politikwissenschaftler beschäftigen sich explizit mit Nordafrika und dem Nahen Osten. Aber dennoch gibt es eine ganze Reihe von Islam-, Politik- und weiteren Sozialwissenschaftlern, die eben dies tun, die über besondere Regionalkenntnisse verfügen und die ich am ehesten als „Regionalwissenschaftler“ bezeichnen würde. Auch wenn diese Gruppe von Wissenschaftlern nur bedingt formal organisiert sein mag, bestehen doch weiträumige Netzwerke zwischen ihnen. Hat sich dieser Personenkreis in der aktuellen Debatte organisiert zu Wort gemeldet? Solch eine Intervention muss an mir vorüber gegangen sein (und ich wäre froh, wenn ich sie übersehen und einfach nicht gründlich genug recherchiert hätte).

Mittwoch, 13. Juli 2011

Panzer für die Frauen

Ein Kommentar von Philipp Dehne


In den letzten Tagen ist viel über den beabsichtigten Verkauf von 200 Leopard-II-Panzern nach Saudi-Arabien geschrieben worden. Klarer sind die Hintergründe der Entscheidung nicht geworden. Dies liegt vor allem daran, dass die Entscheidungsträger der Koalition ihre ursprüngliche Geheimniskrämerei unverblümt fortsetzen. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel und Rainer Brüderle scheint nicht die Verkaufsentscheidung diskussionswürdig, sondern die Tatsache, dass Informationen aus dem Bundessicherheitsrat an die Öffentlichkeit gelangt sind. Einige der an der Entscheidung im Bundessicherheitsrat Beteiligten redeten vage von „strategischen Sicherheitsinteressen“ oder Saudi-Arabien als „einem der wichtigsten Stabilitätsanker in der Region“.

Montag, 11. Juli 2011

Frauenrechte in Jordanien - Der schwierige Weg zur Gleichberechtigung

Ein Beitrag von Kathrin Hecht

In dieser Woche ist der erste UN WOMEN Report erschienen. Ein globaler Report über Frauenrechte, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und die Stellung von Frauen in ihren jeweiligen Rechtssystemen. Anlass, sich mit den Frauenrechten im Nahen Osten zu beschäftigen - einem Thema, das vielleicht im weiteren Prozess des arabischen Frühlings an Bedeutung gewinnen wird. Ich schaue in diesem Beitrag auf Jordanien, ein Land, aus dem ich persönliche Erfahrungen mitbringe.

Sonntag, 10. Juli 2011

Südsudan - Eine Nation wird geboren

Neue Flagge, neue Hymne, neues Selbstbewusstsein: Der Südsudan ist unabhängig - und damit der jüngste Staat der Welt. Die Menschen feiern euphorisch, doch jetzt muss sich erst zeigen, ob das Land Probleme und Konflikte lösen kann.

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Freitag, 8. Juli 2011

Südsudan am Vorabend seiner Unabhängigkeit: Kein Weg zurück


Morgen spaltet sich der Südsudan vom Norden ab. In der neuen Hauptstadt des Vielvölkerstaates laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Anspannung ist mit den Händen zu greifen. Aus Juba berichtet Björn Zimprich.

Türkisch-Syrische Beziehungen: Erdogans Jein zu Assad

Ein Beitrag von Natalia Gorzawski.

Im Rahmen des Arabischen Frühlings offenbart sich derzeit die Widersprüchlichkeit der türkischen Außenpolitik: Einerseits der Anspruch, Reformen und Demokratie in der Region zu fördern und als gutes Beispiel voran zu schreiten, andererseits aber der Aufbau enger politischer und ökonomischer Beziehungen zu autoritären Regimen vor dem Hintergrund einer „Null Probleme mit den Nachbarn“-Politik. Die arabische Freiheitsbewegung stellt daher eine besondere Herausforderung für Erdogan dar, wobei sich Syrien als Zerreißprobe entpuppen könnte. Bis Anfang des Jahres noch florierten die Beziehungen zwischen Ankara und Damaskus. Mit der Auslieferung des PKK-Chefs Öcalan Ende der 90er Jahre wurde der Höhepunkt der syrisch-türkischen Krise überwunden und die Grundlage zu einer Annäherung gelegt. Die neue außenpolitische Ausrichtung der Türkei hat dabei in den letzten fünf Jahren zu intensiven wirtschaftlichen, kulturellen sowie diplomatischen Beziehungen und laut Medienberichten einer engen Freundschaft zwischen Bashar al-Assad und Recep Tayyip Erdogan geführt.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Alsharq braucht Verstärkung

Liebe Leserinnen und Leser,

wie Ihr womöglich gemerkt habt, sind die Abstände zwischen unseren Veröffentlichungen von Artikeln momentan recht groß. Dies hat verschiedene Gründe: Einerseits sind wir damit beschäftigt, unsere Website zu professionalisieren. Andererseits gehen wir unseren beruflichen Verpflichtungen nach, – ob bei Zenith in Berlin, beim Spiegel in Hamburg, beim ZFD in Beirut oder bei der FES in Jerusalem/Berlin, usw. –  sodass für Alsharq nicht ausreichend Zeit bleibt. Einzig unser Twitter-Dienst verweist täglich auf viele spannende Links.

Deshalb würden wir uns freuen, wenn die Alsharq-Familie Zuwachs erhielte. Engagierte Studierende, Promovierende oder auch Young Professionals, die sich mit dem Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika auseinander setzen, ermutigen wir hiermit, sich bei Alsharq journalistisch einzubringen. Dies kann in unterschiedlicher Weise erfolgen. Neben journalistischen Artikeln und politischen Analysen besteht zum Beispiel auch die Möglichkeit, wissenschaftliche Arbeiten zur Diskussion zu stellen oder Berichte zu Alsharq-relevanten Tagungen und Ausstellungen zu verfassen. Des Weiteren können wir Unterstützung bei der Konzeption und Durchführung von politischen Reisen oder beim Fundraising gut gebrauchen.

Da Alsharq immer häufiger externe Auftragsanfragen bekommt, besteht gegebenenfalls auch die Möglichkeit, ein wenig Geld zu verdienen. Außerdem haben wir über die Jahre ein Netzwerk an Experten zu und aus der Region aufgebaut, von dem „Neulinge“ profitieren können. Meldet Euch bei Interesse und schickt eine Email an alsharqblog@gmail.com.

Freitag, 1. Juli 2011

Das Sondertribunal für den Libanon beschuldigt Hizbullah-Mitglieder - Anklage mit Ansage

von Christoph Sydow (Hamburg) und Björn Zimprich (Beirut)

Mit großer Spannung hat der Libanon auf diesen Tag gewartet. Mehr als sechs Jahre nach dem Mord am ehemaligen libanesischen Premierminister Rafiq Hariri hat das Sondertribunal gestern Anklage gegen vier Libanesen erhoben, die den Anschlag vom 14. Februar 2005 in geplant und durchgeführt haben sollen. Zwei der Männer, Mustafa Badr al-Din und Salim Ayyash, sollen der Hizbullah angehören. Badr al-Din ist ein Cousin und Schwager des 2008 getöteten Hizbullah-Kommandeurs Imad Mughniyeh und soll diesen nach dessen Tod abgelöst haben. Ayyash soll die Zelle geleitet haben, die den Anschlag auf Hariri durchführte. Er soll neben der libanesischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen.