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Sonntag, 1. April 2012

Die Prinz vom Golf


Mit dem Zuschlag für die WM 2022 ist in Katar das Fußballfieber ausgebrochen. Das Emirat möchte jetzt auch seine Frauen-Nationalmannschaft stärken. Dabei soll eine deutsche Frauenfußball-Legende helfen.

Montag, 2. Januar 2012

Hamas sucht die neue Achse

Der Arabische Frühling hat im Jahr 2011 autokratische Herrschaftssysteme herausgefordert, destabilisiert und in einigen Fällen gestürzt. Eine neue politische Ordnung im Nahen Osten und damit eine Neuordnung des regionalen Mächtegleichgewichts sind zwangsläufig. Dadurch werden auch diejenigen politischen Akteure zu einer Neujustierung ihrer Bündnispolitik gezwungen, die nicht direkt von der grenzüberschreitenden Protestbewegung herausgefordert werden. Das betrifft nicht zuletzt einen zentralen Akteur des Nahostkonflikts: die Hamas.

Seitdem die Proteste auch Syrien erfasst haben und das Assad-Regime ihnen mit einer kompromisslosen Gewaltstrategie begegnet, befindet sich die Hamas in einem Dilemma. Sie will einerseits nicht mit der brutalen Niederschlagung friedlicher Proteste in Zusammenhang gebracht werden, weil das ihren Anspruch, eine Volksbewegung zu repräsentieren, konterkarieren würde. Zudem schadete es ihrer Glaubwürdigkeit, wenn sie sich in dieser Phase der Gewalteskalation weiterhin gegen die oppositionellen syrischen Muslimbrüder stellen würde, die eigentlich ihre Schwesterorganisation sind. Andererseits ist aber auch eine Aufkündigung der Partnerschaft mit der syrischen Führung mit erheblichen Risiken und Verlusten verbunden. 

Mittwoch, 30. November 2011

Revolution belebt das Geschäft - Der Wandel in der arabischen Gesellschaft lässt die Medienlandschaft nicht unberührt

Ein Beitrag von Stefanie Groth.

Seit Jahren bestimmen die Satellitensender Al Jazeera und Al Arabiya die arabische Nachrichtenlandschaft. Nun kündigt sich von mehreren Seiten Konkurrenz an.

 Einer, der in Zukunft in der arabischen Medienlandschaft mitmischen möchte, ist der saudiarabische Investor und Milliardär Prinz Waleed bin Talal Al Saud, Mitglied der saudischen Königsfamilie. Er kündigte am 13. September diesen Jahres auf einer Pressekonferenz in Riyadh die Gründung des Senders Alarab als unabhängiges Unternehmen der Rotana Media Group und der Kingdom Holding Company an. Deren Eigentümer ist Waleed selbst, womit Alarab zu seinem Privatunternehmen wird. Der Sender, so Waleed, richte sich als internationaler 24h-Nachrichtensender an das arabisch-sprachige Publikum weltweit. Als mögliche Standorte werden bisher Manama, Doha, Dubai, Abu Dhabi und Beirut gehandelt. Alarab werde über aktuelle Entwicklungen weltweit berichten, mit besonderem Fokus auf politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen in Saudi Arabien und der arabischen Welt. Unterstützung soll dabei der Nachrichten- und Informationsdienstleister Bloomberg LP leisten, mit der Bereitstellung von fünf Stunden des täglichen Finanz- und Wirtschaftsnachrichten-Programms. Ob Alarab tatsächlich 2012 auf Sendung gehen wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Samstag, 5. Februar 2011

Al-Jazeeras Rolle in der arabischen Welt: „Stimme der vergessenen Gebiete“

Im Zuge des aktuellen Aufstands in Ägypten wird viel über die Rolle des arabischen Nachrichtensenders Al-Jazeera debattiert. Das Regime wirft dem Kanal vor, einseitig zu berichten und die Proteste gegen Präsident Mubarak mutwillig anzuheizen. Wiederholt wurden Reporter des Senders verhaftet oder tätlich angegriffen. Bereits am vergangenen Samstag entzog Ägypten dem TV-Sender die Arbeitserlaubnis. Gestern verwüsteten Randalierer das Al-Jazeera-Büro in Kairo. Die Journalisten machten das Regime direkt für die anhaltenden Angriffe auf die Korrespondeten verantwortlich.

Wir nehmen die aktuellen Ereignisse zum Anlass, ein Interview mit Muhammad al-Mukhtar (41) dem Chefredakteur von Aljazeera.net, der Internetseite des Nachrichtensenders, zu veröffentlichen, das Katharina Mühlbeyer im Oktober 2010 führte. Mukhtar ist einer der Entwickler des arabischen Online-Nachrichtenportals der ersten Stunde. Seine journalistische Ausbildung erhielt der gebürtige Mauretanier im Sudan. Ein Gespräch mit einem überzeugten Al-Jazeera-Macher über Medien und Meinungen, Bilder und Botschaften

Worin liegt der Unterschied zwischen dem englischen und dem arabischen Angebot von Al-Jazeera.net?

Der Unterschied liegt in den verschiedenen Sprachen. Das bedeutet: Die Auswahl der Themen hängt von der Sprache des Empfängers ab. Der Empfänger des englischsprachigen Angebots unterscheidet sich von dem des arabischsprachigen. Daher unterscheiden sich die Schwerpunkte.

Montag, 13. Dezember 2010

Trikotwerbung beim FC Barcelona: Zwischen Katar und Katalonien

Nach 111 Jahren bricht der FC Barcelona mit einer Tradition. Die Qatar Foundation zahlt 170 Millionen Euro um für fünf Jahre auf dem Trikot der Katalanen zu werben. In Spanien ist die Aufregung groß, einige befürchten Werbung für Islamisten

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Entscheidung für Katar 2022: FIFA setzt WM in den Sand

Die Sensation ist perfekt: Katar ist Gastgeber der Fußball-WM 2022. Das Land punktete mit einer emotionalen Bewerbung und versteht sich als Vertreter der gesamten Arabischen Welt. Doch in den nächsten zwölf Jahren liegen gewaltige Aufgaben vor dem Golfemirat

Mittwoch, 19. Mai 2010

Fußball-WM 2022 - Katar will den Kick

Am 2. Dezember 2010 entscheidet das FIFA-Exekutivkomittee über die Vergabe der Fußballweltmeisterschaften 2018 und 2022. Mit Katar bewirbt sich erstmals ein Land aus dem Nahen Osten um die Ausrichtung des weltgrößten Fußballturniers. 2022 will das Emirat WM-Gastgeber sein.

Sonntag, 21. März 2010

Machtkampf um IslamOnline - Streik im Netz

Die Redakteure des größten muslimischen Web-Portals IslamOnline rebellieren gegen die neuen Vorgaben der konservativen Führung in Katar und treten in den Streik. Im Hintergrund vermittelt der Islamgelehrte und IslamOnline-Mitbegründer Yusuf al-Qaradawi zwischen den Streitparteien.

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Freitag, 22. Mai 2009

Frauen in arabischen Parlamenten

Bei den Parlamentswahlen in Kuwait wurden in der vergangenen Woche vier Frauen in die Volksvertretung gewählt - ein äußerst erfreuliches Resultat angesichts der Tatsache, dass Frauen erst seit 2005 überhaupt wählen und gewählt werden dürfen. Somit repräsentieren die vier Frauen - allesamt Absolventinnen amerikanischer Universitäten - 8% der ParlamentarierInnen. Mit dieser Quote übertrifft Kuwait alle anderen Staaten auf der arabischen Halbinsel: In Bahrain wurde lediglich eine Frau ins 40-köpfige Parlament gewählt, in deren Wahlbezirk zudem kein (männlicher) Konkurrent antrat. In den Vereinigten Arabischen Emiraten konnte ebenso nur eine Frau bei den Föderalen Nationalratswahlen 2006 - ein zur Hälfte gewähltes Organ - per Votum in die Versammlung eintreten - acht weitere Frauen wurden ernannt. Noch niedriger liegt der Anteil des weiblichen Geschlechts im jemenitischen Parlament. Neben über 300 Männern konnte sich eine einzige Frau bei den Wahlen 2003 durchsetzen. Im Dezember bei den Wahlen im Oman gelang es keiner Frau, ins Parlament gewählt zu werden. Weder in Qatar, wo zumindest 2007 Parlamentswahlen angekündigt wurden, noch in Saudi-Arabien gibt es eine gewählte Volksvertretung.

Syrien ist das Land, in dem Frauen bereits am längsten - seit 1949 - Stimmrecht besitzen. Im Parlament der nominell Demokratischen Sozialistischen Republik, de facto ein Einparteiensystem, gibt es immerhin 30 weibliche Abgeordnete (12%). Das Beispiel Ägypten zeigt jedoch, dass ein lang bestehendes Stimmrecht für Frauen (seit 1956) nicht mit einem höheren Frauenanteil verbunden sein muss. Lediglich 9 (2%) der 454 Abgeordneten sind weiblich, wobei mehr als die Hälfte der Frauen von Präsident Mubarak ernannt wurden. Den höchsten Anteil von Frauen in der Arabischen Welt findet man übrigens im jungen irakischen Parlament (26,5%), dicht gefolgt von Tunesien (22,3%). Dass Frauen in den Parlamenten frappierend unterrepräsentiert sind, wird von Kritikern gerne mit dem "frauenfeindlichen Charakter des Islam" begründet. Dabei schneiden der jüdische Staat Israel (14,2%) und der Libanon (2,3%) mit einem hohen Bevölkerungsanteil von Christen nicht besser ab. Benachbarte islamische, nicht-arabische Staaten wie Iran (2,8%) oder die Türkei (9,1%) weisen ebenfalls Defizite auf.

In Kürze werden wir uns den Frauen in arabischen Regierungen widmen.

Montag, 30. März 2009

Der Arabische Gipfel in Doha

In Qatars Hauptstadt Doha hat heute das 21. Gipfeltreffen der Arabischen Liga begonnen. Im Vorfeld der Konferenz wurde die Versammlung als "Gipfel der Versöhnung" annonciert, der die Spaltung der arabischen Staaten überwinden solle. Dass dieses Vorhaben gelingt, scheint jedoch höchst zweifelhaft. Ägyptens Präsident Husni Mubarak bleibt dem Treffen jedenfalls fern, aus Ärger über die deutliche Kritik aus Qatar an der ägyptischen Haltung während des Gazakrieges. Außerdem ist Mubarak offenbar eifersüchtig auf das wachsende diplomatische Gewicht des kleinen Golfstaats bei der Vermittlung in arabischen Krisen, etwa im Libanon oder dem Sudan.

Umso größer ist die Aufmerksamkeit, die Sudans Präsident Umar al-Bashir durch seine Teilnahme am Arabischen Gipfel auf sich zieht. Seine Reise nach Qatar ist bereits der vierte Auslandsbesuch des Staatschefs seit der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag Anfang des Monats Haftbefehl gegen ihn erhoben hat. Bashirs Anwesenheit ist umso brisanter angesichts der Tatsache, dass UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon ebenfalls am Gipfeltreffen teilnimmt. Deutlicher kann die Wirkungslosigkeit des Internationale Haftbefehls gegen Bashir kaum demonstriert werden.

Die arabischen Staatschefs haben ihrem Amtskollegen aus Khartoum heute deutlich ihre Solidarität ausgesprochen und den Haftbefehl aus Den Haag verurteilt. Der Haftbefehl sei ein weiterer Versuch, die Araber zu schwächen, so Syriens Präsident Bashar al-Assad in seiner heutigen Rede.

Neben den Entwicklungen im Sudan stehen die Bemühungen um die Bildung einer palästinensischen Einheitsregierung aus Hamas und Fatah im Mittelpunkt der Gespräche. Außerdem wird es darum gehen eine gemeinsame Haltung gegenüber der neuen israelischen Regierung von Benyamin Netanyahu und Avigdor Liebermann zu formulieren. Auch über das Verhältnis zum Iran dürfte debattiert werden. Teheran selbst hat Außenminister Manoucher Mouttaki als Beobachter nach Doha geschickt.

Für große Aufregung sorgte am Eröffnungstag einmal mehr das Enfant Terrible der arabischen Diktatoren, Muammar al-Qadhafi. Er unterbrach die Eröffnungsrede des Emirs von Qatar um anschließend Saudi-Arabiens König Abdullah gleichzeitig anzugreifen und ihm ein Versöhnungsangebot zu unterbreiten. Er bezichtigte den Monarchen "von Großbritannien geschaffen und den Amerika beschützt" zu werden.

Gleichzeitig lud Qadhafi Abdullah jedoch zu einem Besuch ein und erklärte keine persönlichen Differenzen mit dem König zu haben. Anschließend verließ Libyens Diktator den Konferenzsaal, jedoch nicht ohne sich vorher als "König der Könige Afrikas und Imam der Muslime" selbst zu beweihräuchern. Angeblich nutzte er daraufhin die Zeit für einen Privatbesuch im Museum für Islamische Kunst in Doha. Später sollen sich Qadhafi und Abdullah im Beisein des Emirs von Qatar ausgesprochen haben.

Insgesamt ist es jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass der Arabische Gipfel außer der Solidaritätsbekundungen für Umar al-Bashir greifbare Ergebnisse liefern wird. Vermutlich werden sich die versammelten Staats- und Regierungschefs lediglich auf Absichtserklärungen einigen. Die Vergangenheit hat oft genug gezeigt, dass die arabischen Staatsmänner bei solchen Gelegenheiten zwar gerne die arabische Einheit beschwören, diese Bekundungen jedoch kaum das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind.

Dienstag, 24. März 2009

Golfstaaten verschieben Währungsunion

Die arabischen Golfstaaten haben sich auf eine Verschiebung der für das kommende Jahr geplanten Währungsunion geeinigt. Damit geben Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Bahrain und Qatar ihr Vorhaben auf, zum 1. Januar 2010 eine gemeinsame Währung einzuführen. Der Oman hatte sich schon vor Jahren als sechstes Mitgliedsland im Golfkooperationsrat (GCC) von den Plänen verabschiedet.

Die Entscheidung ist keine große Überraschung und die Konsequenz mehrerer Entwicklungen. Zum Einen gab es unter den Regierungen Meinungsverschiedenheiten darüber, ob die neue Währung direkt an den US-Dollar gekoppelt oder der Wechselkurs freigegeben werden sollte. Zum Anderen lähmt die Weltwirtschaftskrise die wirtschaftliche Entwicklung in den Golfstaaten.

Desweiteren konnte sich bislang nicht auf den Standort der künftigen Zentralbank geeinigt werden. Auch über den Umrechnungskurs zwischen den derzeit bestehenden Währungen und der künftigen Zentralwährung gab es Streit. Ebenso ist der Name des neuen Geldes noch unklar - im Gespräch sollen "Khaleeji" und "Gulfo" sein.

Der Aufschub der Währungsunion ist auch das Ergebnis politischer Spannungen zwischen den arabischen Golfstaaten. Besonders Qatar stellt sich mit seiner Außenpolitik und seinen guten Beziehungen zu Syrien und dem Iran oftmals gegen den mächtigen Nachbarn Saudi-Arabien. Auch aus diesem Grund ist auch der Wille zu einer stärkeren wirtschaftlichen Integration und einer Harmonisierung der verschiedenen Rechtssysteme derzeit nicht sehr stark ausgeprägt.

Einige Ökonomen vertreten die Ansicht, dass es noch 10 Jahre dauern könnte, bis die Währungsunion vollzogen wird. Umso mehr jedoch der Handel zwischen den einzelnen Golfstaaten zunimmt, umso schneller dürfte die Einführung einer gemeinsamen Währung umgesetzt werden.

Dienstag, 17. Februar 2009

Darfur-Konflikt: Verhandlungen in Doha

Die Friedensverhandlungen in Qatar zwischen der sudanesischen Regierung und der größten Rebellenbewegung Darfurs haben erste Ergebnisse gebracht. Beide Seiten unterzeichneten heute ein Abkommen, das den Weg für umfassende Friedensgespräche bereitet und als ersten Schritt vertrauensbildende Maßnahmen beider Seite vorsieht. Dazu sollen unter anderem ein Gefangenenaustausch sowie die Erleichterung humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung in Darfur gehören.

Die derzeitigen Gespräche zwischen der "Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit" (JEM) und der sudanesischen Regierung in Doha wurden von der Regierung Qatars, den Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union und der Arabischen Liga vermittelt. Sie streben nun eine Darfur-Friedenskonferenz an, die schon in den nächsten Wochen beginnen soll.

Das heute geschlossene Abkommen markiert den ersten ernsthaften Schritt in Richtung Frieden seit 2006. Damals einigten sich die Regierung in Khartoum und die Sudanesische Befreigungsbewegung (SLM) auf eine Waffenruhe, die von der JEM jedoch ignoriert wurde. Im Mai 2008 unternahmen die JEM-Rebellen einen beispiellosen Angriff auf die Regierung, der zu einer Ausbreitung der Kämpfe bis in die Vororte von Khartoum führte.

Ob der maßgeblich von Qatar initiierte Friedensprozess zu einer dauerhaften Beilegung des Darfurkonflikts führen wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Andere, mit der JEM rivalisierende Rebellengruppen, saßen in Doha nicht mit am Verhandlungstisch und fühlen sich bislang nicht an die Abmachungen gebunden. Ebenso unwahrscheinlich erscheint es derzeit, dass die Regierung ihre Unterstützung für die Janjaweed-Milizen einstellen wird.

Als Hindernis für die Friedensverhandlungen könnte sich auch ein internationaler Haftbefehl für Sudans Präsident Umar al-Bashir erweisen, den der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag in den nächsten Wochen möglicherweise erlassen wird. Innnerhalb des nächsten Monats wird eine Eintscheidung darüber erwartet, ob der Staatschef wegen Völkermordes angeklagt wird. Für diesen Fall hat Sudans Regierung bereits mit einem Abbruch der Friedensgespräche in Qatar gedroht.

Ob das nun geschlossene erste Abkommen Ausdruck eines ernsthaften Willens zum Frieden seitens Khartoums ist, oder lediglich einen Schritt darstellt um einen Haftbefehl für Bashir zu verhindern, werden die nächsten Wochen zeigen.

Samstag, 20. Dezember 2008

Gesucht: Die arabische Persönlichkeit des Jahres 2008

Das Jahr 2008 neigt sich dem Ende entgegen - Zeit für einen Rückblick und die Wahl zur arabischen Persönlichkeit 2008. Wir stellen 10 Kandidaten zur Auswahl. Sie haben in den letzten 12 Monaten für Schlagzeilen gesorgt, Besonderes geleistet, an Einfluss gewonnen oder Mut bewiesen. Zur Abstimmung einfach oben rechts deinen Favoriten anklicken. Die Wahl läuft bis zum 31.12.2008 24 Uhr. Ergänzungen, weitere Vorschläge und Kommentare zu den Nominierten sind willkommen.

Hier eine kurze Beschreibung der Kandidaten:

  • Mohamed Aboutrika: Ägyptischer Fußballer, der als Mittelfeldregisseur sein Nationalteam zum Gewinn des Afrika-Cups und seinen Klub al-Ahly Kairo zum Sieg der Afrikanischen Champions League geführt hat. Während des Afrika-Cups im Februar zeigte der studierte Philosoph ein T-Shirt mit dem Slogan"Sympathize with Gaza" und sorgte damit für Aufsehen über den Fußballplatz hinaus. Momentan ist Aboutrika für die Wahl zu Afrikas Fußballer des Jahres 2008 nominiert.
  • Nancy Ajram: Libanesische Sängerin, die in diesem Jahr die meisten Platten im Nahen Osten verkauft hat. Im Juli 2008 veröffentlichte die 25-Jährige nach zwei Jähriger Pause ihr siebtes Studioalbum, für das sie im November mit dem World Music Award ausgezeichnet wurde. Neben ihren Musikvideos ist sie seit Jahren als Werbeträgerin für CocaCola in der gesamten arabischen Welt berühmt.
  • Bashar al-Assad: Syrischer Präsident, der sein Land in diesem Jahr schrittweise aus der Isolation geführt hat und direkte Friedensverhandlungen mit Israel anstrebt. Nachdem Assad vor einem Jahr im Westen noch als Pariah galt, gaben sich in diesem Jahr westliche Vertreter in Damaskus die Klinke in die Hand. Im Juli war er Gast von Sarkozys Mittelmeergipfel in Paris. Im kommenden Jahr dürfte auch ein US-Botschafter wieder sein Amt in Damaskus antreten.
  • Ibrahim Eissa: Ägyptischer Journalist und Herausgeber der regierungskritischen Zeitung al-Dustur. In diesem Jahr wurde Eissa wegen seiner kritischen Berichterstattung zunächst zu einer Haftstrafe verurteilt, später jedoch begnadigt. 32 Verfahren gegen ihn sind noch anhängig. Für seine Arbeit und sein entschlossenes Eintreten für die Pressefreiheit wurde ihm in Beirut kürzlich der Samir Kassir-Preis verliehen.
  • Muhammad ibn Rashid al-Maktoum: Emir von Dubai und Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate. Unter seiner Führung wurde Dubai zu einem Drehpunkt der Globalisierung mit wachsender Bedeutung für Handel, das Finanzwesen und den internationalen Tourismus. al-Maktoum gilt als Vorbild für die künftige Generation arabischer Staatsmänner.
  • Nouri al-Maliki: Irakischer Ministerpräsident, der in diesem Jahr an Profil und Macht gewann. Vor einem Jahr noch von vielen abgeschrieben, sitzt Maliki nach wie vor fest im Sattel. Zunehmend gelang es ihm sich als nationaler Herrscher über alle Iraker unabhängig von ihrer Religion zu positionieren. Mit der US-Regierung handelte er ein Sicherheitsabkommen aus, das einen Abzug der US-Armee bis 2011 vorsieht.
  • al-Walid ibn Talal Al Saud: Saudischer Prinz und reichster Araber. Auch wenn Prinz al-Walid in diesem Jahr mehrere Milliarden US-Dollar verlor, spielt er eine Schlüsselrolle in der Weltwirtschaft. Er ist der größte ausländische Investor in den USA, hält Anteile an der Citigroup und Apple. Daneben gehört ihm das Fernsehunternehmen Rotana, eines der zuschauerstärksten arabischen Netzwerke. "Modernisierung ohne Verwestlichung" lautet seine Vision für den Nahen Osten.
  • Michel Suleiman: Libanesischer Präsident, der seit Mai 2008 ein lange vakantes Amt innehat. Seit seiner Wahl hat der ehemaliger Chef der libanesischen Armee an Statur gewonnen und zur Annäherung an Syrien beigetragen. In der libanesischen Innenpolitik gelang es ihm, sich als unabhängige Stimme zu profilieren, die sich nicht vom Machtkampf zwischen den rivalisierenden Lagern, gerade innerhalb der libanesischen Christen, vereinnahmen lässt.
  • Hamad bin Jassim bin Jabr Al Thani: Premier- und Außenminister von Qatar, der die treibende Figur hinter dem wachsenden Einfluss des Emirats auf die Politik in der Region ist. Unter seiner Führung handelten die rivalisierenden libanesischen Fraktionen im Mai ein Abkommen aus, das die Krise im Libanon vorerst beilegte. Unter seiner Führung hält Qatar gute Beziehungen zu Syrien und Saudi-Arabien und - wenn auch im geheimen - Kontakte zu Israel.
  • Muntazir al-Ziadi: Irakischer Journalist, der am 15. Dezember während einer Pressekonferenz in Bagdad George Bush mit Schuhen bewarf. Seither ist er in Haft. Nach Aussagen eines Richter wurde Zaidi verletzt. Ihm drohen laut einem Gesetz, das noch zu Zeiten des Baath-Regimes erlassen wurde, wegen "Aggression gegen einen ausländischen Staatschef" bis zu 15 Jahre Haft.

Montag, 24. November 2008

Robert de Niro ruft Filmfestival in Doha ins Leben

Apropos Qatar. Nach der Gründung des weltweit größten Museums für Islamische Kunst sorgt der Golfstaat weiter für Furore auf der kulturellen Weltkarte. Der vielfach ausgezeichnete US-Schauspieler Robert de Niro, bekannt durch Filme wie "Der Pate II", "Taxi Driver" oder "Righteous Kill", unterzeichnete am Samstag einen Vertrag mit Sheikha Mayassa bint Hamad Al-Thani, der Tochter des Emirs und Präsidentin der "Qatar Museums Authority" (QMA), über die Gründung eines internationalen Filmfestivals in der Hauptstadt Doha. Bei der Premiere, die im Museum für Islamische Kunst im November 2009 stattfinden wird, sollen etwa 40 Filme gezeigt werden.

De Niro äußerte die Hoffnung, dass Filme "Brücken zwischen verschiedenen, fremden Kulturen" schlagen und zum besseren Verständnis des "Anderen" beitragen könnten.

Craig Hatkoff, einer der Mitgründer der Initiative, stellte dagegen den wirtschaftlichen Aspekt in den Vordergrund: das Projekt unterstreiche "das enorme Potential des Unterhaltungsmarkts im Nahen Osten und die strategische Wichtigkeit der Region in der Zukunft für die Filmindustrie."

Samstag, 22. November 2008

Museum für Islamische Kunst in Qatar eröffnet

Im Golfstaat Qatar wurde am Abend das weltweit größte Museum für Islamische Kunst eröffnet. Emir Hamad bin Khalifa al-Thani übergab den 45000 Quadratmetern großen Bau des Stararchitekten I M Pei am Abend vor 1000 geladenen Gästen seiner Bestimmung.

Das Museum wurde auf einer künstlichen Insel an der Corniche unweit des Hafens in Qatars Hauptstadt Doha errichtet. 

Das Gebäude, dessen äußere Form an den Brunnen der Ibn-Tulun-Moschee in Kairo angelehnt ist, gilt schon jetzt als ein Meisterwerk zeitgenössischer Architektur im Nahen Osten.

Die Herrscherfamilie Qatars erwarb in den letzten Jahren mehr als 4500 Objekte aus dem 7. bis 19. Jahrhundert, die in dem neuen Musem gezeigt werden sollen. Aus Platzgründen können jedoch nur etwa 850 Ausstellungsstücke gleichzeitig präsentiert werden. 

Zu den ausgestellten Objekten aus Europa, Afrika und Asien gehören Keramiken, Schmuckstücke, Holzarbeiten, Beispiele islamischer Kalligraphie, sowie antike Bücher. Ziel der Ausstellung soll es nach Angaben der Museumsleitung sein, "die Vitalität, Komplexität und Diversität der Islamischen Kunst darzustellen" und eine "Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft" zu bauen.

Für das Emirat Qatar bedeutet die Museumseröffnung einen wichtigen Schritt im Wettstreit der Golfstaaten um Touristen. Dabei wird verstärkt um kunstinteressierte Besucher geworben. Die Herrscherfamilie erwarb in den letzten Jahren Kunstgegenstände im Wert mehrer hundert Millionen Euro, die in Zukunft in Qatar ausgestellt werden sollen. Die Bandbreite reicht dabei von chinesischen Goldarbeiten, bis zu abstrakten Gemälden von Mark Rothko. 

Freitag, 31. Oktober 2008

Bericht zur Umwelt im Nahen Osten

Arabische Wissenschaftler haben in der vergangenen Woche erstmals einen Bericht veröffentlicht, der sich mit Problemen und Herausforderungen für die Umwelt in den arabischen Ländern auseinandersetzt. Der Bericht "Arab Environment - Future Challenges" wurde vom Arab Forum for Environment and Development in Manama, Bahrain veröffentlicht.

Im Kern wollen die unabhängigen Experten darin Antworten auf folgende fünf Fragen geben:

  • Wie verändern sich die Umweltbedingungen in der Arabischen Welt?
  • Was sind die Gründe für Umweltzerstörungen und wie sind diese mit menschlichen Einflüssen und anderen Belastungen verbunden?
  • Warum ist die Umwelt ein wichtiges Thema für die Arabische Welt?
  • Was wird getan? Wie reagiert die Gesellschaft durch private und öffentliche Initiativen auf diese Themen?
  • Sind die Maßnahmen, die ergriffen werden um die Umweltverschmutzung und die Zerstörung von Ökosystemen aufzuhalten, ausreichend?
Zunächst verweisen die Autoren auf den rapiden Wandel, den die Arabische Welt im Laufe des letzten Jahrhunderts durchlaufen hat. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten hier weniger als 50 Millionen Menschen, heute sind es etwa 325 Millionen. Die Öl-Förderung hat Teilen der Region großen Wohlstand beschert, gleichzeitig jedoch schwerwiegende Schäden für die Umwelt verursacht. Die Weltbank schätzt, dass die anhaltende Umweltzerstörung die Arabische Welt pro Jahr etwa 5% ihres Bruttoinlandsproduktes kostet.

Um diese Entwicklung aufzuhalten bedürfe es umfassender Reformen, strengerer Gesetzen und größerer Unterstützung für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben.

Das gravierendste Problem für die arabischen Staaten wird auf absehbare Zeit die Wasserknappheit sein. Schon heute stehen pro Kopf und Jahr nur 977 Kubikmeter Wasser zur Verfügung - laut Definition der Vereinten Nationen bedeutet dies eine Unterversorgung. Gleichzeitig wird geschätzt, dass diese Zahl bis zum Jahr 2023 auf 460 Kubikmeter Wasser pro Person fallen wird. Bis zum Jahr 2025 werden alle arabischen Länder mit Ausnahme von Ägypten, Sudan, Irak, Syrien und Libanon unter Wassermangel leiden.

Ein großes Problem ist, dass die knappen Wasserressourcen nicht effektiv genutzt werden. Mehr als 80% des Wassers wird für die Bewässerung von Feldern verwendet. Hinzu kommen Vorhaben, wie etwa in den Golfstaaten zu den bestehenden 16 Golfplätzen weitere 40 hinzu zu fügen. Jeder Golfplatz verbraucht etwa 1,3 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr - das würde ausreichen um 15.000 Menschen ein Jahr lang mit Trinkwasser zu versorgen.

Auch das globale Problem des Klimawandels macht vor den arabischen Staaten nicht Halt. Auch wenn diese nur etwa 5% zur Verursachung des Treibhauseffekts beitragen, drohen den Staaten schwerwiegende Folgen. Die Durchschnittstemperatur im Nahen Osten soll jüngsten Berechnungen zufolge bis zum Ende dieses Jahrhunderts um 2 bis 5,5 Grad ansteigen. Gleichzeitig wird die Niederschlagsmenge nach Angabe der Autoren um bis zu 20% zurückgehen. Schon jetzt erleben Staaten wie Jordanien und Syrien die schlimmsten Dürreperioden seit Jahrzehnten.

Die Luftverschmutzung in den arabischen Städten wird ebenso als großes Zukunftsproblem identifiziert. Schon heute kostet die Behandlung von Krankheiten die auf die Luftverschmutzung zurückgehen die arabischen Staaten pro Jahr 5 Milliarden US-Dollar. 90% des Kohlendioxin-Ausstoßes gehen auf das Konto des Transportsektors. Die Emission pro Kopf lag 2003 in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Qatar 13 beziehungsweise 9 mal höher als der weltweite Durchschnitt.

Kaum besser klingt die Einschätzung des Berichts hinsichtlich des Müllproblems. Täglich werden in der Region 250000 Tonnen Müll produziert, davon werden nur 5% recycled. In Städten wie Kuwait, Riyadh oder Abu Dhabi fällt täglich pro Tag so viel Müll an wie sonst nur an wenigen Orten auf der Welt.

Um all diese Probleme wirksam anzugehen bedürfe es einer stärkeren Förderung von Forschungsprogrammen, die sich mit der Bekämpfung von Umweltproblemen befassen. Gegenwärtig stellen die arabischen Staaten nur 0,2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts dafür zur Verfügung, weltweit liegt der Durchschnitt bei 1,4%. Diese Vernachlässigung verstärke nur den "Brain Drain" aus dem Nahen Osten in Richtung Amerika. Hinzu kommt, dass in arabischen Schulen kaum eine Umwelterziehung stattfinde, die die Schüler für das Problem sensibilisiere, kritisiert der Bericht.

Wichtig sei die Umsetzung langfristig angelegter Strategien. Die Wissenschaftler loben, dass mittlerweile die meisten arabischen Länder ein Umweltministerium oder eine Umweltagentur eingerichtet hätten. In den Emiraten habe sich die Regierung zudem konkrete Ziele gesetzt, deren Einhaltung in regelmäßigen Abständen überprüft wird. Dennoch sei es wichtig, dass die Aufmerksamkeit für die Umweltprobleme bei Regierung und Bürgern weiter zunimmt.

Mittwoch, 24. September 2008

Zur Korruption im Nahen Osten

Somalia und der Irak gehören weiterhin zu den Staaten der Welt, in denen Korruption am Stärksten wahrgenommen wird. Dies geht aus dem Korruptionswahrnehmungsindex 2008 hervor, der gestern in Berlin von Transparency International (TI) vorgestellt wurde. Der Index gibt an, wie in einzelnen Ländern Korruption von Politikern und Amtsträgern wahrgenommen wird. Dabei wird Korruption als Missbrauch öffentlicher Ämter für privaten Nutzen definiert.

Auf der Grundlage verschiedener Umfragen und Untersuchungen werden die 180 erfassten Staaten auf einer Skala von 0 (hochgradig korrupt) bis 10 (sauber) bewertet. Somalia liegt mit einem Wert von 1,0 auf dem letzten Platz des Internationalen Korruptionsindexes, einen Platz hinter dem Irak (1,3). Der Sudan liegt mit einem Wert von 1,6 nur knapp davor.

Dieses Ergebnis unterstreicht nach Ansicht von TI den fatalen Zusammenhang zwischen Armut, gescheiterten Institutionen und Bestechung. "In den ärmsten Ländern kann der Grad der Korruption über Leben und Tod entscheiden, wenn es um das Geld für Krankenhäuser oder sauberes Wasser geht.", erläutert Huguette Labelle, Vorsitzende von Transparency International.

Qatar gehört wie auch der Oman zu den Staaten, in denen sich die Situation in den vergangenen 12 Monaten am meisten verbessert hat. Der Golfstaat liegt mit einem Wert von 6,5 zusammen mit Spanien insgesamt auf dem 28. Rang und ist damit das Land in der Region, indem Korruption am Wenigsten wahrgenommen wird. Israel folgt auf Platz 33.

Insgesamt bescheinigt TI den Staaten des Nahen und Mittleren Ostens, dass "der Kampf gegen Korruption im öffentlichen Sektor an Schwung und Legitimation gewonnen hat und öffentlich als Haupthindernis für Entwicklung benannt wird."

Dennoch gehört Korruption noch immer zum täglichen Leben der meisten arabischen Bürger. Sei es in Form von "Bakshish", sei es in Form von Gefälligkeiten eines Beamten für Freunde und Verwandte oder in Form gekaufter Universitätsabschlüsse. Zwar beklagen sich Viele über diese Verhältnisse, gleichzeitig aber spielt fast jeder nach diesen Spielregeln.

Mittwoch, 3. September 2008

Sarkozy reist zu Vierer-Gipfel nach Damaskus

Die Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, der Türkei, Qatar und Syrien kommen morgen in Damaskus zu einem Gipfeltreffen zusammen. Im Mittelpunkt der Tagung sollen die indirekten Friedensgespräche zwischen Israel und Syrien stehen, die seit Mai dieses Jahres unter türkischer Vermittlung laufen.

Gleichzeitig ist Nicolas Sarkozys Besuch in Damaskus ein weiterer Schritt hin zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen Frankreich und Syrien, die nach dem Attentat auf den ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafiq Hariri im Februar 2005 quasi auf Eis gelegt wurden. Die Visite des französischen Präsidenten, der gegenwärtig die EU-Ratspräsidentschaft innehält, ist zudem der erste offizielle Besuch eines westlichen Staatschefs in Syrien seit 2003.

Die Türkei ist in den vergangenen Monaten zu einem Vermittler zwischen Israel und Syrien geworden, der die indirekten Gespräche zwischen den beiden Staaten koordiniert. Qatar spielte die entscheidende Rolle bei der Lösung des Machtkampfes im Libanon und hält gegenwärtig den Vorsitz des Golfkooperationsrates und der Arabischen Liga.

Die nächste Runde der indirekten Verhandlungen zwischen Syrien und Israel soll am kommenden Sonntag in Istanbul beginnen. Die ursprünglich schon für die vergangene Woche geplanten Gespräche mussten verschoben werden, nachdem der israelische Verhandlungsführer Yoram Turbowicz von seinem Posten als Stabschef von Regierungschef Ehud Olmert zurückgetreten war. Er soll nun ohne dieses offizielle Amt die Verhandlungen fortführen.

Die nächste Verhandlungsrunde könnte die letzte unter der Regierung Olmert sein. Für den 17. September ist die Wahl für einen neuen Vorsitzenden der regierenden Kadima-Partei geplant, dann wird Olmert auch von seinem Amt als Ministerpräsident zurücktreten. Ob und wie die Gespräche mit Syrien dann fortgesetzt werden, ist bislang vollkommen offen.

Für Verwirrung sorgte gestern eine Meldung der kuwaitischen Zeitung al-Rai, die berichtete, dass Hamas-Führer Khaled Meshaal Syrien verlassen habe und in den Sudan gereist sei. Die Hamas dementierte diesen Bericht jedoch später. Die Ausweisung der Hamas-Führung aus Damaskus ist eine der israelischen Kernforderungen an die Syrer für einen Friedensschluss.

Montag, 7. Juli 2008

Saudi-Arabien und Qatar wollen Beziehungen verbessern

Nach Jahren der Spannungen zwischen beiden Staaten wollen Saudi-Arabien und Qatar ihre gemeinsame Grenze demarkieren und ihre diplomatischen Beziehungen auf eine neue Grundlage stellen. Am Samstag unterzeichneten der saudische Innenminister Prinz Naif bin Abdulaziz und der Premierminister von Qatar Hamad bin Jassem bin Jabr al-Thani ein Abkommen, das die Bildung eines gemeinsamen Rates vorsieht, der die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit beider Länder verbessern soll.

Die Spannungen zwischen den beiden öl- und gasreichen Staaten reichen bis in die 90er Jahre zurück. Bei Grenzstreitigkeiten wurden 1992 zwei qatarische Soldaten von saudischen Truppen getötet. Anschließend sollte der exakte Grenzverlauf von einer gemeinsamen Kommission festgelegt werden, allerdings scheiterte dieses Vorhaben bald. Die Frage der Grenzziehung ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil das Ölfeld Shaybah in der Region liegt, an dem bislang die Saudis die alleinigen Rechte besitzen.

Im September 2002 zog Riyadh dann seinen Botschafter aus Doha ab. Der Grund war die kritische Berichterstattung des in Qatar ansässigen Nachrichtensenders al-Jazeera. Bis heute unterhält der Fernsehkanal kein eigenes Studio in Saudi-Arabien. Ebenso schalten saudischen Unternehmen keine Werbung auf al-Jazeera.

Außerdem reagierten die Saudis damals verärgert auf die Erweiterung der US-Basis al-Udeid in Qatar. Riyadh fürchtete dadurch seine Stellung als Liebling Washingtons in der Region und seine Vormachtstellung unter den Mitgliedsländern des Golf-Kooperationsrats GCC zu verlieren. 2005 verhinderten die Saudis den Bau einer Brücke zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Qatar, da diese durch saudisches Hoheitsgebiet verlaufe.

Seit Ende 2007 mehrten sich jedoch die Zeichen für eine Entspannung zwischen beiden Staaten. Im März dieses Jahres besuchte mit Kronprinz Sultan bin Abdulaziz zum ersten Mal seit 2002 wieder ein Mitglied der saudischen Königsfamilie Doha. Nun sollen jährlich Treffen mit Vertretern beider Länder stattfinden. Die Kronprinzen Saudi-Arabiens und Qatars sollen der gemeinsamen Kommission vorsitzen.

Mit dem am Wochenende geschlossenen Abkommen könnte auch der geplante Bau mehrerer Gas-Pipelines im Persischen Golf neuen Schwung bekommen. Ein Pipeline-Projekt zwischen Qatar und Kuwait scheiterte bislang ebenso am saudischen Widerstand wie der Bau einer Pipeline, die die Vereinigten Arabischen Emirate mit Gas aus Qatar versorgen sollte.

Montag, 26. Mai 2008

Qatars Einfluss im Nahen Osten wächst

Das Doha-Abkommen, mit dem der Machtkampf im Libanon vorerst beigelegt wurde, unterstreicht den wachsenden Einfluss des Golfstaats Qatar innerhalb der Länder des Nahen Ostens. Das Emirat schickt sich an, politischen Schwergewichten wie Ägypten und Saudi-Arabien auf dem Feld der Diplomatie den Rang abzulaufen.

Das Herrscherhaus der Familie al-Thani hat es in den vergangenen Jahren verstanden zu den rivailisierenden Fraktionen und Regionalmächten sowie den USA gleichermaßen gute Beziehungen aufzubauen und sich den Ruf eines ehrlichen Maklers zu erarbeiten. So ist Qatar zum einen der Sitz des Hauptquartiers der US-Truppen im Nahen Osten, zum anderen verfügt Doha über gute Beziehungen zum Iran. Im vergangenen Dezember war der iranische Präsident Mahmud Ahmadinejad während des Gipfeltreffens des Golfkooperationsrats (GCC) zu Gast in Qatar.

Seit 12 Jahren gibt es in der Hauptstadt des Emirats ein israelisches Handelsbüro, in dem israelische Diplomaten tätig sind, auch wenn Qatar und Israel offiziell noch keine diplomatischen Beziehungen unterhalten. Im April war Außenministerin Tzipi Livni Gast eines Demokratieforums in Doha.

Gleichzeitig verfügt Familie al-Thani über gute Beziehungen zur Hamas und zur Hizbollah. Als einziger arabischer Staat neben Syrien lobte Qatar die Hizbollah nach dem Zweiten Libanonkrieg im Sommer 2006 für ihren "Widerstand" gegen Israel und beglückwünschte die schiitische Bewegung zum ersten arabischen Sieg gegen Israel. Schon wenige Wochen nach Kriegsende begann Qatar den Wiederaufbau zerstörter Dörfer im Südlibanon finanziell und logistisch zu unterstützen und arbeitete dabei eng mit der Hizbollah zusammen.

Die guten Kontakte der Qataris zu allen regionalen Akteuren waren entscheidend für einen Erfolg der inner-libanesischen Verhandlungen in Doha. Die natürlichen arabischen Führungsmächte Saudi-Arabien und Ägypten kamen hierfür kaum in Frage, da ihre Regierungen einseitig für das Regierungslager im Libanon Partei ergriffen hatten.

Eine Rolle dürfte auch gespielt haben, dass Qatar als Öl- und Gasexporteur über die nötigen finanziellen Mittel verfügt derartige Abkommen zu erleichtern. Schon wird darüber spekuliert, dass Familie al-Thani mit üppigen Geldzahlungen die rivalisierenden Parteien im Libanon zu einer Einigung bewegt zu haben.

Auch bei den Konflikten zwischen Hamas und Fatah in Palästina, dem Krieg in Darfur, sowie den ständigen Machtkämpfen zwischen rivalisierenden Kräften in Somalia hat Doha in der Vergangenheit versucht zu vermitteln - hier jedoch mit weniger Erfolg.

Mit derartigen diplomatischen Initiativen versucht Qatar sein Profil im Wettstreit der wirtschaftlich aufstrebenden Golfstaaten zu schärfen. Für den Staat, der nur halb so groß ist wie Hessen und in dem weniger als eine Million Menschen leben, ist die politische Stabilität der Region besonders wichtig; auch deshalb ist das Emirat um einen Ausgleich zwischen dem Iran und den USA bemüht.