Mittwoch, 30. November 2011

Revolution belebt das Geschäft - Der Wandel in der arabischen Gesellschaft lässt die Medienlandschaft nicht unberührt

Ein Beitrag von Stefanie Groth.

Seit Jahren bestimmen die Satellitensender Al Jazeera und Al Arabiya die arabische Nachrichtenlandschaft. Nun kündigt sich von mehreren Seiten Konkurrenz an.

 Einer, der in Zukunft in der arabischen Medienlandschaft mitmischen möchte, ist der saudiarabische Investor und Milliardär Prinz Waleed bin Talal Al Saud, Mitglied der saudischen Königsfamilie. Er kündigte am 13. September diesen Jahres auf einer Pressekonferenz in Riyadh die Gründung des Senders Alarab als unabhängiges Unternehmen der Rotana Media Group und der Kingdom Holding Company an. Deren Eigentümer ist Waleed selbst, womit Alarab zu seinem Privatunternehmen wird. Der Sender, so Waleed, richte sich als internationaler 24h-Nachrichtensender an das arabisch-sprachige Publikum weltweit. Als mögliche Standorte werden bisher Manama, Doha, Dubai, Abu Dhabi und Beirut gehandelt. Alarab werde über aktuelle Entwicklungen weltweit berichten, mit besonderem Fokus auf politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen in Saudi Arabien und der arabischen Welt. Unterstützung soll dabei der Nachrichten- und Informationsdienstleister Bloomberg LP leisten, mit der Bereitstellung von fünf Stunden des täglichen Finanz- und Wirtschaftsnachrichten-Programms. Ob Alarab tatsächlich 2012 auf Sendung gehen wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Dienstag, 29. November 2011

Willkommen im größeren Gefängnis

Wie es dazu kam, dass We'am 17 Jahre vor Haftende entlassen wurde und in den Golan zurückkehrte. Ein Gastbeitrag von Mona Serdani.

Donnerstag, 24. November 2011

Interview mit tunesischer Menschenrechtsaktivistin Fidé Hamami: "Unsere Revolution ist nicht in Gefahr"

Zehn Monate sind seit dem Sturz des tunesischen Diktators Zine el-Abedine Ben Ali vergangen. Zeit für eine erste Bilanz. Wir haben deshalb die Aktivistin Fidé Hamami von der "Tunesischen Liga für die Verteidigung der Menschenrechte" interviewt, die unlängst in Berlin zu Gast war. Die Fragen stellte Christoph Dinkelaker. 


Alsharq: Infolge der Selbstverbrennung des Straßenverkäufers Mohammad Bouazizi brachen am 17. Dezember 2010 Massenproteste und Unruhen in Tunesien, die laut manchem Experten den gesamten „Arabischen Frühling“ auslösten. Weniger als vier Wochen später war eines der vermeintlich stabilsten autoritären Regime der Region gestürzt. Wie konnte sich solch eine enorme revolutionäre Energie innerhalb so kurzer Zeit entfalten?

Fidé Hamami: Es stimmt, dass der schmerzvolle öffentliche Selbstmord Mohammad Bouazizis den unmittelbaren Auslöser für die Tunesische Revolution und vielleicht für den gesamten „Arabischen Frühlling“ darstellte. Jedoch gab es andere Elemente, die den revolutionären Funken befeuerten und schließlich das Regime verbrannten:

Mittwoch, 23. November 2011

Proteste in Kairo: Wahl und Kampf in Ägypten

Es ist kein Zufall, dass die massiven Proteste kurz vor den Parlamentswahlen einsetzen. Hinter den Demonstrationen steckt auch die Angst, dass die Wahlen nicht zu einem repräsentativen Ergebnis führen werden. Aus Kairo berichtet Sarah Wessel

Dienstag, 22. November 2011

“Der Monat Muharram könnte dieses Jahr schlimm werden.” – Interview mit einem bahrainischen Aktivisten

Von Lea Frehse

Seit dem 14. Februar, als Hunderttausende Bahrainer auf dem zentralen Perlen-Platz in der Hauptstadt Manama für größere politische Freiheiten auf die Straße gingen, dauern die Anti-Regierungsproteste im Inselstaat an. Das von der Königsfamilie Al Khalifa angeführte Regime hat die Demonstrationen gewaltsam niederschlagen lassen in dem Bemühen die Opposition zum Schweigen zu bringen. Mehr als 40 Menschen sind der Gewalt von Polizei und Militär bereits zum Opfer gefallen, Tausende wurden festgenommen und gefoltert. Der König sah sich angesichts des wachsenden öffentlichen Drucks gezwungen eine Kommission zur Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen einzusetzen. Die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse ist für den 23. November angekündigt. 

Angesichts der Repressionen mussten viele der Aktivisten bereits aus Bahrain fliehen. Alsharq traf einen von ihnen im Exil in Großbritannien, mit dem wir in den letzten Monaten regelmäßig in Kontakt standen. Im Interview berichtet er von anhaltenden Protesten in Bahrain, erklärt, was er von den Untersuchungsergebnissen der Kommission erwartet und wie er die Zukunft der Protestbewegung einschätzt.

Wie würdest Du die Geschehnisse in Bahrain seit Beginn dieses Jahres mit Deinen eigenen Worten zusammenfassen?   

Donnerstag, 17. November 2011

Proteste in Kuwait: Der Scheich trügt

Kuwait ist stolz auf sein Parlament. Kaum ein Landesportrait von offizieller Stelle kommt ohne den Verweis aus, dass bereits 1963, nur wenige Monate nach der Unabhängigkeit, die erste vom Volk gewählte Nationalversammlung zusammentrat und Kuwait damit als erster Golfstaat demokratische Strukturen schuf.

Im Volk sind die Parlamentarier dagegen derzeit weniger gut gelitten. Am Mittwoch Abend versammelten sich zunächst mehrere hundert Demonstranten auf dem Erada-Platz vor dem Parlament in Kuwait-Stadt. Später stürmten dutzende das Parlamentsgebäude um den Sturz des Regierungschefs und die Auflösung der Nationalversammlung zu fordern. Bei den Unruhen wurden mehrere Menschen verletzt. In der Geschichte des kleinen Golfstaats ein unerhörter Vorgang.

Mittwoch, 16. November 2011

Interview zu Christen in Ägypten: »Der Armeerat hat den koptischen Protest eskalieren lassen«

Ein Jugendaktivist, ein Politikwissenschaftler und ein koptischer Journalist im Gespräch mit Alsharq über den »Blutsonntag« von Maspero, den Charakter des Konfessionalismus in Ägypten – und wie er überwunden werden kann. Interview: Robert Chatterjee und Marian Brehmer

Samstag, 12. November 2011

Oppositionelle in den Emiraten: Fünf gegen Sieben

Wir befinden uns im Jahr 2011. Die ganze Arabische Welt wird von Aufstandsbewegungen gegen die autokratischen Regime erschüttert...Die ganze Arabische Welt? Nein! Sieben kleine Golfemirate wollen von Demokratie und Menschenrechten nichts wissen, sind unbeeindruckt von der Welle des Wandels und leben glücklich und zufrieden in unerschöpflichem Wohlstand.

 So ähnlich stellt sich die aktuelle Lage aus Sicht der Herrscherfamilien in den Vereinigten Arabischen Emiraten dar. Das Schicksal von fünf inhaftierten Bloggern und Aktivisten zeigt jedoch, dass dieses Bild trügt. Sie wollen ab Sonntag in den Hungerstreik treten, um ihre Freilassung zu erzwingen und eine Einstellung der gegen sie anhängigen Verfahren zu erreichen.

Mittwoch, 9. November 2011

The Sahel after the fall of the »Brother Leader«: Qadhafi`s legacy haunts Niger


Ein Gastbeitrag von Alex Thurston

Colonel Muammar Qadhafi is dead, but his friendships with Libya’s southern neighbors continue to complicate Sahelian politics. Niger in particular has keenly felt the impact of Libya’s civil war. 

Dienstag, 8. November 2011

Golfstaaten schmieden Allianz mit Jordanien und Marokko

Der Arabische Frühling wird die geostrategische Landkarte des Nahen- und Mittleren Ostens nachhaltig verändern. Noch lassen sich die neuen Machtverhältnisse und zukünftige strategische Bündnisse der Region nicht klar bestimmen, insbesondere weil die außenpolitische Orientierung der nach-revolutionären Regime in Tunis, Kairo und Tripolis gegenwärtig schwer einzuschätzen ist. In Syrien und im Jemen drohen sogar dauerhafte Bürgerkriege, die sich destabilisierend auf ihr jeweiliges regionales Umfeld auswirken. Auf der anderen Seite zeichnet sich bereits seit Mai 2011 eine sicherheitspolitische und ökonomische Allianz der arabischen Monarchien ab, die sich außenpolitisch als Gegengewicht zum Iran formiert und im Inneren der Eindämmung der Reform- und Revolutionsbewegung dient.

Donnerstag, 3. November 2011

Die Syrische Revolution und der Golan: Revolte im besetzten Land

Aus Majdal Schams berichtet Mai-Britt Wulff

Abseits des seit März tobenden Aufstand in Syrien findet in Majdal Schams ebenfalls ein kleiner Aufruhr statt. Die syrisch-drusische Minderheit auf den besetzen Golanhöhen scheint sich über den Volksaufstand in zwei Lager zu spalten.

Mittwoch, 2. November 2011

Freiheitskampf in Syrien - Wie auch die Regierung eigentlich nur für Freiheit kämpft

Ein Gastbeitrag von Ansar Jasim

Jahrelang konnte sich das syrische Regime gegen die Einmischung des imperialistischen Westens schützen. Als fast einziges Land der Region hat es sich nicht durch Kredite von der Weltbank oder dem IWF an den Westen verkauft. Doch der Imperialismus, der Amerikanismus und der feindliche Zionismus haben Syrien seit seiner Unabhängigkeit in den Schoß ihrer Einflusszone holen wollen. Die besten Beispiele dafür, dass die westlichen Mächte ihre Hegemonie auf Syrien ausweiten wollen, sind die Annektierung des Golan seitens Israels und die amerikanische Besatzung des Iraks. Nachdem der Plan der USA nicht aufgegangen ist, dass mit der angeblichen Befreiung des Irak auch Syrien aufgeben und sich dem imperialistischen Feind ergeben würde, haben im April diesen Jahres mit den Angriffen bewaffneter Banden die Aktionen der USA und Israels zur Bekämpfung der syrischen Unabhängigkeit begonnen. 

So in etwa liest sich das Narrativ der syrischen Regierung seit März diesen Jahres, als Demonstrationen für den Sturz des Regimes in der Provinz Daraa beginnen. Für den ausländischen Betrachter scheinen diese Argumentation und der Versuch der Diskreditierung der syrischen Proteste lächerlich zu wirken. Dass sie das in der Realität nicht sind, sondern sich darin im Gegenteil die ideologische Überzeugung und somit auch das politische Handeln des Regimes widerspiegeln und erklären lassen, zeigt ein Blick auf den Ursprung der Baath-Partei.

Dienstag, 1. November 2011

Essam Atta & Alaa Abdel Fatah – Ägyptens Polizei foltert weiter, das Militär sperrt ein

Die beiden Bilder gleichen sich aufs Schrecklichste: Zwei junge Männer, tot, gefoltert. Das eine Foto zeigt Khaled Said, einen 28-Jährigen aus Alexandria, der im Juni vergangenen Jahres von zwei Polizisten zu Tode geprügelt wurde. Das Bild seines geschundenen Körpers verbreitete sich in Windeseile im Internet, Khaled Said wurde zu einer Ikone der Ägyptischen Revolution.

 Jetzt, knapp anderthalb Jahre später und acht Monate nach dem Sturz Husni Mubaraks, der den Wandel an den Nil bringen sollte, erschüttert ein neues Foto eines von Polizisten misshandelten und getöteten Ägypters die ägyptische Gesellschaft. Zu sehen ist Essam Atta, ein 24 Jahre alter Mann aus Kairo, der in der vergangenen Woche im berüchtigten Torah-Gefängnis starb. Seine Familie, Menschenrechtsgruppen und Mithäftlinge erklären, dass der Gefangene von Wärtern zu Tode gefoltert wurde.