Montag, 21. Mai 2007

Hintergründe zu "Fatah al-Islam" und den Kämpfen im Libanon

Seit dem Wochenende liefert sich die libanesische Armee in dem palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bared heftige Gefechte mit Kämpfern der radikal-sunnitischen Gruppe Fatah al-Islam. Bislang wurden dabei offiziellen Angaben 23 Soldaten getötet, über die Anzahl der Toten auf Seiten der Fatah al-Islam kann ebenso nur spekuliert werden wir über die Zahl der getöteten unbewaffneten Einwohner in dem Lager nahe der nordlibanesischen Stadt Tripoli.

Über die Gruppe Fatah al-Islam, zu deutsch etwa "Eroberung des Islam" ist bisher nur wenig bekannt. Ins Bewusstsein der Libanesen ist dieser Name erst in den vergangenen 48 Stunden gerückt. Erstmals in Erscheinung trat die Bewegung vor etwa 3 Monaten als nach dem Bombenattentat auf einen Bus, bei dem 3 Menschen getötet wurden, mehrere Mitglieder von Fatah al-Islam verhaftet wurden. Auch einer der mutmaßlichen Kofferbomber von Köln soll aus dem Umfeld der Gruppe stammen.

In Medienberichten wird dieser Tage häufig auf eine Verbindung zwischen Fatah al-Islam und dem Terrornetzwerk al-Qaida hingewiesen. Wie diese Verbindung konkret aussehen soll konnte bisher jedoch nicht geklärt werden. In jedem Fall kann davon ausgegangen werden, dass Fatah al-Islam die Ideologie mit al-Qaida teilt und nach deren Vorbild Gewalttaten gegen Schiiten und Christen verübt, wie etwa bei einem Bombenanschlag im christlichen Beiruter Stadtviertel Ashrafieh gestern.

Offenbar konnte diese Ideologie, die moderate Sunniten, Schiiten, Christen und andere zu Ungläubigen erklärt, unter einigen frustrierten jungen Palästinensern im Libanon Fuß fassen. Diese fristen im Zedernstaat seit 60 Jahren ein Leben als Bürger zweiter Klasse, etwa 400000 Palästinenser leben zum Teil seit Generationen in einem der Flüchtlingscamps in Tyros, Saida, Beirut oder Tripoli. Das Finanzembargo gegen Fatah und Hamas hat auch hier die wirtschaftliche und soziale Lage im letzten Jahr weiter verschärft und den sunnitischen Extremisten somit weiteren Zulauf verschafft. Die Schwächung von Fatah und Hamas, die bislang als Ordnungsmacht in den Lagern auftraten, hat das Erstarken der Extremisten genauso gefördert wie die Tatsache, dass die libanesische Armee die Camps nach einem Abkommen aus dem Jahr 1969 nicht betreten darf.

Natürlich beschuldigten Politiker des libanesischen Regierungslagers umgehend Syrien der Unterstützung von Fatah al-Islam, die eine weitere Destabilisierung des Libanon zum Ziel habe. Beweise dafür liegen nicht vor, im Gegenteil saß Fatah al-Islam Führer Shaker al-Absi bis Herbst 2006 selbst 3 Jahre lang in syrischer Haft. Der Palästinenser hat offenbar nicht nur unter seinen Landsleuten Zulauf gefunden, unter den gestern getöteten Kämpfern sollen auch Bangladeshis, Saudi-Araber und Jemeniten gewesen sein.

Offenbar konnte al-Absi die Gruppe, deren Mitgliederzahl auf etwa 300 geschätzt wird, in den letzten Monaten immer weiter verstärken, auch weil sich das Hauptaugenmerk der libanesischen Regierung, die vom Sunniten Fuad Siniora geführt wird und der westlichen Regierungen in erster Linie auf die schiitische Hizbollah gerichtet wurde, die als größte Gefahr für die innere Stabilität des Libanon porträtiert wurde. Die Gefahr, die von radikalen Sunniten ausgeht wurde dabei zumindest negiert, vielleicht aber wurden diese Extremistengruppen sogar von führenden Köpfen der libanesischen Regierung gefördert, in der seit November 2006 keine Schiiten mehr vertreten sind.

Der US-Journalist Seymour Hersh berichtete nämlich schon im März, dass Vertreter der libanesischen Regierung Fatah al-Islam mit Waffen beliefert hätten um diese für mögliche Kämpfe mit der oppositionellen Hizbollah auszurüsten. Zudem würden radikale sunnitische Gruppen mit dem Wissen der USA und der libanesischen Regierung mit saudischen Geldern finanziert, alles um den schiitischen Einfluss im Libanon einzudämmen, der nach dem relativen Erfolg derHizbollah im Krieg mit Israel und der Stärkung der Schiiten im Irak an Kraft gewonnen hat.

Ein US-amerikanischer Regierungsberater wird von Hersh mit den Worten zitiert.: "Wir unterhalten ein Programm um den schiitischen Einfluss zurückzudrängen und verteilen soviel Geld wie wir können. In diesem Prozess finanzieren wir eine Menge böser Jungs, mit einigen ersthaften und möglicherweise unerwünschten Konsequenzen."

Ungeklärt ist bislang auch, warum die Kämpfe gerade jetzt eskalieren. Auslöser war offenbar ein Banküberfall am Sonnabend im Zentrum Tripolis, bei dem Kämpfer der Fatah al-Islam beteiligt waren. Gerüchten zufolge sollen die Bankräuber jedoch nicht mehr als 1500 US-Dollar erbeutet haben, keine Summe die eine derartige Eskalation rechtfertigen würde.

Abzuwarten bleibt nun, ob sich die Kämpfe auch auf andere Flüchtlingslager im Libanon ausweiten werden. Im größten Camp, Ain al-Hilweh bei Saida, leben über 70000 Menschen

15 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenn Ihr auf die Frage nicht antworten möchtet, verstehe ich es - es ist ja alles nur reine Spekulation. Trotzdem würde mich Eure Meinung interessieren:

Angenommen Hersh hat recht und Fatah al-Islam ist Hariri & Co-gesponsert: worauf soll das jetzt hinauslaufen? Die Armee, so die Erwartung vieler Libanesen, soll das Camp stürmen. Abgesehen davon, dass das ein Blutbad unter unschuldigen Zivilisten anrichten und vermutlich die Eskalation zwischen (ethnisch gemischter) Armee und (national gemischten) Fatah-Mitgliedern auslösen und andere Camps entflammen würde, kann sie das Palästinenser-Camp meines Wissens gar nicht stürmen, weil das gesetzlich festgelegt ist. Stürmt sie also nicht, fällt es wieder auf die zurück, die - möglicherweise - das Ganze forciert haben: Hariri & Co. Sie gelten als Versagerregierung.

Was also könnte das jetzt Eurer Meinung nach geben? Und wo bietet in dem Ganzen Hizbollah die Angriffsfläche - denn die, so Hersh, sind ja das eigentliche Ziel der Unterstützung von radikalen sunnitischer Milizen in den Camps.

Gespannte Grüße

Anonym hat gesagt…

Wenn die Anschuldigungen von S. Hersh stimmen, dann muss auf die westlichen Regierungen von den westlichen Bürgern Druck aufgeübt werden die Zusammenarbeit mit Hariri & Co zu verändern und neue demokratische und integere Partner im Libanon (d.h. nicht eine unterstützung der jetzigen Opposition, sondern eine neue politische Gruppe) aufzubauen. Ich kann mir noch kein Urteil über die libanesische Regierung und deren nachgesagte Unfähigkeit/ Inkompetenz bilden. Es kann nur im westlichen Interesse sein, eine demokratische Partei im Libanon zu unterstützen, die nichtkorrupt, die die Probleme anpackt und keine Miliz hat. Deshalb ist z.Z. die jetzige Regierung besser als die skrupellose und gewaltbereite Opposition.

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank fuer Ihre guten Hintergrund-Informationen zum Thema. Vieles davon war mir neu.
Es ist bezeichnend fuer den Zustand der deutschen, sog. Qualitaetszeitungen, dass diese darueber kein Wort verlieren bzw. verlieren koennen, weil es in den Redaktionen hoechstwahrscheinlich an der noetigen Sachkompetenz mangelt.

Anonym hat gesagt…

Zu Anonym 2:

Wieso ist die Opposition gewaltbereit und skrupellos?! Hizbollah und Aoun verfechten legitime Eigeninteressen, und zudem eine säkulare Linie. Bislang haben sie sich von keiner Bürgerkriegs-Provokation hinreissen lassen.

Hariri, Jumbladt und Geagea hingegen kassieren Geld aus jeder erdenklichen westlichen (und saudischen) Quelle, die sie erwischen können: um zu zündeln. Der libanesischen Armee, die sie als Verteidigern ihres unermüdlich geliebten Vaterlandes preisen, kommt jedenfalls kein Groschen zugute. Nö, das Geld fliesst in Terroreinheiten in den Lagern - und vor allem in die Aufrüstung der speziellen Hariri-, der speziellen Jumbladt-, der speziellen Geagea-Miliz - die sich z.T. aus Psychopathen zusammensetzen.

Davon schreibt der Westen nix. Man muss sich schließlich auf die Waffen der "Terroristen" konzentrieren, und das ist für den Westen - der, wie gesagt, die anderen Milizen munter aufrüstet - nun einmal die Hizbollah.

Warum? Weil die der israelischen Besatzungspolitik die Stirn bieten... Täten das Jumbladt-Hariri-Geagea wären die die "Terroristen". So einfach geht das mit dem Westen.

Anonym hat gesagt…

anonym 4

Einfach mal die Hisbollah-Brille absetzen und anfangen nachzudenken!!

Tipps zum Nachdenken: Legitime Eigeninteressen schaden in der Regel den Interessen der Libanesen.
Es ist heucherlisch Iranisch-syrische Interessen im Libanon zu verfolgen und sich als libanesische Widerstandsorganisation darzustellen sowie beim Sommerkrieg das Prinzip des politischen Konsensus zu ignorieren und bei anderen Gelegenheiten (bei der Frage des Tribunals und Präsidentenwahl) den politischen Konsens einzufordern.
Im Feb. und Mai 06 haben Muslime in Ashrafieh (ein christlicher Stadtteil) noch Kirchen angezündet und randaliert und im Juli d.J. dort Schutz gesucht.
Das ist Oberheuchlei von skupelosen Menschen, die vor Gewaltanwendung nicht zurück schrecken, ohne Rücksicht auf Verluste und dem Land sehr sehr schaden.

C.Sydow hat gesagt…

anonym 1:

Geht man davon aus dass Hershs These zu Fatah al-Islam stimmt, gibt es wohl nur zwei mögliche Erklärungsmuster:

1.Möglichkeit: Die Bewegung hat eine Eigendynamik entwickelt die von den Finanziers nicht erwartet wurde. Möglicherweise beeinflusst durch Kämpfer aus dem Irak, die in den letzten Monaten in den Nordlibanon eingesickert sein sollen, versucht die Fatah al-Islam nun den Libanon in einen Bürgerkrieg nach irakischem Vorbild hineinzuziehen.

2.Möglichkeit: Die jetzige Entwicklung wurde von den Finanziers mit einkalkuliert und kommt ihr nicht ungelegen, da sich die libanesische Regierung nun als entschlossener Vorkämpfer gegen den islamistischen Terror präsentieren und ihre Position gegenüber USA und EU festigen kann.

In jedem Fall scheint mir die Unterstützung für das massive Vorgehen der Armee in der libanesischen Bevölkerung momentan sehr groß zu sein. Die Gefahr die von Fatah al-Islam uasgeht, einer Gruppe die weitgehend als Phantom wahrgenommen wird, wird nach den Anschlägen in Beirut sehr hoch eingeschätzt.

Daher scheint die harte Linie der Armee vielen Libanesen gerechtfertigt, die ohnehin in großer Zahl für das Leid der Palästinenser blind sind und daher wohl auch eine große Zahl Todesopfer in den Lagern hinnehmen würden. Das ist jedenfalls mein Eindruck aus Gesprächen mit Libanesen aus Beirut und Saida in den vergangenen 48 Stunden.

Bislang waren zunächst ein christlicher, dann ein sunnitischer Stadteil Beiruts Ziel von Anschlägen. Es ist nicht auszuschließen, dass schon bald eine schiitische Gegend angegriffen wird, Vergeltungsschläge der Hizbollah ins Kalkül ziehend. Diese kann sich bisher darauf berufen ihre Waffen nie gegen Landsleute gerichtet zu haben. Sollte sich dies ändern, könnte die Popularität der Hizbollah unter Sunniten und Christen rasch zurückgehen - genau das liegt im Interesse der libanesischen Regierung, Saudi-Arabiens und der USA.

anaonym 2:

Natürlich sollte man auf demokratische und integre Partner im Libanon setzen. Nur sehe ich eine politische Kraft, wie sie von dir skizziert wird, momentan im Libanon nicht. Diese kann nur aus dem libanesischen Volk heraus entstehen, einige diese Bürgerbewegungen haben sich in den letzten Monaten gegründet, sind zahlenmäßig jedoch sehr schwach.

Im übrigen sind Teile der Regierung, wie etwa die Lebanese Forces oder bestimmte Strömungen innerhalb Hariris Future Youth nicht weniger gewaltbereit und skrupellos als Teile der Opposition.

Anonym hat gesagt…

C-

das "fatah" in Fatah al-Islam hat einen anderen Ursprung:

Yasir Arafats Gruppe hatte die Abkuerzung F-T-H, was eine Umkehrung der Abkuerzung ihres Namens (harakat tahriir filastiin - H-T-F) war. In den 80ern spaltete sich in Tripoli eine Gruppe ab, die sich "Fatah Intifada" (Aufstands-Fatah) nannte. Von dieser nun spaltete sich letztes Jahr die Gruppe "Fatah al-Islam" ab. Die bessere Uebersetzung waere "Islam-Fatah".

Und vergiss Seymour Hershs Artikel. Er hat wirklich keine Ahnung vom Nahen Osten. Der Artikel ist im Fruehling auf den einschlaegigen Expertenforen zerrissen worden.

Re: Ausloeser der Kaempfe - es war ein Zufall, der Bankueberfall. Manchmal passieren Zufaelle ...

--MSK*

Anonym hat gesagt…

@msk Eine oder zwei Referenzen aus den Expertenforen, die S. Hersh´s Artikel zerreisen würde mich interessieren.

@C Was die Unterstützung einer integren und demokratischen Opposition angeht, so war und ist mein Verständnis, dass sie aus den Libanesen selbst sich rekrutieren muss. Ich verstehe nicht wieso aus der 14. März Bewegung sich nicht eine eigenständige politische Gruppierung formiert hat. Anstatt dessen haben sich Hariri, Jumblatt und Geagea an die Spitze gestellt. Es gibt Menschenrechts- und Friedensgruppen sowie einige wenige Politiker, die integer sind. Es darf sich nicht dahingehend entwickeln, dass sich immer radikalere und gewalttätigere Gruppen die Macht erlangen, wie z.B. in Palästina. Dort sind die Friedensaktivisten nur Statisten unter Hamas und Fatah.

Was die Unterscheidung zwischen der Regierungs und Oppositionsparteien angeht. Es wird immer behauptet, dass die Regierungsparteien korrupt und ineffizient sind. Dies kann ich z.Z. nicht beurteilen. Diese wird immer so kolportiert. Aber bislang haben die Regierungsparteien keinen Krieg vom Zaun gebrochen z.B. gegen Syrien oder Israel. Sie halten sich auch an das Kairo Abkommen. Vielleicht gibt dieser Hinweis
http://blog.zeit.de/joerglau/category/islamismus-und-terror/
eine Idee was ich mit Skrupellosigkeit meine (es gab keinen politischen Konsens). Die HB hat einen Krieg begonnen ohne auch nur die Regierung zu informieren geschweige denn zu konsultieren. Man stelle sich mal vor die Preussische Treuhand greift Polen an und die dt. Regierung darf hilflos zuschauen.
Die Gewaltbereitschaft und Skrupellosigkeit der HB und der von Dir aufgelisteten Gruppen kann man nicht vergleichen. HB spielt diesbzgl. in einer anderen Liga.

Anonym hat gesagt…

Was ich von einem Bewohner Tripoli´s gehört habe, war dass nach dem Banküberfall, die Videoaufzeichnung ausgewertet worden ist
und die Polizei den Wagenbesitzer des Fluchtautos aufgesucht hat. Dabei sind sie auf die Fatah al Islam Gruppe in Tripoli gestossen. Die Polizei unterhält keine guten Beziehungen zum Militär und wurde folglich nicht über den Zwischenfall informiert. Die Fatah Al Islam Gruppe hat die Aktion wahrscheinlich als existentielle Bedrohung interpretiert, so dass einige Mitglieder die libanesische Militärsoldaten, die das Flüchtingskamp, in dem sich einige Mitglieder befanden, bewachen, überrascht hat in ihren Zelten. Die Fatah Islam Mitglieder haben den Soldaten quasi im Schlaf enthauptet. Dies erklärt die hohe Opferzahl unter den Militärs. Nach dem Vorfall gab es ein Treffen zwischen dem Militär- und Polizeivertreter, die eine bessere Zusammenarbeit zwischen beiden Sicherheitsorganen vereinbarten. Hier zeigt sich, dass durch den Terrorismus die Schwächen der Sicherheitsbehörden aufgedeckt werden. Kann jemand die Angaben zum Tathergang durch Zeitungsberichte bestätigen?

Anonym hat gesagt…

Danke, C.Sydow, für Deine Einschätzung.

Es wäre der Gipfel der Heimtücke, wenn "die Finanziers" die radikale Fatah al-Islam erst in den Palästinenserlagern aufziehen, um sie dann dort mitsamt den Lagerbewohnern auszubluten - in der Hoffnung, dass die Hizbollah mit einsteigt...

Glaubst Du, die Hizbollah könnte sich in innerlibanesische Kämpfe reinziehen lassen? Dass sie es noch nie getan hat, ist doch ihr größter Kredit - den wird sie doch nicht verspielen??!

Die Palästinenser tun mir jedenfalls wahnsinnig leid. Ein Amateurvideo vermittelt einen vagen Eindruck von dem, was los ist: http://bodyontheline.blogspot.com/

Aber es gibt immerhin einige Demonstrationen im Libanon gegen das Bombardement:
http://ya-ashrafe-nnas.blogspot.com/

Was die Infiltrierungen des Hariri-Clans angeht, so ist dies (auf Arabisch) interessant:
http://www.al-akhbar.com/ar/node/33141

C.Sydow hat gesagt…

anonym 8:

Was Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft gegen andere im Libanon lebende Gruppen angeht, bleibe ich dabei, dass es im Regierungslager Gruppen gibt, die der Opposoition in nichts nachstehen. Das haben Leute wie Geagea und Joumblatt mit ihren Milizen in den Jahren des Bürgerkriegs mehr als einmal bewiesen und das haben auch die Unruhen aus dem Januar 2007 gezeigt. Warum sollten sich Leute wie Geagea, die im Bürgerkrieg mächtig waren, geändert haben?

Natürlich gibt es auch auf Seiten der Opposition mit Michel Aoun und der Amal-Bewegung Gruppen, an deren händen seit dem Bürgerkrieg Blut klebt, nicht zuletzt das von palästinensischen Flüchtlingen im Libanon wie im Fall der Amal.

Ich halte es jedoch für blauäugig die Gruppen des Regierungslagers pauschal als "die Gemäßigten" zu deklarieren. Sollte die Lage weiter eskalieren, werden auch diese Leute vor Gewalt nicht zurückschrecken.

anonym 9:

Die Darstellung des Einwohner Tripolis deckt sich im wesentlichen mit der vom Informationsministerium verbreiteten Version. Danach wurden die Bankräuber eingekesselt, woraufhin Fatah al-Islam-Kämpfer einen kleinen Militärstützpunkt am Rand von Nahr al-Bared einnahmen, militärisches Gerät erbeuteten und die Soldaten töteten. Anschließend habe sich die Armeeführung dann zum entschiedenen Vorgehen gegen die Gruppe im Lager entschlossen.

anonym 10:

Erstmal vielen Dank für die Links, die umgehend auf meiner Blogroll landen werden. Mit dem al-Akhbar-Artikel werde ich mich mal in einer ruhigen Minute beschäftigen.

Zu deiner Frage: So lange die Hizbollah nicht ernsthaft von einer libanesischen oder palästinensischen Gruppe bedroht wird, oder es nicht in größerer Zahl zu Morden an Schiiten kommt, wird die Hizbollah äußerste Zurückhaltung üben.

Angeblich soll die Hizbollah die libanesischen Armee nun sogar ihre militärische Unterstützung im Kampf gegen die Fatah al-Islam angeboten haben, genauso übrigens wie Fatah und Hamas.

Anonym hat gesagt…

C. Sydow, danke. Hersh hat CNN ein Interview gegeben. Hier das Video plus die Abschrift:

http://rawstory.com/news/2007/Hersh_Bush_arranged_support_for_militants_0522.html

Dass Hizbollah militärische Unterstützung angeboten hat, ist mir neu. Vermutlich mussten sie das tun, aber es klingt nach Konfrontationen zwischen Armee und Hizbollah -- und Fatah will jetzt auch mitmischen?! Ausgerechnet die?

Anonym hat gesagt…

Der amerikanische Einfluss auf die Regierung Siniora scheint mir doch sehr beschränkt zu sein. Bei Abbas sitzen die Leute der Amerikaner auf dem Posten des nationalen Sicherheitsberaters, im Libanon hingegen unterstützen die Amerikaner irgendwelche kleine Idioten, die auch noch von den eigenen Leuten verraten werden.

Anonym hat gesagt…

@C apropos Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft

Vorab möchte ich etwas klarstellen: Ich habe kein Interesse Hariri, Jumblatt und Geagea et al. zu verteidigen, aber wenn man deren Reaktionen auf die Bombenattentate und auf die Reaktion auf die LBC-Sendung über Nasrallah im Mai 06 anschaut, scheint es schon einen Unterschied im Vergleich zur HB zu geben. Ob HB sich auch so zurückhaltend verhalten hätte, wenn ihre Anhänger (auch vom Kaliber Rafic Hariri etc.) in Bombenattentate umkommen wären?

Ich habe unterschiedliche Reaktionen (von Ablehnung bis Unterstützung) von HB auf die Aktion des lib. Militärs rund um das Camp gehört, ich weiss nicht welche Version korrekt ist.

Wichtig ist es eine politische demokratische und integre Alternative zu den jetzigen politischen Parteien im Libanon aufzubauen.

Anonym hat gesagt…

Es könnte durchaus sein, dass US-Geheimdienste die Fatah al intifada infiltrierten, um im Falle eines libanesischen Bürgerkriegs die prosyrische Seite zu schwächen. Die Palästinenser haben aber gemerkt, dass die Fatah al islam eine Terrorgruppe ist, und haben ihre Waffenversteckte den libanesischen Behörden gemeldet. Dies führte zur jetztigen Situation. Dieses Szenario erklärt das Verhalten aller Akteure. Siniora hat das das nämlich auch kapiert. Deswegen hat er die Amerikaner so unverschämt um Unterstützung angefragt. Weil er wusste, dass sie keine andere Wahl haben, als ihn zu unterstützen.