Donnerstag, 12. Juli 2007

Israel-Libanon-Syrien: Verwirrung um die Shebaa-Farmen

UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat israelische Medienberichte dementiert, nach denen die Entscheidung über die Zugehörigkeit der umstrittenen Shebaa-Farmen bereits gefallen sei. Zuvor hatte die israelische Tageszeitung Haaretz am Mittwoch berichtet, die Vereinten Nationen seien nach Auswertung alter Karten zu dem Schluß gekommen, dass die Bauernhöfe libanesisches Territorium seien. Israel werde daher aufgefordert sich von dem etwa 28 Quadratkilometer großen Gebiet am Westhang des Berg Hermon zurückzuziehen und das Territorium unter die Kontrolle der der UNIFIL-Soldaten im Libanon zu geben.

Israel hatte die insgesamt 14 ehemaligen Bauernhöfe während des Sechs-Tage-Kriegs besetzt. Bis 1941 gehörten sie zum französischen Mandatsgebiet Libanon, danach wurden sie von Syrien verwaltet. Die libanesische und die syrische Regierung erklärten in der Vergangenheit jedoch stets, Syrien habe seinem Nachbarn das Territorium 1951 geschenkt. Ein Dokument hierfür konnte bislang jedoch keine der beiden Seiten vorlegen.

Der Streit in seiner jetzigen Form entzündete sich jedoch erst nach dem Rückzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon im Jahre 2000. Damals bestätigten die Vereinten Nationen den vollständigen israelischen Abzug von libanesischem Gebiet gemäß der UN-Resolution 425. Erst danach erhoben die libanesische und die syrische Regierung Einwände unter der Begründung, dass die Shebaa-Farmen weiterhin von Israel besetzt würden. Mit der fortdauernden Besetzung begründete auch die Hizbollah seit dem Jahr 2000 ihre Angriffe auf Israel, die bis zum Ende des Zweiten Libanon-Kriegs im vergangenen August andauerten.

Sollten sich die Medienberichte der gewöhnlich gut unterrichteten israelischen Medien bewahrheiten, bleibt dennoch fraglich ob sich Israel tatsächlich von dem strategisch wichtigen Gebiet zurückziehen wird. Ebenso bleibt abzuwarten ob sich die libanesische Regierung und die Hizbollah, die den Südlibanon faktisch kontrolliert, damit zufrieden stellen werden, dass die Farmen unter die internationale Verwaltung der UNIFIL gestellt werden.

Nicht minder interessant ist die Frage, welche Gruppierung auf libanesischer Seite die Rückgabe der Shebaa-Farmen, sollte es tatsächlich dazu kommen, als eigenen Erfolg verbuchen kann. Die Hizbollah dürfte sich darüber freuen, dass ihr Kampf gegen die israelische Besatzung nachträglich von den UN legitimiert wird. Die Regierung mag darauf verweisen, dass sie das Thema der Shebaa-Farmen immer wieder gegenüber den UN, den USA und Frankreich angesprochen hat. Negativ könnte sich für die Regierungsseite auswirken, dass mit Walid Jumblatt einer ihrer führenden Köpfe noch im vergangenen Jahr erklärt hatte, die Shebaa-Farmen gehörten zu Syrien.

Mit einer endgültigen Entscheidung der Vereinten Nationen über die Zukunft der Shebaa-Farmen ist in den kommenden Wochen zu rechnen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wäre ein israelischer Rückzug von den Shebaa-Farmen, unabhängig davon, wie wahrscheinlich der ist, für die Hizbullah nicht eher ein Problem? Sicher, sie könnten zunächst den Triumph für sich beanspruchen, aber mittel- und langfristig könnte sie unter zunehmenden Druck geraten, ihre Waffen abzugeben; die Notwendigkeit andauernder Bewaffnung hat die Hizbullah ja bisher genau mit der anhaltenden Besetzung libanesischen Territoriums begründet.

C.Sydow hat gesagt…

Mittelfristig würde es für die Hizbollah nach einem Rückzug zumindest nicht einfacher ihre Bewaffnung zu rechtfertigen. Wahrscheinlich wird man auf die mangelnde Ausrüstung der libanesischen Armee verweisen, die nicht in der Lage ist, der israelischen Armee in gleicher Weise Paroli zu bieten, wie die Hizbollah. Eine Entwaffung der Hizbollah ist jedoch so lange illusorisch, wie der innerlibanesische Machtkampf nicht gelöst ist und die Hizbollah und ihre Verbündeten nicht in nach ihrer Sicht angemessener Zahl wieder in der Regierung sitzen.

Anonym hat gesagt…

Nach meinem Verstaendnis hat die UN diesen Punkt bereits geklaert, als sie den vollstaendigen Rueckzug aus dem Libanon bestaetigte: http://www.un.org/Depts/dpko/missions/unifil/mandate.html