Erstmals seit seiner Unabhängigkeit 1943 wird der Libanon künftig Botschafter mit einem seiner beiden Nachbarländer austauschen. Libanons Staatspräsident Michel Suleiman traf am Mittwoch in Damaskus zu einem offiziellen Staatsbesuch bei seinem Amtskollegen Bashar al-Assad ein. Am Rande der zweitägigen Gespräche wurde bekannt, dass sich beide Staaten auf die Einrichtung von Botschaften in den jeweiligen Hauptstädten und die Aufnahme normaler diplomatischer Beziehungen geeinigt haben.
Suleimans Besuch in Damaskus ist der erste eines libanesischen Präsidenten seit dem syrischen Abzug aus dem Libanon im April 2005. Trotz der Annäherung zwischen beiden Staaten zweifelt die libanesische Parlamentsmehrheit daran, dass Syrien ernsthaft an einer gleichberechtigten Partnerschaft mit Beirut interessiert ist. Ihre Anhänger beschuldigen das syrische Regime hinter der Ermordung des ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafiq Hariri und weiteren Anschlägen im Libanon zu stecken. Zudem drängen sie vehement darauf das Schicksal libanesischer Häftlinge in syrischen Gefängnissen aufzuklären.
Just an dem Tag von Sleimans historischem Besuch in Syrien erschütterte ein Bombenanschlag die libanesische Stadt Tripoli. Bei dem Attentat auf einen Bus kamen nach unterschiedlichen Angaben zwischen 12 und 18 Menschen ums Leben, unter ihnen zahlreiche libanesische Soldaten. Bislang hat sich niemand zu dem Attentat vom Mittwoch bekannt.
Der Zeitpunkt des Anschlags lässt einige Libanesen vermuten, dass Syriens Regime hinter dem Attentat in Tripoli steckt. Nach dieser Lesart war die Explosion ein Denkzettel der Syrer für die Libanesen und ihren neuen Präsidenten. Demnach habe Damaskus mit dem Bombenanschlag deutlich gemacht, dass es den Libanon weiter destabilisieren und seinen Einfluss auf den kleinen Nachbarstaat geltend machen werde.
Andere zweifeln an einem Zusammenhang zwischen dem Attentat und Sleimans Besuch in Damaskus. Der Anschlag sei demnach der jüngste in einer langen Reihe von Anschlägen gegen die libanesische Armee. Diese geht seit den Kämpfen gegen die Fatah al-Islam im vergangenen Jahr verstärkt gegen sunnitische Extremisten im Nordlibanon vor. Gerade Tripoli, die zweitgrößte Stadt des Libanon, hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Hochburg des sunnitischen Islamismus im Libanon entwickelt. In den letzten Wochen sind bei Kämpfen zwischen Sunniten und Alawiten in der Stadt dutzende Menschen getötet worden.
Donnerstag, 14. August 2008
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