Durch einen unblutigen Putsch hat Mauretaniens Militär am Mittwoch den ersten demokratisch gewählten Präsidenten in der Geschichte des Landes gestürzt. Gestern Morgen hatte Staatspräsident Sidi Ould Cheikh Abdallahi die Absetzung von vier ranghohen Generälen angeordnet. Diese setzten daraufhin den Staatschef und seinen Premierminister Yahia Ould Ahmed El-Ouakef in seinem Präsidentenpalast fest.
In einer Stellungnahme versprachen die neuen Machthaber heute, angeführt vom Chef der Präsidentengarde Mohamed Ould Abdelaziz, zum nächstmöglichen Zeitpunkt "freie und transparente Wahlen" abzuhalten. Bis dahin werde ein 11-köpfiger "Staatsrat", in dem ausschließlich hochrangige Militärs vertreten sind, das Land im Nordwesten Afrikas regieren.
Gründe für den Putsch gegen die demokratisch gewählte Staatsführung nannten die Umstürzler bislang nicht. Allerdings schwelte seit Monaten ein Machtkampf innerhalb der Regierung. Vor zwei Wochen hatte der erst im Mai neu von Präsident Abellahi eingesetzte Ministerpräsident ein Misstrauensvotum verloren, am Montag waren 48 Parlamentsabgeordnete aus der Regierungspartei ausgetreten. Möglicherweise wurde bereits dieser Schritt von der Armeeführung dirigiert.
Wie alle afrikanischen Staaten hat der Drei-Millionen-Einwohner-Staat Mauretanien mit drastisch steigenden Lebensmittelpreisen zu kämpfen. Gleichzeitig wird in dem Land seit einigen Monaten Öl gefördert, was dringend benötigte Einnahmen bringen könnte.
Mit diesem Putsch droht die junge Demokratie in Mauretanien zu scheitern. Präsident Abdallahi war im vergangenen Jahr vom Volk an die Spitze des Staates gewählt worden. Zuvor hatte ein Putsch vor fast genau drei Jahren eine 20 Jahre dauernde Diktatur zu Fall gebracht. Die USA, die EU und die Afrikanische Union verurteilten den gestrigen Putsch in Nuakchott und riefen zur Freilassung der festgenommenen Politiker auf.
Donnerstag, 7. August 2008
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