Donnerstag, 28. April 2011

»Die machen es wie Saddam Hussein!«

Von Naomi Conrad

Die Kurdenprovinzen im Nordirak gelten als sicher und stabil. Aber auch dort unterdrücken die regierenden Parteien Jugendproteste mit Gewalt – acht Tote gab es schon. Auf Hilfe aus dem Ausland hoffen die Demonstranten kaum.

Dienstag, 26. April 2011

»Kein politisches Feigenblatt mehr sein«

Kann Zivile Friedensarbeit leisten, wobei das Militär versagt? Wir sprachen mit Heinz Wagner, Geschäftsführer des forumZFD, über Konfliktlösung in Afghanistan und die Verantwortung der deutschen Politik.

Al-Sharq: Herr Wagner, »Frieden braucht Fachleute« ist das das Motto Ihrer Organisation. Was steckt dahinter?

Heinz Wagner: Staaten leisten sich seit Jahrhunderten Spezialisten für Gewaltlösungen. Sie investieren ungeheure Mengen an Geld, Arbeitskraft, Intelligenz in Gewaltinstrumente, Gewaltstrategien und ihre Rechtfertigung. Auch heute noch wird dies weitgehend für alternativlos gehalten - so aktuell der Krieg gegen Gaddafi. Solche schweren Fehler können wir uns zukünftig immer weniger leisten. Krieg wird von Menschen gemacht, Frieden auch. Wenn man systematisch das Kriegshandwerk erlernen kann, kann man auch zum Spezialisten für Friedenshandeln werden. Deswegen fordern wir: Frieden braucht Fachleute.

Donnerstag, 21. April 2011

Neue Geldscheine in Israel: Der Schekel-Streit

Israels Gelscheine bekommen neue Gesichter: Vier Poeten sollen künftig auf den Schekel-Noten zu sehen sein. Die Auswahl der Regierung und der israelischen Staatsbank sorgt jedoch für Protest. Der Grund: Ausschließlich aschkenasische Künstler werden gedruckt.

Dominik Peters und Hannes Alpen

Dienstag, 19. April 2011

UN hält Palästinenserstaat für möglich: Des einen Freud, des anderen Leid

Die Vereinten Nationen und die Weltbank sind sich einig: Die palästinensische Autonomiebehörde ist in der Lage einen stabilen Palästinenserstaat zu regieren. Für Israel ist der UN-Bericht angesichts des anhaltenden Raketenbeschusses aus Gaza ein Affront.

Samstag, 16. April 2011

Schiiten in Saudi-Arabien: „Autoritäre Monarchen können nie Stabilität garantieren“

Seit Februar tobt auch im Golfstaat Bahrain ein Volksaufstand. Mit Hilfe seiner arabischen Nachbarländer, allen voran Saudi-Arabiens, schlägt das Königshaus die Protestbewegung gewaltsam nieder. Mindestens 30 Menschen wurden bei den Unruhen getötet, etwa hundert gelten vermisst. Etwa 500 Oppositionelle werden als politische Gefangenen festgehalten. Allein in den letzten zehn Tagen sind nach staatlichen Angaben vier von ihnen in der Haft gestorben. Der Großteil der Opfer sind Schiiten.

Die Aufstandsbewegung in Bahrain bewegt auch die schiitische Minderheit in Saudi-Arabien, die größtenteils in der Ostprovinz, nahe der Grenze zum kleinen Nachbarn lebt. Auch dort gehen Schiiten auf die Straße um für ihre Rechte zu protestieren und ihre Solidarität mit den Bahrainis zu bekunden.

Wir haben zwei wichtige Vertreter der saudischen Schiiten nach ihrer Einschätzung der Entwicklungen in der Region befragt. Jafar al-Shayeb ist Publizist, politischer Aktivist und gewählter Vorsitzender des Stadtrats von Qatif in Saudi-Arabiens Ostprovinz. Tawfiq Alsaif ist ehemaliger Generalsekretär der islamistischen schiitischen Oppositionsbewegung „Organisation der Islamischen Revolution auf der Arabischen Halbinsel“ (OIR).

Wir haben beide Interviewpartner unabhängig voneinander befragt. Da wir beiden jedoch die gleichen Fragen stellten, haben wir uns entschlossen beide Interviews gemeinsam zu veröffentlichen. Die Fragen stellten Christoph Dinkelaker und Christoph Sydow.

Mittwoch, 13. April 2011

Ägyptens Justiz gegen Mubarak: 15 Tage U-Haft für 30 Jahre Diktatur

Zwei Monate nach seinem Sturz droht Ägyptens Ex-Präsident Husni Mubarak juristisches Ungemach. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine 15-tägige Untersuchungshaft für den 82-Jährigen an. Auch seine beiden Söhne Alaa und Gamal befinden sich seit Dienstag Abend in Polizeigewahrsam. Den Mubaraks werden Amtsmissbrauch, Korruption und Gewalt gegen Demonstranten vorgeworfen.

Dienstag, 12. April 2011

Islamismus, Politischer Islam und Islamstudien in Europa - Eine saudisch-französische Perspektive auf gängige Begriffe

Ein Gespräch von Lea Müller-Funk

Mahmud greift zu einer Zigarette, verfolgt mit einem Auge die Nachrichten am Bildschirm und bietet mir Tee an. Seine winzige Pariser Wohnung im sechsten Stock gibt den Blick frei über die Dächer von der Seine-Metropole. Mahmud kommt aus Riad und studierte dort Linguistik und Französisch. Seit vier Jahren lebt er in Frankreich und absolvierte dort ein Masterprogramm für Middle Eastern Studies.

In Saudi-Arabien aufgewachsen, erhielt Mahmud eine klassische Ausbildung in einer Koranschule und blieb auch während seines Studiums Mitglied einer Koranschule und Pressesprecher einer seiner Meinung nach islamistisch geprägten Studentenvereinigung. Heute hat sich für Mahmud viel geändert. Mahmud glaubt nicht mehr an Gott, trinkt Wein und isst fröhlich französische Charcuterie.

Ein Gespräch über Islamismusstudien in Europa und die unterschiedliche Wahrnehmung von Begriffen: Eine Gegenüberstellung von Innen- und Außenansicht.

Montag, 11. April 2011

Interview mit Ja'akov Katz: "Wir werden die Grenzen von 1967 niemals akzeptieren"

Liebe Leserinnen und Leser,


wie bereits erwähnt bin ich momentan in Jerusalem, um ein Kompendium zu israelischen und palästinensischen Parteien und Bewegungen zu schreiben. Das Buch wird voraussichtlich im September 2011 erscheinen. Im Rahmen dieses Buchprojekts führe ich Interviews mit Vertretern der verschiedenen Parteien aus Israel und Palästina. Nachdem ich im Februar ein Interview mit Khalida Jarrar von der PFLP veröffentlichte, folgt hier als weiterer Vorgeschmack auf das Buch ein Beitrag zur israelischen Politik.

Ja'akov „Katzele“ Katz ist Vorsitzender der Wahlliste „Die Nationale Union“ (Ichud Leumi), die derzeit mit vier Abgeordneten im israelischen Parlament, der Knesset, vertreten ist. Der 59-Jährige ist einer der wichtigsten politischen Vertreter der israelischen Siedlungsbewegung und ein entschiedener Gegner der Zweistaaten-Lösung. Mit Alsharq sprach Katz über sein Parteienbündnis und die Zukunft des israelisch-palästinensischen Konflikts.

Herr Katz, was macht die Nationale Union einzigartig innerhalb des israelischen Parteienspektrums?

Vor zehn oder zwanzig Jahren waren unsere Positionen überhaupt nicht einzigartig. Alle Spitzenpolitiker glaubten zu dieser Zeit an das Recht der Juden auf ganz Eretz Israel, einschließlich Judäas und Samarias. Nehmen Sie Rabin, Netanyahu, Olmert oder Livni, die vor gar nicht langer Zeit sogar das Ostufer des Jordans für Israel beanspruchte. Aber während die anderen Parteien einknickten, haben wir an unserer Position festgehalten. Deshalb betrachte ich unser Bündnis auch nicht als extremistisch, wie es die Linken, die Liberalen und die Radikalen tun, die die Medien kontrollieren. Es ist vielmehr eine normale und gesunde Bewegung.

Donnerstag, 7. April 2011

Der Fall Mohammed al-Maskati - Wie Bahrains Regime kritische Stimmen zum Schweigen bringt

Drei Wochen nach dem Einmarsch von Truppen aus Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten haben die Repressalien gegen Oppositionelle in Bahrain einen neuen Höhepunkt erreicht. Der Konflikt zwischen dem Regime und den Demonstranten findet längst nicht mehr auf dem Lulu-Platz in der Hauptstadt Manama statt. Fernab der Fernsehkameras und der internationalen Öffentlichkeit, die sich verstärkt den Entwicklungen in Libyen und Syrien widmet, macht Bahrains Staatsführung mit Unterstützung ihrer arabischen Nachbarn Jagd auf Dissidenten.

Dienstag, 5. April 2011

Zur Ermordung von Juliano Mer Khamis: Mit den Waffen der Kunst

Von Nora Haakh

Maskierte Unbekannte ermordeten gestern den Schauspieler, Theaterleiter und Friedensaktivisten Juliano Mer Khamis vor dem Eingang des »Freedom Theatre« im Flüchtlingslager Jenin. Ein schwarzer Tag – für Jenin, Palästina, und alle, die versuchen, Austausch und Gemeinschaft gegen Gewalt und Kunst gegen Kugeln zu setzen.

Montag, 4. April 2011

Zu guter Letzt: Die Araber kehren zur Geschichte zurück

Ein Beitrag des libanesischen Journalisten Muhammad Ali Miqlad, aus dem Arabischen übersetzt von Clemens Recker.

Im letzten Jahrhundert stellte Shakib Arslan seine berühmte Frage: Wieso ist der Westen fortgeschritten und wieso sind die Muslime rückständig? Erst durch das Tunesien Bouazizis und den Midan Tahrir in Kairo kam die Antwort: Das Volk will die Veränderung des Systems. Zuvor wurden die Antworten innerhalb des Systems selbst gesucht, in seiner Struktur und dem, was es umgibt.

Muhammad Ali kam durch das Feld der Wirtschaft und wurde Pascha. Abd al‐Nasir ging durch die Hintertür in die Politik, bewahrte aber das System und beschränkte sich auf die Umstellung der Regierung. Dabei ist doch die Tür zum Eintritt in die moderne Zivilisation, ja in die Geschichte, die Tür der politischen Revolution und keiner anderen Revolution wie etwa einer kulturellen durch Mao Tze Tung oder einer wirtschaftlichen nach dem Vorbild Lenins.

Freitag, 1. April 2011

Achtung Aprilscherz! Malta – Arabische Liga statt Europäischer Union

Achtung, dieser Beitrag ist ein Aprilscherz. Die Meldung ist frei erfunden. Es gibt keine Protestbewegung in Malta und die Bürger fordern auch nicht den Austritt aus der Europäischen Union. Es war nicht unsere Absicht, dem Ansehen Maltas zu schaden.

Seit Tagen campieren sie auf der Tarik il Republika im Zentrum Valettas: Dort wo sonst Malteser und internationale Touristen flanieren macht eine Tag für Tag wachsende Menge Jugendlicher ihrem Unmut Luft. Bezeichnet sind dabei die Slogans der Demonstranten: „al-Sha'ab yurid Isqat al-Nizam“, schallt es auf arabisch durch die Straßen der Hauptstadt - „Das Volk will den Sturz des Systems.“ Genau dieser Slogan wurde auch bei den Revolutionen in Tunis und Ägypten gerufen.