Mittwoch, 26. Oktober 2011

Der Fall Hussein Ghrer - Wie Syriens Regime kritische Blogger verschwinden lässt

Hussein Ghrer ist ein Blogger aus Syrien. Seit vergangenem Montag ist er spurlos verschwunden, höchstwahrscheinlich entführt vom syrischen Geheimdienst. „Ich werde um 12 Uhr wieder zuhause sein“, waren die letzten Worte, die seine Frau per Telefon von ihm hörte. Seither fehlt von Hussein jede Spur, sein Auto ist wie vom Erdboden verschluckt, ans Handy geht er nicht. Alles spricht dafür, dass Hussein seit dem letzten Freitag einer der tausenden Oppositionellen ist, die vom Regime eingekerkert und gefoltert werden.


 Ich traf Hussein Ghrer Ende Mai auf dem Young Media Summit der Deutschen Welle in Kairo. Seit 2007 ist er einer der bekanntesten syrischen Blogger, der bis zum Beginn des Aufstandes gegen das Assad-Regime hauptsächlich über soziale Themen schrieb. Daneben organisierte er Solidaritätsveranstaltungen für die Palästinenser im Gazastreifen und für libanesische Flüchtlinge des Sommerkrieges zwischen Israel und der Hizbollah. Außerdem war er prominentes Mitglied der Bewegung „Syrische Blogger für für die besetzten Golanhöhen“ sowie einer Solidaritätskampagne für Opfer von Ehrenmorden.

 Hussein Ghrer ist eine der wichtigsten Stimmen für einen Wandel hin zu einem demokratischen Syrien. Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit seien für eine positive Entwicklung seines Landes unerlässlich. Das erzählte Hussein nicht nur mir, sondern schon vor Beginn des Aufstandes Bouthaina Shaaban, einer wichtigen Medien- und Politikberaterin von Bashar al-Assad. Diese hatte damals mehrere prominente Blogger zum Meinungsaustausch eingeladen und die angebliche Dialogbereitschaft der Regierung betont.

 Das Beispiel Hussein Ghrers und vieler anderer syrischer Blogger zeigt, dass das Regime kein Interesse an einem wirklichen Dialog hat. Der 30 Jahre alte Blogger ist kein Mitglied der so genannten Terrorbanden, die nach Darstellung der syrischen Staatsmedien das Land angeblich terrorisieren. Trotzdem geriet er schon vor Monaten ins Visier der Geheim- und Sicherheitsdienste.

 Hussein war sich der Gefahren, denen er sich durch das Bloggen ohne Pseudonym aussetzte, bewusst. In seinem letzten Eintrag auf seinem Blog, der bereits aus dem Juli datiert, schreibt er:

„An die Leute vom Geheimdienst und von der Staatssicherheit sei folgende Bemerkung erlaubt: Wenn euch meine Worte nicht gefallen und ihr mich verhaften wollt, braucht ihr mir nur eine Nachricht zu senden, und ich werde euch meine vollständige Adresse zukommen lassen. Dann kann der Dialog ganz nach eurer Vorstellung weiterlaufen.“  

Seit Montag, dem 24. Oktober, warten in Damaskus eine Frau und zwei kleine Kinder auf ein Lebenszeichen von ihrem Ehemann und Vater.

Arabischer Blog für die Freilassung Hussein Ghrers

Facebook-Kampagne für seine Freilassung

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