Seit mehr als 40 Tagen befindet sich
der ägyptische Blogger Maikel Nabil Sanad im Hungerstreik, um seine
Freilassung aus dem Gefängnis zu erzwingen. Der 26-Jährige ist dem
Tod nahe, auch weil die Öffentlichkeit sich kaum für sein Schicksal
interessiert.
Das Gericht spielt auf Zeit – Zeit, die der Angeklagte nicht mehr hat. Am Dienstag vertagte ein Militärtribunal in Kairo den Berufungsprozess gegen den ägyptischen Blogger Maikel Nabil Sanad. Der 26-Jährige befindet sich seit dem 23. August im Hungerstreik um seine Freilassung aus dem Gefängnis zu erzwingen. Seine Familie bezeichnet des Gesundheitszustand des jungen Mannes nach über 40 Tagen ohne Nahrung als lebensbedrohlich. Die Niere habe in Folge einer Kolik bereits versagt, weitere lebenswichtige Organe drohten schweren Schaden zu nehmen.
Maikels Bruder Mark nannte die Vertagung des Verfahrens „ein Todesurteil“. Sein Bruder werde den Hungerstreik unter keinen Umständen beenden. Jetzt, nach der Vertagung des Berufungsverfahrens, wolle er auch das Wasser trinken einstellen. Unter diesen Umständen dürfte Maikel Nabil nicht mehr am Leben sein, wenn das Militärgericht das Verfahren am kommenden Dienstag fortsetzt.
Die NGO „Reporter ohne Grenzen“ nennt Sanad den „ersten politischen Häftling“ der Post-Mubarak-Ära. Der studierte Veterinärmediziner war Ende März in Kairo von der Militärpolizei verhaftet und am 11. April 2011 von einem Militärgericht zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Grund für die Verurteilung war ein Artikel, den Sanad am 7.März auf seinem Blog veröffentlicht hatte.
Kaum mehr als 20 Leute demonstrierten für Sanads Freiheit
Unter der Überschrift „Das Volk und die Armee gingen niemals Hand in Hand“ führte er darin Menschenrechtsverletzungen des Militärs gegen ägyptische Bürger vor und nach der Revolution auf. Damit rührte Sanad an einer der Grundfesten der Nach-Mubarak-Ordnung. Nach der Lesart des nun herrschenden Obersten Militärrats stand die Armee zu allen Zeiten auf Seiten des Volkes. Das Militärgericht verurteilte den Blogger wegen „Beleidigung der Armee“ und „Verbreitung falscher Informationen“.
Doch nicht nur seine Kritik am herrschenden Militär brachte Maikel Nabil Sanad ins Visier der Justiz. Der Ägypter bezeichnet sich selbst als „pro-israelisch“ und verweigerte im vergangenen Jahr den Wehrdienst mit der Begründung, dass er nicht auf einen jungen, wehrpflichtigen Israeli schießen wolle, der das Existenzrecht seines eigenen Staates verteidige. Sanad äußerte zudem Verständnis für Israels Krieg „Gegossenes Blei“ gegen den Gazastreifen zur Jahreswende 2008/09. Israel habe sich gegen den andauernden Raketenbeschuss aus dem von der Hamas kontrollierten Gebiet verteidigen müssen. Jeder Staat der Welt hätte sich ähnlich verhalten, urteilte Sanad.
Diese Haltung führt dazu, dass der große Aufschrei in Ägypten gegen Sanads anhaltende Inhaftierung bislang ausgeblieben ist. Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich am Dienstag kaum mehr als 20 Menschen, die gegen das Unrecht demonstrierten. Mehrere Journalisten und Unterstützer wurden stundenlang festgehalten, weil sie vor einer militärischen Einrichtung demonstrierten und dabei Armeeangehörige fotografiert haben sollen.
Viele Ägypter äußern Verständnis für Sanads Verurteilung
Doch ein Armeegegner mit großen Sympathien für Israel, der sich darüber hinaus auch noch als Atheist bezeichnet, hat es auch im Ägypten nach Mubarak schwer und taugt nicht als Posterboy im Kampf gegen staatliche Willkür. In den Medien und weiten Teilen der Gesellschaft herrscht im besten Fall Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal des Hungerstreikenden, viele äußern gar Verständnis für den Umgang der Militärjustiz mit dem Israelfreund und Armeefeind. Nur wenige begreifen Sanads Kampf für Gerechtigkeit als einen Kampf für Meinungsfreiheit, der für alle Ägypter unter der Militärherrschaft erst noch gewonnen werden muss.
Es war Maikel Nabil Sanads freie Entscheidung, in den Hungerstreik zu treten und damit sein Leben für die Freiheit aufs Spiel zu setzen. Doch die unfaire Justiz der Militärgerichte, die allen demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen widerspricht, hat den jungen Mann ebenso zu dieser Verzweiflungstat getrieben, wie die Apathie der ägyptischen Gesellschaft gegenüber dem Unrecht, das ihm widerfahren ist. Und so vegetiert im Marg-Gefängnis von Kairo ein 26-Jähriger Ägypter seinem Tod entgegen. Sanad selbst hatte vor Beginn seines Hungerstreiks erklärt: „Der Tod ist mir lieber, als auch nur einen Tag zu Unrecht im Gefängnis zu sitzen.“
Das Gericht spielt auf Zeit – Zeit, die der Angeklagte nicht mehr hat. Am Dienstag vertagte ein Militärtribunal in Kairo den Berufungsprozess gegen den ägyptischen Blogger Maikel Nabil Sanad. Der 26-Jährige befindet sich seit dem 23. August im Hungerstreik um seine Freilassung aus dem Gefängnis zu erzwingen. Seine Familie bezeichnet des Gesundheitszustand des jungen Mannes nach über 40 Tagen ohne Nahrung als lebensbedrohlich. Die Niere habe in Folge einer Kolik bereits versagt, weitere lebenswichtige Organe drohten schweren Schaden zu nehmen.
Maikels Bruder Mark nannte die Vertagung des Verfahrens „ein Todesurteil“. Sein Bruder werde den Hungerstreik unter keinen Umständen beenden. Jetzt, nach der Vertagung des Berufungsverfahrens, wolle er auch das Wasser trinken einstellen. Unter diesen Umständen dürfte Maikel Nabil nicht mehr am Leben sein, wenn das Militärgericht das Verfahren am kommenden Dienstag fortsetzt.
www.freemaikel.com |
Kaum mehr als 20 Leute demonstrierten für Sanads Freiheit
Unter der Überschrift „Das Volk und die Armee gingen niemals Hand in Hand“ führte er darin Menschenrechtsverletzungen des Militärs gegen ägyptische Bürger vor und nach der Revolution auf. Damit rührte Sanad an einer der Grundfesten der Nach-Mubarak-Ordnung. Nach der Lesart des nun herrschenden Obersten Militärrats stand die Armee zu allen Zeiten auf Seiten des Volkes. Das Militärgericht verurteilte den Blogger wegen „Beleidigung der Armee“ und „Verbreitung falscher Informationen“.
Doch nicht nur seine Kritik am herrschenden Militär brachte Maikel Nabil Sanad ins Visier der Justiz. Der Ägypter bezeichnet sich selbst als „pro-israelisch“ und verweigerte im vergangenen Jahr den Wehrdienst mit der Begründung, dass er nicht auf einen jungen, wehrpflichtigen Israeli schießen wolle, der das Existenzrecht seines eigenen Staates verteidige. Sanad äußerte zudem Verständnis für Israels Krieg „Gegossenes Blei“ gegen den Gazastreifen zur Jahreswende 2008/09. Israel habe sich gegen den andauernden Raketenbeschuss aus dem von der Hamas kontrollierten Gebiet verteidigen müssen. Jeder Staat der Welt hätte sich ähnlich verhalten, urteilte Sanad.
Diese Haltung führt dazu, dass der große Aufschrei in Ägypten gegen Sanads anhaltende Inhaftierung bislang ausgeblieben ist. Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich am Dienstag kaum mehr als 20 Menschen, die gegen das Unrecht demonstrierten. Mehrere Journalisten und Unterstützer wurden stundenlang festgehalten, weil sie vor einer militärischen Einrichtung demonstrierten und dabei Armeeangehörige fotografiert haben sollen.
Viele Ägypter äußern Verständnis für Sanads Verurteilung
Doch ein Armeegegner mit großen Sympathien für Israel, der sich darüber hinaus auch noch als Atheist bezeichnet, hat es auch im Ägypten nach Mubarak schwer und taugt nicht als Posterboy im Kampf gegen staatliche Willkür. In den Medien und weiten Teilen der Gesellschaft herrscht im besten Fall Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal des Hungerstreikenden, viele äußern gar Verständnis für den Umgang der Militärjustiz mit dem Israelfreund und Armeefeind. Nur wenige begreifen Sanads Kampf für Gerechtigkeit als einen Kampf für Meinungsfreiheit, der für alle Ägypter unter der Militärherrschaft erst noch gewonnen werden muss.
Es war Maikel Nabil Sanads freie Entscheidung, in den Hungerstreik zu treten und damit sein Leben für die Freiheit aufs Spiel zu setzen. Doch die unfaire Justiz der Militärgerichte, die allen demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen widerspricht, hat den jungen Mann ebenso zu dieser Verzweiflungstat getrieben, wie die Apathie der ägyptischen Gesellschaft gegenüber dem Unrecht, das ihm widerfahren ist. Und so vegetiert im Marg-Gefängnis von Kairo ein 26-Jähriger Ägypter seinem Tod entgegen. Sanad selbst hatte vor Beginn seines Hungerstreiks erklärt: „Der Tod ist mir lieber, als auch nur einen Tag zu Unrecht im Gefängnis zu sitzen.“
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