Nach zwei Wochen in unserer Beiruter Wohnung ist es höchste Zeit fuer eine Einweihungsparty. Also werden am Sonnabend Bierflaschen der libanesischen Edelmarke al-Maza in undurchsichtigen Plastiktueten durch die Strassen unseres Viertels getragen um unter den Anwohnern keinen Argwohn zu wecken. Wir haben so ziemlich jeden eingeladen, den wir in den vergangenen Wochen in Beirut kennengelernt haben und erhoffen uns eine bunte Mischung unterschiedlicher Charaktere.
Zwar treffen nach 21 Uhr fast im Minutentakt SMS-Absagen ein, dennoch entwickelt sich ein feuchtfröhlicher Abend. 12 Libanesen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher politischer Einstellungen können sich tatsächlich über Stunden in einem Raum aufhalten ohne dass es zu Handgreiflichkeiten kommt. Lediglich die einzige deutsche Frau hat alle Hände voll zu tun einen allzu aufdringlichen Libanesen in die Schranken zu weisen. Andreas, Praktikant am Goethe-Institut unterhält die Gäste mit seiner Gitarre, die Travis Version von "Baby, One more Time" wird zum Hit des Abends. Noch bevor der Muezzin von der Moschee gegenüber zum Morgengebet ruft, hat der letzte Gast unsere Wohnung verlassen.
Heute Mittag unternehmen wir dann ausgenüchtert einen Ausflug nach Byblos, eine Stadt etwa 40 Kilometer nördlich von Beirut die für ihre antiken Ruinen und ihren beschaulichen Fischerhafen bekannt ist. Die meisten Geschäfte in der beschaulichen Altstadt sind am Sonntag geschlossen, auch in dem Ruinenfeld, in dem Phönizier, Römer, Araber und Kreuzfahrer ihre Spuren hinterlassen haben verlieren sich nur wenige Gäste.
Dagegen kann sich "Pepes Fishing Club", bis zum Bürgerkrieg ein Treffpunkt des internationalen Jet-Sets über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Am Hafen und auf der Mole flanieren libanesische Kleinfamilien mit ihren afrikanischen oder südasiatischen Kindermädchen. Das Wasser hier scheint klar, viele Steine am Ufer zeigen jedoch deutliche Spuren von der Ölverschmutzung die durch einen israelischen Bombenangriff auf ein Elektrizitätswerk während des Julikriegs entstanden war. Auch am Strand liegen noch immer unzählige kleine schwarze Klumpen, die von der Ölpest zeugen, deren Langzeitfolgen noch immer nicht absehbar sind.
Byblos, arabisch Jbail, ist eine mehrheitlich von Christen bewohnte Stadt. Das Parteilogo der Kataib sowie Fotos von Libanons ermordetem Expräsident Baschir Gemayel sind allgegenwaertig, an einigen Autorückspiegeln hängt das Logo der Forces Libanaises. Byblos und die umliegenden Orte sind Tourismuszentren, die in den Sommermonaten besonders von Gästen aus den arabischen Golfstaaten besucht werden. Davon zeugt neben den zahlreichen Hotels, Restaurants und Cafes die große Zahl an "Super Night Clubs", sprich Bordellen.
Sonntag, 11. Februar 2007
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