Am Samstag beginnt die Basketball-WM in der Türkei. Auch der Libanon ist mit dabei. Im Zedernstaat ist der Basketball zu einer der beliebtesten Sportarten avanciert. Entsprechend groß sind die Hoffnungen, die in das Nationalteam gesetzt werden
Sie nennen sich »die Zedern« und die Erwartungen in der Heimat sind in der Tat fast genauso groß wie die Zedernbäume in den libanesischen Bergen. Am Samstag startet die libanesische Nationalmannschaft mit dem Spiel gegen Kanada in die Basketball-Weltmeisterschaft in der Türkei. Zum dritten Mal nacheinander nimmt der Libanon an einer WM teil.
Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich Basketball im Libanon neben Fußball zur beliebtesten Sportart entwickelt. Die Gründe hierfür lagen zum einen im schleichenden Niedergang des libanesischen Fußballs, der durch Fankrawalle, Manipulationsskandale und enttäuschende Ergebnisse der Nationalmannschaft zusehends an Attraktivität verlor. Gleichzeitig konnten die beiden populärsten Basketballclubs des Landes, Riyadi Beirut und Sagesse, erste Erfolge in regionalen Klubwettbewerben feiern.
Entscheidend für den Aufschwung des libanesischen Basketballs, war jedoch, dass das Fernsehen das Potential des Spiels als attraktive TV-Sportart entdeckte. Seit 1996 sponsert der Fernsehsender LBC den libanesischen Basketballverband und die Liga und überträgt die wichtigsten Partien zur besten Sendezeit. Mit den sprudelnden Geldeinnahmen können die größten Klubs ihre wichtigsten Spieler wie Profis bezahlen und sogar ausgemusterte NBA-Stars aus den USA in die Levante locken.
Das Basketball-Wunder nach dem Sommerkrieg 2006
2002 konnte sich das Nationalteam erstmals für eine WM qualifizieren, ein Erfolg, der vier Jahre später wiederholt wurde. Bei der Weltmeisterschaft 2006 in Japan erlebte der libanesische Basketball eine seiner denkwürdigsten Stunden: Wegen des Sommerkrieges zwischen Israel und der Hizbullah war eine professionelle Vorbereitung für das Team unmöglich geworden. Einige Spieler konnten erst nach Wochen Beirut verlassen und zur Mannschaft stoßen. Umso größer war die Überraschung, als die Libanesen die mit NBA-Stars gespickte Auswahl Frankreichs mit 74:73 besiegen konnten. Das Spiel ging als eine der größten Sensationen in die Basketballgeschichte ein.
Deutlich reibungsloser verlief die Vorbereitung auf die an diesem Wochenende startende WM. Dabei hatte der Libanon die sportliche Qualifikation für das Turnier verpasst. Nach der Qualifikationsrunde in Asien landete die Auswahl hinter dem Iran, China und Jordanien nur auf Rang vier. Nur durch eine so genannte Wild Card, eine Einladung des Basketball-Weltverbandes FIBA, wurde den Libanesen die WM-Teilnahme ermöglicht – genauso wie übrigens der deutschen Nationalmannschaft.
Doch das Vertrauen der FIBA in die Stärke der libanesischen Auswahl scheint sich auszuzahlen. Erst vor zwei Wochen gewann das Team, das seit April 2010 vom Amerikaner Tab Baldwin gecoacht wird, erstmals die Asien-Meisterschaft. Vor heimischer Kulisse in Beirut gewannen »die Zedern« alle Spiele und schlugen im Finale Japan mit fast 40 Punkten Vorsprung. Unrühmlicher Höhepunkt des Turniers war jedoch das Spiel gegen Syrien. Vom Anwurf an wurden die Gäste vom fanatischen Publikum ausgepfiffen und mit Schmährufen belegt. Beim Stand von 20:0 für die Gastgeber verließen die entnervten Syrer das Feld und verschwanden in der Kabine.
Der Star des Teams ist gebürtiger Amerikaner – und spielt im Iran
Star des Teams ist der 30-jährige Fadi El Khatib. Mit durchschnittlich 18 Punkten pro Spiel war der Kapitän der siebtbeste Korbjäger bei der letzten Weltmeisterschaft. Der interessanteste Spieler ist jedoch ein anderer: Center Jackson Vroman. 1981 in Kalifornien geboren, spielte der 2,08 Meter-Hüne zwei Jahre lang für die Phoenix Suns und die New Orleans Hornets in der NBA. Über Umwege durch Spanien und Litauen verschlug es ihn schließlich 2009 in den Iran. Dort spielt er seither für Mahram Teheran, das beste Vereinsteam Asiens. Im gleichen Jahr erhielt Vroman eine Anfrage vom libanesischen Verband, ob er sich vorstellen könne, für den Libanon zu spielen. Der Amerikaner nahm an, erhielt im Schnellverfahren die libanesische Staatsbürgerschaft und lehrt die Gegner seither unter den Körben das Fürchten.
Bei der WM erwartet das libanesische Team jedoch weitaus stärkere Mannschaften als bei der jüngsten Asien-Meisterschaft. In den Gruppenspielen trifft die Auswahl unter anderem auf Spanien – neben den USA und Griechenland einer der Topfavoriten auf den Titel. Auch Litauen wird stärker eingeschätzt als die Libanesen. Gegen Auftaktgegner Kanada und Außenseiter Neuseeland sind Siege hingegen Pflicht, wenn das Team das Achtelfinale erreichen will. Am Sonntag trifft die Mannschaft einen alten Bekannten wieder: Wie vor vier Jahren spielt das Team wieder gegen Frankreich. Doch anders als 2006 wäre ein Sieg gegen die einstige Mandatsmacht zwar eine Überraschung, aber keine Sensation mehr.
Freitag, 27. August 2010
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1 Kommentar:
Gleich beim ersten Spiel gegen Kanada gab es einen überraschenden Sieg gegen Kanada. So kann's weitergehen!
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