Von Björn Zimprich
Der gewaltsame Tod zweier Menschen am vergangenen Donnerstag wirft ein Schlaglicht auf die Bandenkämpfe zwischen rivalisierenden Familienclans im Bekaa-Tal. Bei einer Schießerei zwischen Angehörigen des Jaafar- und des Rifai-Clans wurde unter anderem ein zehn Jahre altes Kind von einem Querschläger tödlich getroffen. Auslöser der Auseinandersetzung soll laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA ein Entführungsversuch eines Mitglieds der Rifai durch Angehörige der Jaafar gewesen sein. Libanesische Sicherheitskräfte drangen daraufhin in das Gebiet vor und unterbanden weitere Kämpfe.
Das getötete Kind stammt aus dem nahegelegenen palästinensischen Flüchtlingslager al-Jalil. Camp-Bewohner protestierten daraufhin gegen die Tötung und zündeten Autoreifen an.
In Sharawine liefern sich konkurrierende Clans regelmäßig bewaffnete Auseinandersetzungen - namentlich die Familien Jaafar, Rifai und Zoaiter. Der Ort Sharawine selbst ist eine lose Anhäufung von alleinstehenden Häusern, durchzogen von Wadis und Senken. Weggeworfene Plastiktüten wehen im Wind. Die genannten rivalisierenden Großfamilien leben in jeweils eigenen Gebieten, die allerdings keine 100 Meter voneinander entfernt sind.
Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Jaafar den Drogenhandel in dem Gebiet kontrollieren. Die wirtschaftliche Basis dieser Clans basiert nahezu ausschließlich auf illegalen Geschäften. Andere Perspektiven und Einkommensquellen gibt es nicht. Die Kämpfe um Macht und Einfluss werden mit Waffengewalt ausgetragen.
Entsprechend stark ist die Präsenz der libanesischen Armee in dem Gebiet. Die Checkpoints zwischen Sharawine und dem Stadtzentrum von Baalbek sind deshalb besonders stark befestigt. Mit Sand gefüllte weiß-rot bemalte Ölfässer stehen in Halbkreisen. Sandsäcke dienen als zusätzliche Verstärkung. Tarnnetze liefern Sichtschutz. Betonblöcke begrenzen die Zufahrtsstraßen um Sharawine. An machen Stellen kann immer nur ein Auto in eine Richtung fahren. Das libanesische Reißverschlusssystem regelt den Rest!
Keiner der Soldaten, die hier Dienst tun, gönnt sich ein Mittagsschlaf. Zu schnell kann die gespannte Ruhe von Gefechten abrupt durchbrochen werden.
Im April 2010 wurden 10 Menschen bei Kämpfen verletzt, darunter 5 Soldaten. Mitglieder des Jaafar-Clans hatten mit Maschinengewehrfeuer auf eine Razzia der libanesischen Armee geantwortet.
Am 10. August 2010 bekämpften sich die Clans der Zoaiter und Jaafar über eine Stunde lang. Zwei Panzerfäuste wurden auf Häuser des Zoaiter-Clans abgeschossen. Insgesamt wurden zehn Häuser beschädigt. Es entstand nur Sachschaden.
Im Mai 2011 sollen der libanesischen Nachrichtenagentur NNA zufolge 20 Panzerfaust-Granten bei Gefechten zwischen den Zoaiter und Jaafar abgeschossen worden sein. Verletzt wurde niemand.
Die Kämpfe finden allerdings nicht immer zwischen den großen Clans statt, sondern auch zwischen Mitgliedern einer Familie. So beschoss Hamdan Jaafar am 7. Juli 2011 Mohammad Jaafar, aus nicht bekannten Gründen. Es folgte eine längere Schießerei von Unterstützern der beiden beteiligten Personen.
Keine politische Gewalt
Die Jaafar sollen lose mit der in Baalbek herrschenden Hizbollah affiliiert sein. Sie sind damit Teil des "libanesischen Widerstandes", was ihnen erlaubt Waffen zu besitzen. Dennoch handelt es sich hier wohl eher um ein Arrangement, das sicherstellt, dass sich die Jaafar und die Hizbollah nicht in die Quere kommen.
Die Zusammenstöße selbst haben keinerlei politische Hintergründe. Vielmehr weisen sie Ähnlichkeiten zu Bandenkriegen auf, wie sie aus Südamerika bekannt sind.
Für den Touristen-Ort Baalbek sind Schlagzeilen über Tote und Verletzte jedoch Gift - egal ob die Motive krimineller oder vermeintlich politischer Natur sind.
Denn Sharawine liegt an einer Ausfallstraße nordöstlich der für seine antiken Ruinen bekannten Stadt Baalbek. Baalbek-Touristen müssen sich jedoch keine Sorgen wegen möglicher Zusammenstöße machen. Die weltbekannten Tempelanlagen mit dem Bacchus- und Jupiter-Tempel in Baalbek liegen im Süden der Stadt. Nur wer Baalbek in Richtung Norden verlässt, muss durch Sharawine. Allerdings gilt für die Bekaa, nördlich von Baalbek ohnehin eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Libanon-Touristen laufen also normalerweise keine Gefahr zwischen die Fronten der Jaafar & Co zu geraten.
Der gewaltsame Tod zweier Menschen am vergangenen Donnerstag wirft ein Schlaglicht auf die Bandenkämpfe zwischen rivalisierenden Familienclans im Bekaa-Tal. Bei einer Schießerei zwischen Angehörigen des Jaafar- und des Rifai-Clans wurde unter anderem ein zehn Jahre altes Kind von einem Querschläger tödlich getroffen. Auslöser der Auseinandersetzung soll laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA ein Entführungsversuch eines Mitglieds der Rifai durch Angehörige der Jaafar gewesen sein. Libanesische Sicherheitskräfte drangen daraufhin in das Gebiet vor und unterbanden weitere Kämpfe.
Das getötete Kind stammt aus dem nahegelegenen palästinensischen Flüchtlingslager al-Jalil. Camp-Bewohner protestierten daraufhin gegen die Tötung und zündeten Autoreifen an.
In Sharawine liefern sich konkurrierende Clans regelmäßig bewaffnete Auseinandersetzungen - namentlich die Familien Jaafar, Rifai und Zoaiter. Der Ort Sharawine selbst ist eine lose Anhäufung von alleinstehenden Häusern, durchzogen von Wadis und Senken. Weggeworfene Plastiktüten wehen im Wind. Die genannten rivalisierenden Großfamilien leben in jeweils eigenen Gebieten, die allerdings keine 100 Meter voneinander entfernt sind.
Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Jaafar den Drogenhandel in dem Gebiet kontrollieren. Die wirtschaftliche Basis dieser Clans basiert nahezu ausschließlich auf illegalen Geschäften. Andere Perspektiven und Einkommensquellen gibt es nicht. Die Kämpfe um Macht und Einfluss werden mit Waffengewalt ausgetragen.
Entsprechend stark ist die Präsenz der libanesischen Armee in dem Gebiet. Die Checkpoints zwischen Sharawine und dem Stadtzentrum von Baalbek sind deshalb besonders stark befestigt. Mit Sand gefüllte weiß-rot bemalte Ölfässer stehen in Halbkreisen. Sandsäcke dienen als zusätzliche Verstärkung. Tarnnetze liefern Sichtschutz. Betonblöcke begrenzen die Zufahrtsstraßen um Sharawine. An machen Stellen kann immer nur ein Auto in eine Richtung fahren. Das libanesische Reißverschlusssystem regelt den Rest!
Keiner der Soldaten, die hier Dienst tun, gönnt sich ein Mittagsschlaf. Zu schnell kann die gespannte Ruhe von Gefechten abrupt durchbrochen werden.
Im April 2010 wurden 10 Menschen bei Kämpfen verletzt, darunter 5 Soldaten. Mitglieder des Jaafar-Clans hatten mit Maschinengewehrfeuer auf eine Razzia der libanesischen Armee geantwortet.
Am 10. August 2010 bekämpften sich die Clans der Zoaiter und Jaafar über eine Stunde lang. Zwei Panzerfäuste wurden auf Häuser des Zoaiter-Clans abgeschossen. Insgesamt wurden zehn Häuser beschädigt. Es entstand nur Sachschaden.
Im Mai 2011 sollen der libanesischen Nachrichtenagentur NNA zufolge 20 Panzerfaust-Granten bei Gefechten zwischen den Zoaiter und Jaafar abgeschossen worden sein. Verletzt wurde niemand.
Die Kämpfe finden allerdings nicht immer zwischen den großen Clans statt, sondern auch zwischen Mitgliedern einer Familie. So beschoss Hamdan Jaafar am 7. Juli 2011 Mohammad Jaafar, aus nicht bekannten Gründen. Es folgte eine längere Schießerei von Unterstützern der beiden beteiligten Personen.
Keine politische Gewalt
Die Jaafar sollen lose mit der in Baalbek herrschenden Hizbollah affiliiert sein. Sie sind damit Teil des "libanesischen Widerstandes", was ihnen erlaubt Waffen zu besitzen. Dennoch handelt es sich hier wohl eher um ein Arrangement, das sicherstellt, dass sich die Jaafar und die Hizbollah nicht in die Quere kommen.
Die Zusammenstöße selbst haben keinerlei politische Hintergründe. Vielmehr weisen sie Ähnlichkeiten zu Bandenkriegen auf, wie sie aus Südamerika bekannt sind.
Für den Touristen-Ort Baalbek sind Schlagzeilen über Tote und Verletzte jedoch Gift - egal ob die Motive krimineller oder vermeintlich politischer Natur sind.
Denn Sharawine liegt an einer Ausfallstraße nordöstlich der für seine antiken Ruinen bekannten Stadt Baalbek. Baalbek-Touristen müssen sich jedoch keine Sorgen wegen möglicher Zusammenstöße machen. Die weltbekannten Tempelanlagen mit dem Bacchus- und Jupiter-Tempel in Baalbek liegen im Süden der Stadt. Nur wer Baalbek in Richtung Norden verlässt, muss durch Sharawine. Allerdings gilt für die Bekaa, nördlich von Baalbek ohnehin eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Libanon-Touristen laufen also normalerweise keine Gefahr zwischen die Fronten der Jaafar & Co zu geraten.
2 Kommentare:
Das getötete Kind war ein Sonnenschein der viel zu kurz schien,Firas war geliebt und sein Tod reißt eine Lücke in unsere Familie.Ein Kind das zuhause von einem Querschläger getötet wurde.Diese mafiösen ,kurupten Strukturen im Libanon müssen endlich beendet werden.Die Auswahl des Titels dieses Artikels empfinden wir als unpassend.
@Anonym 00:10
Vielen Dank für ihre Nachricht. Wir würden Ihnen von Alsharq gerne unsere Anteilnahme aussprechen! Den Titel haben wir geändert.
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