Die libanesische Gesellschaft ist tief gespalten - auf der einen Seite stehen die Anhaenger des Regierungslagers, die "Kraefte des 14.Maerz", auf der anderen Seite die Opposition, auch bekannt als "Bewegung des 8.Maerz". Dazwischen gibt es jedoch eine wachsende Zahl Libanesen, die sich weder dem einen noch dem anderen Lager zugehoerig fuehlt und von der politischen Klasse im Libanon keine Loesung fuer die Probleme des Landes erwartet.
Um diesen Enttaueschten eine Stimme zu geben hatte ein Buendnis aus 12 unabhangigen zivilgesellschaftlichen Gruppen fuer den heutigen Nachmittag zu einer Kundgebung an der Bechara El Khoury Statue im Zentrum Beiruts aufgerufen. Unter dem Motto "Pass Auf! Wach Auf!" sollte hier vor allem jungen Leuten ein Forum gegeben werden ihren Zorn und ihre Enttaueschung ueber die politischen Eliten des Libanon auszudruecken. Die zunehmende Frustration Vieler sollte in konstruktiver Weise gezeigt werden und gleichzeitig ein Zeichen der Einigkeit ueber Konfessionsgrenzen hinweg von der Demonstration ausgehen.
Gegen 15 Uhr hatten sich etwa 300 Menschen, in der Mehrzahl Studenten, an dem Denkmal zu Ehren des ersten libanesischen Staatspraesidenten eingefunden. Dieser Ort wurde nicht zufaellig ausgwaehlt. Wenige Meter von hier verlief waehrende des Buergerkriegs die Green Line, die Beirut in einen christlichen Ostteil und einen muslimischen Westen trennte. Ausserdem liegt der Platz an der Schnittstelle von christlichen, sunnitischen und schiitischen Wohngebieten. Ausserdem sei Khoury ein Vertreter der ersten libanesischen Unabhaengigkeitsbewegung gewesen, die zweite Unabhaengigkeitsbewegung sei gegenwaertig noch im vollem Gang, erklaert Rabi, einer der Mitorganisatoren, da die libanesische Politik viel zu sehr von auslaendischen Interessen beeinflusst werde.
Rabi ist zufrieden mit der Anzahl der Kunsgebungsteilnehmer - gemessen daran, dass keine politische Partei hinter den Organisatoren steht und nur wenig Geld fuer Werbung ausgegeben werden konnte. Dennoch sei es schwierig junge Leute zum Mitmachen zu bewegen, so der Student der American University of Beirut.: "Viele sagen: 'Ihr koennt ja doch nichts bewegen, die groessen politischen Lager haben Hunderttausende hinter sich.' Wir aber glauben daran, dass man etwas veraendern kann, weil sich etwas veraendern muss"
Jeder Demonstrant wurde aufgefordert einen weissen Handabdruck auf einer schwarzen Wand zu hinterlassen, der ein Zeichen der Hoffnung in der dunklen Zeit, die der Libanon gegenwaertig durchlaufe, setzen sollte. Gleichzeitig werde damit die Verpflichtung eines jeden Einzelnen ausgedrueckt den Freiden im Libanon zu erhalten. Ein weisser Handabdruck auf schwarzem Hintergrund ist auch das Logo der Bewegung, die im libaneschen Arabisch "Ou3a" heisst.
Spaeter setzte hoehnischer Beifall ein, mit dem dem "unverantwortlichen Verhalten der Politiker" applaudiert wurde. Einen derartigen Protest gegen die Politiker jeglicher Couleur im Libanon hat es bislang noch nie gegeben. Dementsprechend gross ist auch das Medienaufkommen, die Organisatoren werden von Hoerfunk- und Zeitungsreportern umlagert, Fotografen balgen sich um die besten Aufnahmen. Autofahrer, die auf der sechsspurigen Hauptstrasse an der Kundgebung vorbeifahren schauen verwundert, einige Hupen zustimmend. Kinder aus den umliegenden Vierteln haben Spass daran ihre Haende in die weisse Farbe zu tunken, decken sich mit T-Shirts und Aufklebern ein.
Zu den Zielen der Kampagne erklaert Rabi: "Die Probleme im Libanon beginnen nicht bei den Politikern sondern bei den Menschen. Wir Libanesen muessen aufhoeren immer zuerst an unsere Religion und Konfession zu denken. Ich sollte Politiker nicht unterstuetzen weil sie meiner Religion angehoeren oder den gleichen Feind haben wie ich, sondern weil sie das Wohl aller Libanesen im Sinn haben. Wenn wir wenigstens bei einigen Libanesen dieses Bewusstsein schaffen koennen, haben wir schon viel erreicht. Die Generation unserer Eltern hat 1975 den Ausbruch des Buergerkriegs nicht verhindern koennen - wir muessen es 2007 schaffen!"
Samstag, 3. März 2007
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