Donnerstag, 1. März 2007

Ein Besuch an der Libanesischen Universitaet in Zahle

Eigentlich hatten wir einen Termin mit dem Direktor der Fakultaet fuer Sozialwissenschaften an der Libanesischen Universitaet in Zahle, am Ende fanden wir uns jedoch in einer Propagandaveranstaltung der libanesischen Opposition wieder.

Als wir heute Mittag gegen halb Zwei vor der sozialwissenschaftlichen Fakultaet in Zahle, dem Zentrum der Bekaa-Ebene, eintreffen, werden wir von lauter Musik empfangen die aus den Fenstern des Hoersaals im ersten Stock droehnt. Vor dem Gebaeude parken mehrere Armeefahrzeuge, Soldaten stehen gelangweilt herum. Wir betreten das Institut und werden von mehreren Studentinnen nach oben gebeten. Es gebe eine kleine Feier, erklaert man uns und wir seien herzlich eingeladen.

In dem Saal befinden sich zu diesem Zeitpunkt schon ueber 200 Studenten, wie fast immer in den sozialwissenschaftlichen Fakultaeten der libanesischen Unis zu etwa 80% Frauen. Etwa ein Drittel von ihnen laesst das Haar unverhuellt, die anderen tragen ein Kopftuch, manche auch einen Schleier nach iranischem Vorbild. Vorne im Saal hat man ein Podium aufgebaut, Kamerateams machen sich bereit und als wir an der Wand das Spruchband "Hand in Hand bauen wir auf und widerstehen wir unserem einzigen Feind Israel" sehen, daemmert uns, dass hier wohl keine Feier zum Abschluss des Wintersemesters stattfindet, sondern eine politische Kundgebung.

Jetzt erkennen wir auch das Lied wieder, dass die Anwesenden in einer Endlosschleife in ohrenbetaeubender Lautstaerke beschallt. Es handelt sich um ein Lied, dass anlaesslich des "Siegs ueber Israel" geschrieben wurde und das man in bestimmten Vierteln Beiruts des oefteren zu hoeren bekommt.

Die heutige Kundgebung ist eine Solidaritaetsveranstaltung fuer die Organisation Jihad al-Binaa, deren Konten in der vergangenen Woche vom US-Finanzministerium eingefroren wurden. Neben Studentenvertretern und dem Generalsekretaer von Jihad al-Binaa im Bekaatal ist Trad Hamadeh Hauptredner der Veranstaltung. Hamadeh ist Hisbollahmitglied und war bis zu seinem Ruecktritt im November 2006 Arbeitsminister im Kabinett von Ministerpraesident Fuad Siniora. Ungeachtet seines Ruecktritts wird Hamadeh von allen Rednerweiter unverdrossen mit "Herr Minister" angesprochen.

Um vor den Fernsehkameras ein gutes Bild abzugeben verteilen Studentenaktivisten unter den insgesamt mehr als 300 Zuhoerern, die sich bis auf den Balkon und ins Treppenhaus draengen, libanesische Flaggen und Fahnen von Jihad al-Binaa. Viele Studentinnen wedeln enthusiastisch mit ihren Notizbloecken die sie mit Bildern Hassan Nasrallahs beklebt haben. Auch sonst wissen die Studenten wie sie wann zu reagieren haben. Wann immer der Name "Bush" faellt, setzen Buhrufe ein, spricht ein Redner von Hassan Nasrallah folgt lautes Klatschen oder man beginnt mit Hochrufen auf "Abu Hadi", so ein Kosename des Hisbollahfuehrers nach seinem aeltesten Sohn Hadi, der 1997 von der israelischen Armee getoetet wurde.

Die Redner bekunden die Solidaritaet der Studenten mit Jihad al-Binaa und verurteilen die Entscheidung des US-Ministeriums. Im Grunde setze die Nichtregierungsorganisation nur die Politik des Maertyrers Rafik Hariri fort. So wie dieser das Zentrum Beiruts nach dem Krieg aufgebaut habe, bemuehe sich auch Jihad al-Binaa um den Wiederaufbau des Libanon.

Trad Hamadeh holt als letzter Redner zum ganz grossen Schlag gegen die US-Politik aus. Der "amerikanisch-zionistische Terrorismus" sei die Wurzel allen Uebels im Nahen Osten. Er zeige sich Tag fuer Tag in der Besetzung Palaestinas und des Irak, in der Behandlung der Gefangenen in Abu Ghraib und Guantanamo.

Ziel der US-Regierung sei es im Libanon einen Krieg zwischen den Konfessionen nach irakischem Vorbild zu entfachen. Weil ihr das Zusammenleben der Konfessionen im Libanon ein Dorn im Auge sei, lasse die US-Botschaft in Beirut seit dem "Maertyrertod" Rafik Hariris nichts unversucht den Zwist zwischen den Konfessionen zu schueren.

Hamadehs Rede zieht sich ueber eine halbe Stunde hin, viele Studenten sind zunehmend gelangweilt, verlassen den Raum oder verschicken SMS. Auch wir haben irgendwann genug von den langatmigen Ausfuehrungen des Ex-Ministers und verlassen vorzeitig die Veranstaltung. Den Institutsdirektor treffen wir heute uebrigens nicht mehr an. Er ist Unterstuetzer der Lebanese Forces und hat aus Protest gegen die Oppositionskundgebung die Universitaet vorzeitig verlassen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Naja, man muss kein Fan der Hizbollah sein, um ihr darin Recht zu geben "USrael" ist die Wurzel allen Übels in der Region. Die und die "moderaten" arabischen "Brüder", die ihre eigene Oma verschachern würden, um an der Macht zu bleiben...