Dienstag, 6. März 2007

Libanon - Wandern zwischen Klostern und Kriegsruinen

Das fruehlingshafte Wetter am Sonntag lockte zu einer neuen Wanderung durch die Berge des Libanon. Wir beginnen unsere Tour in 150 Metern Hoehe in der Naehe von Amioun, einer Kleinstadt etwa 80 Kilometer noerdlich von Beirut. Hier bahnt sich der kleine aber reissende Fluss "Abu Ali" durch eine Enge Bergschlucht seinen Weg zur Muendung in Tripoli.

Steil schlaengelt sich unser Weg vom Fluss in Serpentinen den Hang hinauf. Wir passieren ein Kloster, das an einem Abgrund hoch ueber dem Fluss thront und nur ueber diesen schmalen Weg erreichbar ist. Noch immer leben in dieser Abgeschiedenheit Moenche, auf dem Rueckweg werden uns zwei von ihnen entgegenkommen.

Der Weg fuehrt uns weiter die Berge hinauf durch Olivenplantagen und Nadelwaelder. Ueberall liegen leere Patronenhuelsen die Jaeger hier hinterlassen haben und wir begegnen einem Jaeger der Jagd auf Voegel macht - ein beliebtes Freizeitvergnuegen vieler Libanesen. Spaeter passieren wir auch eine der wenigen Schweinefarmen des Libanon. Ein Bauer hat jedenfalls in einer Baracke mehrere der Borstentiere eingefercht die von zwei aufmerksamen Hunden bewacht werden.

In knapp 1000 Meter Hoehe erreichen wir ein Kloster, das Symeon Stylites gewidmet ist. Dieser Moench soll im 5.Jahrhundert n.Chr. in der Naehe von Aleppo mehr als 30 Jahre lang als Asket auf einer Saeule gelebt haben. Dementsprechend zeigt heute eine Statue den baertigen Geistlichen auf einer Saeule hoch ueber dem Kloster, das an diesem Sonntag von vielen Glaeubigen besucht wird, die anders als wir jedoch mit dem Auto anreisen .

Das Wetter in den Bergen zeigt sich recht wechselhaft. Mal bieten sich uns faszinierende Blicke auf die schneebedeckten Gipfel des Mont Liban, die Bergstadt Ehden oder den Sitz des maronitischen Patriarchen Nasrallah Sfeir dann wieder ziehen Wolkenfetzen mystisch an uns vorueber und umhuellen uns in dichtem Grau, das nur vom Autolaerm aus dem Tal durchdrungen wird.

Nach etwas mehr als fuenf Stunden haben wir schliesslich das Ziel unserer Wanderung erreicht - eine Antennenstation des libanesischen Radios in knapp 1500 Metern Hoehe, die waehrend des Juli-Augustkriegs im vergangenen Jahr von der israelischen Luftwaffe bombardiert wurde. Wir zoegern zunaechst uns der Ruine zu naehern aus Angst vor nicht explodierten Sprengkoerpern. Dann sehen wir jedoch eine aeltere Frau die hier Kraeuter sammelt und wir entschliessen uns, das umzaeunte Gelaende zu erkunden.

Zwei Bomben trafen die massive Stahlbeton-Konstruktion der Antenne und liessen diese in etwa 10 Metern Hoehe abknicken. Auch die umstehenden Gebaeude wurden schwer beschaedigt. Allerdings wurden diese wohl schon vor dem Krieg nicht mehr vom staatlichen libanesischen Hoerfunk genutzt. Darauf lassen zumindest Schriftzuege schliessen, die bereits im Jahr 2005 von Wanderern an den Waenden im Inneren hinterlassen wurden.

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