Die Medienberichterstattung über die islamische Welt wird in aller Regel von Extremisten und Terroristen dominiert. Wie aber steht die schweigende Mehrheit der Muslime in aller Welt dem Westen gegenüber, welche Hoffnungen, Ängste und Erwartungen hegt sie?
Um dies genauer zu beleuchten, haben der amerikanische Islamwissenschaftler John Esposito und Dalia Mogahed vom Meinungsforschungsinsitut Gallup mehr als 50000 Interviews mit Muslimen aus 35 Ländern ausgewertet. Diese Umfrage ist damit die bislang Umfangreichste ihrer Art. Die Ergebnisse werden am 8.März in dem Buch "Who Speaks for Islam? What a Billion Muslims Really Think" veröffentlicht.
Die wichtigste Erkenntnis lautet Esposito und Mogahed zufolge: Ein Konflikt zwischen westlichen und muslimischen Gesellschaften ist alles andere unvermeidbar. Der Streit entzündet sich eher an der Realpolitik als an Prinzipien.
Muslime und Amerikaner lehnen Gewalt gegen Zivilisten gleichermaßen als moralisch ungerechtfertigt ab. Nur 7% der Muslime halten demnach die Anschläge vom 11.September für gerechtfertigt - aber auch das sind immer noch mehr als 90 Millionen Menschen.
Die Studie belegt zudem, dass die Mehrheit der jungen Muslime nicht davon träumt in den Krieg zu ziehen sondern Arbeit zu finden. "Sie träumen von Jobs und Sicherheit nicht von Konflikten und Gewalt.", so die beiden Wissenschaftler.
Die Mehrheit der befragten Muslime, die etwa 90% der islamischen Weltbevölkerung repräsentieren, wünscht sich eine Gesellschaft die auf islamischen Werten beruht und in der die Scharia eine der Quellen des Rechts bildet. Gleichzeitig würden sie das Recht auf freie Meinungsäußerung gesetzlich festschreiben und eine Einmischung religiöser Würdenträger in die Politik verhindern wollen. Menschenrechte und Religion schließen sich nach Ansicht der Muslime nicht gegenseitig aus.
Gefragt nach den Eigenschaften, die sie an den westlichen Gesellschaften am wenigsten schätzen, gab eine Mehrheit der Muslime einen Verfall der Moral und traditioneller Werte an - die gleiche Antwort gab eine Mehrheit der Amerikaner in der letzten Gallup World Poll. Am meisten bewundert werden der Stand der Technik und die Demokratie im Westen - auch hier gaben die US-Bürger exakt die gleichen Antworten.
Um die Beziehungen zur islamischen Welt zu verbessern, sollten nach Ansicht der Umfragteilnehmer die westlichen Gesellschaften ihr Bild vom Islam und ihre Außenpolitik gegenüber den muslimischen Ländern überdenken.
Donnerstag, 21. Februar 2008
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4 Kommentare:
Scheint ja ne nettgemeinte Studie zu sein aber "was Muslime wirklich denken" bzw "Who Speaks for Islam? What a Billion Muslims Really Think" klingt mir sehr nach einer Analyses des "Muslimen an sich". Und mit einer stichprobe von 0.00005% auf die Gesamtheit zurueck zu schliessen schient mir statistisch nicht notwendiger Weise nachvollziehbar undnur schwierig zu recht fertigen.
Das gesagt: denke ich das man sich sich einfach nur ein wenig in Isalmischen Laendern zu tummeln brauch um auf die selben Einsichten zu kommen, und ueber so was kann man auch ein buch schreiben.
Ich gebe dir Recht darin, dass Studien die herausfinden wollen, wie "der Muslim an sich" denkt, nicht unproblematisch sind. Dennoch halte ich die Ergebnisse dieser Umfrage für durchaus nachvollziehbar, da ja auch etwa die Sonntagsfrage in Deutschland stets nur 1000 Personen einer repäsentativen Gruppe gestellt wird.
Grundsätzlich kann es nicht schaden, wenn man Eindrücke, die man in islamischen Ländern sammelt, statistisch untermauern kann.
Wobei ich es in der Tat auch problematisch finde, eine soclhe Studie über Muslime in aller Welt zu machen, selbst wenn man die Ergebnisse regional differenziert.
Es gibt ja meines Wissens auch keine vergleichbare Studie über die Einstellungen von Christen an sich, für die man dann den Durchschnitt aus Haltungen in Kansas, Brasilien, Frankreich, Uganda und den Philippinen bildet... das Ganze entspringt also schon einer Haltung, die den Muslim im Zweifelsfall zuerst als Muslim und dann erst als Bürger seines Landes sieht. Nichtdestoweniger eine hochinteressante Studie!
Also in einem der Links wird geschrieben dass es sich um Face to Face Interviews handelt, was die Sache interessanter macht. Trotz Allem denke ich das man die Methodologie genauer an schauen sollte.
Als Lektüre wäre diese Studie aber auf jeden Fall interessant, als Dokument über bzw der Amerikanischen (oder einfach sogar westliche) sozial Wissenschaften oder aber tatsächlich wegen der Resultate die produziert wurden. (und dann kommt es auch auf die Details an). Also auf jedenfall interessant
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