Barack Obama wird am 4. Juni seine lang erwartete Rede an die islamische Welt halten. Als Ort hierfür wählt der US-Präsident nach Angaben des Weißen Hauses Ägypten - vermutlich wird Obama in der Hauptstadt Kairo reden. Noch in diesem Monat wird Ägyptens Staatspräsident Mubarak selbst zu Barack Obama nach Washington reisen.
Dass sich der amerikanische Präsident für die ägyptische Hauptstadt entschied, ist keine große Überraschung. Die Golfstaaten sind zu klein, die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien noch verheerender als in anderen Staaten der Region, der Libanon steht kurz vor den Parlamentswahlen. Die Maghrebstaaten liegen an der Peripherie der Arabischen Welt. Außerhalb der arabischen Staaten scheidet der Iran aus, Pakistan ist zu unsicher und Indonesien soll zu einem späteren Zeitpunkt von Obama besucht werden, der dort Teile seiner Kindheit verbrachte.
In Ägypten lebt mehr als ein Viertel der insgesamt 300 Millionen Araber. Nach seinem Selbstverständnis ist das Land am Nil das Herz der arabischen und islamischen Welt. Seit Jahrzehnten ist Ägypten zudem einer der engsten amerikanischen Verbündeten im Nahen Osten und eines von zwei arabischen Ländern, das einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen hat.
Die Entscheidung für Ägypten kann auch als Versuch gewertet werden, die Rolle Ägyptens in der Region zu stärken. In den letzten Monaten wuchsen die inner-arabischen Spannungen zwischen Ägypten und Saudi-Arabien auf der einen sowie Syrien und Qatar auf der anderen Seite. Das diplomatische Gewicht Ägyptens innerhalb der Arabischen Liga ist stetig geschwunden, den Aufstieg Irans in der Region betrachtet Kairo mit wachsender Sorge. Die letzten beiden Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Damaskus und Doha wurden von Husni Mubarak boykottiert.
Die regimetreue ägyptische Presse feiert Obamas Entscheidung, seine Rede in Ägypten zu halten. "Kairo wurde ausgewählt, weil Ägypten trotz ambitionierter Abenteurer das Herz der arabischen und der islamischen Welt ist. Es ist die Stimme der Vernunft und Weisheit, die die Region durch Krisen und stürmische Gewässer führt.", so der Leitartikel in der Zeitung "al-Ahram".
Im Leitartikel von "al-Akhbar" heißt es: "Wenn der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, sagt, dass Ägypten das Herz der arabischen Welt ist, dann ist das keine neue Erkenntnis. Es ist die Realität, gestützt auf Geschichte und Geographie und sie spiegelt die Rolle und das Gewicht Ägyptens wieder - gestern, heute und morgen." Die wichtigsten islamischen Würdenträger des Landes äußerten ihre Hoffnung, Obamas Besuch in Kairo werde der Auftakt für ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen den USA und der islamischen Welt. Die Zeitung "al-Masry al-Yaum" druckte bereits ihre Version von Obamas Rede ab, in der sie den US-Präsidenten die gemeinsamen Werte und Ziele von Amerikanern und Muslimen betonen lässt.
Von Seiten der ägyptischen Opposition gibt es leise Kritik an Barack Obamas Besuchsplänen. Regimegegner fürchten, dass der seit 28 Jahren regierende Hosni Mubarak versuchen wird, sich im Glanz des umjubelten US-Präsidenten zu sonnen. Will Obama glaubwürdig bleiben, wird er das repressive Regime in Ägypten auch öffentlich kritisieren müssen. Die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen und die Unterdrückung der Opposition dürfen da nicht unerwähnt bleiben.
Unklar ist bislang wo Barack Obama am 4. Juni seine Rede halten wird. Als sicher gilt, dass der Präsident in Kairo sprechen wird, da der Alternativort Sharm El Sheikh, an dem Mubarak sonst gerne Staatsbesuch empfängt zu abgeschieden ist. Angeblich soll der US-Präsident bereits eine Einladung von der Azhar-Universität erhalten haben. Möglich also, dass Obama in der ältesten Universität der islamischen Welt reden wird. Ebenso möglich, auf Grund von Sicherheitsbestimmungen jedoch eher unwahrscheinlich, ist die Möglichkeit einer Rede vor Tausenden Menschen in der Stadt nach dem Vorbild von Obamas Rede an der Berliner Siegessäule im Juli vergangenen Jahres.
Wo auch immer Barack Obama reden wird - er kann sich der Aufmerksamkeit von knapp 1,4 Milliarden Muslimen sicher sein.
Montag, 11. Mai 2009
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2 Kommentare:
Eine Rede an der Azhar Universität als der ältesten Universität der Welt wäre doch eine hübsche Verbeugung vor der arabischen Kultur: Obama würde sich ohne viele Kosten eine Menge Sympathien sichern.
Stimmt schon. Es wäre aber gleichzeitig auch eine Verbeugung vor einer Institution, die immer wieder zweifelhafte Rechtsgutachten veröffentlicht.
Dennoch könnte ich mir auch gut vorstellen, dass es auf die Azhar-Universität hinausläuft.
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