Am 7. Oktober ist endlich wieder el clásico angesagt. Das Spiel wird im Vorfeld überschattet: der von der Hamas entführte Gilad Shalit wird unter den Ehrengästen erwartet. In Gaza machen sich Proteste breit.
Am 7. Oktober ist es wieder soweit: der FC Barcelona
empfängt Real Madrid im Camp Nou. Ein neues Kapitel der unendlichen Geschichte
Namens el clásico. Aber dieses Aufeinandertreffen wird anders sein als die
Spiele zuvor. Ein einziger Zuschauer auf der VIP-Bühne sorgt schon im Vorfeld
für viel Wirbel: Gilad Shalit. Shalit ist 26, er ist Israeli. Fünf Jahre war er
Gefangener der Hamas, wurde während seines Wehrdienstes entführt. Erst im
vergangenen Jahr hat die Hamas Gilad Shalit freigelassen. Seitdem versucht er
sich als Sportkolumnist, Sport sei seine große Leidenschaft, der FC Barcelona
sein Lieblingsverein. Mit seiner Leidenschaft für den Verein ist er in der
Region nicht alleine, das el Classicó ist ein Großereignis, ob in Israel, in
Palästina oder den arabischen Nachbarländern. Das könnte sich nun ändern.
In den vergangenen Tagen machten sich Gerüchte breit, der FC Barcelona habe Gilad Shalit zum Spiel gegen Real Madrid offiziell eingeladen. Das löste Ärger aus, vor allem unter Palästinensern in Gaza. Mahmoud Sarsak verurteilte die Einladung. Sarsak ist Fußballspieler, war drei Jahrelang Gefangener Israels, ohne Verhandlung eingesperrt. Nach einem dreimonatigen Hungerstreik Anfang des Jahres, ließ Israel den fast verhungerten Spieler frei. FIFA-Boss Sepp Blatter übte Druck auf die israelische Regierung aus, erwirkte die Freilassung. „Als ein palästinensischer Gefangener, Fußballspieler der palästinensischen Nationalmannschaft und großer Fan des FC Barcelonas, verurteile ich die Einladung des Soldaten Gilad Shalit und fordere den Verein auf, die Einladung zurückzuziehen.“ Ein offener Brief fordert den FC Barcelona auf, Shalit auszuladen. Der Brief endet mit dem Satz: „Gilad Shalit willkommen zu heißen, ist wie einen SADF Soldaten (Soldaten des südafrikanischen Apartheitregimes. Anm. Der Red.) in den 1980ern während eines europäischen Fußballspiels eingeladen zu haben. Hättest du das getan, FC Barcelona?“ Über 50 Fußballvereine, Fanclubs des FC Barcelonas, Spieler und Trainer in Gaza haben die Forderung bereits unterschrieben. Eine weitere Petition läuft in Spanien, schon 1000 Unterschriften liegen vor. Aktivisten in Spanien kündigen schon jetzt heftige Proteste an.
Gilad Shalit war gerade einmal 19 als er von der
Hamas entführt wurde. Er leistete seinen Wehrdienst, war ein schmächtiger,
schüchterner Junge, ist es bis heute geblieben. Seine Geiselnahme nahm die
israelische Regierung zum Anlass, den gesamten Gazastreifen abzuriegeln, von
der Öffentlichkeit zu isolieren. Die Entführung diente zur Rechtfertigung des Gazakrieges
2008, in dem 1400 Palästinenser getötet und 500 schwer verletzt worden. Die
Gefechte zerstörten nahezu die gesamte Infrastruktur des Gazastreifens. Der
schmächtige Junge wurde für die Palästinenser in Gaza zur Symbolfigur von Isolation,
Krieg und Tod. In seiner Gefangenschaft erfuhr er ähnliches: fünf Jahre war er
isoliert, gefangen in einem Kellerloch ohne Tageslicht.
FC Barcelona, für Frieden und Harmonie
Der FC Barcelona reagierte sofort,
veröffentlichte am Donnerstag eine Pressemitteilung auf ihrer Internetseite.
Die Mitteilung hat die heroische Überschrift: FC Barcelona, für Frieden und
Harmonie im Nahen und Mittleren Osten. Die Sprecher dementierten den Israeli
eingeladen zu haben. „Der Verein hat Gilad Shalit nicht eingeladen, hat aber
der Anfrage zugestimmt, ob Gilad Shalit sich das Spiel während seines
Barcelonabesuchs angucken dürfe.“ Der Verein gab weiter bekannt, dass er
außerdem die Anfragen der palästinensischen Botschaft positiv beantwortete habe.
Demnach werden sich auch Musa Amer Odeh, Botschafter der palästinensischen
Autonomiebehörde sowie Jibril Rajoub, Präsident des palästinensischen
Fußballverbandes das Spiel live verfolgen. Fußballspieler Mahmoud Sarsak lehnte
die Einladung ab. Das Spiel mit Gilad Shalit zu sehen kommt einer
Normalisierung mit Israel gleich.
Die Handlung Barcelonas wirft viele Fragen auf. Wäre
es ein Skandal, hätte Barcelona Shalit Gilad wirklich eingeladen? Wäre dies ein
politisches Signal gewesen? Wurde die Pressemitteilung auf Drängen des Sponsors
der Qatar Foundation veröffentlicht? Qatar hielt in der Vergangenheit immer
wieder gute wirtschaftliche Beziehungen zu Israel. Diese wurden jedoch 2000 wie
2008 auf Grund der eskalierenden politischen Situation gegen die Palästinenser
auf Eis gelegt. Letztendlich war es aber Israels Premier Benjamin Netanyahu,
der die Beziehungen zum Emirat nicht weiterführen wollte. Die Qatar Foundation
antwortet bislang nicht auf die Frage, wie die interne Stellung zum Fall Gilad
Shalit ist. Auf ihrer Facebookseite rufen die Fans der Seite die Qatar
Foundation auf, den Werbevertrag umgehend aufzulösen. FC Barcelona indes
rechtfertigt sich: Man würde keine Stellung in dem Konflikt beziehen. Schließlich
habe man 2011 Präsident Mahmoud Abbas herzlich empfangen. Abbas bedankte sich
damals mit den Worten: “Barça ist ein Verein, der eine Gesellschaft
repräsentiert und Menschen mit besonderen Werten.”
Die Hamas boykottiert das el clásico
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