Unter der Schirmherrschaft der Lebanese Association for Human Rights (LAHR) gedachten libanesische Familien heute in Beirut dem Schicksal ihrer im Bürgerkrieg verschleppten und vermissten Angehörigen.
Ist die Zahl der westlichen Geiseln im von 1975-1990 wütenden Konflikt noch weitgehend bekannt, so liegen für die libanesischen Opfer kaum Erhebungen vor. Bis zu 20.000 Libanesen, so schätzt man, wurden Opfer von Entführungen, von den meisten fehlt jede Spur. In der Zeit syrischer Bevormundung blieb die Aufklärung dieser Verbrechen naturgemäß aus. Inzwischen avancierte das Schicksal der Kriegsvermissten jedoch zu einer Hauptforderung (vorwiegend) anti-syrischer Politiker.
Das Datum der Veranstaltung hat ebenfalls einen gewichtigen symbolischen Anknüpfungspunkt: den "offiziellen" Beginn des Bürgerkrieges am 13. April 1975, auf dessen langfristige Folgen Waddad Halwani, Sprecherin des Kommittees für gekidnappte und vermisste Libanesen, eindringlich hinwies:
"Wir können nur gesunde Beziehungen zu Syrien haben, wenn der Internierung libanesischer Bürger ein Ende gesetzt wird." Unabdingaber sei dafür allerdings auch die Kooperation der libanesischen Führung, der Halwani offen Untätigkeit vorwirft. Sinnbildlich hierfür sei die Tatsache, dass ein extra eingesetztes syrisch-libanesisches Kommittee, welches die letztes Jahr bei Anjar gefundenen Massengräber (direkt neben dem syrischen Geheimdiensthauptquartier) untersuchen sollte, bisher immer noch keine Ergebnisse liefern konnte.
Syrien bildet jedoch nicht den einzigen Angriffspunkt der Veranstaltung. Explizit appellierte Halwani auch an das Schicksal von Israel verschleppter Libanesen. Eben darin könnte auch der Erfolg der neuerlichen Initiative liegen, denn sowohl anti-syrische wie anti-israelische (vor allem Hizbullah) Kräfte werden so angesprochen und könnten in dieser Frage ihren Willen zur "nationalen Versöhnung" präsentieren.
Dennoch, eine wahre Aufarbeitung der Vermisstenproblematik kann nicht nur auf die äußeren Regionalmächte Syrien und Israel zielen. So wie im Krieg vorrangig Libanesen gegen Libanesen kämpften, so gingen auch zahlreiche Entführungen auf das Konto libanesischer Milizen jeglicher Konfession, von denen einigen, wie den maronitischen Lebanese Forces oder der drusische PSP, der Einstieg in die libanesische Nachkriegspolitik gelang. Daher sind besonders sie in der Pflicht, ihre Vergangenheit endlich kritisch aufzuarbeiten.
Donnerstag, 13. April 2006
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