Trotz der jüngsten Annäherung an die USA plant Libyen für dieses Wochenende aufwändige Gedenkfeiern für die amerikanischen Bombenangriffe auf libysche Städte vor 20 Jahren. Unter anderem sollen morgen der US-Soul-Star Lionel Richie und der spanische Tenor Jose Carreras in den frühen Morgenstunden in der Hauptstadt Tripoli auftreten - exakt 20 Jahre nach den Luftangriffen der USA, bei denen mindestens 40 Menschen getötet wurden.
Das Informationsministerium erklärte gegenüber Agence France Presse (AFP) : "Ein großes Festival ist nahe der Residenz unseres Führers Moammar Gadhafi geplant, wo seine Adoptivtochter Hana durch den US-Angriff getötet wurde. Künstler aus den Vereinigten Staaten und Europa werden teilnehmen um der Welt die Botschaft zu überbringen, dass die Kunst Völker vereinen kann, die von der Politik getrennt wurden und um ihr Bedauern für die Taten ihrer Regierungen zu bekunden." In Erinnerung an Gadhafis getötete Tochter werden die Feierlichkeiten "Hana-Festival für Frieden und Freiheit" heißen.
Der Startschuss hierfür soll um 2 Uhr 30 morgens fallen, genau zu jenem Zeitpunkt an dem die Luftangriffe, von den Amerikanern "Operation El Dorado Canyon" genannt, auf Tripoli und Benghazi begannen - als Vergeltung für den Bombenanschlag auf die von GIs besuchte West-Berliner-Diskothek "La Belle", für den libysche Agenten verantwortlich gemacht wurden.
Nach Angaben der libyschen Staatsführung sollen neben Richie und Carreras weitere 65 Stars aus westlichen Staaten auftreten - zusammen mit Künstlern aus der Arabischen Welt wie etwa dem ägyptischen Sänger Mohammad Munir. Auch ein Film mit dem Titel "Der Widerstand gegen den Angriff" soll erstmals gezeigt werden. Daneben soll in den kommenden Tagen eine Konferenz zum Thema "Der US-Angriff, seine Konsequenzen und das Recht der Libyer auf Entschädigung und Entschuldigung" abgehalten, zu der auch westliche Akademiker eingeladen wurden.
Anders als die iranische Regierung oder der Irak unter Saddam Hussein hat Libyen, das einst auch zur "Achse des Bösen" gezählt wurde, in den vergangenen 5 Jahren einen pragmatischen Kurs eingeschlagen und sein Streben nach Massenvernichtungswaffen offiziell eingestellt. Seit Juni 2004 unterhält Tripoli wieder offizielle diplomatische Beziehungen mit Washington.
Dennoch hat Gaddafi dem amerikanischen Ex-Präsidenten Ronald Reagan persönlich die Bombenangriffe nie vergeben. Nach dessen Tod 2004 äußerte er sein Bedauern darüber, dass Reagan nun nicht mehr für "seine Verbrechen gegen die Kinder Libyens" zur Verantwortung gezogen werden könne.
Freitag, 14. April 2006
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1 Kommentar:
Hier finden sich wirklich immer wieder Informationen, die woanders nicht zu finden sind.
Es ist schön, dass ihr euch den Socialblogs angeschlossen habt.
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