Die Zeitungslandschaft im Libanon gilt noch immer als die vielfaeltigste und liberalste in der Arabischen Welt. Eine Zensur durch den Staat findet praktisch nicht statt, die Blaetter sind sehr meinungsfreudig und fast alle Zeitungen lassen die politische Agenda ihrer Finanziers auf ihren Meinungsseiten und in ihren Leitartikeln deutlich durchblicken. Generell hat die Bedeutung der Presse in den letzten Jahren durch das Aufkommen der Satellitenkanaele aus dem Libanon und dem arabischen Ausland, sowie die flaechendeckende Verbreitung des Internet deutlich nachgelassen. Eine offizielle Statistik ueber Auflage- oder Verkaufszahlen der einzelnen Zeitungstitel wird nicht gefuehrt, es wird jedoch davon ausgegangen das "al-Nahar" mit einer taeglichen Auflage von ueber 30000 das meistverbreitete Blatt im Libanon ist.
Seit seiner Gruendung 1933 befindet sich "an-Nahar" , "Der Tag", im Besitz der Familie Tueni. Zuletzt war Gebran Tueni, Enkelsohn des gleichnamigen Gruenders, Herausgeber und Chefredakteur der Qualitaetszeitung. Am 12.Dezember 2005 wurde Gebran durch einen Autobombenanschlag in Beirut getoetet. Syrien wird von vielen als Auftraggeber fuer den Mord betrachtet, Gebran Tueni war ein prominenter und lautstarker Kritiker der syrischen Praesenz im Libanon. Nach der Ermordung Gebrans hat sein 81-jaehriger Vater Ghassan Tueni sowohl die Leitung der Zeitung als auch das Parlamentsmandat seines Sohns uebernommen. Politisch steht das Blatt auf Seiten der libanesischen Regierung. Beruehmt ist "an-Nahar" fuer seinen Kulturteil, der als einer der besten im Nahen Osten gilt.
Eine aehnlich bedeutende Publikation ist "as-Safir", "der Botschafter". Die Zeitung erscheint seit 1974 und bezeichnet sich selbst als "Stimme fuer jene, die keine Stimme haben." Aehnlich wie "an-Nahar" ist "as-Safir" gerade unter libanesischen Intellektuellen sehr beliebt. Im politischen Spektrum steht as-Safir jedoch deutlich weiter links und ist weitaus USA-kritischer. In den Meinungsartikeln aeussert das Blatt Sympathien fuer die libanesische Opposition, nicht nur deshalb wird es haeufig als "Syrien-freundlich" bezeichnet.
Sehr neu in der libanesischen Presselandschaft ist "al-Akhbar", "die Nachrichten", eine Zeitung die im August letzten Jahres erstmals erschien. Chefredakteur wurde Joseph Samaha, der vorher lange fuer as-Safir geschrieben hatte. Zwei Monate spaeter stiess Ziad Rahbani hinzu, ein beruehmter Theaterregisseur und Musiker und Sohn der libanesischen Gesangslegende Fairouz. Nach eigener Darstellung ist "al-Akhbar", "liberal, demokratisch und gegen das US-amerikanische Projekt im Nahen und Mittleren Osten". Innenpolitisch ergriff Samaha in seinen Leitartikeln Partei fuer die libanesische Opposition. In kurzer Zeit gelang es dem Chefredakteur seine Zeitung am Markt zu etablieren und bei Kritiker wie Lesern erfolgreich zu werden. Am 25.Februar verstarb Joseph Samaha jedoch ploetzlich und erwartet durch einen Herzinfarkt - welche Auswirkungen dies auf "al-Akhbar" haben wird, bleibt abzuwarten.
Seit 1988 erscheint "ad-Diyar". Eigentuemer und Chefredakteur ist Charles Ayoub, der sich selbst als syrischer Nationalist bezeichnet. Im Zuge der Ermitlungen im Mordfall Hariri wurde Ayoub sechs mal befragt, unter anderem weil in seinem Blatt brisante Informationen ueber Zeugen des Anschlags veroeffentlicht wurden. Der damalige UN-Ermittler Detlev Mehlis setzte die Offenlegung seiner Kontobewegungen durch, weil Ayoub zwischenzeitlich Mitwisserschaft am Anschlag unterstellt wurde. Ayoub ist entschiedener Gegner der aktuellen libanesischen Regierung, die den USA hoerig sei, und unterstuetzt die Forderungen der Opposition.
Relativ neu ist "al-Balad", "das Land" auf dem Zeitungsmarkt im Libanon. Die Geldgeber kommen aus Kuwait, im innenpolitischen Konflikt ist das Blatt um Neutralitaet bemueht. "al-Balad" erscheint seit 2003 und ist die Zeitung mit dem vielleicht modernsten Layout im Libanon und richtet sich in erster Linie an eine junge, staedtische Leserschaft. Als erstes Blatt warb "al-Balad" bei seiner Markteinfuehrung mit Abo-Praemien und Rabattaktionen agressiv um neue Leser.
Die wichtigste franzoesisch-sprachige Zeitung des Libanon ist "L'Orient le Jour", die 1970 durch die Fusion der beiden Blaetter "L'Orient" und "Le Jour" entstand. Gelesen wird das Blatt zumeist von libanesischen Christen, die eine franzoesisch-sprachige Schulbildung genossen haben. Herausgeber der Zeitung, die nach eigenen Angaben in einer taeglichen Auflage von 18000 Exemplaren erscheint, ist der Maronit Michel Edde, der seit 1966 mit Unterbrechungen in vielen libanesischen Regierungen als Minister taetig war, auch unter Rafiq Hariri. Rafiqs Sohn Saad und dessen politischen Verbuendeten ist das Blatt bis heute verbunden.
Der in Beirut erscheinende "Daily Star" ist bis heute die vielleicht bedeutendste englisch-sprachige Zeitung des Nahen Ostens. 1952 erstmals erschienen, musste das Blatt infolge des libanesischen Buergerkriegs 1985 sein Erscheinen einstellen und erst 1996 wurde "The Daily Star" wiederbelebt. Seit 2000 erscheint das Blatt in Kooperation mit der "International Herald Tribune". Die Zeitung richtet sich in erster Linie an Auslaender im Nahen und Mittleren Osten, gerade das Internetangebot in dem alle aktuellen Artikel der Zeitung kostenlos verfuegbar sind dient auch vielen Auslandslibanesen als wichtige Informationsquelle. Innenpolitisch ist die Redaktion um Neutralitaet bemueht, auf den Meinungsseiten laesst die Zeitung Regierungs- und Oppositionsvertreter gleichermassen zu Wort kommen.
Donnerstag, 29. März 2007
Dienstag, 27. März 2007
Pop-Ikone Hassan Nasrallah
Hassan Nasrallah ist laengst mehr als ein schiitischer Geistlicher, Milizenfuehrer und Politiker - er ist zu einer Marke geworden. Eine Marke, die in den Augen ihrer Anhaenger und Bewunderer fuer Anti-Imperialismus und Anti-Zionismus, fuer die Wiedererringung der arabischen Wuerde steht, Werte die von vielen Libanesen aller Konfessionen geteilt werden.
So wie seit den 1970ern das Konterfei Che Guevaras den Weg auf T-Shirts, Poster, Schluesselanhaenger, etc. gefunden hat, ist auch das Portrait des Hizbollah-Generalsekretaers bei vielen Libanesen allgegenwaertig, weit ueber den Kreis der Hizbollah-Anhaenger hinaus. Nasrallah als Bildschirmhintergrund auf dem Handy, Nasrallah auf dem Schal, dem T-Shirt, Nasrallah als Dia-Projektion als Zusatzfunktion zum Feuerzeug, sein Portrait ist en vogue.
Laengst hat die Bewunderung fuer den 46-Jaehrigen ihren Ausdruck in der Pop-Kultur des Libanon gefunden, nicht zuletzt in einem Lied, das nach dem Sommerkrieg geschrieben wurde und hier haeufig aus Handys und Autoradios zu hoeren ist. Der Song traegt den Titel "Nasrak hazz ed-Dini", "Dein Sieg hat das Universum erschuettert".
Die Gruende fuer die Popularitaet Nasrallahs sind vielfaeltig. Zum einen hat die Hizbollah der arabischen Welt im vergangenen Sommer die Verwundbarkeit der israelischen Armee - und vielleicht noch wichtiger - der israelischen Gesellschaft vor Augen gefuehrt. Seither hat sich bei vielen das Bild von der Hizbollah als tapferem David gefestigt, der dem Goliath in Form des israelischen Militaers entschlossen die Stirn bietet.
Eine andere Ursache fuer die Beliebtheit Nasrallahs liegt darin, dass er sich in Rhetorik und Habitus deutlich von anderen Politikern im Libanon unterscheidet. Stets spricht Nasrallah ruhig und gelassen, jedes seiner Worte scheint lange ueberlegt und abgewogen. Daneben setzt er immer wieder Ueberraschungsmomente, etwa wenn er in TV-Reden auf Hebraeisch aus israelischen Meinungsumfragen zitiert.
Die Popularitaet Nasrallahs unter Schiiten, Sunniten, Drusen oder Christen bedeutet dennoch nicht, dass diese mit der Politik der Hizbollah konform gehen. Momentan bietet Nasrallah fuer viele von ihnen jedoch die perfekte Identifikationsfigur, weil sie in ihr Werte wir Ehrlichkeit, Entschlossenheit, Gerechtigkeitssinn und Fuehrungsstaerke verkoerpert sehen.
So wie seit den 1970ern das Konterfei Che Guevaras den Weg auf T-Shirts, Poster, Schluesselanhaenger, etc. gefunden hat, ist auch das Portrait des Hizbollah-Generalsekretaers bei vielen Libanesen allgegenwaertig, weit ueber den Kreis der Hizbollah-Anhaenger hinaus. Nasrallah als Bildschirmhintergrund auf dem Handy, Nasrallah auf dem Schal, dem T-Shirt, Nasrallah als Dia-Projektion als Zusatzfunktion zum Feuerzeug, sein Portrait ist en vogue.
Laengst hat die Bewunderung fuer den 46-Jaehrigen ihren Ausdruck in der Pop-Kultur des Libanon gefunden, nicht zuletzt in einem Lied, das nach dem Sommerkrieg geschrieben wurde und hier haeufig aus Handys und Autoradios zu hoeren ist. Der Song traegt den Titel "Nasrak hazz ed-Dini", "Dein Sieg hat das Universum erschuettert".
Die Gruende fuer die Popularitaet Nasrallahs sind vielfaeltig. Zum einen hat die Hizbollah der arabischen Welt im vergangenen Sommer die Verwundbarkeit der israelischen Armee - und vielleicht noch wichtiger - der israelischen Gesellschaft vor Augen gefuehrt. Seither hat sich bei vielen das Bild von der Hizbollah als tapferem David gefestigt, der dem Goliath in Form des israelischen Militaers entschlossen die Stirn bietet.
Eine andere Ursache fuer die Beliebtheit Nasrallahs liegt darin, dass er sich in Rhetorik und Habitus deutlich von anderen Politikern im Libanon unterscheidet. Stets spricht Nasrallah ruhig und gelassen, jedes seiner Worte scheint lange ueberlegt und abgewogen. Daneben setzt er immer wieder Ueberraschungsmomente, etwa wenn er in TV-Reden auf Hebraeisch aus israelischen Meinungsumfragen zitiert.
Die Popularitaet Nasrallahs unter Schiiten, Sunniten, Drusen oder Christen bedeutet dennoch nicht, dass diese mit der Politik der Hizbollah konform gehen. Momentan bietet Nasrallah fuer viele von ihnen jedoch die perfekte Identifikationsfigur, weil sie in ihr Werte wir Ehrlichkeit, Entschlossenheit, Gerechtigkeitssinn und Fuehrungsstaerke verkoerpert sehen.
Montag, 26. März 2007
Libanon - Die Zeit laeuft davon
Der Beginn des Arabischen Gipfeltreffens am Mittwoch in Riyadh haengt wie ein Damoklesschwert ueber der libanesischen Politik. Stets hatten Vertreter von Regierung und Opposition erklaert, bis zum 28.Maerz muesse ein Kompromiss zur Loesung des seit November 2006 schwelenden Machtkampfes gefunden werden. Doch in den vergangenen Wochen endeten gleich mehrere Treffen zwischen dem Mehrheitsfuehrer im libanesischen Parlament, Saad Hariri, und dem Parlamentspraesidenten und Oppositionsvertreter Nabih Berri ergebnislos, obwohl beide ein Scheitern ihrer Verhandlungen zwischenzeitlich praktisch aussgeschlossen hatten.
Im Kern scheiterte eine Einigung bislang wohl an zwei Streitpunkten. Die Opposition mit der Hizbollah als staerkster Kraft fordert eine Sperrminoritaet in der libanesischen Regierung, das heisst das kuenftig mindestens ein Drittel der Minister in einer "Regierung der Nationalen Einheit" von der Opposition gestellt wuerden. Damit koennte kein wichtiges Gesetz mehr ohne die Zustimmung der Hizbollah und ihrer Verbuendeten auf den Weg gebracht werden. Vor diesem Hintergrund fordert die Opposition eine Aufstockung des Kabinetts auf 30 Ministerposten. 19 dieser Minister sollen von den Parteien des "Bewegung des 14.Maerz" bestimmt werden, 11 Minister wuerden demnach vom Oppositionsbuendnis aufgestellt.
Ein anderes Kompromissmodell, das in den vergangenen Wochen mehrfach diskutiert wurde, saehe nach der Formel 19+10+1 anstelle eines 11.Oppositionellen einen neutralen Minister vor, der von Regierung und Opposition gemeinsam bestimmt wird. Samir Geagea, verurteilter Moerder, Fuehrer der Forces Libanaises und einer der Koepfe des Regierungsbuendnisses, erklaerte der 19+11-Formel am Wochenende eine klare Absage.
Ein weiteres Streitthema ist der Internationale Gerichtshof, der den Mord am ehemaligen libanesischen Ministerpraesidenten Rafiq Hariri aufklaeren soll. Am 13.November 2006 hatte das Kabinett der Bildung eines internationalen Tribunals zugestimmt. Praesident Emile Lahoud, der auf Seiten der Opposition steht, weigert sich jedoch seither den entsprechenden Beschluss zu unterzeichnen. Der Grund hierfuer ist, dass zwei Tage zuvor die fuenf schiitischen Minister aus der Regierung zurueckgetreten waren. Damit sei die Regierung seither illegitim, so der Standpunkt des Staatschefs, da laut Verfassung alle grossen Konfessionsgruppen in der Regierung vertreten sein muessen. Dies war zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht der Fall, der Beschluss damit null und nichtig.
Auch das Parlament haette theoretisch die Moeglichkeit, seine Zustimmung zum Tribunal zu geben, doch weigert sich Parlamentssprecher Berri, das Parlament einzuberufen, bevor der Machtkampf mit der Regierung geloest ist. Grundsaetzlich habe man gegen ein internationales Tribunal nichts einzuwenden, so die Opposition, doch nach dem jetzigen Entwurf werde dieses zum Werkzeug der USA. Streitpunkt ist unter anderem die Zahl der libanesischen und auslaendischen Richter des Tribunals. Syriens Staatschef Baschar al-Assad hatte in der vergangenen Woche bekraeftigt, dass sein Land keine Beschuldigten an den Gerichtshof ausliefern werde, sondern gegebenenfalls selbst ueber die Tatverdaechtigen urteilen werde, die dann haerter bestraft wuerden, als dies ein UNO-Gerichtshof je tun koenne.
Nun werden also gleich zwei Delegationen den Libanon beim Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Saudi-Arabien vertreten. Emile Lahoud wird als Chef der offiziellen Delegation wohl mit zwei der zurueckgetretenen Minister anreisen, Ministerpraesident Fuad Siniora wird mit zwei aktuellen Kabinetssmitgliedern an dem Treffen teilnehmen, der genaue Status seiner Delegation ist noch unklar.
Seit mittlerweile fast vier Monaten stehen sich die beiden politischen Lager nun also in diesem Machtkampf, der die Politik und Wirtschaft des Landes praktisch laehmt, gegenueber. Unzaehlige Kompromissvorschlaege wurden diskutiert und wieder verworfen, auslaendische Delegationen haben sich bei Hariri, Berri, Jumblatt, Aoun und Co. die Klinke in die Hand gegeben, unter dem Strich ohne Ergebnis. Das Volk betrachtet diese Entwicklung zunehmend mit Gleichgueltigkeit und Apathie. Je nach politischer Zugehoerigkeit schiebt man den Schuld fuer die Unfaehigkeit zum Kompromiss einem anderen zu. Spricht man mit Oppositionsanhaengern, so hoert man etwa, dass Siniora sehr wohl zu einem Kompromiss nach der 19+11-Formel bereit waere, dieses jedoch am Veto der USA scheitere. Regierungssympathisanten meinen, dass ein Kompromiss so lange unmoeglich sein wird, wie sich Syrien gegen das Hariri-Tribunal stellt. Der Grundtenor in diesen Tagen ist jedoch ziemlich pessimistisch.
Wie es nach dem Ende des Arabischen Gipfels weitergeht, weiss niemand. Die von der Opposition angekuendigte Kampagne des zivilen Widerstandes ist immer noch nicht angelaufen. Oberflaechlich scheint sich die Lage im Land seit dem Bombenanschlag von Ain Alaq und der Grossdemonstration zum Hariri-Jahrestag Mitte Februar stetig beruhigt zu haben, gleichzeitig hoert man jedoch auch von anderen Entwicklungen. In dem mehrheitlich von Sunniten bewohnten Beiruter Viertel Tarek al-Jdeide soll ein regelrechter Exodus von schiitischen Familien eingesetzt haben. In dem Stadtviertel befindet sich auch die Arabische Universitaet, an der sich Ende Januar ein blutiger Streit zwischen Anhaengern von Regierung und Opposition entzuendet hatte. In dessen Verlauf hatten auch Heckenschuetzen von Wohnhauesern auf Jugendliche geschossen. Laeuft man durch die Strassen von Tarek al-Jdeide so sind die Fahnen der "Adler" unuebersehebar, einer sunnitischen Jugendbewegung, in der viele die Keimzelle einer kuenftigen (Buergerkriegs-)miliz sehen.
Im Kern scheiterte eine Einigung bislang wohl an zwei Streitpunkten. Die Opposition mit der Hizbollah als staerkster Kraft fordert eine Sperrminoritaet in der libanesischen Regierung, das heisst das kuenftig mindestens ein Drittel der Minister in einer "Regierung der Nationalen Einheit" von der Opposition gestellt wuerden. Damit koennte kein wichtiges Gesetz mehr ohne die Zustimmung der Hizbollah und ihrer Verbuendeten auf den Weg gebracht werden. Vor diesem Hintergrund fordert die Opposition eine Aufstockung des Kabinetts auf 30 Ministerposten. 19 dieser Minister sollen von den Parteien des "Bewegung des 14.Maerz" bestimmt werden, 11 Minister wuerden demnach vom Oppositionsbuendnis aufgestellt.
Ein anderes Kompromissmodell, das in den vergangenen Wochen mehrfach diskutiert wurde, saehe nach der Formel 19+10+1 anstelle eines 11.Oppositionellen einen neutralen Minister vor, der von Regierung und Opposition gemeinsam bestimmt wird. Samir Geagea, verurteilter Moerder, Fuehrer der Forces Libanaises und einer der Koepfe des Regierungsbuendnisses, erklaerte der 19+11-Formel am Wochenende eine klare Absage.
Ein weiteres Streitthema ist der Internationale Gerichtshof, der den Mord am ehemaligen libanesischen Ministerpraesidenten Rafiq Hariri aufklaeren soll. Am 13.November 2006 hatte das Kabinett der Bildung eines internationalen Tribunals zugestimmt. Praesident Emile Lahoud, der auf Seiten der Opposition steht, weigert sich jedoch seither den entsprechenden Beschluss zu unterzeichnen. Der Grund hierfuer ist, dass zwei Tage zuvor die fuenf schiitischen Minister aus der Regierung zurueckgetreten waren. Damit sei die Regierung seither illegitim, so der Standpunkt des Staatschefs, da laut Verfassung alle grossen Konfessionsgruppen in der Regierung vertreten sein muessen. Dies war zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht der Fall, der Beschluss damit null und nichtig.
Auch das Parlament haette theoretisch die Moeglichkeit, seine Zustimmung zum Tribunal zu geben, doch weigert sich Parlamentssprecher Berri, das Parlament einzuberufen, bevor der Machtkampf mit der Regierung geloest ist. Grundsaetzlich habe man gegen ein internationales Tribunal nichts einzuwenden, so die Opposition, doch nach dem jetzigen Entwurf werde dieses zum Werkzeug der USA. Streitpunkt ist unter anderem die Zahl der libanesischen und auslaendischen Richter des Tribunals. Syriens Staatschef Baschar al-Assad hatte in der vergangenen Woche bekraeftigt, dass sein Land keine Beschuldigten an den Gerichtshof ausliefern werde, sondern gegebenenfalls selbst ueber die Tatverdaechtigen urteilen werde, die dann haerter bestraft wuerden, als dies ein UNO-Gerichtshof je tun koenne.
Nun werden also gleich zwei Delegationen den Libanon beim Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Saudi-Arabien vertreten. Emile Lahoud wird als Chef der offiziellen Delegation wohl mit zwei der zurueckgetretenen Minister anreisen, Ministerpraesident Fuad Siniora wird mit zwei aktuellen Kabinetssmitgliedern an dem Treffen teilnehmen, der genaue Status seiner Delegation ist noch unklar.
Seit mittlerweile fast vier Monaten stehen sich die beiden politischen Lager nun also in diesem Machtkampf, der die Politik und Wirtschaft des Landes praktisch laehmt, gegenueber. Unzaehlige Kompromissvorschlaege wurden diskutiert und wieder verworfen, auslaendische Delegationen haben sich bei Hariri, Berri, Jumblatt, Aoun und Co. die Klinke in die Hand gegeben, unter dem Strich ohne Ergebnis. Das Volk betrachtet diese Entwicklung zunehmend mit Gleichgueltigkeit und Apathie. Je nach politischer Zugehoerigkeit schiebt man den Schuld fuer die Unfaehigkeit zum Kompromiss einem anderen zu. Spricht man mit Oppositionsanhaengern, so hoert man etwa, dass Siniora sehr wohl zu einem Kompromiss nach der 19+11-Formel bereit waere, dieses jedoch am Veto der USA scheitere. Regierungssympathisanten meinen, dass ein Kompromiss so lange unmoeglich sein wird, wie sich Syrien gegen das Hariri-Tribunal stellt. Der Grundtenor in diesen Tagen ist jedoch ziemlich pessimistisch.
Wie es nach dem Ende des Arabischen Gipfels weitergeht, weiss niemand. Die von der Opposition angekuendigte Kampagne des zivilen Widerstandes ist immer noch nicht angelaufen. Oberflaechlich scheint sich die Lage im Land seit dem Bombenanschlag von Ain Alaq und der Grossdemonstration zum Hariri-Jahrestag Mitte Februar stetig beruhigt zu haben, gleichzeitig hoert man jedoch auch von anderen Entwicklungen. In dem mehrheitlich von Sunniten bewohnten Beiruter Viertel Tarek al-Jdeide soll ein regelrechter Exodus von schiitischen Familien eingesetzt haben. In dem Stadtviertel befindet sich auch die Arabische Universitaet, an der sich Ende Januar ein blutiger Streit zwischen Anhaengern von Regierung und Opposition entzuendet hatte. In dessen Verlauf hatten auch Heckenschuetzen von Wohnhauesern auf Jugendliche geschossen. Laeuft man durch die Strassen von Tarek al-Jdeide so sind die Fahnen der "Adler" unuebersehebar, einer sunnitischen Jugendbewegung, in der viele die Keimzelle einer kuenftigen (Buergerkriegs-)miliz sehen.
Donnerstag, 22. März 2007
Skifahren im Libanon
Es ist weithin bekannt, dass der Libanon ein Land der Kontraste ist, auch in geographischer und klimatischer Hinsicht. Waehrend das Quecksilber in diesen Tagen entlang der Mittelmeerkueste schon die 25-Grad-Marke erreicht kann man in den Skigebieten des Mount Lebanon noch bis in die ersten Fruehlingswochen Ski fahren.
Wir machen uns am gestrigen Morgen mit dem "Service" von der Busstation in Dawra, einem oestlichen Vorort Beiruts auf den Weg nach Faraya, das groesste und bekannteste Skiresort des Landes. In Jounieh bgeinnt der langsame Anstieg in die Berge des Hinterlandes. Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir das Zentrum des ziemlich verschlafen wirkenden Ortes Faraya und wir waehnen uns am Ziel. 10 Minuten Fussweg zu den Liften seien es, erklaert uns der Fahrer und bittet uns hinaus. Dann erfahren wir von Einheimischen, dass die Bergstation 7 Kilometer bergauf liegt. Doch halb so schlimm, fuer 10 Dollar koennen wir fuer den Tag hier eine komplette Skiausruestung ausleihen und ein hilfsbereiter Fahrer, der uns die letzten Kilometer mitnimmt findet sich auch.
Das Skigebiet Faraya Mzaar, das 1975 gegruendet wurde und nach Ende des Buergerkriegs in den 1990ern umfangreich ausgebaut wurde, erstreckt sich zwischen knapp 2500 Metern und 1800 Metern Hoehe. Die Skifahrer koennen zwischen 19 Pisten aller Schwierigkeitsstufen waehlen. Unter der Woche kostet ein Tagespass fuer die Anfaengerstrecken 10 Dollar, fuer 20 Dollar hat man die freie Auswahl. Der Ort Faraya Mzaar selbst ist ziemlich uncharmant und besteht im wesentlichen aus Hotels, Restaurants und Clubs in schmucklosen grauen Betonbauten.
Morgens um 10 Uhr haben wir die Piste fast fuer uns allein, nur unter der Woche tummelt sich in den Wintermonaten halb Beirut auf den Haengen und - fast noch wichtiger - beim Apres-Ski im Ort, der im Sommer praktisch wie ausgestorben ist. Keine Wolke truebt den strahlend blauen Himmel und auch noch Mitte Maerz liegen ueber 50 Zentimeter Schnee auf allen Pisten, Kunstschneekanonen sucht man vergebens. Darueber hinaus unterscheidet sich Faraya wenig von europaeischen Skigebieten. Allerdings serviert man in den Huetten Shish Tawouq statt Germknoedel.
Die Libanesen fahren in etwa so Ski, wie sie Auto fahren - schnell, nicht immer gekonnt, und haeufig mit dem Handy am Ohr. Gerne traegt man die neueste Kollektion an Skibrillen und Skianzuegen zur Schau- die fahrerischen Qualitaeten koennen da nicht immer mithalten. Bei Temperaturen von etwa 15 Grad in der Sonne ist der ein oder andere auch kurzaermlich unterwegs.
Wir machen uns am gestrigen Morgen mit dem "Service" von der Busstation in Dawra, einem oestlichen Vorort Beiruts auf den Weg nach Faraya, das groesste und bekannteste Skiresort des Landes. In Jounieh bgeinnt der langsame Anstieg in die Berge des Hinterlandes. Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir das Zentrum des ziemlich verschlafen wirkenden Ortes Faraya und wir waehnen uns am Ziel. 10 Minuten Fussweg zu den Liften seien es, erklaert uns der Fahrer und bittet uns hinaus. Dann erfahren wir von Einheimischen, dass die Bergstation 7 Kilometer bergauf liegt. Doch halb so schlimm, fuer 10 Dollar koennen wir fuer den Tag hier eine komplette Skiausruestung ausleihen und ein hilfsbereiter Fahrer, der uns die letzten Kilometer mitnimmt findet sich auch.
Das Skigebiet Faraya Mzaar, das 1975 gegruendet wurde und nach Ende des Buergerkriegs in den 1990ern umfangreich ausgebaut wurde, erstreckt sich zwischen knapp 2500 Metern und 1800 Metern Hoehe. Die Skifahrer koennen zwischen 19 Pisten aller Schwierigkeitsstufen waehlen. Unter der Woche kostet ein Tagespass fuer die Anfaengerstrecken 10 Dollar, fuer 20 Dollar hat man die freie Auswahl. Der Ort Faraya Mzaar selbst ist ziemlich uncharmant und besteht im wesentlichen aus Hotels, Restaurants und Clubs in schmucklosen grauen Betonbauten.
Morgens um 10 Uhr haben wir die Piste fast fuer uns allein, nur unter der Woche tummelt sich in den Wintermonaten halb Beirut auf den Haengen und - fast noch wichtiger - beim Apres-Ski im Ort, der im Sommer praktisch wie ausgestorben ist. Keine Wolke truebt den strahlend blauen Himmel und auch noch Mitte Maerz liegen ueber 50 Zentimeter Schnee auf allen Pisten, Kunstschneekanonen sucht man vergebens. Darueber hinaus unterscheidet sich Faraya wenig von europaeischen Skigebieten. Allerdings serviert man in den Huetten Shish Tawouq statt Germknoedel.
Die Libanesen fahren in etwa so Ski, wie sie Auto fahren - schnell, nicht immer gekonnt, und haeufig mit dem Handy am Ohr. Gerne traegt man die neueste Kollektion an Skibrillen und Skianzuegen zur Schau- die fahrerischen Qualitaeten koennen da nicht immer mithalten. Bei Temperaturen von etwa 15 Grad in der Sonne ist der ein oder andere auch kurzaermlich unterwegs.
Dienstag, 20. März 2007
Fahrt in den Chouf
Der Chouf, eine Berglandschaft im Suedwesten Beiruts, ist das Herzland der Drusen im Libanon. Mehrfach das Gebiet Schauplatz blutiger Kaempfe zwischen Drusen und Christen, zuletzt waehrend des libanesischen Buergerkriegs als die drusische Miliz Walid Jumblatts hunderte Christen toetete und Tausende aus dem Chouf vertrieb.
Am vergangenen Freitag verlassen wir in Damour die Kuestenstrasse, die Beirut mit Saida und Tyros verbindet, und biegen in ein enges Tal, dass uns langsam in die Berge des Chouf fuehrt. Nach knapp 20 Kilometern erreichen wir das Dorf Deir al-Qamar, das im 17.Jahrhundert so etwas wie die Hauptstadt des Libanon war. Fakhreddine II, Spross der drusischen Maan-Dynastie, hatte Anfang des 17.Jahrhunderts jene Gebiete dem Einfluss der osmanischen Zentralgewalt entzogen, die in etwa dem heutigen Libanon entsprechen.
Der historische Ortskern im heute fast ausschliesslich von Christen bewohnten Deir al-Qammar hat den Buergerkrieg weitgehend unbeschadet ueberstanden. Fakhreddine hatte im Kampf gegen die Osmanen ein Buendnis mit der italienischen Medici-Familie geschlossen, auch in der Architektur der Haueser rund um den Hauptplatz laesst sich der italienische Einfluss ablesen. Der zentrale Platz in Deir al-Qammar, an dem sich auch die aelteste existierende Moschee des Landes befindet, ist mittlerweile nach Camille Chamoun benannt worden, dem ehemaligen libanesischen Praesidenten, der im Ort geboren wurde.
Durch stroemenden Regen fahren wir einige Kilometer weiter bergauf nach Beiteddine. Emir Bashir Shihab II, liess in diesem Ort einen gleichnamigen Palast errichten, dessen Bau 30 Jahre in Anspruch nehmen sollte. Auch hier laesst sich in der Architektur der Einfluss des italienischen Barock ablesen. Die Saele sind sehr prunkvoll eingerichtet, der Marmor fuer die Bodenfliesen kam aus Carrara, das Zedernholz fuer die Taefelungen aus den umliegenden Waeldern, die Handwerker aus Damaskus. Ein Teil des weitlaeufigen Palastes, der sich ueber mehrere Ebenen erstreckt, ist bis heute Sommersitz des libanesischen Praesidenten. Emile Lahoud wird hier wohl wieder einige Sommerwochen verbringen. Daran wird ihn auch der starke Mann des Nachbarorts nicht hindern koennen - Drusenfuehrer Walid Jumblatt, der dem Staatschef in inniger Abneigung zugetan ist.
Die Religionsgemeinschaft der Drusen entwickelte sich im Laufe des 11.Jahrhunderts innerhalb der ismailitischen Gemeinde. Die meisten Drusen bezeichnen sich selbst als Muslime, die Grundlagen ihres Glaubens werden jedoch massgeblich von der griechischen Philosophier beeinflusst. Da der drusische Glaube den Charakter einer Geheimreligion traegt, ueber deren Praktiken Andersglaeubige kaum etwas erfahren werden die Drusen von Sunniten und Schiiten haeufig kritische beeaugt. Heute leben etwa 250000 Drusen im Libanon, deren grosse Mehrheit sich politisch der Fortschrittlichen Sozialistischen Partei (PSP) von Walid Jumblatt zugehoerig fuehlt.
Die Jumblatt-Familie residiert seit Generationen in einem Palast in dem kleinen Ort Mukhtara. Am Dorfeingang hat die Parteimiliz einen Ckeckpoint eingerichtet, wir als Auslaender werden durchgewunken, als Schiit soll man jedoch in juengster Zeit immer wieder abgewiesen werden. Das Anwesen der Jumblatts duerfen wir am Freitag nicht besuchen, der Hausherr scheint nicht in Mukhtara zu sein. Dafuer koennen wir an das Grab von Kamal Jumblatt treten, Walids Vater und Gruender der PSP. Die Grabplatte ist unter einem Meer von Rosen und Nelken kaum zu erkennen - am Fraitag jaehrte sich Jumblats Todestag zum 30.Mal. Am 16,Maerz 1977 wurde Kamal Jumblatt ermordet, es gilt als wahrscheinlich das der Mordauftrag aus Damaskus kam, da Jumblatt erbitterter Gegner der syrischen Invasion im Libanon war.
Am vergangenen Freitag verlassen wir in Damour die Kuestenstrasse, die Beirut mit Saida und Tyros verbindet, und biegen in ein enges Tal, dass uns langsam in die Berge des Chouf fuehrt. Nach knapp 20 Kilometern erreichen wir das Dorf Deir al-Qamar, das im 17.Jahrhundert so etwas wie die Hauptstadt des Libanon war. Fakhreddine II, Spross der drusischen Maan-Dynastie, hatte Anfang des 17.Jahrhunderts jene Gebiete dem Einfluss der osmanischen Zentralgewalt entzogen, die in etwa dem heutigen Libanon entsprechen.
Der historische Ortskern im heute fast ausschliesslich von Christen bewohnten Deir al-Qammar hat den Buergerkrieg weitgehend unbeschadet ueberstanden. Fakhreddine hatte im Kampf gegen die Osmanen ein Buendnis mit der italienischen Medici-Familie geschlossen, auch in der Architektur der Haueser rund um den Hauptplatz laesst sich der italienische Einfluss ablesen. Der zentrale Platz in Deir al-Qammar, an dem sich auch die aelteste existierende Moschee des Landes befindet, ist mittlerweile nach Camille Chamoun benannt worden, dem ehemaligen libanesischen Praesidenten, der im Ort geboren wurde.
Durch stroemenden Regen fahren wir einige Kilometer weiter bergauf nach Beiteddine. Emir Bashir Shihab II, liess in diesem Ort einen gleichnamigen Palast errichten, dessen Bau 30 Jahre in Anspruch nehmen sollte. Auch hier laesst sich in der Architektur der Einfluss des italienischen Barock ablesen. Die Saele sind sehr prunkvoll eingerichtet, der Marmor fuer die Bodenfliesen kam aus Carrara, das Zedernholz fuer die Taefelungen aus den umliegenden Waeldern, die Handwerker aus Damaskus. Ein Teil des weitlaeufigen Palastes, der sich ueber mehrere Ebenen erstreckt, ist bis heute Sommersitz des libanesischen Praesidenten. Emile Lahoud wird hier wohl wieder einige Sommerwochen verbringen. Daran wird ihn auch der starke Mann des Nachbarorts nicht hindern koennen - Drusenfuehrer Walid Jumblatt, der dem Staatschef in inniger Abneigung zugetan ist.
Die Religionsgemeinschaft der Drusen entwickelte sich im Laufe des 11.Jahrhunderts innerhalb der ismailitischen Gemeinde. Die meisten Drusen bezeichnen sich selbst als Muslime, die Grundlagen ihres Glaubens werden jedoch massgeblich von der griechischen Philosophier beeinflusst. Da der drusische Glaube den Charakter einer Geheimreligion traegt, ueber deren Praktiken Andersglaeubige kaum etwas erfahren werden die Drusen von Sunniten und Schiiten haeufig kritische beeaugt. Heute leben etwa 250000 Drusen im Libanon, deren grosse Mehrheit sich politisch der Fortschrittlichen Sozialistischen Partei (PSP) von Walid Jumblatt zugehoerig fuehlt.
Die Jumblatt-Familie residiert seit Generationen in einem Palast in dem kleinen Ort Mukhtara. Am Dorfeingang hat die Parteimiliz einen Ckeckpoint eingerichtet, wir als Auslaender werden durchgewunken, als Schiit soll man jedoch in juengster Zeit immer wieder abgewiesen werden. Das Anwesen der Jumblatts duerfen wir am Freitag nicht besuchen, der Hausherr scheint nicht in Mukhtara zu sein. Dafuer koennen wir an das Grab von Kamal Jumblatt treten, Walids Vater und Gruender der PSP. Die Grabplatte ist unter einem Meer von Rosen und Nelken kaum zu erkennen - am Fraitag jaehrte sich Jumblats Todestag zum 30.Mal. Am 16,Maerz 1977 wurde Kamal Jumblatt ermordet, es gilt als wahrscheinlich das der Mordauftrag aus Damaskus kam, da Jumblatt erbitterter Gegner der syrischen Invasion im Libanon war.
Sonntag, 18. März 2007
Besuch in Qana - Auf den Spuren der Massaker
Qana ist eigentlich ein ziemlich unbedeutender Ort irgendwo im Sueden des Libanon, kaum mehr als ein grosses Dorf mit ein paar tausend Einwohnern, malerisch auf einer Huegelkuppe gelegen. Nur etwa 12 Kilometer zur israelischen Grenze entfernt machte der Ort innerhalb von nur 10 Jahren jedoch gleich zwei Mal traurige Schlagzeilen.
Am 18.April 1996 beschoss die israelische Armee den UN-Stuetzpunkt im Ort, in dem etwa 800 Zivilisten Zuflucht vor den Kaempfen zwischen der Hizbollah und den Israelis gesucht hatten. An jenem Tag feuerte die libanesische Miliz Rakten und Moersergranaten von zwei Stellungen in mehreren hundert Metern Entfernung zu dem Stuetzpunkt ab. Daraufhin nahm die israelische Armee den mit Soldaten aus Fiji besetzten UNIFIL-Posten unter Beschuss, 106 Menschen verloren dabei ihr Leben.
Die israelische Seite bezeichnete den Beschuss als Versehen. Zum Zeitpunkt des Angriffs auf den UN-Posten waren jedoch zwei israelische Helikopter und eine Drohne ueber dem Gebiet in der Luft und beobachteten das Zielgebiet. Im UN-Untersuchungsbericht zu den Vorfaellen heisst es: "Obwohl die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, ist es unwahrscheinlich, dass der Granatbeschuß des UN-Postens das Ergebnis von groben technischen und/oder Ausführungsfehlern war". Vieles spricht also dafuer, dass der UNIFIL-Stuetzpunkt 1996 vorsaetzlich angegriffen wurde.
Heute steht noch immer das Metallgerippe einer Baracke auf dem Gelaende des mittlerweile verlassenen Postens. In dem Gebaeude mit den Ausmassen von etwa 15 mal 8 Metern hatten damals 54 Fluechtlinge Zuflucht gesucht und den Tod gefunden. Unser Erklaerer, der uns gestern ueber das Gelaende am Ortsausgang von Qana fuehrt, zeigt ein Album mit Fotos, die unvorstellbare Verstuemmelungen bei den Opfern zeigen. Um die Erinnerung an das Massaker zu tilgen, habe Israel waehrend des juengsten Krieges im vergangenen Sommer versucht, die Ueberreste des Stuetzpunkts zu zerstoeren, erklaert er uns, ist mit diesem Vorhaben aber offenbar gescheitert.
Ein paar Meter abseits des Militaergelaendes befinden sich die Graeber der Opfer, die in marmornen Sarkophagen ihre letzte Ruhe gefunden haben. Unter einem Mahnmal sind die Namen der Toten aufgefuehrt, die meisten Opfer waren Kinder, viele haben ihren 10.Geburtstag nicht erlebt. Jedem Namen ist die Bezeichnung "Maertyrer" vorangestellt.
Wir verlassen den Platz und laufen durch den Ort. Die gruenen Flaggen der schiitischen Amal-Bewegung dominieren das Strassenbild, an einem Haus haengt eine schwarz-rot-goldene Fahne, offenbar ein Ueberbleibsel der Fussball-WM. Viele Haeuser entlang der Hauptdurchgangsstrasse die weiter in Richtung Sueden fuehrt, zeigen Kriegsschaeden. Wir fragen einen jungen Mann, der in seinem Laden Raubkopien aller aktuellen Musikalben und Filme vertreibt, nach dem "Ort des zweiten Massakers". Er tritt ein paar Schritte aus seinem Laden und zeigt zu einem kleinen Dorf etwa 500 Meter ausserhalb Qanas.
Wir machen uns auf den Weg in die angegebene Richtung in das Dorf al-Khuraybah, kaum mehr als eine Handvoll Haueser die sich auf einer Anhoehe um eine Moschee scharen, das Gotteshaus wurde im Sommer jedoch fast vollkommen zerstoert. Gleich am Dorfeingang stand jenes Haus, in dem am 30.Juli 2006 29 Menschen ums Leben kamen und das kleine Qana erneut auf die Titelseiten aller Tageszeitungen brachte. Die israelische Armee hatte den Ort beschossen, angeblich weil die Hizbollah aus der Naehe in Richtung Israel gefeuert hatte. Die Opfer seien von der Miliz als menschliche Schutzschilde missbraucht worden, so ein israelischer Armeesprecher kurz nach dem Angriff.
Bis heute hat das israelische Militaer keine Beweise dafuer vorlegen koennen, das in den Tagen vor dem Angriff auf das Gebaeude aus dessen Naehe Raketen von der Hizbollah abgefeuert wurden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch besuchte den Ort am Tag nach dem Angriff und hat keine zerstoerte Militaerausruestung in der Umgebung des Ortes gefunden. Ebensowenig haetten sich Hizbollah-Kaempfer in der Naehe befunden, auch unter den Opfern seien ausschliesslich Zivilisten gewesen.
Von einem grossen Foto-Plakat am Ortseingang blicken uns ein grimmiger Hassan Nasrallah und die Opfer des Bombenangriffs entgegen. Die meisten Portraets zeigen Kinder im Grundschulalter, 16 Tote waren 18 Jahre oder juenger, ein Baby wurde nur neun Monate alt. Die Nachmittagssonne taucht die marmornen Grabplatten, die in drei Neunerreihen angeordnet sind, in ein mildes Orange. Die Grabstaette, die nur etwa 500 Meter von jener Stelle entfernt liegt, in der Jesus Wasser zu Wein verwandelt haben soll, beeindruckt durch ihre Schlichtheit, Blumen sucht man vergebens, die lachenden Gesichter der Kinder auf den Fotos wirken bedrueckend und im Kontrast zu den Graebern gespenstisch.
Auf jedem Grabstein steht ganz oben die Formel: "Maertyrer der Operation 'Die Erfuellung des Versprechens'". Mit diesem Titel bezeichnet die Hizbollah die Gefangennahme der beiden israelischen Soldaten und den anschliessenden Krieg gegen Israel. Dann folgen Name und Geburtsdatum des Toten, dann steht der Satz: "Zum Maertyrer geworden durch die zionistische Agression gegen Qana am 30.Juli 2006."
Wir verharren einige Minuten als eine junge Frau, sie ist vielleicht Mitte Zwanzig, herbeigelaufen kommt. Sie kniet an drei Graebern nieder, legt ihre rechte Hand auf die Grabplatten und spricht leise einige Gebete. Auf den drei Graebern steht ueberall der gleiche Nachname, die Toten im Alter von 25, 16 und 8 Jahren koennen ihre Geschwister gewesen sein.
Am 18.April 1996 beschoss die israelische Armee den UN-Stuetzpunkt im Ort, in dem etwa 800 Zivilisten Zuflucht vor den Kaempfen zwischen der Hizbollah und den Israelis gesucht hatten. An jenem Tag feuerte die libanesische Miliz Rakten und Moersergranaten von zwei Stellungen in mehreren hundert Metern Entfernung zu dem Stuetzpunkt ab. Daraufhin nahm die israelische Armee den mit Soldaten aus Fiji besetzten UNIFIL-Posten unter Beschuss, 106 Menschen verloren dabei ihr Leben.
Die israelische Seite bezeichnete den Beschuss als Versehen. Zum Zeitpunkt des Angriffs auf den UN-Posten waren jedoch zwei israelische Helikopter und eine Drohne ueber dem Gebiet in der Luft und beobachteten das Zielgebiet. Im UN-Untersuchungsbericht zu den Vorfaellen heisst es: "Obwohl die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, ist es unwahrscheinlich, dass der Granatbeschuß des UN-Postens das Ergebnis von groben technischen und/oder Ausführungsfehlern war". Vieles spricht also dafuer, dass der UNIFIL-Stuetzpunkt 1996 vorsaetzlich angegriffen wurde.
Heute steht noch immer das Metallgerippe einer Baracke auf dem Gelaende des mittlerweile verlassenen Postens. In dem Gebaeude mit den Ausmassen von etwa 15 mal 8 Metern hatten damals 54 Fluechtlinge Zuflucht gesucht und den Tod gefunden. Unser Erklaerer, der uns gestern ueber das Gelaende am Ortsausgang von Qana fuehrt, zeigt ein Album mit Fotos, die unvorstellbare Verstuemmelungen bei den Opfern zeigen. Um die Erinnerung an das Massaker zu tilgen, habe Israel waehrend des juengsten Krieges im vergangenen Sommer versucht, die Ueberreste des Stuetzpunkts zu zerstoeren, erklaert er uns, ist mit diesem Vorhaben aber offenbar gescheitert.
Ein paar Meter abseits des Militaergelaendes befinden sich die Graeber der Opfer, die in marmornen Sarkophagen ihre letzte Ruhe gefunden haben. Unter einem Mahnmal sind die Namen der Toten aufgefuehrt, die meisten Opfer waren Kinder, viele haben ihren 10.Geburtstag nicht erlebt. Jedem Namen ist die Bezeichnung "Maertyrer" vorangestellt.
Wir verlassen den Platz und laufen durch den Ort. Die gruenen Flaggen der schiitischen Amal-Bewegung dominieren das Strassenbild, an einem Haus haengt eine schwarz-rot-goldene Fahne, offenbar ein Ueberbleibsel der Fussball-WM. Viele Haeuser entlang der Hauptdurchgangsstrasse die weiter in Richtung Sueden fuehrt, zeigen Kriegsschaeden. Wir fragen einen jungen Mann, der in seinem Laden Raubkopien aller aktuellen Musikalben und Filme vertreibt, nach dem "Ort des zweiten Massakers". Er tritt ein paar Schritte aus seinem Laden und zeigt zu einem kleinen Dorf etwa 500 Meter ausserhalb Qanas.
Wir machen uns auf den Weg in die angegebene Richtung in das Dorf al-Khuraybah, kaum mehr als eine Handvoll Haueser die sich auf einer Anhoehe um eine Moschee scharen, das Gotteshaus wurde im Sommer jedoch fast vollkommen zerstoert. Gleich am Dorfeingang stand jenes Haus, in dem am 30.Juli 2006 29 Menschen ums Leben kamen und das kleine Qana erneut auf die Titelseiten aller Tageszeitungen brachte. Die israelische Armee hatte den Ort beschossen, angeblich weil die Hizbollah aus der Naehe in Richtung Israel gefeuert hatte. Die Opfer seien von der Miliz als menschliche Schutzschilde missbraucht worden, so ein israelischer Armeesprecher kurz nach dem Angriff.
Bis heute hat das israelische Militaer keine Beweise dafuer vorlegen koennen, das in den Tagen vor dem Angriff auf das Gebaeude aus dessen Naehe Raketen von der Hizbollah abgefeuert wurden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch besuchte den Ort am Tag nach dem Angriff und hat keine zerstoerte Militaerausruestung in der Umgebung des Ortes gefunden. Ebensowenig haetten sich Hizbollah-Kaempfer in der Naehe befunden, auch unter den Opfern seien ausschliesslich Zivilisten gewesen.
Von einem grossen Foto-Plakat am Ortseingang blicken uns ein grimmiger Hassan Nasrallah und die Opfer des Bombenangriffs entgegen. Die meisten Portraets zeigen Kinder im Grundschulalter, 16 Tote waren 18 Jahre oder juenger, ein Baby wurde nur neun Monate alt. Die Nachmittagssonne taucht die marmornen Grabplatten, die in drei Neunerreihen angeordnet sind, in ein mildes Orange. Die Grabstaette, die nur etwa 500 Meter von jener Stelle entfernt liegt, in der Jesus Wasser zu Wein verwandelt haben soll, beeindruckt durch ihre Schlichtheit, Blumen sucht man vergebens, die lachenden Gesichter der Kinder auf den Fotos wirken bedrueckend und im Kontrast zu den Graebern gespenstisch.
Auf jedem Grabstein steht ganz oben die Formel: "Maertyrer der Operation 'Die Erfuellung des Versprechens'". Mit diesem Titel bezeichnet die Hizbollah die Gefangennahme der beiden israelischen Soldaten und den anschliessenden Krieg gegen Israel. Dann folgen Name und Geburtsdatum des Toten, dann steht der Satz: "Zum Maertyrer geworden durch die zionistische Agression gegen Qana am 30.Juli 2006."
Wir verharren einige Minuten als eine junge Frau, sie ist vielleicht Mitte Zwanzig, herbeigelaufen kommt. Sie kniet an drei Graebern nieder, legt ihre rechte Hand auf die Grabplatten und spricht leise einige Gebete. Auf den drei Graebern steht ueberall der gleiche Nachname, die Toten im Alter von 25, 16 und 8 Jahren koennen ihre Geschwister gewesen sein.
Freitag, 16. März 2007
Hebron - Olivenbaeume und Stacheldraht
Hier der Bericht eines Freundes, der sich zur Zeit wenige hundert Kilometer weiter suedlich befindet:
Wir werden im Zentrum Hebrons, in Bab al-Zauwie, aus dem Service geworfen und warten einige Minuten auf Muhannad. Wenig spaeter kommt er uns mit einem freundlichen Laecheln entgegen und fuehrt uns durch die geschaeftigen Strassen der Innenstadt. Wir befinden uns in Zone H-1. Die Altstadt Hebrons, das ehemalige Herz der Stadt wie uns immer wieder erklaert wird, sowie die angrenzenden Gebiete bilden unter israelischer Kontrolle die Zone H-2. Der uebrige palaestinensisch bewohnte Staddteil bildet die Zone H-1 und steht de jure unter Kontrolle der palaestinensischen Autonomiebehoerde. Innerhalb der Zone H-2 befinden sich neben noch verbliebenen palaestinensischen Hauesern vier juedische Siedlungen, Tel Rumeida, Beit Hadassa, Avraham Avinu und Beit Romano. Inmitten der 120 000 Einwohner Hebrons, sind 500 juedische Siedler auf die Siedlungen verteilt und stehen unter staendigem Militaerschutz von 4000 Soldaten.
Muhannad fuehrt uns in Richtung Tel Rumeida. Eine kleine Anhoehe hinauf, muessen wir an massiven Strassensperren vorbei auf den Checkpoint zu - eine niedrige laengliche Barracke mit einem kleinen Fenster, aus dem uns ein israelischer Soldat gelangweilt entgegenblickt. Wir zwaengen uns durch die Tuer auf der rechten Seite und werden aufgefordert alle Gegenstaende unseren Hosentaschen zu entnehmen, auf die Ablage vor dem Beobachtungsfenster zu legen und den Metalldetektor zu passieren. Alle Kleinigkeiten, die sich innerhalb der letzten Tage angesammelt haben kommen zum Vorschein und ringen dem Soldaten ein schelmisches Laecheln ab.
Den Berg hinauf, an einem weiteren Militaerposten vorbei, fuehrt uns Muhannad in die Wohnung der Freiwilligen von ISM “International Solidarity Movement“.
Sechs Freiwillige, aus Schweden, England, Tschechien und den USA verbringen hier zur Zeit ihre Tage. Aufgabe der Freiwilligen ist die morgendliche Observierung des Schulweges. Uebergriffe der Siedler auf palaestinensische Kinder und internationale Freiwillige sind keine Seltenheit. Vor einigen Wochen erst wurde einer Freiwilligen direkt am Checkpoint der Wangenknochen gebrochen. Eine Siedlerin hatte mit einer Flasche auf sie eingeschlagen. Ein Arzt der Siedler wurde gerufen, erschien wenig spaeter am Ungluecksort, erkannte die Verletzte als Freiwillige der ISM und verweigerte ihr daraufhin die Behandlung.
Das Haus ist spartanisch eingerichtet. Es ist nicht einfach Moebel und andere dringend benoetigte Mittel durch den Checkpoint zu schaffen. Teppiche liegen in keinem Zimmer. Draussen sind acht Grad, Heizungen sind nicht installiert. Wasser muss gespart werden. Unter den Wasserhaehnen stehen Plastikschuesseln, die das ueberschuessige Wasser auffangen. Drueckt man auf einen roten Knopf neben der Spuele und wartet 20 Minuten, erhaelt man eventuell warmes Wasser. An den Waenden in der Kueche hat sich jemand beim Putzen versucht. Eine dicke Staubschicht konnte um einige Zentimeter verschmiert werden, darunter kommt die hellblaue Wandfarbe zum Vorschein. Die einzige Elektroheizung in der Kueche laueft fast staendig.
Der Wecker klingelt am naechsten Morgen um Sechs. Wir stehen mit den Anderen auf und begleiten sie bei ihrer morgendlichen Arbeit. Auf unserem Weg bergab passiert uns in Schrittempo ein weisser Kombi, ein Siedler lehnt sich aus dem Fenster und fotografiert uns mit einer Digitalkamera. Er haelt vor uns am Checkpoint, wechselt einige Worte mit dem Soldaten und faehrt weiter. Als wir den Checkpoint erreichen mustert uns der Soldat skeptisch und fragt ob wir den Siedler bespuckt haetten, dies habe er ihm gerade berichtet. Wir verneinen und ernten eine Kopfbewegung, die uns auffordert unseren Weg fortzusetzen.
Zwei kritsische Punkte werden von ISM observiert. Die Gabelung zwischen dem Weg zur Siedlung und den palaestinensischen Hauesern, sowie die Treppe vor der Synagoge, die zur Qurtuna Schule hinauffuehrt. Unterhalb der Synagoge befindet sich eine juedische Schule. An dieser Stelle kommt es zur direkten Beruehrung zwischen palaestinensischen- und Siedlerkindern. Dieser Morgen bleibt ruhig.
Nachdem auch die Freiwilligen von EAPPI und CPT ihre Posten verlassen haben und den Kindern direkt in der Schule zur Seite stehen, brechen wir mit Marcus zu einem Rundgang auf. Die Treppe hinauf, an der Schule vorbei, faellt uns ein Graffiti ins Auge. "Gas the Arabs" steht in schwarzer Schrift an eine Eingangstuer geschmiert.
Am Abrahamsbrunnen vorbei, geht es hinauf zu den Olivenbaeumen. Von der Huegelkuppe, inmitten des Olivenhains laesst sich ein traumhafter Blick ueber die Stadt werfen. Unweit neben uns steht ein verfallenes Haus. Marcus erklaert uns, dass dieses Land von Abu Saif gemietet wird. 1998 wurde das Haus von seinen Eigentuemern verlassen und ein Mietvertrag mit Abu Saif ausgearbeitet. Drei Jahre haben die Freiwilligen der ISM von dort aus ihre Arbeit verrichtet, 2001 wurde das Haus von der israelischen Armee besetzt und die ISM vertrieben. Die Siedler haben angefangen das Land zu Nutzen, um es letzendlich fuer sich zu proklamieren.
Der einzige Weg fuer Abu Saif war das Informieren des zustaendigen DCO (District Commission Officer) Seit fuenf Jahren ist das Besitzrecht des Landes nun ungeklaert. Zur Zeit laeuft ein Verfahren vor dem obersten israelischen Gerichtshof. Wenn Siedler auf dem Land gesehen werden, haben die Mitglieder der ISM die Aufgabe dies zur Beweissammlung zu fotografieren. Das Haus verfaellt, in der Ruine stehen einige aufgerissene Sofas und Stuehle, auf dem Boden liegen die Reste von geroesteten Kuerbiskernen, die Ueberreste der jungen Siedler, die dieses Haus fuer sich nutzen wollen.
An einer mit Stacheldraht gesicherten Militaerbasis entlang gehen wir zu dem jetzigen Quartier der ISM. Dies ist das dritte Haus der ISM innerhalb der letzten neun Jahre. Die beiden vorherigen wurden von der Armee besetzt, es ist nur eine Frage der Zeit bis auch dieses besetzt wird. Seit drei Wochen arbeiten sie von hier, die IDF war bereits zweimal zu einer Durchsuchung da.
Um neun Uhr klingelt das Telefon. Wir werden auf die Beobachtungsposten gerufen. Es geht das Geruecht um, das sich 200 Siedler zu einer Spontandemonstration zusammengefunden haben. Wir stehen in der Shuhadastrasse. Eine Geisterstrasse.
Vor einigen Jahren wurden die Laeden alle geschlossen. Ueber den gruenen geschlossenen Eisentueren haengen verbogene, verrostete Schilder, die meisten Laeden sind mit Davidsternen beschmiert. Die Beschriftungen erzaehlen von einem Kaffeehaus, einem Friseur und einigen Boutiquen. Eine Strasse in der das Leben der Stadt pulsierte.
Nun suchen sich die meisten Palaestinenser neue Arbeit und Laeden in Neuhebron. Hinter uns liegt die Altstadt. Auch sie wird zunehmend von den Siedlern besetzt. Ueber den Strassen in der Altstadt sind Drahtnetze gespannt, um die Steine aufzufangen, die von den umliegend wohnenden Siedlern auf die Menschen im Suq geworfen werden. 5000 Laeden wurden aus Sicherheitsgruenden geschlossen. Das Herz der Stadt hat aufgehoert zu schlagen.
Die Demonstration bleibt unter Kontrolle. Zwei Stunden passiert nichts, dann versammeln sich einige Demonstranten in der Synagoge, verbleiben dort eine Stunde und loesen sich wieder auf.
Es ist inzwischen Zwoelf. Die Kinder treten von der Schule ihren Heimweg an. Eine Patrouillentrupp bestehend aus fuenf Soldaten geraet mitten in die Schulkinder hinein. Bunte Schultaschen verschmelzen mit den Tarnfarben der Soldaten. Ein ganz normaler Tag in Tel Rumeida. Als wir wieder ins Quartier kommen, faellt mir ein arabisches Plakat ins Auge, auf dem steht: "Wenn die Oliven von dem Chaos und dem Siedlerkrieg wuessten, wuerden sie ihr Oel als Traenen vergiessen."
Wir werden im Zentrum Hebrons, in Bab al-Zauwie, aus dem Service geworfen und warten einige Minuten auf Muhannad. Wenig spaeter kommt er uns mit einem freundlichen Laecheln entgegen und fuehrt uns durch die geschaeftigen Strassen der Innenstadt. Wir befinden uns in Zone H-1. Die Altstadt Hebrons, das ehemalige Herz der Stadt wie uns immer wieder erklaert wird, sowie die angrenzenden Gebiete bilden unter israelischer Kontrolle die Zone H-2. Der uebrige palaestinensisch bewohnte Staddteil bildet die Zone H-1 und steht de jure unter Kontrolle der palaestinensischen Autonomiebehoerde. Innerhalb der Zone H-2 befinden sich neben noch verbliebenen palaestinensischen Hauesern vier juedische Siedlungen, Tel Rumeida, Beit Hadassa, Avraham Avinu und Beit Romano. Inmitten der 120 000 Einwohner Hebrons, sind 500 juedische Siedler auf die Siedlungen verteilt und stehen unter staendigem Militaerschutz von 4000 Soldaten.
Muhannad fuehrt uns in Richtung Tel Rumeida. Eine kleine Anhoehe hinauf, muessen wir an massiven Strassensperren vorbei auf den Checkpoint zu - eine niedrige laengliche Barracke mit einem kleinen Fenster, aus dem uns ein israelischer Soldat gelangweilt entgegenblickt. Wir zwaengen uns durch die Tuer auf der rechten Seite und werden aufgefordert alle Gegenstaende unseren Hosentaschen zu entnehmen, auf die Ablage vor dem Beobachtungsfenster zu legen und den Metalldetektor zu passieren. Alle Kleinigkeiten, die sich innerhalb der letzten Tage angesammelt haben kommen zum Vorschein und ringen dem Soldaten ein schelmisches Laecheln ab.
Den Berg hinauf, an einem weiteren Militaerposten vorbei, fuehrt uns Muhannad in die Wohnung der Freiwilligen von ISM “International Solidarity Movement“.
Sechs Freiwillige, aus Schweden, England, Tschechien und den USA verbringen hier zur Zeit ihre Tage. Aufgabe der Freiwilligen ist die morgendliche Observierung des Schulweges. Uebergriffe der Siedler auf palaestinensische Kinder und internationale Freiwillige sind keine Seltenheit. Vor einigen Wochen erst wurde einer Freiwilligen direkt am Checkpoint der Wangenknochen gebrochen. Eine Siedlerin hatte mit einer Flasche auf sie eingeschlagen. Ein Arzt der Siedler wurde gerufen, erschien wenig spaeter am Ungluecksort, erkannte die Verletzte als Freiwillige der ISM und verweigerte ihr daraufhin die Behandlung.
Das Haus ist spartanisch eingerichtet. Es ist nicht einfach Moebel und andere dringend benoetigte Mittel durch den Checkpoint zu schaffen. Teppiche liegen in keinem Zimmer. Draussen sind acht Grad, Heizungen sind nicht installiert. Wasser muss gespart werden. Unter den Wasserhaehnen stehen Plastikschuesseln, die das ueberschuessige Wasser auffangen. Drueckt man auf einen roten Knopf neben der Spuele und wartet 20 Minuten, erhaelt man eventuell warmes Wasser. An den Waenden in der Kueche hat sich jemand beim Putzen versucht. Eine dicke Staubschicht konnte um einige Zentimeter verschmiert werden, darunter kommt die hellblaue Wandfarbe zum Vorschein. Die einzige Elektroheizung in der Kueche laueft fast staendig.
Der Wecker klingelt am naechsten Morgen um Sechs. Wir stehen mit den Anderen auf und begleiten sie bei ihrer morgendlichen Arbeit. Auf unserem Weg bergab passiert uns in Schrittempo ein weisser Kombi, ein Siedler lehnt sich aus dem Fenster und fotografiert uns mit einer Digitalkamera. Er haelt vor uns am Checkpoint, wechselt einige Worte mit dem Soldaten und faehrt weiter. Als wir den Checkpoint erreichen mustert uns der Soldat skeptisch und fragt ob wir den Siedler bespuckt haetten, dies habe er ihm gerade berichtet. Wir verneinen und ernten eine Kopfbewegung, die uns auffordert unseren Weg fortzusetzen.
Zwei kritsische Punkte werden von ISM observiert. Die Gabelung zwischen dem Weg zur Siedlung und den palaestinensischen Hauesern, sowie die Treppe vor der Synagoge, die zur Qurtuna Schule hinauffuehrt. Unterhalb der Synagoge befindet sich eine juedische Schule. An dieser Stelle kommt es zur direkten Beruehrung zwischen palaestinensischen- und Siedlerkindern. Dieser Morgen bleibt ruhig.
Nachdem auch die Freiwilligen von EAPPI und CPT ihre Posten verlassen haben und den Kindern direkt in der Schule zur Seite stehen, brechen wir mit Marcus zu einem Rundgang auf. Die Treppe hinauf, an der Schule vorbei, faellt uns ein Graffiti ins Auge. "Gas the Arabs" steht in schwarzer Schrift an eine Eingangstuer geschmiert.
Am Abrahamsbrunnen vorbei, geht es hinauf zu den Olivenbaeumen. Von der Huegelkuppe, inmitten des Olivenhains laesst sich ein traumhafter Blick ueber die Stadt werfen. Unweit neben uns steht ein verfallenes Haus. Marcus erklaert uns, dass dieses Land von Abu Saif gemietet wird. 1998 wurde das Haus von seinen Eigentuemern verlassen und ein Mietvertrag mit Abu Saif ausgearbeitet. Drei Jahre haben die Freiwilligen der ISM von dort aus ihre Arbeit verrichtet, 2001 wurde das Haus von der israelischen Armee besetzt und die ISM vertrieben. Die Siedler haben angefangen das Land zu Nutzen, um es letzendlich fuer sich zu proklamieren.
Der einzige Weg fuer Abu Saif war das Informieren des zustaendigen DCO (District Commission Officer) Seit fuenf Jahren ist das Besitzrecht des Landes nun ungeklaert. Zur Zeit laeuft ein Verfahren vor dem obersten israelischen Gerichtshof. Wenn Siedler auf dem Land gesehen werden, haben die Mitglieder der ISM die Aufgabe dies zur Beweissammlung zu fotografieren. Das Haus verfaellt, in der Ruine stehen einige aufgerissene Sofas und Stuehle, auf dem Boden liegen die Reste von geroesteten Kuerbiskernen, die Ueberreste der jungen Siedler, die dieses Haus fuer sich nutzen wollen.
An einer mit Stacheldraht gesicherten Militaerbasis entlang gehen wir zu dem jetzigen Quartier der ISM. Dies ist das dritte Haus der ISM innerhalb der letzten neun Jahre. Die beiden vorherigen wurden von der Armee besetzt, es ist nur eine Frage der Zeit bis auch dieses besetzt wird. Seit drei Wochen arbeiten sie von hier, die IDF war bereits zweimal zu einer Durchsuchung da.
Um neun Uhr klingelt das Telefon. Wir werden auf die Beobachtungsposten gerufen. Es geht das Geruecht um, das sich 200 Siedler zu einer Spontandemonstration zusammengefunden haben. Wir stehen in der Shuhadastrasse. Eine Geisterstrasse.
Vor einigen Jahren wurden die Laeden alle geschlossen. Ueber den gruenen geschlossenen Eisentueren haengen verbogene, verrostete Schilder, die meisten Laeden sind mit Davidsternen beschmiert. Die Beschriftungen erzaehlen von einem Kaffeehaus, einem Friseur und einigen Boutiquen. Eine Strasse in der das Leben der Stadt pulsierte.
Nun suchen sich die meisten Palaestinenser neue Arbeit und Laeden in Neuhebron. Hinter uns liegt die Altstadt. Auch sie wird zunehmend von den Siedlern besetzt. Ueber den Strassen in der Altstadt sind Drahtnetze gespannt, um die Steine aufzufangen, die von den umliegend wohnenden Siedlern auf die Menschen im Suq geworfen werden. 5000 Laeden wurden aus Sicherheitsgruenden geschlossen. Das Herz der Stadt hat aufgehoert zu schlagen.
Die Demonstration bleibt unter Kontrolle. Zwei Stunden passiert nichts, dann versammeln sich einige Demonstranten in der Synagoge, verbleiben dort eine Stunde und loesen sich wieder auf.
Es ist inzwischen Zwoelf. Die Kinder treten von der Schule ihren Heimweg an. Eine Patrouillentrupp bestehend aus fuenf Soldaten geraet mitten in die Schulkinder hinein. Bunte Schultaschen verschmelzen mit den Tarnfarben der Soldaten. Ein ganz normaler Tag in Tel Rumeida. Als wir wieder ins Quartier kommen, faellt mir ein arabisches Plakat ins Auge, auf dem steht: "Wenn die Oliven von dem Chaos und dem Siedlerkrieg wuessten, wuerden sie ihr Oel als Traenen vergiessen."
Sonntag, 11. März 2007
Wochenende in Damaskus
Nach mehr als sechs Wochen im Libanon ist die Zeit fuer einen Wochenendausflug nach Damaskus gekommen. Am Freitag Vormittag fahren wi zunaechst im Minibus von Beirut nach Chtoura, den wichtigsten Verkehrskontenpunkt im Bekaatal, von hier soll es mit dem Taxi weiter in die syrische Hauptstadt gehen. Das gestaltet sich schwieriger als erwartet, weil zwar ziemlich viele Leute aus dem Libanon nach Syrien wollen, die Taxifahrer jedoch zu Beginn des Wochenendes kaum Fahrgaeste fuer den Rueckweg finden. Am Ende einigen wir uns auf einen Fahrpreis von 5 Dollar pro Person unter der Bedingung, dass wir uns zu viert auf die Rueckbank des betagten Mercedes zwaengen. Auf dem Beifahrersitz nehmen zwei Syrer Platz.
Die Abfertigung am Grenzuebergang Masnaa laeuft zwar schleppend aber dank unseres Multi-Entry-Visums fuer Syrien ohne Probleme ab. Nur am syrischen Kontrollpunkt muessen wir unser Gepaeck aus dem Kofferrraum hieven und ein Grenzbeamter macht Anstalten unser Gepaeck zu kontrollieren. Als jedoch einer unserer syrischen Mitreisenden einen Geldschein unauffaellig in die Hand des Grenzers wandern laesst, verliert dieser das Interesse an den Reisetaschen.
Damaskus selbst steht an diesem Freitag noch ganz im Zeichen des Jahrestags der "Revolution des 8.Maerz", an allen oeffentlichen Gebaeuden haengen Transparente mit Lobspruechen fuer die Baath-Partei und ihren Fuehrer Baschar al-Assad. Am 8.Maerz 1963 hatte die Baathpartei durch einen Militaerputsch die Macht in Syrien unternommen und regiert seither in Damaskus. Das Portrait des Staatschefs ist indes weniger praesent als noch vor 2 Jahren, die syrische Fahne ist stattdessen staerker in den Mittelpunktder staatlichen Propaganda gerueckt - haeufig in Verbindung mit Slogans wie "Gott schuetze das Syrien der Assads".
An diesem Wochenende haben sich zehntausende Besucher aus dem In- und Ausland auf den Weg nach Damaskus gemacht, auch am Freitag tummeln sich tausende Menschen im Suq al-Hamidiye, auch wenn alle Geschaefte geschlossen haben. Schiitische Pilger aus Pakistan ziehen in einer Art Prozession durch die Hauptstrasse des Basars in Richtung der Umayyadenmoschee.
Zu einer Gruppe gehoeren etwa 100 Maenner, ihre wehklagenden Frauen folgen mit einigem Abstand. Die Maenner im Alter zwischen 15 und 65 haben ihre Oberkoerper entbloesst, singen Klagelieder ueber das Schicksal des Imams Hussein und schlagen sich mit voller Wucht auf den Brustkorb. Das Geraeusch, das entsteht, wenn sich in dem ueberdachten Markt hunderte Maenner mit ganzer Kraft auf die Brust schlagen, trifft selbst den Zuschauer bis ins Mark.
Die Pilger geraten waehrend der Prozession in einen Zustand der Ekstase, viele wirken der Welt entrueckt und registrieren daher wohl auch nicht die unglaeubigen Blicke der Einheimischen, die das Spektakel halb verwundert, halb amuesiert an sich vorbeiziehen lassen. Fast alle Pakistaner haben auf ihren Ruecken grossflaechige Narben, die sie sich durch die Selbstgeisselungen waehrend der Ashura-Feiern vor 40 Tagen zugefuegt haben. An diesem Wochenende begehen sie das Arba'in-Fest mit dem die Trauerzeit im Islam endet und an dem noch einmal an das Schicksal des schiitischen Imams Hussein gedacht wird dessen Kopf nach dem Glauben eines Teils der Schiiten in der Umayyadenmoschee bestattet worden sein soll. Als die Pilger das Tor der Moschee erreichen, schillert ihre Haut ueber der Brust in den Farben blau-violett-schwarz.
Den Sonnenuntergang erleben wir auf dem Jabal Qassiyun, dem Hausberg der syrischen Hauptstadt. Viele Familien haben sich in Autos oder auf den Ladeflaechen von Kleintransporten auf den Weg hinauf gemacht, der Geruch von schwerem Damenparfum, Kardamomkaffee und unzaehligen Wasserpfeifen liegt in der Luft. Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet und die Daemmerung ueber dem 6-Millionen-Moloch hereinbricht, schlaegt die Stunde der Muezzine, die zum Maghrib-Gebet rufen. Einer macht den Anfang, Sekunden spaeter sind es zwei, schliesslich klingt ein dissonanter Chor von den hunderten Minaretten der Stadt nach oben - parallel dazu erhellen sich die Lichter der Grossstadt und es wird fast schlagartig merklich kuehler.
Den Samstag nutzen viele der Pilger - in ihrer Mehrzahl kommen sie aus dem Libanon, dem Iran und Pakistan - zum ausgiebigen Einkaufsbummel. Dessous finden ebenso reissenden Absatz wie Suessigkeiten, Sonnenbrillen und Kopftuecher. Einige vollverschleierte Frauen muehen sich mit den Tuecken des oeffentlichen Speiseeisverzehrs. Die Loesung sieht dann so aus, dass eine Frau sich als Sichtschutz vor ihre Freundin stellt, damit diese fuer Sekundenbruchteile ihren Gesichtsschleier lueften und vom leckeren Pistazieneis aus dem Hause "Bakdash" schlecken kann.
Die Abfertigung am Grenzuebergang Masnaa laeuft zwar schleppend aber dank unseres Multi-Entry-Visums fuer Syrien ohne Probleme ab. Nur am syrischen Kontrollpunkt muessen wir unser Gepaeck aus dem Kofferrraum hieven und ein Grenzbeamter macht Anstalten unser Gepaeck zu kontrollieren. Als jedoch einer unserer syrischen Mitreisenden einen Geldschein unauffaellig in die Hand des Grenzers wandern laesst, verliert dieser das Interesse an den Reisetaschen.
Damaskus selbst steht an diesem Freitag noch ganz im Zeichen des Jahrestags der "Revolution des 8.Maerz", an allen oeffentlichen Gebaeuden haengen Transparente mit Lobspruechen fuer die Baath-Partei und ihren Fuehrer Baschar al-Assad. Am 8.Maerz 1963 hatte die Baathpartei durch einen Militaerputsch die Macht in Syrien unternommen und regiert seither in Damaskus. Das Portrait des Staatschefs ist indes weniger praesent als noch vor 2 Jahren, die syrische Fahne ist stattdessen staerker in den Mittelpunktder staatlichen Propaganda gerueckt - haeufig in Verbindung mit Slogans wie "Gott schuetze das Syrien der Assads".
An diesem Wochenende haben sich zehntausende Besucher aus dem In- und Ausland auf den Weg nach Damaskus gemacht, auch am Freitag tummeln sich tausende Menschen im Suq al-Hamidiye, auch wenn alle Geschaefte geschlossen haben. Schiitische Pilger aus Pakistan ziehen in einer Art Prozession durch die Hauptstrasse des Basars in Richtung der Umayyadenmoschee.
Zu einer Gruppe gehoeren etwa 100 Maenner, ihre wehklagenden Frauen folgen mit einigem Abstand. Die Maenner im Alter zwischen 15 und 65 haben ihre Oberkoerper entbloesst, singen Klagelieder ueber das Schicksal des Imams Hussein und schlagen sich mit voller Wucht auf den Brustkorb. Das Geraeusch, das entsteht, wenn sich in dem ueberdachten Markt hunderte Maenner mit ganzer Kraft auf die Brust schlagen, trifft selbst den Zuschauer bis ins Mark.
Die Pilger geraten waehrend der Prozession in einen Zustand der Ekstase, viele wirken der Welt entrueckt und registrieren daher wohl auch nicht die unglaeubigen Blicke der Einheimischen, die das Spektakel halb verwundert, halb amuesiert an sich vorbeiziehen lassen. Fast alle Pakistaner haben auf ihren Ruecken grossflaechige Narben, die sie sich durch die Selbstgeisselungen waehrend der Ashura-Feiern vor 40 Tagen zugefuegt haben. An diesem Wochenende begehen sie das Arba'in-Fest mit dem die Trauerzeit im Islam endet und an dem noch einmal an das Schicksal des schiitischen Imams Hussein gedacht wird dessen Kopf nach dem Glauben eines Teils der Schiiten in der Umayyadenmoschee bestattet worden sein soll. Als die Pilger das Tor der Moschee erreichen, schillert ihre Haut ueber der Brust in den Farben blau-violett-schwarz.
Den Sonnenuntergang erleben wir auf dem Jabal Qassiyun, dem Hausberg der syrischen Hauptstadt. Viele Familien haben sich in Autos oder auf den Ladeflaechen von Kleintransporten auf den Weg hinauf gemacht, der Geruch von schwerem Damenparfum, Kardamomkaffee und unzaehligen Wasserpfeifen liegt in der Luft. Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet und die Daemmerung ueber dem 6-Millionen-Moloch hereinbricht, schlaegt die Stunde der Muezzine, die zum Maghrib-Gebet rufen. Einer macht den Anfang, Sekunden spaeter sind es zwei, schliesslich klingt ein dissonanter Chor von den hunderten Minaretten der Stadt nach oben - parallel dazu erhellen sich die Lichter der Grossstadt und es wird fast schlagartig merklich kuehler.
Den Samstag nutzen viele der Pilger - in ihrer Mehrzahl kommen sie aus dem Libanon, dem Iran und Pakistan - zum ausgiebigen Einkaufsbummel. Dessous finden ebenso reissenden Absatz wie Suessigkeiten, Sonnenbrillen und Kopftuecher. Einige vollverschleierte Frauen muehen sich mit den Tuecken des oeffentlichen Speiseeisverzehrs. Die Loesung sieht dann so aus, dass eine Frau sich als Sichtschutz vor ihre Freundin stellt, damit diese fuer Sekundenbruchteile ihren Gesichtsschleier lueften und vom leckeren Pistazieneis aus dem Hause "Bakdash" schlecken kann.
Freitag, 9. März 2007
Fahrt in den Südlibanon - Ait ash-Sha'ab, Bint Jbeil, Deir Mimas und mehr
Der Muezzin hat seinen Gebetsruf gestern Morgen um kurz nach halb fünf kaum beendet, da klingelt auch unser Wecker - wir haben viel vor, wollen in den Südlibanon an die Grenze zu Israel fahren. Wir nehmen uns einen Mietwagen und verlassen Beirut ueber die Küstenstraße in Richtung Saida, die Geburtsstadt Rafik Hariris und fahren am Mittelmeer entlang weiter gen Süden nach Tyros. Bananenplantagen säumen unseren Weg auf der Schnellstrasse, die wir mehrmals verlassen müssen, da sämtliche Brücken noch immer zerstört sind und die Autofahrer auf Behelfskonstruktionen ausweichen muessen.
In Tyros verlassen wir die Küstenstraße und biegen ab ins Landesinnere. Die Dominanz der schiitischen Bewegungen Amal und Hizbollah in der Region ist unübersehbar, die Straßen sind gesäumt von den bekannten Märtyrerfotos und Bildern Nasrallahs in Siegerpose. Auch Porträts von Ayatollah Khomeini sind häufig zu sehen, ebenso Plakate mit Sinnsprüchen wie "Die Waffe ist der Schmuck des Mannes" oder "Israel ist das absolut Böse".
Auf unserem Weg passieren wir Qana, jenen Ort, in dem Jesus der Legende nach Wasser in Wein verwandelt haben soll. In jüngster Zeit machte das Dorf traurigere Schlagzeilen. 1996 beschoss die israelische Armee einen UNO-Stützpunkt am Rande des Orts, in dem Flüchtlinge aus der Umgebung Schutz gesucht hatten, und tötete 106 Zivilisten. Bei einem israelischen Luftangriff am 30.Juli 2006 wurden 28 Menschen getötet, unter ihnen 16 Kinder, die in einem Haus im Ort Zuflucht gesucht hatten.
Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass wir uns im gesamten Gebiet frei bewegen können und weder die libanesische Armee, noch die UNIFIL oder die Hizbollah uns vom Besuch irgendeines Ortes abgehalten haben. Nur einmal müssen wir unsere Sondererlaubnis vorzeigen, die wir Tags zuvor vom libanesischen Geheimdienst in Saida erhalten haben.
Erheblich eingeschränkt wird unsere Bewegungsfreiheit jedoch durch mehr als 200000 Bomblets, die als Teile von Streubomben während des Krieges von der israelischen Armee abgeworfen wurden und nun darauf warten, Kinder, Frauen und Männer zu verstümmeln oder zu töten. Seit Abschluss des Waffenstillstands sind über 30 Menschen durch die Streumunition getötet worden. Nach UN-Angaben wurden 90% dieser Streubomben in den letzten 72 Stunden vor Inkrafttreten des Waffenstillstands über dem Libanon abgefeuert.
Auf Warntafeln werden die Einwohner in den Dörfern des Südens vor den Gefahren der Bomben und Minen gewarnt. Die glitzernden Farben der Sprengkörper und ihre verschiedenen Formen, die unter anderem an Telefone oder Spielzeug erinnern, lassen die Bomblets besonders für Kinder zur tödlichen Gefahr werden. Nach UN-Angaben wird es noch mindestens 2 Jahre dauern bis das Gebiet vollständig von der tödlichen Munition geräumt sein wird, ein Restrisiko wird jedoch ewig bestehen bleiben. Eine Armee, die diese Waffen einsetzt, zielt nicht auf Terroristen sondern auf die gesamte Zivilbevölkerung.
Unser erstes Ziel am heutigen Tag ist der mehrheitlich von Christen bewohnte Ort Rmeish wenige Kilometer vor der israelischen Grenze. Hier unterhält die renommierte Universite Saint Esprit de Kaslik eine Fakultät, in der 120 junge Libanesen aus der Umgebung Wirtschaft und Informatik studieren. Die Studentenschaft setzt sich in etwa zu gleichen Teilen aus Christen, zu meist Maroniten, und Schiiten zusammen. Waehrend des Sommerkriegs hatten tausende Flüchtlinge aus den umliegenden Dörfern im christlichen Rmeish Schutz vor den Kampfhandlungen gesucht. Der Ort selbst ist eine Hochburg der Lebanese Forces, deren Parteilogo an vielen Häuserwänden zu sehen ist, und wurde während des Kriegs weitgehend verschont.
Anders sieht es in Ayta ash-Sha'ab aus, das nur wenige Kilometer entfernt liegt. Nach dem Start der israelischen Bodenoffensive lieferten sich die Soldaten der IDF einen erbitterten Häuserkampf mit Hizbollah-Kämpfern, bei denen mindestens 13 israelische Soldaten und eine unbestimmte Anzahl an Hizbollah-Milizionären und Zivilisten umkamen. Sieben Monate nach Ende der Kämpfe steht in einigen Straßenzuegen kein Stein mehr auf dem anderen, fast jedes Haus zeigt Einschusslöcher, viele Gebäude sind zumindest teilweise zerstört. Ein junger Mann erklärt, dass 80% der Häuser im Ort beschädigt wurden. Gleichzeitig boomt das Baugewerbe - mit finanzieller Hilfe aus den Golfstaaten werden die ersten Häuser wieder aufgebaut.
Ähnlich schwere Zerstörungen sehen wir in Bint Jbeil, einem der Hauptschauplätze des Julikriegs. Tagelang bekämpften sich hier die israelischen Invasoren und die Kämpfer der Hizbollah. Auch hier sind in einigen Straßen die Häuser bis auf die Fundamente zerstört worden, selbst die Moschee am Stadtrand trug schwere Schäden davon. An vielen Häusern in der Kleinstadt weht die Fahne Katars, das einen Großteil der Kosten für den Wiederaufbau des Ortes schultert. Ungeachtet der immensen Schäden ist in dem Ort längst wieder Normalität eingekehrt, Kinder toben in der Pause auf dem Schulhof, auf der Hauptstraße findet zwischen den Ruinen ein Wochenmarkt statt.
Parallel zum Verlauf der libanesisch-israelischen Grenze setzen wir unseren Weg in Richtung Norden fort, unser nächstes Ziel heisst Nabatieh. Hinter dem Ort Addaisseh verläuft die Strasse nur wenige Meter vom israelischen Grenzzaun entfernt. Uns bietet sich ein malerischer Blick auf den Berg Hermon, die Shebaafarmen, die von Israel besetzten Golanhöhen und auf Metula, die nördlichste Stadt Israels. Nur etwa 15 Meter von uns entfernt ackern auf israelischer Seite Bauern in ihren Weinfeldern. Auf libanesischer Seite ist die Straße gesäumt von Fahnen der Hisbollah und Bildern ihrer "Märtyrer". In Höhe des libanesischen Dorfes Kfar Kila sind die ersten israelischen Häuser nur etwa 50 Meter vom Grenzzaun entfernt. Nur wenig deutet daraufhin, dass wir uns an hier einem der brisantesten Orte des Nahen Ostens befinden.
An einer Straßenkreuzung in Kfar Kila fragen wir einen Mann am Straßenrand nach dem Weg nach Nabatieh. Er will auch in die Hauptstadt des südlibanesischen Regierungsbezirks und so lassen wir den kräftigen Mittdreißiger mit Vollbart einsteigen. Er stellt sich uns als "Ghalib" vor, aber das ist sicher nicht sein richtiger Name, bedeutet aber "der Siegreiche". Ghalib erklärt er wohne in Nabatieh, arbeite aber für die Hisbollah in Kfar Kila. Auf unsere Frage nach seinem Tätigkeitsbereich innerhalb der Bewegung erklärt er kurz und knapp: "Ich bin Kämpfer. Ich töte Zionisten." Natürlich, so beeilt er sich hinzuzufügen, habe er überhaupt nichts gegen Juden, aber gegen die Zionisten müsse man sich verteidigen, andernfalls erginge es den Libanesen wie den Palästinensern und sie würden aus ihrer Heimat vertrieben. Er liebe seine Frau und die Wasserpfeifen viel lieber als das Töten, nur lasse ihm Israel keine andere Wahl.
Auf der knapp 20-minütigen Fahrt nach Nabatieh erklärt uns Ghalib, wann welcher Hizbollah-Kämpfer auf welchem der umliegenden Hügel zum "Maertyrer" geworden sei. Unter anderem zeigt er uns die Stelle, an der Hassan Nasrallahs Sohn Hadi Ende der 1990er von Israels Armee getötet wurde. Ich biete unserem Mitfahrer als Zeichen des guten Willens einen Kaugummi der im Libanon sehr beliebten Marke "Chiclets" an, doch Ghalib verzichtet, da Chiclets zu einem US-Konzern gehört und Ghalib US-amerikanische Firmen boykottiert. Einen Schluck von meiner Coca Cola biete ich ihm gar nicht erst an.
Wir haben einen Termin an der Libanesischen Universitaet in Nabatieh und setzen unseren Begleiter in der Stadt ab. Hier sind weitaus weniger Kriegsschäden zu erkennen als in den Orten weiter südlich. Es ist früher Nachmittag und wir entschliessen uns in Richtung Süden zurückzukehren und steuern die alte Kreuzfahrerburg Beaufort Castle an. Während der israelischen Besatzung des Südlibanon von 1982 bis 2000 diente die Burg der israelischen Armee als Beobachtungsposten, heute wehen die Fahnen der Hizbollah und der Amal-Bewegungüber dem Areal, das vor dem Rückzug von der israelischen Armee nahezu vollständig zerstört wurde.
Wir haben die Ruinen ganz für uns und bei strahlend blauem Himmel bietet sich uns ein majestätischer Rundblick bis zum Mittelmeer im Westen, Nabatieh im Norden, die schneebedeckten Höhen des Hermonmassivs, die grünen Golanhoehen, die israelische Ebene und die sanften Hügel des Jabal Amel im Südlibanon. Tief unter uns bahnt sich der knapp 10 Meter breite Litani-Fluss in einer Schlucht seinen Weg in Richtung Mittelmeer.
Fuer den späten Nachmittag sind wir mit einem Bekannten in Deir Mimas verabredet, einem kleinen christlichen Ort auf der anderen Seite des Flusses. Vor dem Dorfladen in Deir Mimas ist ein UNIFIL-Panzer vorgefahren, die spanischen Soldaten die mit ihren Bärten auch als Hisbollah-Kämpfer durchgehen könnten genehmigen sich um kurz nach 16 Uhr ihr Feierabendbier. Ein Soldat aus Cadiz trägt schon eine beachtliche Alkoholfahne vor sich her.
Wir trinken Kaffee mit unserem Gastgeber und er erzählt uns vom Leben hier. Das Verhältnis zwischen Schiiten und Christen in der Region sei unproblematisch, die Beziehungen aber nicht besonders eng. Anders als in Beirut sind die Dörfer hier sehr homogen. Deir Mimas sei zu 100% christlich, der Nachbarort Kfar Kila werde zu 90% von Schiiten bewohnt, man kann sich also aus dem Weg gehen.
Nach Einschätzung unseres Bekannten war das Leben zu Zeiten der israelischen Besatzung besser. Ohne Probleme habe man eine Einreiseerlaubnis für Israel erhalten, viele Bewohner des Südlibanon hätten gutes Geld in Israel verdient. War man krank, habe man sich im Krankenhaus von Haifa kostenlos behandeln lassen können, zum Urlaub gings nach Elat ans Rote Meer. "Israel ist ein großartiges Land, sehr fortschrittlich, wie die USA oder Europa."
Sein Cousin lebt mittlerweile in Deutschland. Während der israelischen Besatzung war er Mitglied der South Lebanese Army, der libanesischen Vasallenarmee der Israelis. Aus Angst vor Racheangriffen siedelte er nach dem israelischen Rückzug nach Israel über und ging später nach Deutschland.
Während des Sommerkriegs seien praktisch alle knapp 1000 Einwohner des Dorfes nach Beirut geflohen. Dann sei die Hizbollah gekommen und habe von Deir Mimas aus Raketen auf Israel abgefeuert. Gemeinsam mit unserem Gastgeber fahren wir ein paar hundert Meter außerhalb des Dorfes zu einer Kirche oberhalb des Litani. Die Kirche ist schwer beschädigt, eine israelische Rakete hat das Dach durchschossen. Vom Haus daneben stehen nur noch die Grundmauern. Auch der Friedhof wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen, viele der kleinen Häuser in denen die Toten hier bestattet werden zeigen Spuren des Kriegs.
Dann sehen wir den Grund fuer die Zerstörungen. Wenige Schritte von dem Kirchengelände sehen wir eine Art Befestigung die inmitten eines Olivenhains errichtet wurde. Von hier aus habe die Hizbollah Katjuscha-Raketen auf Israel abgeschossen, berichtet unser Bekannter. Dann seien die israelischen Flugzeuge gekommen, hätten die Hizbollahstellung unter Beschuss genommen und dabei auch die Kirche und das nebenstehende Haus zerstört.
Unser Gastgeber hat nach eigener Aussage keine Probleme mit der Hizbollah und respektiert Hassan Nasrallah als einen charismatischen Führer, der sich positiv von den anderen Politikern des Libanon abhebe. Er habe jedoch kein Verständnis dafuer, dass die Hizbollah Unbeteiligte in ihren Kampf hineinziehe. "Die Hizbollah hat von hier aus geschossen, die Israelis haben zurückgefeuert und die Kirche zerstört. Keiner von beiden wird sie wieder aufbauen. Wer hat also den Krieg verloren? Wir haben verloren. Deir Mimas hat verloren. Der Libanon hat verloren."
In Tyros verlassen wir die Küstenstraße und biegen ab ins Landesinnere. Die Dominanz der schiitischen Bewegungen Amal und Hizbollah in der Region ist unübersehbar, die Straßen sind gesäumt von den bekannten Märtyrerfotos und Bildern Nasrallahs in Siegerpose. Auch Porträts von Ayatollah Khomeini sind häufig zu sehen, ebenso Plakate mit Sinnsprüchen wie "Die Waffe ist der Schmuck des Mannes" oder "Israel ist das absolut Böse".
Auf unserem Weg passieren wir Qana, jenen Ort, in dem Jesus der Legende nach Wasser in Wein verwandelt haben soll. In jüngster Zeit machte das Dorf traurigere Schlagzeilen. 1996 beschoss die israelische Armee einen UNO-Stützpunkt am Rande des Orts, in dem Flüchtlinge aus der Umgebung Schutz gesucht hatten, und tötete 106 Zivilisten. Bei einem israelischen Luftangriff am 30.Juli 2006 wurden 28 Menschen getötet, unter ihnen 16 Kinder, die in einem Haus im Ort Zuflucht gesucht hatten.
Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass wir uns im gesamten Gebiet frei bewegen können und weder die libanesische Armee, noch die UNIFIL oder die Hizbollah uns vom Besuch irgendeines Ortes abgehalten haben. Nur einmal müssen wir unsere Sondererlaubnis vorzeigen, die wir Tags zuvor vom libanesischen Geheimdienst in Saida erhalten haben.
Erheblich eingeschränkt wird unsere Bewegungsfreiheit jedoch durch mehr als 200000 Bomblets, die als Teile von Streubomben während des Krieges von der israelischen Armee abgeworfen wurden und nun darauf warten, Kinder, Frauen und Männer zu verstümmeln oder zu töten. Seit Abschluss des Waffenstillstands sind über 30 Menschen durch die Streumunition getötet worden. Nach UN-Angaben wurden 90% dieser Streubomben in den letzten 72 Stunden vor Inkrafttreten des Waffenstillstands über dem Libanon abgefeuert.
Auf Warntafeln werden die Einwohner in den Dörfern des Südens vor den Gefahren der Bomben und Minen gewarnt. Die glitzernden Farben der Sprengkörper und ihre verschiedenen Formen, die unter anderem an Telefone oder Spielzeug erinnern, lassen die Bomblets besonders für Kinder zur tödlichen Gefahr werden. Nach UN-Angaben wird es noch mindestens 2 Jahre dauern bis das Gebiet vollständig von der tödlichen Munition geräumt sein wird, ein Restrisiko wird jedoch ewig bestehen bleiben. Eine Armee, die diese Waffen einsetzt, zielt nicht auf Terroristen sondern auf die gesamte Zivilbevölkerung.
Unser erstes Ziel am heutigen Tag ist der mehrheitlich von Christen bewohnte Ort Rmeish wenige Kilometer vor der israelischen Grenze. Hier unterhält die renommierte Universite Saint Esprit de Kaslik eine Fakultät, in der 120 junge Libanesen aus der Umgebung Wirtschaft und Informatik studieren. Die Studentenschaft setzt sich in etwa zu gleichen Teilen aus Christen, zu meist Maroniten, und Schiiten zusammen. Waehrend des Sommerkriegs hatten tausende Flüchtlinge aus den umliegenden Dörfern im christlichen Rmeish Schutz vor den Kampfhandlungen gesucht. Der Ort selbst ist eine Hochburg der Lebanese Forces, deren Parteilogo an vielen Häuserwänden zu sehen ist, und wurde während des Kriegs weitgehend verschont.
Anders sieht es in Ayta ash-Sha'ab aus, das nur wenige Kilometer entfernt liegt. Nach dem Start der israelischen Bodenoffensive lieferten sich die Soldaten der IDF einen erbitterten Häuserkampf mit Hizbollah-Kämpfern, bei denen mindestens 13 israelische Soldaten und eine unbestimmte Anzahl an Hizbollah-Milizionären und Zivilisten umkamen. Sieben Monate nach Ende der Kämpfe steht in einigen Straßenzuegen kein Stein mehr auf dem anderen, fast jedes Haus zeigt Einschusslöcher, viele Gebäude sind zumindest teilweise zerstört. Ein junger Mann erklärt, dass 80% der Häuser im Ort beschädigt wurden. Gleichzeitig boomt das Baugewerbe - mit finanzieller Hilfe aus den Golfstaaten werden die ersten Häuser wieder aufgebaut.
Ähnlich schwere Zerstörungen sehen wir in Bint Jbeil, einem der Hauptschauplätze des Julikriegs. Tagelang bekämpften sich hier die israelischen Invasoren und die Kämpfer der Hizbollah. Auch hier sind in einigen Straßen die Häuser bis auf die Fundamente zerstört worden, selbst die Moschee am Stadtrand trug schwere Schäden davon. An vielen Häusern in der Kleinstadt weht die Fahne Katars, das einen Großteil der Kosten für den Wiederaufbau des Ortes schultert. Ungeachtet der immensen Schäden ist in dem Ort längst wieder Normalität eingekehrt, Kinder toben in der Pause auf dem Schulhof, auf der Hauptstraße findet zwischen den Ruinen ein Wochenmarkt statt.
Parallel zum Verlauf der libanesisch-israelischen Grenze setzen wir unseren Weg in Richtung Norden fort, unser nächstes Ziel heisst Nabatieh. Hinter dem Ort Addaisseh verläuft die Strasse nur wenige Meter vom israelischen Grenzzaun entfernt. Uns bietet sich ein malerischer Blick auf den Berg Hermon, die Shebaafarmen, die von Israel besetzten Golanhöhen und auf Metula, die nördlichste Stadt Israels. Nur etwa 15 Meter von uns entfernt ackern auf israelischer Seite Bauern in ihren Weinfeldern. Auf libanesischer Seite ist die Straße gesäumt von Fahnen der Hisbollah und Bildern ihrer "Märtyrer". In Höhe des libanesischen Dorfes Kfar Kila sind die ersten israelischen Häuser nur etwa 50 Meter vom Grenzzaun entfernt. Nur wenig deutet daraufhin, dass wir uns an hier einem der brisantesten Orte des Nahen Ostens befinden.
An einer Straßenkreuzung in Kfar Kila fragen wir einen Mann am Straßenrand nach dem Weg nach Nabatieh. Er will auch in die Hauptstadt des südlibanesischen Regierungsbezirks und so lassen wir den kräftigen Mittdreißiger mit Vollbart einsteigen. Er stellt sich uns als "Ghalib" vor, aber das ist sicher nicht sein richtiger Name, bedeutet aber "der Siegreiche". Ghalib erklärt er wohne in Nabatieh, arbeite aber für die Hisbollah in Kfar Kila. Auf unsere Frage nach seinem Tätigkeitsbereich innerhalb der Bewegung erklärt er kurz und knapp: "Ich bin Kämpfer. Ich töte Zionisten." Natürlich, so beeilt er sich hinzuzufügen, habe er überhaupt nichts gegen Juden, aber gegen die Zionisten müsse man sich verteidigen, andernfalls erginge es den Libanesen wie den Palästinensern und sie würden aus ihrer Heimat vertrieben. Er liebe seine Frau und die Wasserpfeifen viel lieber als das Töten, nur lasse ihm Israel keine andere Wahl.
Auf der knapp 20-minütigen Fahrt nach Nabatieh erklärt uns Ghalib, wann welcher Hizbollah-Kämpfer auf welchem der umliegenden Hügel zum "Maertyrer" geworden sei. Unter anderem zeigt er uns die Stelle, an der Hassan Nasrallahs Sohn Hadi Ende der 1990er von Israels Armee getötet wurde. Ich biete unserem Mitfahrer als Zeichen des guten Willens einen Kaugummi der im Libanon sehr beliebten Marke "Chiclets" an, doch Ghalib verzichtet, da Chiclets zu einem US-Konzern gehört und Ghalib US-amerikanische Firmen boykottiert. Einen Schluck von meiner Coca Cola biete ich ihm gar nicht erst an.
Wir haben einen Termin an der Libanesischen Universitaet in Nabatieh und setzen unseren Begleiter in der Stadt ab. Hier sind weitaus weniger Kriegsschäden zu erkennen als in den Orten weiter südlich. Es ist früher Nachmittag und wir entschliessen uns in Richtung Süden zurückzukehren und steuern die alte Kreuzfahrerburg Beaufort Castle an. Während der israelischen Besatzung des Südlibanon von 1982 bis 2000 diente die Burg der israelischen Armee als Beobachtungsposten, heute wehen die Fahnen der Hizbollah und der Amal-Bewegungüber dem Areal, das vor dem Rückzug von der israelischen Armee nahezu vollständig zerstört wurde.
Wir haben die Ruinen ganz für uns und bei strahlend blauem Himmel bietet sich uns ein majestätischer Rundblick bis zum Mittelmeer im Westen, Nabatieh im Norden, die schneebedeckten Höhen des Hermonmassivs, die grünen Golanhoehen, die israelische Ebene und die sanften Hügel des Jabal Amel im Südlibanon. Tief unter uns bahnt sich der knapp 10 Meter breite Litani-Fluss in einer Schlucht seinen Weg in Richtung Mittelmeer.
Fuer den späten Nachmittag sind wir mit einem Bekannten in Deir Mimas verabredet, einem kleinen christlichen Ort auf der anderen Seite des Flusses. Vor dem Dorfladen in Deir Mimas ist ein UNIFIL-Panzer vorgefahren, die spanischen Soldaten die mit ihren Bärten auch als Hisbollah-Kämpfer durchgehen könnten genehmigen sich um kurz nach 16 Uhr ihr Feierabendbier. Ein Soldat aus Cadiz trägt schon eine beachtliche Alkoholfahne vor sich her.
Wir trinken Kaffee mit unserem Gastgeber und er erzählt uns vom Leben hier. Das Verhältnis zwischen Schiiten und Christen in der Region sei unproblematisch, die Beziehungen aber nicht besonders eng. Anders als in Beirut sind die Dörfer hier sehr homogen. Deir Mimas sei zu 100% christlich, der Nachbarort Kfar Kila werde zu 90% von Schiiten bewohnt, man kann sich also aus dem Weg gehen.
Nach Einschätzung unseres Bekannten war das Leben zu Zeiten der israelischen Besatzung besser. Ohne Probleme habe man eine Einreiseerlaubnis für Israel erhalten, viele Bewohner des Südlibanon hätten gutes Geld in Israel verdient. War man krank, habe man sich im Krankenhaus von Haifa kostenlos behandeln lassen können, zum Urlaub gings nach Elat ans Rote Meer. "Israel ist ein großartiges Land, sehr fortschrittlich, wie die USA oder Europa."
Sein Cousin lebt mittlerweile in Deutschland. Während der israelischen Besatzung war er Mitglied der South Lebanese Army, der libanesischen Vasallenarmee der Israelis. Aus Angst vor Racheangriffen siedelte er nach dem israelischen Rückzug nach Israel über und ging später nach Deutschland.
Während des Sommerkriegs seien praktisch alle knapp 1000 Einwohner des Dorfes nach Beirut geflohen. Dann sei die Hizbollah gekommen und habe von Deir Mimas aus Raketen auf Israel abgefeuert. Gemeinsam mit unserem Gastgeber fahren wir ein paar hundert Meter außerhalb des Dorfes zu einer Kirche oberhalb des Litani. Die Kirche ist schwer beschädigt, eine israelische Rakete hat das Dach durchschossen. Vom Haus daneben stehen nur noch die Grundmauern. Auch der Friedhof wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen, viele der kleinen Häuser in denen die Toten hier bestattet werden zeigen Spuren des Kriegs.
Dann sehen wir den Grund fuer die Zerstörungen. Wenige Schritte von dem Kirchengelände sehen wir eine Art Befestigung die inmitten eines Olivenhains errichtet wurde. Von hier aus habe die Hizbollah Katjuscha-Raketen auf Israel abgeschossen, berichtet unser Bekannter. Dann seien die israelischen Flugzeuge gekommen, hätten die Hizbollahstellung unter Beschuss genommen und dabei auch die Kirche und das nebenstehende Haus zerstört.
Unser Gastgeber hat nach eigener Aussage keine Probleme mit der Hizbollah und respektiert Hassan Nasrallah als einen charismatischen Führer, der sich positiv von den anderen Politikern des Libanon abhebe. Er habe jedoch kein Verständnis dafuer, dass die Hizbollah Unbeteiligte in ihren Kampf hineinziehe. "Die Hizbollah hat von hier aus geschossen, die Israelis haben zurückgefeuert und die Kirche zerstört. Keiner von beiden wird sie wieder aufbauen. Wer hat also den Krieg verloren? Wir haben verloren. Deir Mimas hat verloren. Der Libanon hat verloren."
Dienstag, 6. März 2007
Libanon - Wandern zwischen Klostern und Kriegsruinen
Das fruehlingshafte Wetter am Sonntag lockte zu einer neuen Wanderung durch die Berge des Libanon. Wir beginnen unsere Tour in 150 Metern Hoehe in der Naehe von Amioun, einer Kleinstadt etwa 80 Kilometer noerdlich von Beirut. Hier bahnt sich der kleine aber reissende Fluss "Abu Ali" durch eine Enge Bergschlucht seinen Weg zur Muendung in Tripoli.
Steil schlaengelt sich unser Weg vom Fluss in Serpentinen den Hang hinauf. Wir passieren ein Kloster, das an einem Abgrund hoch ueber dem Fluss thront und nur ueber diesen schmalen Weg erreichbar ist. Noch immer leben in dieser Abgeschiedenheit Moenche, auf dem Rueckweg werden uns zwei von ihnen entgegenkommen.
Der Weg fuehrt uns weiter die Berge hinauf durch Olivenplantagen und Nadelwaelder. Ueberall liegen leere Patronenhuelsen die Jaeger hier hinterlassen haben und wir begegnen einem Jaeger der Jagd auf Voegel macht - ein beliebtes Freizeitvergnuegen vieler Libanesen. Spaeter passieren wir auch eine der wenigen Schweinefarmen des Libanon. Ein Bauer hat jedenfalls in einer Baracke mehrere der Borstentiere eingefercht die von zwei aufmerksamen Hunden bewacht werden.
In knapp 1000 Meter Hoehe erreichen wir ein Kloster, das Symeon Stylites gewidmet ist. Dieser Moench soll im 5.Jahrhundert n.Chr. in der Naehe von Aleppo mehr als 30 Jahre lang als Asket auf einer Saeule gelebt haben. Dementsprechend zeigt heute eine Statue den baertigen Geistlichen auf einer Saeule hoch ueber dem Kloster, das an diesem Sonntag von vielen Glaeubigen besucht wird, die anders als wir jedoch mit dem Auto anreisen .
Das Wetter in den Bergen zeigt sich recht wechselhaft. Mal bieten sich uns faszinierende Blicke auf die schneebedeckten Gipfel des Mont Liban, die Bergstadt Ehden oder den Sitz des maronitischen Patriarchen Nasrallah Sfeir dann wieder ziehen Wolkenfetzen mystisch an uns vorueber und umhuellen uns in dichtem Grau, das nur vom Autolaerm aus dem Tal durchdrungen wird.
Nach etwas mehr als fuenf Stunden haben wir schliesslich das Ziel unserer Wanderung erreicht - eine Antennenstation des libanesischen Radios in knapp 1500 Metern Hoehe, die waehrend des Juli-Augustkriegs im vergangenen Jahr von der israelischen Luftwaffe bombardiert wurde. Wir zoegern zunaechst uns der Ruine zu naehern aus Angst vor nicht explodierten Sprengkoerpern. Dann sehen wir jedoch eine aeltere Frau die hier Kraeuter sammelt und wir entschliessen uns, das umzaeunte Gelaende zu erkunden.
Zwei Bomben trafen die massive Stahlbeton-Konstruktion der Antenne und liessen diese in etwa 10 Metern Hoehe abknicken. Auch die umstehenden Gebaeude wurden schwer beschaedigt. Allerdings wurden diese wohl schon vor dem Krieg nicht mehr vom staatlichen libanesischen Hoerfunk genutzt. Darauf lassen zumindest Schriftzuege schliessen, die bereits im Jahr 2005 von Wanderern an den Waenden im Inneren hinterlassen wurden.
Steil schlaengelt sich unser Weg vom Fluss in Serpentinen den Hang hinauf. Wir passieren ein Kloster, das an einem Abgrund hoch ueber dem Fluss thront und nur ueber diesen schmalen Weg erreichbar ist. Noch immer leben in dieser Abgeschiedenheit Moenche, auf dem Rueckweg werden uns zwei von ihnen entgegenkommen.
Der Weg fuehrt uns weiter die Berge hinauf durch Olivenplantagen und Nadelwaelder. Ueberall liegen leere Patronenhuelsen die Jaeger hier hinterlassen haben und wir begegnen einem Jaeger der Jagd auf Voegel macht - ein beliebtes Freizeitvergnuegen vieler Libanesen. Spaeter passieren wir auch eine der wenigen Schweinefarmen des Libanon. Ein Bauer hat jedenfalls in einer Baracke mehrere der Borstentiere eingefercht die von zwei aufmerksamen Hunden bewacht werden.
In knapp 1000 Meter Hoehe erreichen wir ein Kloster, das Symeon Stylites gewidmet ist. Dieser Moench soll im 5.Jahrhundert n.Chr. in der Naehe von Aleppo mehr als 30 Jahre lang als Asket auf einer Saeule gelebt haben. Dementsprechend zeigt heute eine Statue den baertigen Geistlichen auf einer Saeule hoch ueber dem Kloster, das an diesem Sonntag von vielen Glaeubigen besucht wird, die anders als wir jedoch mit dem Auto anreisen .
Das Wetter in den Bergen zeigt sich recht wechselhaft. Mal bieten sich uns faszinierende Blicke auf die schneebedeckten Gipfel des Mont Liban, die Bergstadt Ehden oder den Sitz des maronitischen Patriarchen Nasrallah Sfeir dann wieder ziehen Wolkenfetzen mystisch an uns vorueber und umhuellen uns in dichtem Grau, das nur vom Autolaerm aus dem Tal durchdrungen wird.
Nach etwas mehr als fuenf Stunden haben wir schliesslich das Ziel unserer Wanderung erreicht - eine Antennenstation des libanesischen Radios in knapp 1500 Metern Hoehe, die waehrend des Juli-Augustkriegs im vergangenen Jahr von der israelischen Luftwaffe bombardiert wurde. Wir zoegern zunaechst uns der Ruine zu naehern aus Angst vor nicht explodierten Sprengkoerpern. Dann sehen wir jedoch eine aeltere Frau die hier Kraeuter sammelt und wir entschliessen uns, das umzaeunte Gelaende zu erkunden.
Zwei Bomben trafen die massive Stahlbeton-Konstruktion der Antenne und liessen diese in etwa 10 Metern Hoehe abknicken. Auch die umstehenden Gebaeude wurden schwer beschaedigt. Allerdings wurden diese wohl schon vor dem Krieg nicht mehr vom staatlichen libanesischen Hoerfunk genutzt. Darauf lassen zumindest Schriftzuege schliessen, die bereits im Jahr 2005 von Wanderern an den Waenden im Inneren hinterlassen wurden.
Samstag, 3. März 2007
Anti-Buergerkriegsdemo in Beirut
Die libanesische Gesellschaft ist tief gespalten - auf der einen Seite stehen die Anhaenger des Regierungslagers, die "Kraefte des 14.Maerz", auf der anderen Seite die Opposition, auch bekannt als "Bewegung des 8.Maerz". Dazwischen gibt es jedoch eine wachsende Zahl Libanesen, die sich weder dem einen noch dem anderen Lager zugehoerig fuehlt und von der politischen Klasse im Libanon keine Loesung fuer die Probleme des Landes erwartet.
Um diesen Enttaueschten eine Stimme zu geben hatte ein Buendnis aus 12 unabhangigen zivilgesellschaftlichen Gruppen fuer den heutigen Nachmittag zu einer Kundgebung an der Bechara El Khoury Statue im Zentrum Beiruts aufgerufen. Unter dem Motto "Pass Auf! Wach Auf!" sollte hier vor allem jungen Leuten ein Forum gegeben werden ihren Zorn und ihre Enttaueschung ueber die politischen Eliten des Libanon auszudruecken. Die zunehmende Frustration Vieler sollte in konstruktiver Weise gezeigt werden und gleichzeitig ein Zeichen der Einigkeit ueber Konfessionsgrenzen hinweg von der Demonstration ausgehen.
Gegen 15 Uhr hatten sich etwa 300 Menschen, in der Mehrzahl Studenten, an dem Denkmal zu Ehren des ersten libanesischen Staatspraesidenten eingefunden. Dieser Ort wurde nicht zufaellig ausgwaehlt. Wenige Meter von hier verlief waehrende des Buergerkriegs die Green Line, die Beirut in einen christlichen Ostteil und einen muslimischen Westen trennte. Ausserdem liegt der Platz an der Schnittstelle von christlichen, sunnitischen und schiitischen Wohngebieten. Ausserdem sei Khoury ein Vertreter der ersten libanesischen Unabhaengigkeitsbewegung gewesen, die zweite Unabhaengigkeitsbewegung sei gegenwaertig noch im vollem Gang, erklaert Rabi, einer der Mitorganisatoren, da die libanesische Politik viel zu sehr von auslaendischen Interessen beeinflusst werde.
Rabi ist zufrieden mit der Anzahl der Kunsgebungsteilnehmer - gemessen daran, dass keine politische Partei hinter den Organisatoren steht und nur wenig Geld fuer Werbung ausgegeben werden konnte. Dennoch sei es schwierig junge Leute zum Mitmachen zu bewegen, so der Student der American University of Beirut.: "Viele sagen: 'Ihr koennt ja doch nichts bewegen, die groessen politischen Lager haben Hunderttausende hinter sich.' Wir aber glauben daran, dass man etwas veraendern kann, weil sich etwas veraendern muss"
Jeder Demonstrant wurde aufgefordert einen weissen Handabdruck auf einer schwarzen Wand zu hinterlassen, der ein Zeichen der Hoffnung in der dunklen Zeit, die der Libanon gegenwaertig durchlaufe, setzen sollte. Gleichzeitig werde damit die Verpflichtung eines jeden Einzelnen ausgedrueckt den Freiden im Libanon zu erhalten. Ein weisser Handabdruck auf schwarzem Hintergrund ist auch das Logo der Bewegung, die im libaneschen Arabisch "Ou3a" heisst.
Spaeter setzte hoehnischer Beifall ein, mit dem dem "unverantwortlichen Verhalten der Politiker" applaudiert wurde. Einen derartigen Protest gegen die Politiker jeglicher Couleur im Libanon hat es bislang noch nie gegeben. Dementsprechend gross ist auch das Medienaufkommen, die Organisatoren werden von Hoerfunk- und Zeitungsreportern umlagert, Fotografen balgen sich um die besten Aufnahmen. Autofahrer, die auf der sechsspurigen Hauptstrasse an der Kundgebung vorbeifahren schauen verwundert, einige Hupen zustimmend. Kinder aus den umliegenden Vierteln haben Spass daran ihre Haende in die weisse Farbe zu tunken, decken sich mit T-Shirts und Aufklebern ein.
Zu den Zielen der Kampagne erklaert Rabi: "Die Probleme im Libanon beginnen nicht bei den Politikern sondern bei den Menschen. Wir Libanesen muessen aufhoeren immer zuerst an unsere Religion und Konfession zu denken. Ich sollte Politiker nicht unterstuetzen weil sie meiner Religion angehoeren oder den gleichen Feind haben wie ich, sondern weil sie das Wohl aller Libanesen im Sinn haben. Wenn wir wenigstens bei einigen Libanesen dieses Bewusstsein schaffen koennen, haben wir schon viel erreicht. Die Generation unserer Eltern hat 1975 den Ausbruch des Buergerkriegs nicht verhindern koennen - wir muessen es 2007 schaffen!"
Um diesen Enttaueschten eine Stimme zu geben hatte ein Buendnis aus 12 unabhangigen zivilgesellschaftlichen Gruppen fuer den heutigen Nachmittag zu einer Kundgebung an der Bechara El Khoury Statue im Zentrum Beiruts aufgerufen. Unter dem Motto "Pass Auf! Wach Auf!" sollte hier vor allem jungen Leuten ein Forum gegeben werden ihren Zorn und ihre Enttaueschung ueber die politischen Eliten des Libanon auszudruecken. Die zunehmende Frustration Vieler sollte in konstruktiver Weise gezeigt werden und gleichzeitig ein Zeichen der Einigkeit ueber Konfessionsgrenzen hinweg von der Demonstration ausgehen.
Gegen 15 Uhr hatten sich etwa 300 Menschen, in der Mehrzahl Studenten, an dem Denkmal zu Ehren des ersten libanesischen Staatspraesidenten eingefunden. Dieser Ort wurde nicht zufaellig ausgwaehlt. Wenige Meter von hier verlief waehrende des Buergerkriegs die Green Line, die Beirut in einen christlichen Ostteil und einen muslimischen Westen trennte. Ausserdem liegt der Platz an der Schnittstelle von christlichen, sunnitischen und schiitischen Wohngebieten. Ausserdem sei Khoury ein Vertreter der ersten libanesischen Unabhaengigkeitsbewegung gewesen, die zweite Unabhaengigkeitsbewegung sei gegenwaertig noch im vollem Gang, erklaert Rabi, einer der Mitorganisatoren, da die libanesische Politik viel zu sehr von auslaendischen Interessen beeinflusst werde.
Rabi ist zufrieden mit der Anzahl der Kunsgebungsteilnehmer - gemessen daran, dass keine politische Partei hinter den Organisatoren steht und nur wenig Geld fuer Werbung ausgegeben werden konnte. Dennoch sei es schwierig junge Leute zum Mitmachen zu bewegen, so der Student der American University of Beirut.: "Viele sagen: 'Ihr koennt ja doch nichts bewegen, die groessen politischen Lager haben Hunderttausende hinter sich.' Wir aber glauben daran, dass man etwas veraendern kann, weil sich etwas veraendern muss"
Jeder Demonstrant wurde aufgefordert einen weissen Handabdruck auf einer schwarzen Wand zu hinterlassen, der ein Zeichen der Hoffnung in der dunklen Zeit, die der Libanon gegenwaertig durchlaufe, setzen sollte. Gleichzeitig werde damit die Verpflichtung eines jeden Einzelnen ausgedrueckt den Freiden im Libanon zu erhalten. Ein weisser Handabdruck auf schwarzem Hintergrund ist auch das Logo der Bewegung, die im libaneschen Arabisch "Ou3a" heisst.
Spaeter setzte hoehnischer Beifall ein, mit dem dem "unverantwortlichen Verhalten der Politiker" applaudiert wurde. Einen derartigen Protest gegen die Politiker jeglicher Couleur im Libanon hat es bislang noch nie gegeben. Dementsprechend gross ist auch das Medienaufkommen, die Organisatoren werden von Hoerfunk- und Zeitungsreportern umlagert, Fotografen balgen sich um die besten Aufnahmen. Autofahrer, die auf der sechsspurigen Hauptstrasse an der Kundgebung vorbeifahren schauen verwundert, einige Hupen zustimmend. Kinder aus den umliegenden Vierteln haben Spass daran ihre Haende in die weisse Farbe zu tunken, decken sich mit T-Shirts und Aufklebern ein.
Zu den Zielen der Kampagne erklaert Rabi: "Die Probleme im Libanon beginnen nicht bei den Politikern sondern bei den Menschen. Wir Libanesen muessen aufhoeren immer zuerst an unsere Religion und Konfession zu denken. Ich sollte Politiker nicht unterstuetzen weil sie meiner Religion angehoeren oder den gleichen Feind haben wie ich, sondern weil sie das Wohl aller Libanesen im Sinn haben. Wenn wir wenigstens bei einigen Libanesen dieses Bewusstsein schaffen koennen, haben wir schon viel erreicht. Die Generation unserer Eltern hat 1975 den Ausbruch des Buergerkriegs nicht verhindern koennen - wir muessen es 2007 schaffen!"
Donnerstag, 1. März 2007
Ein Besuch an der Libanesischen Universitaet in Zahle
Eigentlich hatten wir einen Termin mit dem Direktor der Fakultaet fuer Sozialwissenschaften an der Libanesischen Universitaet in Zahle, am Ende fanden wir uns jedoch in einer Propagandaveranstaltung der libanesischen Opposition wieder.
Als wir heute Mittag gegen halb Zwei vor der sozialwissenschaftlichen Fakultaet in Zahle, dem Zentrum der Bekaa-Ebene, eintreffen, werden wir von lauter Musik empfangen die aus den Fenstern des Hoersaals im ersten Stock droehnt. Vor dem Gebaeude parken mehrere Armeefahrzeuge, Soldaten stehen gelangweilt herum. Wir betreten das Institut und werden von mehreren Studentinnen nach oben gebeten. Es gebe eine kleine Feier, erklaert man uns und wir seien herzlich eingeladen.
In dem Saal befinden sich zu diesem Zeitpunkt schon ueber 200 Studenten, wie fast immer in den sozialwissenschaftlichen Fakultaeten der libanesischen Unis zu etwa 80% Frauen. Etwa ein Drittel von ihnen laesst das Haar unverhuellt, die anderen tragen ein Kopftuch, manche auch einen Schleier nach iranischem Vorbild. Vorne im Saal hat man ein Podium aufgebaut, Kamerateams machen sich bereit und als wir an der Wand das Spruchband "Hand in Hand bauen wir auf und widerstehen wir unserem einzigen Feind Israel" sehen, daemmert uns, dass hier wohl keine Feier zum Abschluss des Wintersemesters stattfindet, sondern eine politische Kundgebung.
Jetzt erkennen wir auch das Lied wieder, dass die Anwesenden in einer Endlosschleife in ohrenbetaeubender Lautstaerke beschallt. Es handelt sich um ein Lied, dass anlaesslich des "Siegs ueber Israel" geschrieben wurde und das man in bestimmten Vierteln Beiruts des oefteren zu hoeren bekommt.
Die heutige Kundgebung ist eine Solidaritaetsveranstaltung fuer die Organisation Jihad al-Binaa, deren Konten in der vergangenen Woche vom US-Finanzministerium eingefroren wurden. Neben Studentenvertretern und dem Generalsekretaer von Jihad al-Binaa im Bekaatal ist Trad Hamadeh Hauptredner der Veranstaltung. Hamadeh ist Hisbollahmitglied und war bis zu seinem Ruecktritt im November 2006 Arbeitsminister im Kabinett von Ministerpraesident Fuad Siniora. Ungeachtet seines Ruecktritts wird Hamadeh von allen Rednerweiter unverdrossen mit "Herr Minister" angesprochen.
Um vor den Fernsehkameras ein gutes Bild abzugeben verteilen Studentenaktivisten unter den insgesamt mehr als 300 Zuhoerern, die sich bis auf den Balkon und ins Treppenhaus draengen, libanesische Flaggen und Fahnen von Jihad al-Binaa. Viele Studentinnen wedeln enthusiastisch mit ihren Notizbloecken die sie mit Bildern Hassan Nasrallahs beklebt haben. Auch sonst wissen die Studenten wie sie wann zu reagieren haben. Wann immer der Name "Bush" faellt, setzen Buhrufe ein, spricht ein Redner von Hassan Nasrallah folgt lautes Klatschen oder man beginnt mit Hochrufen auf "Abu Hadi", so ein Kosename des Hisbollahfuehrers nach seinem aeltesten Sohn Hadi, der 1997 von der israelischen Armee getoetet wurde.
Die Redner bekunden die Solidaritaet der Studenten mit Jihad al-Binaa und verurteilen die Entscheidung des US-Ministeriums. Im Grunde setze die Nichtregierungsorganisation nur die Politik des Maertyrers Rafik Hariri fort. So wie dieser das Zentrum Beiruts nach dem Krieg aufgebaut habe, bemuehe sich auch Jihad al-Binaa um den Wiederaufbau des Libanon.
Trad Hamadeh holt als letzter Redner zum ganz grossen Schlag gegen die US-Politik aus. Der "amerikanisch-zionistische Terrorismus" sei die Wurzel allen Uebels im Nahen Osten. Er zeige sich Tag fuer Tag in der Besetzung Palaestinas und des Irak, in der Behandlung der Gefangenen in Abu Ghraib und Guantanamo.
Ziel der US-Regierung sei es im Libanon einen Krieg zwischen den Konfessionen nach irakischem Vorbild zu entfachen. Weil ihr das Zusammenleben der Konfessionen im Libanon ein Dorn im Auge sei, lasse die US-Botschaft in Beirut seit dem "Maertyrertod" Rafik Hariris nichts unversucht den Zwist zwischen den Konfessionen zu schueren.
Hamadehs Rede zieht sich ueber eine halbe Stunde hin, viele Studenten sind zunehmend gelangweilt, verlassen den Raum oder verschicken SMS. Auch wir haben irgendwann genug von den langatmigen Ausfuehrungen des Ex-Ministers und verlassen vorzeitig die Veranstaltung. Den Institutsdirektor treffen wir heute uebrigens nicht mehr an. Er ist Unterstuetzer der Lebanese Forces und hat aus Protest gegen die Oppositionskundgebung die Universitaet vorzeitig verlassen.
Als wir heute Mittag gegen halb Zwei vor der sozialwissenschaftlichen Fakultaet in Zahle, dem Zentrum der Bekaa-Ebene, eintreffen, werden wir von lauter Musik empfangen die aus den Fenstern des Hoersaals im ersten Stock droehnt. Vor dem Gebaeude parken mehrere Armeefahrzeuge, Soldaten stehen gelangweilt herum. Wir betreten das Institut und werden von mehreren Studentinnen nach oben gebeten. Es gebe eine kleine Feier, erklaert man uns und wir seien herzlich eingeladen.
In dem Saal befinden sich zu diesem Zeitpunkt schon ueber 200 Studenten, wie fast immer in den sozialwissenschaftlichen Fakultaeten der libanesischen Unis zu etwa 80% Frauen. Etwa ein Drittel von ihnen laesst das Haar unverhuellt, die anderen tragen ein Kopftuch, manche auch einen Schleier nach iranischem Vorbild. Vorne im Saal hat man ein Podium aufgebaut, Kamerateams machen sich bereit und als wir an der Wand das Spruchband "Hand in Hand bauen wir auf und widerstehen wir unserem einzigen Feind Israel" sehen, daemmert uns, dass hier wohl keine Feier zum Abschluss des Wintersemesters stattfindet, sondern eine politische Kundgebung.
Jetzt erkennen wir auch das Lied wieder, dass die Anwesenden in einer Endlosschleife in ohrenbetaeubender Lautstaerke beschallt. Es handelt sich um ein Lied, dass anlaesslich des "Siegs ueber Israel" geschrieben wurde und das man in bestimmten Vierteln Beiruts des oefteren zu hoeren bekommt.
Die heutige Kundgebung ist eine Solidaritaetsveranstaltung fuer die Organisation Jihad al-Binaa, deren Konten in der vergangenen Woche vom US-Finanzministerium eingefroren wurden. Neben Studentenvertretern und dem Generalsekretaer von Jihad al-Binaa im Bekaatal ist Trad Hamadeh Hauptredner der Veranstaltung. Hamadeh ist Hisbollahmitglied und war bis zu seinem Ruecktritt im November 2006 Arbeitsminister im Kabinett von Ministerpraesident Fuad Siniora. Ungeachtet seines Ruecktritts wird Hamadeh von allen Rednerweiter unverdrossen mit "Herr Minister" angesprochen.
Um vor den Fernsehkameras ein gutes Bild abzugeben verteilen Studentenaktivisten unter den insgesamt mehr als 300 Zuhoerern, die sich bis auf den Balkon und ins Treppenhaus draengen, libanesische Flaggen und Fahnen von Jihad al-Binaa. Viele Studentinnen wedeln enthusiastisch mit ihren Notizbloecken die sie mit Bildern Hassan Nasrallahs beklebt haben. Auch sonst wissen die Studenten wie sie wann zu reagieren haben. Wann immer der Name "Bush" faellt, setzen Buhrufe ein, spricht ein Redner von Hassan Nasrallah folgt lautes Klatschen oder man beginnt mit Hochrufen auf "Abu Hadi", so ein Kosename des Hisbollahfuehrers nach seinem aeltesten Sohn Hadi, der 1997 von der israelischen Armee getoetet wurde.
Die Redner bekunden die Solidaritaet der Studenten mit Jihad al-Binaa und verurteilen die Entscheidung des US-Ministeriums. Im Grunde setze die Nichtregierungsorganisation nur die Politik des Maertyrers Rafik Hariri fort. So wie dieser das Zentrum Beiruts nach dem Krieg aufgebaut habe, bemuehe sich auch Jihad al-Binaa um den Wiederaufbau des Libanon.
Trad Hamadeh holt als letzter Redner zum ganz grossen Schlag gegen die US-Politik aus. Der "amerikanisch-zionistische Terrorismus" sei die Wurzel allen Uebels im Nahen Osten. Er zeige sich Tag fuer Tag in der Besetzung Palaestinas und des Irak, in der Behandlung der Gefangenen in Abu Ghraib und Guantanamo.
Ziel der US-Regierung sei es im Libanon einen Krieg zwischen den Konfessionen nach irakischem Vorbild zu entfachen. Weil ihr das Zusammenleben der Konfessionen im Libanon ein Dorn im Auge sei, lasse die US-Botschaft in Beirut seit dem "Maertyrertod" Rafik Hariris nichts unversucht den Zwist zwischen den Konfessionen zu schueren.
Hamadehs Rede zieht sich ueber eine halbe Stunde hin, viele Studenten sind zunehmend gelangweilt, verlassen den Raum oder verschicken SMS. Auch wir haben irgendwann genug von den langatmigen Ausfuehrungen des Ex-Ministers und verlassen vorzeitig die Veranstaltung. Den Institutsdirektor treffen wir heute uebrigens nicht mehr an. Er ist Unterstuetzer der Lebanese Forces und hat aus Protest gegen die Oppositionskundgebung die Universitaet vorzeitig verlassen.
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