In vielen Vierteln Kairos gehören sie zum Stadtbild - Menschentrauben die sich lautstark um ein Loch in einer Häuserwand drängen. Diese Luke gehört dann zu einer der Bäckereien, die staatlich subventioniertes Brot verkaufen. 5 Piaster, umgerechnet etwa 0,6 Cent kostet hier ein Laib des runden Baladi-Brotes.
Nach Einschätzung der ägyptischen Regierung sind etwa 30% der Ägypter auf das subventionierte Weißbrot angewiesen und für eben diese Zahl soll eigentlich auch das verbilligte Brot bereitgestellt werden. In den vergangenen 10 Monaten hat sich der Weltmarktpreis für Weizen jedoch verdreifacht. Etwa die Hälfte der 14 Millionen Tonnen Weizen, die in Ägypten pro Jahr verbraucht werden, müssen importiert werden.
Obwohl die Regierung die jährlichen Ausgaben für Nahrungsmittelsubventionen in diesem Jahr von etwa 10 auf mehr als 13 Milliarden US-Dollar angehoben hat, können die staatlichen Bäckereien zur Zeit nur deutlich weniger billiges Brot abgeben als noch vor einem Jahr. Hinzu kommt, dass zahlreicher Verantwortlich in den staatlichen Bäckereibetrieben das subventionierte Mehl unter der Hand an Privatbäckereien weiterverkaufen. Dadurch kann noch weniger günstiges Brot vergeben werden.
Umso heftiger ist das tägliche Gedränge an den Brotverteilstellen. In den letzten Wochen sind mindestens sieben Menschen in den Schlangen vor den Bäckereien ums Leben gekommen, 2 von ihnen wurden erstochen, 5 weitere kollabierten in dem Gedränge tödlich. Nicht subventioniertes Brot kostet das 10 bis 20 fache - daher ist es für viele Familien lebensnotwendig das Baladi-Brot an den staatlichen Stellen zu ergattern. Vor 10 Tagen wies Staatspräsiden Husni Mubarak die Armee an ihre Bäckereien zu öffnen und zusätzliches Bort zu backen. Eine Linderung der Lage konnte dadurch aber bislang nicht erreicht werden.
In der Bevölkerung beginnt die Geduld mit der Regierung angesichts der fortdauernden Brotkrise zu sinken. Am 23. März versprach Ministerpräsident Ahmad Nazif, die Krise innerhalb von sechs Wochen zu lösen. Die Tageszeitung al-Masri al-Yawm erinnert den Regierungschef miteinem täglichen Countdown an sein Versprechen. Heute steht die Tagesanzeige auf dem Blatt bei 33.
Für kommenden Sonntag, den 6. April, haben verschiedene Oppositionsgruppen, darunter das Bündnis "Kefaya"und die Muslimbrüder, zu einem Generalstreik aufgerufen. Per SMS und E-Mail werden Arbeiter, Angestellte und Studenten aufgerufen, sich an den Protesten zu beteiligen. Diese richten sich nicht nur gegen die hohen Preise für Grundnahrungsmittel, sondern auch gegen die niedrigen Löhne und die verbreitete Korruption im Land.
Gegenwärtig ist noch nicht absehbar, wie viele Menschen sich an dem Ausstand beteiligen werden, da die staatlich kontrollierten Gewerkschaften ihre Mitglieder offiziell angewiesen haben, zur Arbeit zu erscheinen. Auch ist fraglich, ob die Regierung zwei Tage vor den Kommunalwahlen am 8. April große Demonstrationen in Kairo, Alexandria oder anderen Orten zulassen wird, auf denen der Regierung Versagen vorgeworfen wird.
Mittwoch, 2. April 2008
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