Der arabische Fernsehzuschauer kann aus einer Vielzahl von Sportprogrammen wählen, die die Spiele der großen europäischen Fußballligen live übertragen. Die Champions League und die englische Premier League werden vom Pay TV - Sender ART Sports übertragen, al-Jazeeras Sportkanäle zeigen die italienische Serie A, die spanische Primera Division sowie den DFB-Pokal und die Bundesliga wird von Dubai Sports via Hotbird und Nilesat in die arabischen Wohnzimmer und Kaffeehäuser übertragen.
An einigen Wochenenden ist es daher möglich sowohl das Freitagsspiel, als auch die Top-Partie des Samstags und ein Sonntagsspiel live irgendwo zwischen Algier und Abu Dhabi am Fernseher zu verfolgen. Tatsächlich sieht die Realität oft so aus, dass am Freitag Abend ein Spiel aus der Liga der Emirate gezeigt wird und am Samstag Nachmittag die Bundesliga zugunsten eines Pferde- oder Kamelrennens in Dubai aus dem Programm genommen wird. Eine Sonntagspartie wird hingegen immer gezeigt.
Die Berichterstattung beginnt meistens eine halbe Stunde vor Anpfiff mit dem "Bundesliga-Studio". In einem Fernsehstudio sitzen ein junger Moderator, sowie der Bundesliga-Experte Captain Fuad. Grundsätzlich wird im arabischen Fernsehen jeder ehemalige Fußballer, der heute die Spiele analysiert, als Captain angeredet. Captain Fuad ist etwa 50 Jahre alt, hat einen fein gestutzten Oberlippenbart und trägt das traditionelle Gewand der Golfstaaten, einen weißen Thawb mit einer rot-weißen Kuffiya. Während des Bundesliga-Studios werden noch einmal die Tore des letzten Spieltages gezeigt und Captain Fuad gibt seine Einschätzung darüber, was vom bevorstehenden Spiel zu erwarten ist.
Erst unmittelbar vor dem Anpfiff, nicht selten auch eine gute Minute nach dem Anstoß, übergibt der Moderator an den Kommentator und die Übertragung des eigentlichen Spiels beginnt. Der Kommentator selbst sitzt auch im klimatisierten Studio in Dubai, weshalb es schon einmal vorkommt, dass sich der Mann im falschen Stadion oder in der falschen Stadt wähnt.
Arabische Fernsehkommentatoren arbeiten wie Radiokommentatoren in Europa, das heißt es wird pausenlos und ohne Unterbrechung geredet und fast bei jedem Pass wird der Name des Spielers, der sich gerade in Ballbesitz befindet, genannt. Ist der Spieler das erste Mal am Ball werden zudem Alter, Größe, Gewicht, Anzahl der absolvierten Bundesligapiele, der Tore und mögliche Länderspiele genannt, manchmal kommt noch der Geburtsort hinzu.
Außerdem scheint auf verschlungenen Wegen die legendäre "ran-Datenbank" in den Besitz von Dubai Sports gelangt zu sein. So kommt es vor, dass bei eher langweiligen Spielen der Kommentator unvermittelt und ohne jeden Zusammenhang zum Geschehen auf dem Rasen anfängt, die Rekordspieler der Bundesliga, angefangen bei Karl-Heinz Körbel zu dozieren, so geschehen vor ein paar Wochen bei der Partie Hertha BSC - MSV Duisburg.
In der Halbzeitpause und nach dem Spiel analysiert Captain Fuad dann die Partie und scheut dabei weder vor harscher Kritik noch davor zurück, binnen weniger Tage seine Meinung um 180 Grad zu ändern. Nach der Partie Werder Bremen - Schalke 04 wähnte er Kevin Kuranyi noch in einer tiefen Krise, nach dessen vier Toren gegen Cottbus erklärte Captain Fuad, Kuranyi habe eindrucksvoll bewiesen, dass er der derzeit beste deutsche Stürmer sei, der unbedingt ins Aufgebot von "al-Mannschaft", also des Nationalteams gehöre.
Anders als beim Fernsehduo Netzer-Delling kommen der arabische Moderator und sein Experte ohne Frotzeleien aus. Der Moderator dient als bloßer Stichwortgeber für Captain Fuad und lauscht ansonsten andächtig den Analysen des Ex-Fußballers ohne Widerworte zu geben.
Anders als bei Übertragungen der arabischen Ligen verzichten die Bundesligakommentatoren nach Toren darauf, selbige mit einem lang gezogenen "Goooooooooooooal" zu feiern als hätten die Vereinigten Arabischen Emirate gerade das entscheidende Tor im WM-Finale erzielt.
Die Namen von Fußballern mit muslimischem Hintergrund, die aus der Türkei oder anderen nicht-arabischen Ländern stammen, werden von den Kommentatoren kurzerhand arabisiert. Aus Werder Bremens Mesut Özil, wird der arabische Mas'ud, sein ivorischer Teamkollege Boubacar Sanogo zu Abu Bakr. Bayerns Mittelfeldstar Mehmet Scholl wurde bis zu seinem Rücktritt 2007 von den arabischen Fußballkommentatoren stets als Muhammad Scholl gefeiert.
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