Sie gehören zu Kairo wie der Nil und der Smog - die so genannten Bawabs, Türwächter, die in praktisch jedem Mietshaus im Erdgeschoss sitzen, die Eingangstür und damit auch indirekt das Leben der Hausbewohner bewachen. Ihre Aufgaben sind vielfältig: Gegen ein kleines Trinkgeld nehmen sie die Post entgegen, achten darauf, dass keine fremden Autos vor der Haustür parken, waschen die Autos der Mieter oder helfen den Frauen ihre Einkaufsbeutel nach oben zu schleppen, wenn mal wieder der Fahrstuhl streikt.
Unter den Ägyptern sind die Bawabs, die dem Klischee zufolge alle Mahmud heißen, wegen ihrer Ungebildetheit oft das Opfer von Witzen und es gilt als das größte Unglück einer Familie, sollte sich die Tochter in einen Bawab verlieben. Tatsächlich haben die Türwächter jedoch einige Macht und jeder Mieter ist gut beraten sich mit seinem Bawab gutzustellen. Er registriert nämlich genau wann wer das Haus verlässt und wann welcher Mieter wen zum Besuch empfängt.
In einer Gesellschaft, in der unverheirateten Paaren das Zusammenleben in einer gemeinsamen Wohnung nicht gestattet ist, sind daher Viele auf die Diskretion des Mannes an der Tür angewiesen. In meinem Haus stellt der Bawab nach Mitternacht einen Stuhl hinter die Tür der geräuschvoll zur Seite geschoben werden muss, um auch nächtliche Besuche nicht zu verpassen. Angeblich sollen auch viele Bawabs mit der ägyptischen Staatsicherheit zusammenarbeiten, die ihnen ihr karges Gehalt aufbessert.
Bis vor ein paar Jahren waren die meisten Bawabs Nubier aus Oberägypten oder dem Sudan, die in traditioneller Kleidung und mit weißem Turban auf dem Kopf ihren Dienst taten. In Ermangelung anderer Jobs haben mittlerweile jedoch überwiegend Einheimische oder junge Männer aus dem Nildelta Posten in den Hausfluren Kairos bezogen. In manchen Häusern leben die Bawabs in Erdgeschosswohnungen zusammen mit ihren Familien.
In meinem Haus teilen sich 3 Männer den Job an der Tür. Sie leben in einem kleinen, vielleicht 4 mal 2 Meter großen Verschlag unter der Treppe. Der Boden ist mit Matten ausgelegt auf denen die Männer, die aus Dörfern im Niltal stammen, schlafen. Pausenlos läuft der Fernseher, in der Ecke steht eine kleine Herdplatte auf der das Essen gekocht wird. Das Geld das am Ende des Monats übrigbleibt, wird nach Hause geschickt.
Donnerstag, 17. April 2008
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