Am Montag nach dem koptischen Osterfest wird in Ägypten Sham el-Nessim gefeiert. Dieses Fest geht zurück auf die pharaonische Zeit. Damals wurde im Frühjahr der "Tag der Schöpfung" begangen, heute ist Sham el-Nessim in erster Linie ein Tag den ägyptische Familien, Christen wie Muslime, im Zoo oder in Parks verbringen und picknicken.
Zehntausende Ägypter zieht es entweder auf dem Schiff oder im Minibus nach Qanater, eine Kleinstadt etwa 15 Kilometer nördlich des Stadtrands von Kairo. Hier verlaufen mehrere Dämme quer über den Nil, die das Wasser des Flusses stauen und nördlich des Ortes beginnt sich der Nil zu teilen und man erreicht das Nildelta. Auch die ägyptische Polizei hat sich darauf eingerichtet und eine Straßensperre auf der Ausfallstraße nach Qanater eingerichtet. Vorzugsweise Minibusse werden angehalten und erst nach Zahlung von Schmiergeld durchgelassen.
An Sham el-Nessim ist Qanater voller Menschen und man bekommt einen Eindruck vom Kinderreichtum ägyptischer Familien. Viele Frauen und Männer haben mehrere Kinder an der Hand und nicht selten weitere auf der Schulter oder dem Arm. Anlässlich des Feiertages werden den Mädchen von ihren häufig bis auf die Augenpartie verschleierten Müttern bunte Schleifen ins Haar gebunden, goldene Ohrringe und Ketten angelegt.
Auf dem Staudamm versuchen Verkäufer verschiedenste Arten von Spielzeug, Faschingshüte oder Sonnenbrillen an den Mann zu bringen. Andere bieten selbstgemachtes Bananeneis oder Zuckerrohrsaft als Erfrischung an. Wagemutige junge Männer springen aus knapp 10 Metern Höhe ins grün schimmernde Nilwasser. Kamelführer, Eseltreiber und Pferdekarren laden zu Rundfahrten durch die öffentlichen Parks der Stadt ein. Wer will, kann sich mit einem ausgeliehenen Ruderboot auf den etwa 400 Meter breiten Nil hinauswagen.
Der Stadtpark am Nilufer selbst ist voller als der Volkspark Friedrichshain oder der Humboldthain im Hochsommer. Großfamilien haben zwischen die Bäume Planen gespannt unter denen Eltern, Großeltern, viele Kinder und wohl weitere Verwandte sitzen und essen. Traditionell wird an Sham el-Nessim meistens Fisch serviert. Aus großen Boxen dröhnt ägyptische Popmusik über das Gelände und beschallt die Tausenden Picknicker in ohrenbetäubender Lautstärke. Die Stimmung ist bei angenehmen Temperaturen von knapp 30 Grad sehr ausgelassen, ganz ohne Alkohol.
Dienstag, 29. April 2008
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