Hier ein Gastbeitrag von Ray Smith, der in den vergangenen beiden Jahren mehrfach das zerstörte palästinensische Flüchtlingslager Nahr al-Bared im Nordlibanon besucht hat.
Es ist 7 Uhr morgens. Abu Mahmoud steht am Meer und angelt. Kaputte Backsteine, zerbrochene Spielzeuge, verbogenes Küchenbesteck und zerrissene Kleidungsstücke liegen zu seinen Füssen. Der 54-Jährige steht auf dem Schutt seines ehemaligen Zuhauses, des Flüchtlingslagers Nahr al-Bared.
Im palästinensischen Flüchtlingslager im Nordlibanon brachen Ende Mai 2007 Kämpfe zwischen der libanesischen Armee und der militanten islamistischen Gruppierung Fatah al-Islam aus. Letztere hatte sich seit 2006 in Nahr al-Bared eingenistet und breit gemacht. Der Krieg resultierte in mehreren Hundert Toten auf beiden Seiten, 54 zivilen Opfern und einem total zerstörten Flüchtlingslager.
Der größte Teil der rund 30.000 EinwohnerInnen Nahr al-Bareds floh damals ins palästinensische Flüchtlingslager Beddawi am Rande der nordlibanesischen Stadt Tripoli. Abu Mahmoud und seine Familie wohnten monatelang im Korridor einer Primarschule. Damals setzte er sich aktiv für die Belange der Flüchtlinge und die baldige Rückkehr ins zerstörte Camp ein. Knapp zwei Jahre später sind sein anfänglicher Zweckoptimismus und Tatendrang verflogen. Anhaltende Arbeitslosigkeit und das Leben in temporären Wohnbaracken haben ihre Spuren hinterlassen.
„Als man uns damals sagte, es gäbe Unterkünfte für uns in Nahr al-Bared, zögerten wir nicht, hierher zurückzukehren. Wir freuten uns, wieder in der Nähe unseres Flüchtlingslagers zu sein. Wir hofften, ein bisschen mehr Komfort und Privatsphäre zu haben als in den Schulen.“ Diese Hoffnungen wurden enttäuscht. Abu Mahmouds Familie, neun Personen, lebten seither in zwei Metallbaracken auf je 18m² Wohnfläche. Das UNO-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) ließ die 300 Container am nördlichen Ende Nahr al-Bareds Anfang 2008 aufstellen. Gegenwärtig sind rund 600 Familien in vier Barackensiedlungen untergebracht.
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Freitag, 31. Juli 2009
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