Die Zugfahrt von Kairo nach Alexandria kostet umgerechnet knapp 4 Euro - die etwa 25 Cent Pflichtspende fuer den Roten Halbmond, die jeder Reisende mit den Kauf eines Tickets leisten muss, mit inbegriffen. Die grosse Halle im Hauptstadtbahnhof ist teilweise mit gruenen Teppichen ausgelegt, auf denen man vor der Abfahrt noch einmal beten oder ein kurzes Nickerchen halten kann.
Das Grossraumabteil in der 2.Klasse ist klimatisiert und halb leer. Sobald der Zug Kairo verlaesst, bietet sich dem Reisenden ein schoener Blick ueber die topfebene Landschaft des Nildeltas. Bauern arbeiten mit Pferden oder Rindern auf den Feldern, Kinder spielen auf staubigen Plaetzen Fussball. Mit Einbruch der Dunkelheit erstrahlen die vorbeiziehenden Moscheen im gruenen Licht. Am gestrigen Abend kamen noch unzaehlige weitere bunte Lampengirlanden hinzu. Der Geburtstag des Propheten Muhammad wurde vielerorts in kleinen geschmuckten Festzelten gefeiert.
In Alexandria selbst pulsiert auch nach Mitternacht noch das Leben. Schier endlos erstreckt sich "die Braut des Mittelmeers" entlang der Kueste. Der Verkehr auf der Uferstrasse rollt - besser rast - teilweise 10 spurig, was der Kuestenpromenade jede Beschaulichkeit nimmt. Jung und Alt sitzt auf der Mauer am Kai, Musik aus den umliegenden Cafes versucht gegen den Strassenlaerm anzukaempfen und Liebespaare flanieren im Schutz der Dunkelheit am Strand entlang.
Die Haeuser entlang der Corniche von Alexandria zeugen vom verblichenen Glanz vergangener Tage. Vielerorts broeckelt der Putz von den Belle-Epoque-Fassaden. Die meisten der gefliesten Cafes an der Uferstrasse scheinen ihre besten Tage lange hinter sich zu haben. In der Innenstadt zieht eine antike Strassenbahn polternd und rasselnd ihre Bahnen.
Den schoensten Strand in Alexandria gibt es wohl im Vorort Montazah. Allein um in die Siedlung, in der viele wohlhabende Kairener Ferienwohnung haben, sind 5 Pfund, also etwa 60 Cent faellig, nochmal so viele um den Strand zu betreten. Das Wasser schimmert tuerkisfarben und ist kristallklar.
Um die Mittagszeit sind fast nur Frauen mit ihren Kindern am Strand. Erst nach Ende des Freitagsgebets kommen die meisten Maenner aus den Moscheen dazu. Es sind ueberwiegend Kinder, die im Wasser herumtoben; ein, zwei Frauen trauen sich etwas abseits im Bikini ins Wasser, ansonsten gehen die Damen, wenn ueberhaupt, voll bekleidet ins Wasser. Eine junge Frau steigt im "Burkini" ins Wasser, einem knallbunten Ganzkoerperanzug der an einen Taucheranzug erinnert, und nur das Gesicht und die Haende unbedeckt laesst.
Freitag, 21. März 2008
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