Nach Jahren der Spannungen zwischen beiden Staaten wollen Saudi-Arabien und Qatar ihre gemeinsame Grenze demarkieren und ihre diplomatischen Beziehungen auf eine neue Grundlage stellen. Am Samstag unterzeichneten der saudische Innenminister Prinz Naif bin Abdulaziz und der Premierminister von Qatar Hamad bin Jassem bin Jabr al-Thani ein Abkommen, das die Bildung eines gemeinsamen Rates vorsieht, der die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit beider Länder verbessern soll.
Die Spannungen zwischen den beiden öl- und gasreichen Staaten reichen bis in die 90er Jahre zurück. Bei Grenzstreitigkeiten wurden 1992 zwei qatarische Soldaten von saudischen Truppen getötet. Anschließend sollte der exakte Grenzverlauf von einer gemeinsamen Kommission festgelegt werden, allerdings scheiterte dieses Vorhaben bald. Die Frage der Grenzziehung ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil das Ölfeld Shaybah in der Region liegt, an dem bislang die Saudis die alleinigen Rechte besitzen.
Im September 2002 zog Riyadh dann seinen Botschafter aus Doha ab. Der Grund war die kritische Berichterstattung des in Qatar ansässigen Nachrichtensenders al-Jazeera. Bis heute unterhält der Fernsehkanal kein eigenes Studio in Saudi-Arabien. Ebenso schalten saudischen Unternehmen keine Werbung auf al-Jazeera.
Außerdem reagierten die Saudis damals verärgert auf die Erweiterung der US-Basis al-Udeid in Qatar. Riyadh fürchtete dadurch seine Stellung als Liebling Washingtons in der Region und seine Vormachtstellung unter den Mitgliedsländern des Golf-Kooperationsrats GCC zu verlieren. 2005 verhinderten die Saudis den Bau einer Brücke zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Qatar, da diese durch saudisches Hoheitsgebiet verlaufe.
Seit Ende 2007 mehrten sich jedoch die Zeichen für eine Entspannung zwischen beiden Staaten. Im März dieses Jahres besuchte mit Kronprinz Sultan bin Abdulaziz zum ersten Mal seit 2002 wieder ein Mitglied der saudischen Königsfamilie Doha. Nun sollen jährlich Treffen mit Vertretern beider Länder stattfinden. Die Kronprinzen Saudi-Arabiens und Qatars sollen der gemeinsamen Kommission vorsitzen.
Mit dem am Wochenende geschlossenen Abkommen könnte auch der geplante Bau mehrerer Gas-Pipelines im Persischen Golf neuen Schwung bekommen. Ein Pipeline-Projekt zwischen Qatar und Kuwait scheiterte bislang ebenso am saudischen Widerstand wie der Bau einer Pipeline, die die Vereinigten Arabischen Emirate mit Gas aus Qatar versorgen sollte.
Montag, 7. Juli 2008
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