Das letzte Gruppenspiel der saudischen Nationalmannschaft bei der Fussball-WM 2006 fand am Freitag in Kaiserslautern statt. Die Chancen für ein Weiterkommen des Teams standen äußerst schlecht - ein hoher Sieg gegen Spanien schien äußerst unwahrscheinlich und zudem musste man auf die Schützenhilfe der arabischen Brüder aus Tunesien hoffen, die zeitgleich der Ukraine in Berlin mindestens einen Pubkt abtrotzen mussten.
Die Pfalz-Metropole Kaiserslautern war bei unserer Ankunft am frühen Freitag Nachmittag bereits fest in iberischer Hand - Toreros, Stiere und Flamencotänzerinnen prägten das Stadtbild. Zahntausende machten sich auf den bei der Schwüle durchaus beschwerlichen Weg vom Hauptbahnhof hinauf zum Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzenberg - grüngekleidete Anhänger Saudi-Arabiens waren in der Minderheit.
Im Stadion waren dann wohl etwa 25000 der 45000 Zuschauer von der iberischen Halbinsel angereist. Lauthals stimmten sie vor dem Anpfiff in den über die Stadionlautsprecher ausgestrahlten Schlager "Viva Espana" ein - ob der spanische König Juan Carlos auf der Ehrentribüne mit einstimmte ist nicht bekannt. Etwas stiller wurden die Spanier beim Abspielen ihrer Nationalhymne - dies ist aber zuallererst der Tatsache geschuldet, dass die Hymne ohne Text auskommen muss.
Beim Spiel dann das aus den bisherigen Vorrundenspielen gewohnte Bild. Die Partie war trotz einer optischen Überlegenheit zunächst wenig unterhaltsam und so vergnügten sich die Zuschauer selbst - die La-Ola-Welle ging durchs Stadion und anfänglich war auch der Block der saudischen Fans willens sich auf Kommando von seinen Plätzen zu erheben. Das änderte sich jedoch nach dem Führungstreffer der Spanier durch Abwehrspieler Juanito der nach einem Freistoß vollkommen unbedrängt zum Kopfball hochsteigen konnte und das 1:0 erzielte. "Si, Si, Si - Vamos á Berlin" dröhnte es durchs Stadion. Bis zum Halbzeitpfiff hatte "La Seleccion" weitere hochkarätige Schusschancen, die jedoch entweder ihr Ziel verfehlten oder vom diesmal glänzend aufgelegten Keeper Mabrouk Zaid entschärft wurden. Spaniens Kapitän Raul fiel darüber hinaus durch mehrere unsportliche Schauspieleinlagen auf.
Nach dem Wechsel kam die saudische Auswahl immer besser ins Spiel. Spanien wollte die Führung über die Zeit retten und Kräfte für das Achtelfinale sparen, so dass sich den Arabern immer wieder Chancen zum Ausgleich boten - allein wurden diese mehrfach fast schon fahrlässig vergeben. So schoss Hussain Sulaimani nach schöner Vorlage von Muhammad Noor den Ball freistehend aus 9 Metern über das Tor. Eine weitere Gelegenheit vergab Saad al-Harthi, "der arabische Raul", dessen Schuss aus kurzer Distanz Spaniens Torwart Santiago Canizares zur Ecke klären konnte.
Dieser zog in den letzten Minuten den Zorn des Lauterer Publikums und auch der spanischen Fans auf sich, als er sich bei der Ausführung von Abstößen aufreizend viel Zeit ließ. Nicht viel hatte gefehlt und die rotgekleideten Zuschauer hätten ihr Team als Zeichen ihres Mißgefallens mit weißen Taschentüchern verabschiedet. Stattdessen wurden die Saudis nach Spielende vom gesamten Stadion mit stehenden Ovationen verabschiedet - der verdiente Ausgleichstreffer hatte auch in der Nachspielzeit einfach nicht fallen wollen.
Unsere WM-Reise geht am Dienstag in Hannover mit dem Achtelfinalspiel Spanien gegen Frankreich weiter, in den kommenden Tagen wird auch hierzu ein Bericht auf alsharq zu lesen sein - schließlich gibt es zum einen nicht wenige, die Spanien noch immer zum "Dar al-Islam" zählen und zum anderen spielen in der französischen Elf Spieler mit nordafrikanischem Migrationshintergrund eine nicht unwesentliche Rolle.
Montag, 26. Juni 2006
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