Mittwoch, 21. Juni 2006

Saudi-Arabien vs Ukraine 0:4 - Die Schmach von Hamburg

"Gegen die Ukraine muss ein Punkt her" hatte ich nach dem Unentschieden der Saudis gegen Tunesien geschrieben - dazu hat es Montag in Hamburg leider nicht gereicht und am Ende durften die Araber sogar froh sein kein zweites Sapporo erlebt zu haben. Dort nämlich war die saudische Nationalmannschaft bei der WM 2002 gegen Deutschland gar mit 0:8 unter die Räder gekommen.

Wahrscheinlich wurde die Niederlage der grünen Falken schon eine knappe Stunde vor dem Spiel besiegelt, als nämlich Platzregen über dem Hamburger Volkspark einsetzte und den nach erst 2 WM-Spielen ohnehin schon stark ramponierten Rasen extrem glitschig werden ließ. Während des Spiels gegen die Ukrainer um ihren Superstar Andrej Shewchenko konnte man jedenfalls den Eindruck gewinnen, die Spieler von Coach Marcos Paqueta würden zum ersten Mal in ihrer Karriere auf regennassem Rasen spielen.

Keine drei Minuten waren vergangen, als vor der Nordtribüne genau vor unseren Augen der ukrainische Abwehrspieler Andrey Rusol nach einer Ecke das 1:0 erzielen konnte. Zuvor war Abwehrspieler Hamad al-Montashari ausgerutscht und der während des gesamten Spiels äußerst unsicher agierende Torwart Mabrouk Zaid ließ den Ball durch seine Beine hindurch ins Tor passieren.

In der Folge konnten die Saudis um Mittelfeldmann Muhammad Noor das Spiel zwar offener gestalten, zwingende Torchancen wurden hedoch nicht herausgespielt. Nach 36 Minuten erzielte der ukrainische Sturmpartner Shevchenkos, Sergey Rebrov, per Distanzschuss das 2:0. Wieder machte Zaid eine äußerst unglückliche Figur, als er beim Versuch den Ball zu parieren wegrutschte. Offenbar hat sich die Erfindung der Schraubstollen noch nicht bis auf die arabische Halbinsel herumgesprochen.

In der Folge eroberten die ukrainischen Fans auf den Rängen auch die akustische Oberhoheit in der Arena und konnten mit ihrem Schachruf "Hier regiert die U-kra-ine" durchaus überraschen. Die durch kleine Trommeln und eher schüchternes rhythmisches Klatschen unterstützen saudischen Fan-Gesänge nahmen sich dagegen eher bescheiden aus. Zudem zog die arabische Fankolonie den Zorn weiter Teile des Publikums auf sich, da sie sich entschied die La-Ola-Welle im Stadion weitgehend zu boykottieren.

In der zweiten Spielhälfte sollte bei den Saudis zwar vieles anders, aber nichts wirklich besser werden. Keine Minute war nach Wiederanpfiff gespielt, als Chelsea-Neuzugang "Sheva" nach einem Freistoß völlig unbedrängt den Ball zur 3:0-Führung ins Tor köpfen konnte. Nun reagierte auch der brasilianische Trainer Saudi-Arabiens und brachte unter anderem Abdulaziz al-Khathran in die Partie, der allein schon wegen seiner beeindruckenden Bartmode das Spiel bereicherte. Dennoch boten sich den von der sowjetischen Fussballlegenden Oleg Blochin trainierten Ukrainern zahlreiche Kontermöglichkeiten, eine von ihnen nutzte Maxim Kalinichenko zum 4:0-Endstand. In den letzten Minuten wurde den Saudis zwar noch mindestens ein Elfmeter vom nicht immer glücklich agierenden Schiedsrichter Graham Poll aus England verwährt, dennoch ändert dies nichts an der Tatsache, dass die Ukraine mindestens eine Klasse besser war.

Nun muss die Nationalmannschaft Saudi-Arabiens wohl zum dritten Mal in Folge nach 1998 und 2002 schon nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Eine theoretische Chance bleibt gleichwohl bestehen. Spanien muss am Freitag in Kaiserslautern deutlich geschlagen werden, und die Ukraine darf gegen Tunesien in Berlin nicht gewinnen. Das ist zugegebenermaßen unwahrscheinlich aber auch nicht unmöglich....

Zu allem Unglück hatte ich am Montag meine Fotokamera vergessen, darum an dieser Stelle nur ein Foto meines Tickets.:

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