Innnerhalb der verschiedenen Gruppierungen des irakischen Widerstands hat es in den vergangenen Wochen eine Reihe interessanter Entwicklungen gegeben. Zunächst hatten mehrere Gruppen die Bildung einer gemeinsamen Widerstandsbewegung verkündet. Demnach schlossen sich die "Front für Jihad und Reform", die "Islamische Front für den irakischen Widerstand" und der irakische Ableger der Hamas zum "Politischen Rat für den irakischen Widerstand" zusammen.
Die neue Allianz veröffentlichte einen 14-Punkte-Plan, in dem die Besetzung des Irak als ungesetzlich bezeichnet und der militärische Widerstand legitimiert wird. Der Irak solle seine volle Unabhängigkeit wieder erlangen und die Besatzer zu Kompensationszahlen gezwungen werden. Die Angriffe der Mujahedin sollten sich "gegen die Besatzer und ihre Agenten" richten, nicht jedoch gegen Zivilisten. Die Einheit des Irak solle gewahrt bleiben, über den Status Kurdistans erst nach der Befreiung entschieden werden. Jede Verfassung, jede Regierung, jeder Vertrag und jedes Gesetz, das unter der Besatzung entstanden sei, werde als nichtig betrachtet. Alle Gefangenen seien freizulassen.
Interessant ist die Forderung nach der Bildung einer "Regierung der Technokraten", die das Land vorübergehend regieren solle. Aus der Feder sunnitischer Islamisten wirkt dieses Ansinnen zunächst befremdlich, dahinter dürfte das Bestreben stehen, den Widerstand gegen die US-Truppen und die irakische Regierung auf ein breiteres Fundament zu stellen, das nicht nur auf militanten Islamisten ruht.
Die nicht an dem Bündnis beteiligte "Front für den Jihad und den Wandel" sah sich umgehend gezwungen deutlich zu machen, das auch ihr Kampf keinen Terrorismus darstelle. In einer Stellungnahme auf ihrer Website versprechen sie, den "gesegneten Jihad gegen die Besatzer" fortzusetzen, auch wenn sich die Gruppe nicht am "Politischen Rat für den Irakischen Widerstand" beteiligen werde.
Überraschend begrüßte am Wochenende auch die "Irakische Islamische Partei" (IIP) die neue Widerstandsallianz. Dies ist umso verwunderlicher da der Generalsekretär der IIP, Tariq al-Hashimi, irakischer Vize-Präsident und damit exponierte Figur des irakischen Regimes ist, das der Rat bekämpfen will. In einer Erklärung der unter Saddam Hussein verbotenen Partei wird das Ausland aufgerufen den Politischen rat als "wichtigen Vertreter eines Teils der irakischen Gesellschaft" zu akzeptieren.
Dieser Appell ist in erster Linie an die USA gerichtet, die in den vergangenen Monaten bereits mit sunnitischen Führern der "Anbar-Rettungsfront" verhandelt hatten. Dass ähnliche Gespräche auch mit dem neuen Bündnis zu Stande kommen, ist äußerst fraglich, da die Führer der einzelnen Gruppen bislang immer einen festen Zeitplan für den amerikanischen Rückzug aus dem Irak zur Vorbedingung für Gespräche gemacht hatten.
Gestern wurde dann auf dem arabischen Fernsehsender al-Jazeera ein Tonband des al-Qaida-Führers Usama Bin Laden veröffentlicht. Darin wendet sich dieser explizit an die Anhänger seines Netzwerks im Irak und beklagt darin die Aufsplitterung des islamistischen Widerstands. "Die Muslime warten darauf, dass ihr auch unter einem einzigen Banner versammelt und der Rechtleitung zum Sieger verhelft."
Seit Jahresanfang ist es Stück um Stück zu einem offenen Bruch zwischen den verschiedenen Fraktionen innerhalb der Austandsbewegung gekommen. Viele eher islamistisch-nationalistisch orientierte Gruppen, wie jene die sich nun im Politischen Rat zusammengeschlossen haben, lehnen die Anschläge der al-Qaida gegen schiitische Iraker und Zivilisten ab. Für die al-Qaida-Führung im Irak sind die vom Rat benannten Ziele allenfalls von untergeordneter Bedeutung, sie und ihre zu einem großen Teil aus dem Ausland rekrutierten Kämpfer sehen den Irak als Schlachtfeld in ihrem globalen Krieg.
Dienstag, 23. Oktober 2007
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