Dienstag, 30. Oktober 2007

Libyen: Italien will Kompensationen zahlen

60 Jahre nach Ende der kolonialen Besetzung stehen Italien und Libyen offenbar kurz vor dem Abschluss eines Vertrages, in dem die Zahlung von Kompensationen an das nordafrikanische Land geregelt wird. Italiens Außenminister Massimo D´Alema sagte der italienischen Nachrichtenagentur ANSA: "Wir schulden Libyen einiges und wir haben gleichzeitig ein fundamentales Interesse an Beziehungen mit diesem wichtigen Partner. Der Moment ist gekommen, einen weiteren Schritt zu unternehmen und ich hoffe, dass wir in einigen Tagen ein wichtiges Abkommen zwischen Italien und Libyen bekanntgeben können."

Zur Höhe möglicher Entschädigungszahlungen machte der Außenminister keine Angaben. 1999 hatte sich Italien erstmals offiziell für in der Kolonialzeit begangene Verbrechen in Libyen entschuldigt. Damals wurde spekuliert, dass Rom bereit sei, umgerechnet knapp 200 Millionen Euro zu zahlen.

Im so genannten italienisch-türkischen Krieg gelang es den italienischen Invasoren 1911/12 die damaligen Provinzen des Osmanischen Reiches Tripolitanien und Cyrenaica unter ihre Kontrolle zu bringen. In der Folge wurden etwa 150000 Italiener in dem eroberten Gebiet angesiedelt, das 1934 zur italienischen Kolonie Libyen erklärt wurde. Unter der Herrschaft des faschistischen Dikators Benito Mussolini wurden hunderttausende Libyer aus ihren Dörfern vertrieben und in Konzentrationslagern in der Wüste interniert. Am Ende der italienischen Besatzung 1943 war über ein Viertel der ursprünglichen Bevölkerung in Folge der blutigen Kolonialherrschaft ums Leben gekommen.

Besonders der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi bemühte sich in den vergangenen Jahren die Beziehungen zu dem rohstoffreichen Wüstenstaat am Südufer des Mittelmeers zu verbessern. 2004 traf sich der Medienmogul mit Libyen Revolutionsführer Muammar al-Gadhafi und stellte unter anderem den Bau einer Autobahn durch die Wüste in Aussicht.

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