Mittwoch, 17. Februar 2010

Als ob der Himmel einstürzt


Ein Skandal um sexuellen Missbrauch junger Männer durch einen geistlichen Erzieher erschüttert Israel. Der Rabbi Mordechai Elon soll sich nach israelischen Medienberichten jungen Männern, die ihn um Rat in intimen Fragen baten, unsittlich genähert haben. Der Rabbiner und seine Anhänger weisen die Anschuldigungen allerdings vehement als Lügen zurück. 

Die Kette des Schweigens

Der Fall löste in Israel am Dienstag eine heftige Debatte über die Kette des Schweigens aus, die oft eine Verfolgung von Missbrauchsfällen innerhalb der religiösen Gesellschaft verhindere. Im Fall von Rabbi Elon drangen die Vorwürfe durch eine Stellungnahme des „Forums Takana“ an die Öffentlichkeit, einer 2003 gegründeten Vereinigung mehrerer reliöser Einrichtungen, die sich gegen sexuellen Missbrauch innerhalb des religiösen Sektors einsetzt. Die Geistlichen dieses Forums zählen zu den bedeutsamsten Gelehrten des Landes. Dem Rabbiner werden „Taten vorgeworfen, die gegen die Werte von Heiligkeit und Moral verstoßen.“ Ein junger Mann erzählte der Zeitung Jediot Achronot, er sei vor zehn Jahren zur Beratung bei dem Rabbiner gewesen; dieser habe ihn dazu aufgefordert, die Unterhose auszuziehen und ihn dann im Intimbereich berührt. Der junge Mann habe sich aber damals nicht an die Polizei gewandt.
Rabbi Mordechai Elon, 50, ist der Sohn des ehemaligen Vizepräsidenten des Obersten Gerichtshofs, Menachem Elon, Bruder von Benny Elon – einem ehemaligen Knessetmitglied – und von Joseph Elon, Bezirksrichter in Be’er Sheva. Er selbst, war einmal Moderator einer wöchentlichen Thorasendung im israelischen Fernsehen. Wie die Haaretz berichtet, erklärten Quellen aus dem Umfeld des Rabbiners, alle seine Schüler seien schockiert über die Gerüchte, man wolle ihnen „kein Wort glauben“. Anders dagegenYaakov Katz: Der Vorsitzende der rechten „Nationalen Union“ nannte nach Angaben der Hararetz die Offenbarung „ein Erdbeben wie in Haiti“.

Vom rechten Weg abgekommen

Die Rechtsanwältin Batia Kanana-Dror von Kolech, einer Organisation religiöser jüdischer Frauen, sagte dem israelischen Rundfunk am Dienstag: „Es ist, als ob der Himmel eingestürzt ist. Was sollen wir jetzt unseren Kindern sagen?“ Der israelische Justiz-Experte Mosche Negbi sagte dem Sender, Rabbiner genössen in Israel de facto häufig eine Art Immunität. Die Justiz gehe daher Missbrauchsvorwürfen nicht entschieden genug nach.
Elon dagegen verteidigt sich gegen die Anschuldigungen und Vorwürfe. Die Haaretz zitierte ihn mit den Worten: „Diese Anschuldigungen sind nichts weiter als eine blutige Verleumdung ohne stichhaltige Beweise.“ Auch sprach der offensichtlich vom rechten Weg abgekommene Rabbiner davon, dass die Beschudligungen „von einer Person, deren psyschiche Stabilität zweifelhaft ist“ kommen würden.  
Seine Vergehen scheinen indess nicht widerlegbar. Deshalb hat ihn das „Form Tekana“, nach Angaben der Jerusam Post, audsrücklich davor gewarnt, weiter zu unterrichten. In einer Stellungnahme warnten sie sogar junge Talmudschüler explizit davor, sich dem Rabbiner anzuvertrauen. Dort heißt es: „Rabbi Elon kehrt zurück. Hüte dich vor ihm.“

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