Liebe LeserInnen,
Said Khalid Scharaf stellt im Folgenden seinen Artikel "Institutioneller Wandel und die Rolle der Bourgeoisie in Saudi-Arabien" vor, der kürzlich in Ulrike Freitags Aufsatzband "Saudi-Arabien: Ein Königreich im Wandel?" erschienen ist.
Wer regiert eigentlich in Saudi-Arabien? Die Antwort auf diese Frage scheint so offensichtlich, dass ihr selten nachgegangen wird. Als absolute Monarchie hat der König natürlich die absolute Autoriät inne. Aber wie genau kommen seine Entscheidungen zustande? Der Begriff "Realpolitik" trifft es in diesem Fall recht genau. Nicht nur in demokratischen Systemen, auch im Falle des saudischen Königreichs ist das Zustandekommen politischer Entscheidungen ein komplexer Prozess, und in beiden Fällen spielen Lobbygruppen eine wichtige Rolle.
Eine für Saudi-Arabien bisher vernachlässigte Lobbygruppe oder Interessengemeinschaft ist die saudische Bourgeoisie. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es im Königreich nicht üblich ist über Besitzverhältnisse zu sprechen, ist ihr Einfluss kaum untersucht worden. Dass Verbindungen zwischen der politischen und der wirtschaftlichen Elite ungerne offen thematisiert werden, hat mit der informellen Natur dieser Verbindung zu tun.
Die Geschichte der saudischen Unternehmerschaft hat, wie so vieles in dem Land, mit den Einnahmen aus der Vermarktung von Erdöl begonnen. Im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Staaten haben die rohstoffreichen Golfstaaten ihre Privatwirtschaft nicht verstaatlicht sondern eher gefördert. Außer in den erdölverarbeitenden Sektoren ist der private Sektor in Saudi-Arabien durch finanzkräftige und international agierende Unternehmen geprägt.
Der Einfluss der saudischen Bourgeoise wird in dem Artikel vor allem vor dem Hintergrund verschiedener polit-ökonomischer Elitemodelle analysiert. Dabei werden die in den letzten 15 Jahren entstandenen
wirtschaftspolitisch relevanten Institutionen als Zeichen für die Nähe zur politischen Elite verstanden. Vor allem dank des amtierenden Königs Abdallah, und seiner Förderung des Privatsektors, kann die Bourgeoisie auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen wie kaum eine andere Gesellschaftsgruppe.
In dem Artikel werden sowohl formelle Formen der Interessenvertretung wie Industrie- und Handelskammern als auch informelle Patronagenetzwerke untersucht. Dabei interagieren formelle und informelle Wege der Einflussnahme. Die besondere Entwicklung der Bourgeoisie wird durch empirisches Material verdeutlicht, und die für die Möglichkeit der Einflussnahme besonderen Charakteristika der Unternehmerschaft herausgearbeitet.
Eine für Saudi-Arabien bisher vernachlässigte Lobbygruppe oder Interessengemeinschaft ist die saudische Bourgeoisie. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es im Königreich nicht üblich ist über Besitzverhältnisse zu sprechen, ist ihr Einfluss kaum untersucht worden. Dass Verbindungen zwischen der politischen und der wirtschaftlichen Elite ungerne offen thematisiert werden, hat mit der informellen Natur dieser Verbindung zu tun.
Die Geschichte der saudischen Unternehmerschaft hat, wie so vieles in dem Land, mit den Einnahmen aus der Vermarktung von Erdöl begonnen. Im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Staaten haben die rohstoffreichen Golfstaaten ihre Privatwirtschaft nicht verstaatlicht sondern eher gefördert. Außer in den erdölverarbeitenden Sektoren ist der private Sektor in Saudi-Arabien durch finanzkräftige und international agierende Unternehmen geprägt.
Der Einfluss der saudischen Bourgeoise wird in dem Artikel vor allem vor dem Hintergrund verschiedener polit-ökonomischer Elitemodelle analysiert. Dabei werden die in den letzten 15 Jahren entstandenen
wirtschaftspolitisch relevanten Institutionen als Zeichen für die Nähe zur politischen Elite verstanden. Vor allem dank des amtierenden Königs Abdallah, und seiner Förderung des Privatsektors, kann die Bourgeoisie auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen wie kaum eine andere Gesellschaftsgruppe.
In dem Artikel werden sowohl formelle Formen der Interessenvertretung wie Industrie- und Handelskammern als auch informelle Patronagenetzwerke untersucht. Dabei interagieren formelle und informelle Wege der Einflussnahme. Die besondere Entwicklung der Bourgeoisie wird durch empirisches Material verdeutlicht, und die für die Möglichkeit der Einflussnahme besonderen Charakteristika der Unternehmerschaft herausgearbeitet.
4 Kommentare:
Mir ist nach dem Lesen dieses Artikels nicht ganz klar, wer genau unter dem Begriff "Bourgeoisie" subsumiert wird. Gehören dazu letztendlich nur Mitglieder der weit verzweigten Königsfamilie oder auch andere Familien? Gehören auch ausländische Familien dazu?
ich schließe mich g.c. an. der artikel fällt bzw. steht vermutlich an scharafs def. von bourgeoisie. weshalb er diesen begriff überhaupt verwendet, ist mir noch unklar. wäre es nicht besser von lobbys zu sprechen? immerhin verwendet er diesen begriff ja auch. gespannt bin ich auf das empirische material...
Bei meiner Definition von Bourgeoisie richte ich mich im Wesentlichen nach Giacomo Luciani, der als einer von wenigen ökonomische Eliten in Saudi-Arabien tiefergehend untersucht hat. Er definiert Bourgeoisie als diejenigen Kapitalisten, die ihr Kapital gleichzeitig unternehmerisch einsetzen. D.h. Kapitalisten, die nicht als Unternehmer aktiv sind sondern überwiegend Renten beziehen, und Unternehmer, die sich hauptsächlich fremdfinanzieren, werden ausgeschlossen.
Luciani schließt Mitglieder der Königsfamilie aus. Ich denke jedoch, dass man so vielleicht zu viele Unternehmer ausschließen könnte. Man könnte, meiner Meinung nach, weit vom Zentrum der Macht entfernte, d.h. dem König und den ältesten Prinzen, Mitglieder miteinbeziehen. Das spielt jedoch in meiner Analyse eine untergeordnete Rolle.
Ob darüber hinaus andere und/oder ausländische Familien miteinbezogen werden steht ebenfalls nicht im Zentrum meiner Arbeit. Es geht mir um eine strukturalistische Analyse. Deswegen schaue ich mir die Institutionen an, die von der saudischen Bourgeoisie überhaupt genutzt werden um Einfluss auszuüben. Der nächste logische Schritt wäre selbstverständlich eine Einzelfallbetrachtung um die Leitfiguren zu identifizieren. Das kann aber, wenn überhaupt, erst im nächsten Artikel passieren.
Zum empirischen Material: Es steht einem, wie ganz zu Anfang angedeutet, nicht besonders viel Material zur Verfügung, es sei denn, man führt selbst eine Langzeitstudie durch, was mir verwehrt blieb. Ich habe hauptsächlich auf Daten vom IWF, der Weltbank, der saudischen IHKs und einiger Ministerien und Behörden zurückgegriffen.
Danke für deine Ausführungen, Khalid.
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