Samstag, 22. Oktober 2005

Ägypten: Drei Tote nach Zusammenstößen zwischen Muslimen und Christen


Bei den seit Jahren schwersten interkonfessionellen Unruhen in Ägypten sind in der Hafenstadt Alexandria (arabisch: al-Iskanderiyya) drei Menschen getötet und 60 weitere verletzt worden. Zu den Zusammenstößen kam es, als etwa 5000 Muslime vor der koptischen Saint-Girgis-Kirche gegen die Veröffentlichung einer ihrer Meinung nach islam-feindlichen DVD protestierten. Daraufhin sollen Polizisten versucht haben die Menge durch den Einsatz von Schlagstöcken und Tränengas auseinander zu treiben. Einige Zeugen berichten zudem die Polizei habe mit Gummigeschossen auf die Demonstranten gefeuert.
Nach Angaben des Innenministeriums in Kairo habe sich die Polizei vor "radikalen Elemente in der Menge vereteidigt, Tamer Harfush Mitglied der oppositionellen Partei al-Ghad, spricht hingegen von "Provokationen" von Seiten der Polizei. Gegeüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte er.:" Die Regierung ist für das Geschehen verantwortlich. Einige Polizisten haben die Demonstranten beleidigt und wahllos verprügelt." Nach Angaben des Innenministeriums wurden 53 Protestierende verhaftet.
Der Unmut hatte sich an der Veröffentlichung des Theaterstückes "Ich war blind, aber jetzt kann ich sehen" auf DVD entzündet. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Christ der zum Islam konvertiert, sich dann aber desillusioniert vom Glauben abwendet. "Das Stück vergleicht Islam und Christentum, Jesus und Muhammad. Es stellt ersteren als einen Märtyrer, letzteren aber als Mann dar, der sich mehr weltlichen Genüssen hingab."
Ramzi Abd al-Nessim, führendes Mitglied der koptisch-orthodoxen Kirche Alexandrias, bestritt unterdessen jegliche Verantwortung für die Veröffentlichung der DVD.: "Das Stück wurde nur einmal vor zwei Jahren aufgeführt und wir wissen nicht wer die DVD herausgibt."
Als Reaktion auf die Unruhen erklärte al-Nessim, dass Papst Shenuda III, das geistige Oberhaupt der etwa 7 Millionen Kopten, am heutigen Sonnabend nicht am traditionellen Fastenbrechen, dem Iftar teilnehmen werde, dass er sonst einmal im Jahr mit der islamischen Geistlichkeit Alexandrias während des Ramadans begeht.

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