Donnerstag, 27. Oktober 2005
Libyen: Erinnerung an 94.Jahrestag der italienischen Invasion
In Libyen wurde heute des 94.Jahrestages der Invasion italienischer Truppen im Jahre 1911 gedacht. Zu diesem Anlass wurden alle Telefonverbindungen ins Ausland bis 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit gekappt. Anrufer aus dem Ausland hörten lediglich eine Durchsage in englischer und arabischer Sprache die mitteilte, dass sämtliche Kommunikationswege unterbrochen seien, um an "die schrecklichen Verbrechen Italiens" zu erinnern. Zudem waren sämtliche Flug- und Fährverbindungen von und in das nordafrikanische Land gestrichen worden.
In Zeitungen und TV-Ansprachen waren die Libyer ausserdem von ihrer Staatsführung aufgefordert worden, sich anlässlich des Jahrestages schwarz zu kleiden.
Auch wenn sich die Beziehungen zwischen der Regierung in Tripolis und der ehemaligen Kolonialmacht in den letzten Jahren spürbar verbessert haben, fordert Revolutionsführer Muammar al-Qadhafi von Rom Reparationen "für historische Ungerechtigkeiten." Mehrfach wurde Italien zum Bau einer Autobahn entlang der libyschen Mittelmeerküste im Wert von etwa 6 Milliarden Euro aufgefordert.
Vor dem heutigen "Tag des Kampfes" wurde bereits am 7.Oktober der jährliche "Tag der Vergeltung" begangen, der an die Ausweisung der letzten italienischen Siedler im Jahre 1970 erinnert. Lediglich im vergangenen Jahr wurde dieser Tag von Qadhafi (auch: Gaddhafi oder Gaddafi) kurzerhand zum "Tag der Freundschaft" umdeklariert, als Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi im Wüstenzelt der Revolutionsfüheres zu Gast war.
Italien hatte Libyen, genauer gesagt die Küstenprovinzen Tripolitanien und Cyrenaica, im Jahre 1911 vom Osmanischen Reich erobert. Dabei wurde erstmals Kampfgas in kriegerischen Auseinandersetzungen verwendet. Erst unter Mussolini 1925 konnten allerdings die Wüstengebiete, in denen der Sanussiya-Orden, eine Sufi-Brudeschaft, breite Unterstützung genoss, vollständig unter italienische Kontrolle gebracht werden. Nach der Kriegsniederlage verzichtete Rom 1947 auf die Kolonie und nach weiteren vier Jahren franco-britischer Verwaltung unter UN-Mandat erlangte Libyen 1951 seine volle Souveränität. Bis zum Militärputsch durch Qadhafi am 1.September 1961 war der religiöse Führer der Sanussiya, Idris I, König von Libyen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen