Sonntag, 23. Oktober 2005

Qatar: Erster Kirchenneubau seit dem 7.Jahrhundert geplant


Die anglikanische Kirche plant den ersten Kirchenneubau in Qatar seit der Ausbreitung des Islam im 7.Jahrhundert. Wie Clive Handford, Bischof der Anglikanischen Kirche für Zypern und die Golfregion mit Sitz in Nikosia gestern erklärte, werde der sieben Millionen Dollar teure Bau der "Kirche der Heiligen Drei Könige" in der Hauptstadt Doha im kommenden Jahr beginnen. Neben dem Bau der anglikanischen Kirche seien in dem Emirat drei weitere christliche Gotteshäuser geplant. Diese Pläne sind von den Medien Qatars, auch von dem dort ansässigen Nachrichtensender al-Jazeera, bisher weitgehend verschwiegen worden, um Spannungen zwischen Muslimen und Christen zu vermeiden.
Während einige Beobachter den Bau als Zeichen von Globalisierung und wachsender religiöser Vielfalt betrachten, warnen Qataris vor Verärgerung unter den Muslimen. "Die Menschen werden sich beleidigt fühlen", prophezeiht etwa Najeeb al-Nauimi, ein prominenter Anwalt aus Doha. "Sie respektieren andere Religionen. Gleichzeitig wird in ihnen aber das Gefühl erwachsen, nicht länger in einem islamischen Staat zu leben. Das wird wehtun."
Schon jetzt sind viele der knapp 900000 Qataris verärgert über die ihrer meinung nach zu engen Bindungen an den Westen. Ein Dorn im Auge sind ihnen besonders die große Airbase der US-Air Force in al-Udeid sowie das Hauptquartier der US-Generäle während des Irak-Feldzugs auf qatarischem Boden.
Gegenwärtig leben Schätzungen zu folge etwa 70000 Christen auf der Halbinsel Qatar. Neben etwa 7000 Anglikanern machen 50000 Katholiken den Großteil des christlichen Bevölkerungsanteils aus. Die meisten von ihnen sind Gastarbeiter von den Philippinen. Auch in anderen Golfstaaten, wie Kuwait, Bahrain und den Vereingten Arabischen Emiraten, wurde den christlichen Gemeinden der Bau von Kirchen gestattet. Im großen Nachbarland Saudi-Arabien, der Geburtsstätte des Islam, ist hingegen jede nicht-islamische Religionsausübung verboten. In vorislamischer Zeit hatte es eine ganze Kette von Klöstern und Kirchen aus dem 4. bis 7.Jahrhundert am Westufer des Arabischen/Persischen Golfs gegeben, deren Fundament zum Teil erhalten geblieben sind.

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