Montag, 31. Oktober 2005
Iran: Reformer kritisieren Ahmadinejads Äußerungen zu Israel
Knapp eine Woche nachdem Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad (Foto: Reuters) zur "Auslöschung Israels von der Landkarte" aufgerufen hat, mehren sich in der iranischen Öffentlichkeit kritische Stimmen gegen die agressive Rhetorik des Staatschefs. Ahmadinejads Vorgänger, der als Reformer geltende Mohammad Khatami, erklärte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA, "diese Worte haben uns hunderte politische und wirtschaftliche Problem in der Welt eingehandelt."
Erst am gestrigen Sonntag hatte Ahmadinejad seine am Mittwoch auf der Konferenz "Die Welt ohne Zionismus" getroffenen Aussagen verteidigt. Er erklärte, dass seine Kommentare lediglich die seit zwei Jahrzehnten bestehende Politik gegenüber Israel deutlich machten und auf Aussagen von Ayatollah Ruhollah Khomaini, dem Führer der islamischen Revolution von 1979, basierten.
Der ehemalige Parlamentsabgeordnete Rajabali Mazrouei kritisierte Ahmedinejads Aufruf zur Vernichtung Israels als "unvernünftig und unlogisch. Wir können nicht extremistischer sein als die Palästinenser selbst." In der Tat ist es das erste Mal, dass ein führender iranischer Politiker die Zerstörung Israels fordert. "Khomeini war als Ayatollah ein geistiger Führer, Ahmadinejad sollte als Präsident eher der Realpolitik verpflichtet sein.", so Morad Veisi, ein oppositioneller Politikanalyst. "Anscheinend ist ihm die Welt der Politik fremd."
Dennoch haben die Worte des neuen Präsidenten ihre Wirkung offenbar nicht verfehlt. Gestern marschierten mehr als 300 Frauen und Männer zum Hauptquartier der Organisation "Globale Islamische Bewegung" in Teheran um sich freiwillig als Selbstmordattentäter in Israel zur Verfügung zu stellen. Ein Sprecher der Organisation erklärte, seit Juni 2004 hätten sich 45000 Freiwillige für eine "Ausbildung" zum Selbstmordattentäter beworben.
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