Libanesischen Medienberichten zufolge hat die Hizbollah am Wochenende ihre bislang größte Manöverübung in der Geschichte durchgeführt. Die Zeitung "al-Akhbar" meldete gestern, dass sich zwischen Freitag und Sonntag mehrere Tausend Hizbollah-Kämpfer unbewaffnet in das Gebiet südlich des Litani-Flusses begeben hätten, indem 13000 UNIFIL-Blauhelme und 15000 libanesische Soldaten stationiert sind. Damit hätte die Hizbollah formal nicht gegen die UN-Resolution 1701 verstoßen. Hizbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah soll persönlich die Militärübung überwacht haben.
Zu den Zielen des Manövers berichtete al-Akhbar, dass die Schiiten-Miliz ihre Fähigkeit beweisen wolle ungehindert von der UNIFIL-Präsenz operieren zu können. Offenbar seien die Kämpfer aus dem Gebiet nördlich des Litani kommend unbewaffnet und in Zivilkleidung zu einzelnen Waffenlagern ausgeschwärmt, die schon vorher südlich des Flusses angelegt wurden und bislang nicht von der UNIFIL ausgehoben wurden. Die Hizbollah wolle "den Feind davon abhalten irgendein Abenteuer im Libanon zu unternehmen."
Hassan Izaddine, Hizbollah-Offizieller aus dem Südlibanon, bestätigte am Monat gegenüber "New TV" den Zeitungsbericht. "Das Manöver des Islamischen Widerstands ist Teil seiner Arbeit und seiner Verpflichtung den Libanon, seine Souveränität und sein Volk stets zu verteidigen."
Die libanesische Regierung und die UNIFIL zeigten sich bemüht die Ereignisse vom Wochenende herunterzuspielen. Ministerpräsident Fuad Siniora erklärte, die Hizbollah habe lediglich "eine Simulation auf dem Papier" durchgeführt. UNIFIL-Sprecherin Yasmina Bouziane erklärte, diese Einschätzung der Regierung werde durch Berichte von Blauhelmen im Südlibanon bestätigt. Für die Durchführung eines größeren Manövers der Hizbollah sprechen jedoch Berichte, nach denen während des Wochenendes praktisch permanent israelische Drohnen das israelisch-libanesische Grenzgebiet überflogen.
Die Militärübung vom Wochenende ist aus eine Reaktion auf ein Manöver der israelischen Armee in der vergangenen Woche. Bei diesem größten Testlauf seit Ende des Zweiten Libanonkriegs waren tausende Soldaten in Nordisrael beteiligt. Daneben häuften sich in den vergangenen Wochen Verletzungen des libanesischen Luftraums durch israelische Kampfflugzeuge. Dabei wurden erstmals seit Ende des Krieges israelische Jets von der libanesischen Luftabwehr unter Feuer genommen.
Unter dem Strich dürfte die Hizbollah mit dem Manöver vom Wochenende mehrere Ziele verfolgt haben. Zum einen ging es darum deutlich zu machen, dass die UNIFIL-Truppen den Bewegungsspielraum der Miliz kaum einschränken können und die Hizbollah praktisch nach Belieben handeln kann. Der israelischen Seite wurde signailiert, dass Nasrallahs Ankündigung einer "großen Überraschung" für den Fall eines israelischen Angriffs keine leeren Worte sein müssen. Auch innenpolitisch verdeutlicht die Hizbollah inmitten des Ringens um die Lösung der Präsidentschaftsfrage ihre Macht.
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2 Kommentare:
Kommt nach dem Sommerkrieg der Winterkrieg?
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