Welche medial vermittelten Bilder über die arabischen Länder in Deutschland? Welches Bild von Deutschland hat man in der arabischen Welt? Diese beiden Fragen debattierten Journalisten aus Deutschland und dem Nahen Osten am Dienstag Abend auf einem Medienforum in Berlin, das von der Friedrich Ebert Stiftung (FES) und der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft (DAFG) veranstaltet wurde.
Offen gesprochen erfuhren Zuhörer, die sich intensiver mit dem Nahen Osten befassen, wenig Neues über das Deutschlandbild in den arabischen Ländern. Dennoch sollen hier die wichtigsten Punkte, die in der gestrigen Diskussion zur Sprache kamen, kurz referiert werden, bevor ich mich morgen in einem zweiten Beitrag mit der Darstellung der Arabischen Welt in deutschen Medien befasse.
Bassam Abou Zeid, Nachrichtenjournalist beim libanesischen Fernsehsender LBC, skizzierte in einem Impulsreferat kurz das Image Deutschlands im Nahen Osten allgemein und im Libanon im Besonderen. Dabei stellte Abou Zeid wie später alle anderen arabischen Diskutanten heraus, dass das prägendste und wirkungsmächtigste Bild Deutschlands in der arabischen Welt vom Fußball und der deutschen Nationalmannschaft erzeugt werde.
In der politischen Berichterstattung werde die Bundesrepublik zunehmend als Großmacht wahrgenommen. Die arabischen Medien vermitteln das Bild, dass Deutschland großes Interesse an der Entwicklung des Nahen Ostens habe, so Abou Zeid weiter.
Die deutsche Politik hinsichtlich des Palästinakonflikts werde genau beäugt. Das dominierende Bild, das dabei in Presse und Fernsehen vermittelt werde, sei der Eindruck der ewigen Schuld Deutschlands gegenüber Israel, sei das Bild des gebeugten deutschen Politikers in Yad Vashem.
Anis Abul-Ella, Deutschlandkorrespondent des aus Dubai sendenden Nachrichtenkanals al-Arabiya, ergänzte, dass die deutsche Verantwortung gegenüber Israel in der arabischen Welt durchaus respektiert werde. Viele wünschten sich jedoch mehr Ausgewogenheit seitens der deutschen Regierung. Äußerungen Angela Merkels zur Entsendung deutscher UNIFIL-Soldaten vor der libanesischen Küste in denen sie sinngemäß erklärte: "Wir gehen in den Libanon um Israel zu schützen", stießen bei arabischen TV-Zuschauern jedoch auf großes Unverständnis so Abul-Ella.
Grundsätzlich sei das Deutschlandbild im Nahen Osten jedoch unverändert positiv. Deutschland hat keine Kolonialvergangenheit in der Region und leistet viel Entwicklungshilfe, die von den arabischen Bürgern honoriert werde.
Daneben lieferten Fernsehberichte aus Deutschland mitunter ein verstörendes Bild über das Leben in der Bundesrpublik, so der libanesische Journalist Abou Zeid. Bilder in großen Mengen Bier trinkender Menschen seien für Fernsehzuschauer im Nahen Osten genauso unverständlich wie Berichte über bunt geschmückte Schwulen- und Lesbenparaden.
Andrea Nüsse, langjährige Korrespondentin für deutsche Zeitungen in Kairo, erläuterte am Beispiel Ägyptens, dass Meldungen aus Deutschlands nur selten den Weg in nahöstliche Zeitungen finden. Die Berichterstattung beschränke sich pro Jahr im Wesentlichen auf zwei Interviews mit dem deutschen Botschafter, Meldungen über den deutsch-ägyptischen Streit um Nofretete und wenige Reportagen über das Leben von Muslimen in Deutschland.
Alyazia al-Suweidi, aus dem Vereinigten Arabischen Emiraten stammende Medien- und Kulturwissenschaftlerin an der Kingston Universität in London, merkte an, dass sich für ein realistischeres Bild Europas im Nahen Osten auch die restriktive Medienpolitik der arabischen Regierungen ändern müsse. Die arabischen Staaten müssten Bilder und Berichte aus Deutschland und Europa zulassen, die den Regierungen zwischen Nuakchott und Bagdad selbst nicht genehm sind.
Vor diesem Hintergrund kritisierte Anis Abul-Ella, dass das Internet als ungefilterter Informationsträger in Richtung der Arabischen Welt bislang sträflich vernachlässigt werde.
Mittwoch, 26. November 2008
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