60 iranische Wirtschaftswissenschaftler haben am Wochenende in einem offenen Brief die Politik der Regierung scharf kritisiert. Die konfrontative Außenpolitik Ahmadinejads habe negative Auswirkungen auf die iranische Wirtschaft und fordere dem Volk einen hohen Preis ab, heißt es in dem Schreiben, das am Samstag von der Nachrichtenagentur ILNA verbreitet wurde und von mehreren Tageszeitungen veröffentlicht wurde.
Besonders angeprangert wird laut der Nachrichtenagentur AFP in dem Brief die "fehlgeleitete Handelspolitik und und die Politik der Spannungen mit dem Rest der Welt, die den Iran der Handelsmöglichkiten und ausländischer Investitionen beraubt."
Die UN-Sanktionen als Folge der iranischen Weigerung die Uran-Anreicherung zu stoppen kosteten der Wirtschaft zusätzliche Milliarden US-Dollar, so die Ökonomen weiter. Die Regierungspolitik sei getrieben von "extremistischem Idealismus" und verkenne die Folgen für die iranische Wirtschaft. Diese Politik sei mitverantwortlich dafür, dass die Inflationsrate mittlerweile auf 30% gestiegen sei.
Mahmud Ahmadinejad wies die Kritik zurück und erklärte, die Wirtschaftsexperten wollten dem Iran das amerikanische Wirtschaftsmodell aufzwängen. "Einige wollten einen Wirtschaftsplan vorschlagen, wie er in den USA angewandt wird." Gerade angesichts der weltweiten Finanzkrise sei es jedoch besonders wichtig ein eigenständiges Wirtschaftssystem aufzubauen.
Ein vom Präsidenten angestoßenes Reformvorhaben stößt bei den 60 Ökonomen auf besonders heftigen Widerstand. Ahmadinejad plant staatliche Subventionen zu streichen und stattdessen das Geld direkt an die Bürger auszuzahlen - monatlich im Schnitt etwa 50 US-Dollar. Nach Ansicht der Wirtschaftswissenschaftler verschiedener iranischer Universitäten würde dieser Plan die Inflation im Iran nur weiter anheizen.
Das aktuell größte Problem für die Wirtschaft im Iran ist der fallende Ölpreis. 80% seiner Auslandseinnahmen bezieht der iranische Staat durch den Erdölexport. Der Preis für ein Barrel ist jedoch seit Juli von über 140 US-Dollar auf 60 Dollar gefallen. Damit bricht die wichtigste Einnahmequelle weg.
Sollte der Erdölpreis weiter fallen droht dem Iran im nächsten Jahr ein Haushaltsdefizit. Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds benötigt Teheran einen Pries von mindestens 90 Dollar pro Barrel um den Staatshaushalt ausgeglichen zu gestalten.
Präsident Ahmadinejad ficht dies nicht an. Er erklärte erst gestern, dass der Iran das Land sei, dass von der weltweiten Wirtschaftskrise am wenigsten betroffen sei.
Montag, 10. November 2008
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