Die große Mehrheit der Muslime identifiziert sich zwar mit den Zielen al-Qaidas, lehnt deren terroristische Methoden, also Anschläge gegen amerikanische Zivilisten, ab. Dies geht aus den neuesten Ergebnissen einer Meinungsumfrage hervor, die das Program on International Policy Attitudes der University of Maryland gestern vorgestellt hat. Für die Untersuchung wurden zwischen Juli und September 2008 Muslime in acht Ländern befragt, darunter auch Ägypten, Jordanien und die Palästinensergebiete.
Die Ergebnisse zeigen ein großes Misstrauen gegenüber der US-Politik in der muslimischen Welt. Mehr als 80% der Befragten in den drei arabischen Staaten äußerten die Ansicht, dass es Ziel amerikanischer Außenpolitik sei, die Grenzen Israels auszudehnen. Nur 4% der Ägypter und 28% der Jordanier glauben, dass die USA die Gründung eines palästinensischen Staates vorantreiben. In den Palästinensischen Gebieten selbst waren immerhin 59% dieser Ansicht.
Mehr als 80% der Umfrageteilnehmer aus Ägypten, Jordanien und Palästina vertraten zudem die Meinung, dass es Ziel amerikanischer Politik sei, den Islam zu schwächen und zu teilen. Kaum weniger Leute- in Palästina sogar 88% - glaubten, dass die USA die Verbreitung des Christentums förderten. Fast neun von zehn der befragten Araber vertraten die Ansicht, dass es ein vorrangiges Ziel der US-Politik sei, die Kontrolle über die Öl-Reserven im Nahen Osten zu behalten. Nur etwa jeder Zehnte glaubt, dass die USA die Demokratie in der Region förderten, unabhängig davon ob die so entstehende Regierung mit den Amerikanern kooperiere. Mehr als drei Viertel der Befragten lehnen amerikanische Basen am Golf.
Zwei von drei befragten Jordaniern, Ägyptern und Palästinensern bezeichneten die Haltung der USA gegenüber dem Internationalen Recht als heuchlerisch. Nicht einmal jeder 5. Befragte hatte den Eindruck, dass die USA der islamischen Welt mit Respekt gegenübertreten. Mehr als die Hälfte der Ägypter glaubt, dass die Amerikaner die Islamische Welt vorsätzlich demütigen. Gleichzeitig hat nur ein Viertel von ihnen ein positives Bild vom amerikanischen Volk.
Daher verwundert es auch kaum, dass eine überwältigende Mehrheit der befragten Ägypter wichtige Ziele des Terrornetzwerks al-Qaida teilt. Jeweils 87% unterstützten al-Qaidas Forderung nach einem Abzug der US-Armee aus den muslimischen Ländern und einem Ende der US-Unterstützung für Israel. Zudem fordert mehr als die Hälfte der Ägypter ein Ende der amerikanischen Unterstützung für das ägyptische Regime. Knapp zwei Drittel der Ägypter fordern zudem die Einführung der Sharia in jedem muslimischen Land. Sogar 88% lehnen "westliche Werte" in islamischen Ländern ab, was auch immer das heißen mag.
Gleichzeitig erklärten jedoch nur 21% der ägyptischen Umfrageteilnehmer, sie teilten al-Qaidas Haltung gegenüber den USA und würden Anschläge gegen Amerikaner gutheißen. Usama bin Laden wird jedoch von 44% der Ägypter, 27% der Jordanier und sogar 56% der Palästinenser positiv bewertet. In Jordanien glaubt auch nur eine kleine Minderheit von 11%, dass al-Qaida hinter den Anschlägen vom 11. September steckt, 31% machen Israel verantwortlich.
Anschläge gegen US-Truppen im Irak, am Persischen Golf oder in Afghanistan werden von einer großen Mehrheit von 66 bis 90% der Befragten unterstützt. Mit ebenso großer Klarheit lehnen Ägypter, Palästinenser und Jordanier jedoch Anschläge gegen amerikanische Zivilisten in den USA und der Islamischen Welt ab. 7% der Ägypter und 30% der Palästinenser billigen Anschläge gegen amerikanische Zivilisten.
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3 Kommentare:
Na herzlichen Glückwunsch.
Mit anderen Worten: Die Begeisterung sowohl für die USA als auch al-Qaida ist in der Arabischen Welt ziemlich gering ausgeprägt.
Wie war das doch gleich mit dem "Krieg der Ideen"?
Wirklich erschreckende Ergebnisse...
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