Mit einer offiziellen Zeremonie hat gestern der Wiederaufbau des palästinensischen Flüchtlingslagers Nahr al-Bared begonnen. Das Camp im Nordlibanon war im Sommer 2007 weitgehend zerstört worden, nachdem sich islamistische Kämpfer der Fatah al-Islam und die libanesische Armee hier wochenlange Kämpfe geliefert hatten. Dabei starben 400 Menschen, etwa 30000 wurden obdachlos.
Mehr als anderthalb Jahre nach Ende der Gefechte sieht die Lebenssituation für die Mehrzahl der Camp-Bewohner nach wie vor verheerend aus. Sie leben nun entweder in den Trümmern ihrer zerstörten Häuser oder flohen in das nahegelegene Flüchtlingslager Baddawi. Dort hat sich die Zahl der Einwohner dadurch fast verdoppelt, was zu zahlreichen Spannungen führt.
Die Aussichten dafür, dass sich an dieser Lage in absehbarer Zeit etwas ändern wird, stehen schlecht. Während die internationale Gemeinschaft in der letzten Woche umfangreiche Beträge für den Wiederaufbau des Gazastreifens versprochen hat, bleiben die Spenden zum Wiederaufbau von Nahr al-Bared weit hinter den Erwartungen zurück. Von den nach Schätzungen der UN benötigten 430 Millionen US-Dollar für die Rekonstruktion, steht bislang nur etwa ein Viertel bereit.
Nur zwei der acht geplanten Bauabschnitte in Nahr al-Bared sind damit gegenwärtig gesichert, erklärte UNRWA-Generalkommissarin Karen Koning AbuZayd gestern bei der Zeremonie in Anwesenheit von Ministerpräsident Fuad Siniora und der amerikanischen Botschafterin Michele Sisson. Damit kann auch nur für ein Viertel der Flüchtlinge der Wiederaufbau ihrer Häuser finanziert werden. Bis August dieses Jahres sollen die ersten 1500 Lagerbewohner nach Nahr al-Bared zurückkehren.
Doch selbst nach einem vollständigen Wiederaufbau des Lagers, sieht die Situation für die Palästinenser im Libanon alles andere als rosig aus. Die Kämpfe vom Sommer 2007, die etwa 170 libanesischen Soldaten das Leben kosteten, haben den Hass vieler Libanesen auf die Palästinenser geschürt. Bewohner umliegender Dörfer plünderten nach der Flucht der Palästinenser deren Häuser in Nahr al-Bared. Auch gegen den Wiederaufbau regte sich Protest.
Darüber hinaus sind die etwa 300000 Palästinenser, die zumeist in einem der 12 Lager im Libanon leben, Bürger zweiter Klasse. Sie dürfen kein Land kaufen, viele Berufe nicht ausüben und nur unter Schwierigkeiten staatliche Schulen und Universitäten besuchen. Die libanesische Staatsbürgerschaft wird ihnen nur in seltenen Ausnahmenfällen gewährt, wählen dürfen sie auch nicht. Dies dürfte sich auch in Zukunft nicht ändern, da die Einbürgerung der Palästinenser das komplizierte konfessionelle Gefüge der libanesischen Wählerschaft zugunsten der Sunniten verändern würde.
Dienstag, 10. März 2009
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