Am nächsten Tag verweist uns der Hausmeister kleinlaut an das religiöse Oberhaupt der Moschee. Dieser zeigt sich mit unserem Vorhaben grundsätzlich einverstanden, besteht jedoch darauf, eine Erlaubnis vom Ministerium für Religiöse Stiftungen einzuholen. Überzeugungsversuche erweisen sich als zwecklos. „Nur fünf Minuten von hier…“
Nach 10-minütigem Fußmarsch und ein paar ausgefüllten Formularen hören wir im Ministerium einen Satz, der noch Tage ins unseren Ohren klingen wird. „Kein Problem, aber zuerst brauchen sie…“ - ein Schreiben vom Tourismusministerium, schließlich sind wir Ausländer. Mit diesem Stück Papier bekämen wir die Erlaubnis „sofort“.
20 Minuten später im Tourismusministerium. „Kein Problem, aber…“ – der Verantwortliche befinde sich im Ministerium für Bewässerung. Kein Problem, sind ja nur 10 Minuten zu Fuß. Tatsächlich sitzen in der nächsten Behörde ein paar Hansel aus dem Tourismusministerium, allein der ominöse Verantwortliche fehlt. Der habe momentan „ein sehr wichtiges Meeting“ mit dem Tourismusminister. Aber wir könnten es ja mal in seinem Büro versuchen.
Machen wir, wenn auch ziemlich genervt. Die Füße schmerzen, die Zeit rennt, also ins Taxi ins etwas abgelegene Nobelviertel al-Malki. Die strahlende Miene der Sekretärin verwandelt sich in einen versteinerten Gesichtsausdruck, als wir von unserem Anliegen erzählen. „Eigentlich kein Problem, aber…“ – der Minister und der Verantwortliche seien extrem beschäftigt, das Treffen könne noch Stunden dauern. “So Sorry!“
Als erster hat unser Begleiter Rashid die Nase voll: „Ich habe es euch gesagt, diese Bastarde machen keinen Finger krumm, wenn man sie nicht besticht.“ Möglicherweise ein probates Mittel? Also zurück zur Moschee. Es erweist sich schließlich als glückliche Fügung, dass die Anwesenden offensichtlich über geringe Lese-Kenntnisse verfügen. Jedenfalls werden die nicht stattgegebenen Anträge, die wir bei den verschiedenen Ministerien gesammelt haben, als Fotoerlaubnis akzeptiert – ganz ohne Bakshish. Der Weg zum Minarett ist frei.
Wir fragen uns, welchen Aufwand man erst betreiben muss, wenn man mehr als nur ein Foto machen will – etwa ein Unternehmen gründen. Solange Angestellte weiterhin Angst vor Konsequenzen der Vorgesetzten haben, weil sie Verantwortung und Kompetenzen übernehmen, lebe die syrische Bürokratie!
1 Kommentar:
leider ist diese "bestechungspolitik" in syrien weit verbreitet,nichts läuft ohne "ليرات" :D, sowas ist kontraproduktiv und muss eigentlich entsprechend bekämpft werden,jedoch akzeptieren die meisten bürger diese tatsache einfach..und wenn die beamten nicht von alleine arbeiten wollen dann hilft man halt nach ,alles gierige monster
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