Mit Mustafa Mahmud ist am vergangenen Wochenende einer der bedeutendsten zeitgenössischen ägyptischen Intellektuellen gestorben. Im Westen ist Mustafa Mahmud nahezu unbekannt, in Ägypten kennt ihn jeder. Mahmud hatte großen Anteil an der Islamisierung des öffentlichen Lebens in Ägypten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Sein Werdegang ähnelt dem anderer islamistischer Vordenker seiner Zeit. 1921 geboren, wächst Mahmud in einer religiösen Familie in einer Kleinstadt im Nildelta auf. Er studiert Medizin und fängt bereits während des Studiums an für Zeitungen zu schreiben. Anfangs ist Mustafa Mahmoud glühender Anhänger des damaligen Staatschefs Gamal Abdel Nasser, dies ändert sich jedoch schlagartig nach der vernichtenden Niederlage der Ägypter im 6-Tage-Krieg 1967 gegen Israel.
Fortan wendet sich der Mediziner der Religion zu und wandelt sich vom Linken zum Islamisten. In Büchern wie „Meine Reise von der Unwissenheit zum Glauben“ erläutert Mahmud, warum sich die Muslime seiner Ansicht nach auf die Werte der islamischen Religion besinnen sollten. Gleichzeitig aber sei es für die islamischen Gesellschaften unerlässlich, sich moderne Technologien anzueignen und aktuelle wissenschaftliche Methoden anzuwenden.
Auf Betreiben des damaligen ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat erhält Mustafa Mahmud in den 70er Jahren eine eigene Sendung im Staatsfernsehen: „Das Wissen und der Glaube“. Jeden Montag Abend doziert der Autodidakt, der selbst nie eine religiöse Ausbildung genossen hat, darin über Religion und Moral. Mehr als 20 Jahre lang ist die TV-Sendung nicht aus dem ägyptischen Fernsehen wegzudenken. Damit wird Mahmud zum Wegbereiter für andere Fernsehprediger wie Amr Khaled, der sich mehr noch als Mahmud an junge Muslime wendet. Parallel dazu veröffentlicht Mahmud mehr als 100 Bücher. An jeder Straßenecke im Kairoer Stadtzentrum verkaufen Händler Mahmuds Bücher und DVDs.
In seinen Werken bedient der Autor mehr als einmal das Zerrbild der westlichen Verschwörung gegen die Araber und Muslime. Mit der Propagierung des „American Way of Life“ wollten die USA die islamischen Länder schwächen, so Mahmuds Überzeugung. Um sich dem entgegenzustellen, sei es unerlässlich ein gottgefälliges islamisches Leben zu führen.
Mustafa Mahmud selbst gab sich alle Mühe diesem Ideal gerecht zu werden. Er ließ zum Einen die nach ihm benannte Moschee im Kairoer Stadtteil Mohandessin errichten, die auch heute noch jeden Freitag zum Mittagsgebet aus allen Nähten platzt. Zum Anderen betreibt eine nach Mustafa Mahmud benannte Stiftung mehrere moderne Krankenhäuser, in denen sich Bedürftige für Cent-Beträge behandeln lassen können. Hunderttausende nutzen jährlich das medizinische Angebot, das durch Spenden aus Ägypten und Saudi-Arabien finanziert wird.
In den letzten Jahren hatte Mustafa Mahmud selbst mit schweren Krankheiten zu kämpfen. Er erkrankte an Krebs und Demenz. Er starb am 31. Oktober, am selben Tag wurde er in der Mustafa-Mahmud-Moschee in Kairo beigesetzt.
Donnerstag, 5. November 2009
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