Donnerstag, 23. Februar 2006

Algerien: Regierung will Bürgerkriegsopfer entschädigen



Algerien plant Entschädigungszahlungen an tausende Hinterbliebene von Opfern des Bürgerkriegs zu leisten und hofft somit, einen Schlussstrich unter die Jahre der politischen Gewalt ziehen zu können.
Gestern veröffentlichte das Kabinett Details eines Amnestieplans, der ein an Rebellen gerichtetes Ultimatum zur Abgabe ihrer Waffen verlängert, sowie finanzielle Entschädigungen für Familien von im Bürgerkrieg verschwundenen Personen und finanzielle Hilfen für Familien während der 1990er Jahre getöteter Rebellen vorsieht.
"Ich bin sehr optimistisch angesichts Algeriens Zukunft.", so Abdelaziz Belkhadem, Chef der Nationalen Befreiungsfront (NLF), der stärksten Partei innerhalb der Koalitionsregierung gegenüber Reuters. "Zu den positiven Aspekten des Programms gehört der Fakt, dass Familien die gelitten haben entschädigt werden."
Zur Höhe der Kompensationszahlungen macht das Regierungspapier keine Angaben. Orientiert man sich an Entschädigungen, die infolge von Naturkatastrophen in den vergangenen Jahren gezahlt wurden, rechnen Experten mit Beträgen von umgerechnet 8000 bis 10000 Euro - angesichts der hunderttausenden Familien, die Anspruch auf diese Gelder erheben könnten, kein Pappenstiel. Finanziert werden sollen die Aufwendungen durch die Erlöse der Öl- und Gasexporte.
Mahmoud Belhimer, Verleger und Universitätsprofessor, sieht dies mit Skepsis.: "Geld hilft eine Krise zu lösen. Die Regierung wird jeden entschädigen. Aber was, wenn die Ölpreise fallen? Algerien sieht sich bereits mit einer schweren solzialen Krise konfrontiert. Nichts wird getan um ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum zu generieren."
Der Bürgerkrieg im zweitgrößten Staat Afrikas hatte von 1992 bis 2002 etwa 150000 Menschen das Leben gekostet, der wirtschaftliche Schaden wird auf mehr as 20 Milliarden US-Dollar geschätzt.

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