Eine Gruppe britischer Medziner muslimischen Glaubens hat die religiösen Führer des Islams aufgefordert, Rechtsgutachten (arabisch: fatwa) zu erlassen, in denen das Rauchen untersagt wird. In ihrem gestern im British Medical Journal (BMJ) erschienen Beitrag wiesen die drei Wissenschaftler darauf hin, dass der Anteil von Rauchern an der Gesamtbevölkerung in islamischen Ländern zu den höchsten der Welt gehört.
Studien haben etwa ergeben, dass in Syrien und Jordanien bis zu zwei Drittel aller männlichen Erwachsenen zur Zigarette greifen. Versuche, das Rauchen in diesen Ländern zurückzudrängen seien in der Vergangenheit immer wieder an der tief in den Gesellchaften verwurzelten Sitte des Rauchens, sowie an fehlenden Anti-Raucher-Gesetzen gescheitert, erklärten die Mediziner. Zudem hätten die religiösen Autoritäten des Islam das Ausmaß des Problems noch immer nicht erkannt und dem Tabakgenuss eine religiöse Akzeptanz verliehen.
Man erhoffe sich nun mit Hilfe von Rechtsgutachten das Rauchen in den arabischen Gesellschaften endämmen zu können. Dennoch sollten diese Fatwas von anderen Maßnahmen wie einem Werbeverbot nach EU-Vorbild, dem Verbot des Zigarettenverkaufs an Minderjährige, sowie speziell auf Muslime zugeschneiderten Aufklärungskampagen begeleitet werden, fordern die Ärzte. So sei der Fastenmonat Ramadan, in dem die Muslime zum Verzicht auf Zigaretten aufgefordert werden, ideal um mit einer Anti-Raucher-Kampagne auf die Gefahren des Tabakkonsums aufmerksam zu machen.
Im sunnitischen Islam sind Fatwas Rechtsgutachten, die keinerlei rechtliche Bindung für den einzelnen Muslim besitzen. Die Befolgung hängt nicht zuletzt mit der moralischen und religiösen Autorität des Rechtsgelehrten zusammen.
Sonntag, 5. Februar 2006
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